RX 6650 XT, 6750 XT, 6950 XT im Test: Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme und OC
3/4Lautstärke & Kühlung
High-End-Grafikkarten haben es mit ihrer hohen Leistungsaufnahme für gewöhnlich immer schwer in Sachen Lautstärke, doch die Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure hält nichts von dieser Regel. Mit dem werkseitig aktiven BIOS kommt sie auf eine gemessene Lautstärke von 38 dB, womit sie immer noch als recht leise durchgeht. Trotz klar höherer Leistungsaufnahme als AMDs Radeon RX 6900 XT im Referenzdesign ist die Sapphire-Karte damit etwas ruhiger, aus dem geschlossenen Testsystem-Gehäuse (das nachweislich nicht sehr gut entlüftet) stört sie beim Spielen zu keiner Zeit. Auch mit dem alternativen OC-BIOS hält sich der Geräuschpegel mit 40 dB noch in Grenzen.
Perfekt ist die Nitro+ Pure von Sapphire aber nicht. So kann es bei den neuen Nitro+-Lüftern bei manchen Drehzahlen zu leichten Resonanzen kommen, die pumpend an- und abschwellen. Bei 1.740 Umdrehungen pro Minute gibt es die Resonanzen nicht, bei 1.800 fangen diese an, haben bei etwa 1.850 Umdrehungen ihren Höhepunkt erreicht und schwellen dann wieder ab.
Vielen Spielern wird dies vermutlich gar nicht erst auffallen. Wer aber empfänglich für diese Art von Geräusch ist, könnte sich daran stören. Manche sind aber auch unempfindlich dafür. So weiß ComputerBase von zwei Personen, die keine Resonanzen hören, ein weiterer muss sich darauf konzentrieren und neben dem Tester noch von einer weiteren Person, die auch ohne Beschreibung der Geräuschcharakteristik diese sofort korrekt beschrieben hat. Hinzu kommt noch, dass je nach Gehäuse das Pumpen unterschiedlich stark auffällt. Die Situation ist zwar nicht optimal, scheint aber auch kein allzu großes Problem zu sein. Es ist ein klein wenig ein Glücksspiel.
Die Sapphire Radeon RX 6750 XT Nitro+ umgeht diese Problematik dann gerade so. Mit 1.710 Umdrehungen pro Minute bleibt die Grafikkarte im Testsystem unter der kritischen Schwelle, kann selbige in einem anderen Gehäuse und bei leicht höheren Drehzahlen aber schnell überschreiten. Im Test kommt das Modell auf 38 dB und ist damit genauso laut wie die große Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure – der große Lüfter zeigt bei 100 Watt mehr (siehe unten) also seine Wirkung. Mit dem alternativen BIOS sinkt die Lautstärke der Radeon RX 6750 XT Nitro+ dann mit fast 500 Umdrehungen weniger auf sehr leise 33,5 dB ab. So fällt die Grafikkarte beim Spielen nicht mehr auf.
Der kleinere Hellhound kann mit dem Silent-BIOS überzeugen
Bei der Sapphire Radeon RX 6650 XT Nitro+ spielt das BIOS dann keinerlei Rolle, mit beiden Software-Versionen kommt die Grafikkarte auf 34 dB. Mit den 1.560 Umdrehungen ist sie zwar nicht unhörbar, aber leise und akustisch unauffällig. Die PowerColor Radeon RX 6650 XT Hellhound kann da nicht ganz mithalten, was aufgrund des deutlich kleineren Kühlers aber nicht verwunderlich ist. Mit 38 dB im Silent-BIOS ist der Geräuschpegel dennoch ordentlich. Mit dem OC-BIOS drehen die Lüfter mit 1.750 Umdrehungen in der Minute dann 300 Touren schneller, was mit 43 dB aber etwas laut ist. Das Silent-BIOS ist entsprechend vorzuziehen.
Temperaturen unter Last
Temperaturprobleme bei den neuen Custom-Designs gibt es nicht einmal im Ansatz. Selbst die große Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure mit ihrer hohen Leistungsaufnahme bleibt angenehm kühl. Mit dem Primär-BIOS liegt die GPU-Edge-Temperatur bei 78 °C, die Hotspot-Temperatur bei 93 °C – erst wenn letztere 110 °C überschreitet, wird es kritisch. Auch mit dem OC-BIOS gibt es noch genügend Spielraum nach oben, die Hotspot-Temperatur kommt dann auf 97 °C.
Die anderen Testkandidaten schneiden vergleichbar ab oder bleiben noch kühler. Die PowerColor Radeon RX 6650 XT Hellhound mit dem vergleichsweise kleinen Kühler erzielt eine Junction-Temperatur von 93 °C mit dem Silent- und von 95 °C mit dem OC-BIOS, während die konkurrierende Sapphire Radeon RX 6650 XT Nitro+ mit dem deutlich größeren Kühler auf 87 °C kommt. Bei den Edge-Temperaturen liegen unabhängig vom BIOS 73 Grad bei PowerColor und 63 Grad bei Sapphire an. Die Sapphire Radeon RX 6750 XT Nitro+ erhitzt sich beim Spielen auf 91 °C (Standard-BIOS) bzw. 91 °C (Alternativ-BIOS).
Leistungsaufnahme: Spiele, YouTube, Desktop
Die neuen Modelle benötigen auf dem Windows-Desktop quasi genauso viel Energie wie die Originalmodelle und schneiden in dieser Disziplin entsprechend sehr gut ab. Selbst die Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure benötigt im Idle-Modus gerade einmal 10 Watt, bei der PowerColor Radeon RX 6650 XT Hellhound sind es nur 5 Watt.
Im Dual-Monitor-Betrieb schneiden die PowerColor Radeon RX 6650 XT Hellhound und die Sapphire Radeon RX 6650 XT Nitro+ mit 24 respektive 25 Watt noch ordentlich ab, alle anderen Refresh-Modelle benötigen deutlich mehr Energie. Die Radeon RX 6750 XT Nitro+ kommt auf 38 Watt, die Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure gar auf 50 Watt. Damit brauchen alle neuen Modelle noch einmal eine ordentliche Portion mehr Saft, auch wenn die Originalversionen diesbezüglich schon nicht gerade gut abgeschnitten haben. Denkbar ist, dass der neue 18/17,5 Gbps schnelle GDDR6-Speicher mehr Energie als der ältere 16-Gbps-RAM benötigt.
Im praxisnahen Fensterbewegungstest schaut es für die Radeons wieder deutlich besser aus. Mit 18 und 19 Watt für die beiden Radeon RX 6650 XT, 20 Watt für die Radeon RX 6750 XT und 38 Watt für die Radeon RX 6950 XT schneiden alle Ableger besser als die GeForce-Konkurrenz von Nvidia ab. Doch auch hier benötigen die neuen Grafikkarten alle etwas mehr Energie als die alten.
Bei der Videowiedergabe orientieren sich alle neuen Grafikkarten erneut an den Vorgängern, brauchen aber wieder durchweg etwas mehr Strom. 22 Watt lassen sich zum Beispiel bei einem Ultra-HD-Video mit 60 FPS auf YouTube messen, 47 Watt sind es mit HDR. Die Radeon RX 6700 XT benötigt für dieselbe Arbeit mit 18 und 45 Watt dagegen etwas weniger Energie. Bei den zwei Probanden der Radeon RX 6650 XT und der Radeon RX 6950 XT schauen die Ergebnisse genauso aus.
Leistungsaufnahme in Games
Höhere Taktraten bedeuten natürlich auch mehr Energie. In Spielen benötigt die Radeon RX 6650 XT in Full HD mit 176 Watt 28 Watt mehr als noch die Radeon RX 6600 XT, die konkurrierende und in Rasterizer-Spielen langsamere Nvidia GeForce RTX 3060 kommt auf höhere 173 Watt. Wird ein 144-FPS-Limit in Full HD hinzugeschaltet, genehmigt sich der Proband 137 Watt. Die von Haus aus übertakteten Custom-Designs benötigen ungefähr 10 Watt mehr als ein Standardmodell, PowerColor Hellhound und Sapphire Nitro+ schneiden diesbezüglich gleich ab.
Bei der Radeon RX 6750 XT lassen sich im Spiele-Betrieb derweil 222 Watt in WQHD messen, was nur 5 Watt mehr als bei der Radeon RX 6700 XT ist – aufgrund der identischen TGP verwundert das aber nicht. Die konkurrierende GeForce RTX 3070 kommt bei der Messreihe auf vergleichbare 217 Watt. Wird ein 144-FPS-Limit hinzugeschaltet, hat dies auf WQHD keine Auswirkung, in Full HD braucht die Grafikkarte dann noch 166 Watt. Die Sapphire Radeon RX 6750 XT Nitro+ benötigt mit dem Alternativ-BIOS derweil mit 231 Watt nur 9 Watt mehr, während das werkseitig aktive Primär-BIOS auf hohe 273 Watt und damit ein ordentliches Plus von 51 Watt kommt.
Die Radeon RX 6950 XT als AMDs neues Grafikkarten-Flaggschiff zieht beim Spielen in Ultra HD mit 344 Watt 48 Watt mehr als die Radeon RX 6900 XT und damit immer noch 18 Watt weniger als die GeForce RTX 3080 Ti und 48 Watt weniger als eine von Haus aus übertaktete GeForce RTX 3090. Die GeForce RTX 3090 Ti benötigt mal eben 119 Watt mehr, bietet dafür aber auch mehr Performance. Die leicht schnellere Radeon RX 6900 XT mit XTXH-GPU ist mit 375 Watt 31 Watt fordernder.
Mit einem 144-FPS-Limit reduziert sich die Leistungsaufnahme der Radeon RX 6950 XT in WQHD auf 224 Watt und in Full HD auf 178 Watt. Die Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure braucht mit dem Standard-BIOS 372 Watt (+28 Watt) und damit gleich viel wie die XTXH-Variante, während das Sekundär-BIOS mit 397 Watt (+53 Watt) dann fast die 400-Watt-Marke erreicht und so auf demselben Niveau wie ein von Haus aus übertaktetes Custom-Design der GeForce RTX 3090 liegt.
Energieeffizienz in FPS pro Watt
Refresh-Modelle einer Grafikkarten-Generation haben eigentlich immer eine schlechtere Energieeffizienz als die Originalmodelle, denn höhere Taktraten benötigen nun einmal mehr Energie. Und das gilt auch für den RDNA-2-Refresh. So liefert die Radeon RX 6650 XT in Full HD 15 Prozent weniger FPS pro Watt als noch die Radeon RX 6600 XT und liegt damit nicht mehr mit an der Spitze des Testfeldes, sondern nur noch im oberen Mittelfeld.
Die Radeon RX 6750 XT stellt die große Ausnahme dar, da AMD die TGP der Grafikkarte gegenüber der Radeon RX 6700 XT nicht erhöht hat. Und damit hat das neue Modell auch eine 2 Prozent höhere Energieeffizienz als die Radeon RX 6700 XT. Offenbar konnte der Hersteller bei Navi 22 die Parameter für Takt und Spannung optimieren, sodass die höheren Taktraten kaum mehr Strom ziehen.
Die Radeon RX 6950 XT liefert genau 10 Prozent weniger FPS pro Watt ab als die Radeon RX 6900 XT, die damit vom Spitzenfeld ins Mittelfeld rutscht. Die Grafikkarte arbeitet exakt so effizient wie die GeForce RTX 3080 Ti und die GeForce RTX 3090, während die GeForce RTX 3090 Ti in dieser Disziplin nicht mithalten kann.
Übertakten: OC der Radeon RX 6950 XT
Auf das Übertakten der Radeon RX 6650 XT und der Radeon RX 6750 XT hat ComputerBase verzichtet, denn die Probanden bieten diesbezüglich ein recht ähnliches Potenzial wie die Originalmodelle Radeon RX 6600 XT und Radeon RX 6700 XT. Anders dagegen die Radeon RX 6950 XT, denn während AMD die Radeon RX 6900 XT bezüglich maximaler GPU-Power und maximalem Takt ziemlich einschränkt, öffnet das Unternehmen bei der Radeon RX 6950 XT die Limits auf das Niveau der Radeon RX 6900 XT mit selektierter XTXH-GPU.
Das hat zur Folge, dass sich das Power-Limit der Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure um ordentliche 20 Prozent anheben lässt. Darüber hinaus lässt sich im Treiber der Regler für den GPU-Takt auf wahnwitzige 5.000 MHz erhöhen, was quasi kein Limit bedeutet. Und der GDDR6-Speicher lässt sich um maximal 3.000 MHz übertakten.
Über 2.700 MHz sind stabil möglich
Stabil erlaubt die Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure mit dem sekundären OC-BIOS einen um 137 MHz höheren GPU-Takt (im Vergleich zum OC-BIOS, nicht AMDs Referenztakt). In Spielen taktet die Grafikkarte dann mit bis zu etwa 2.745 MHz, die mit der XFX Radeon RX 6900 XT Merc 319 Limited Black Gaming erreichten 2.800 MHz waren nicht ganz möglich. Beim GDDR6-Speicher war das Limit bei zusätzlichen 600 MHz und damit einem Takt von 9.600 MHz erreicht. Anders als auf aktuellen GeForce-Grafikkarten lässt sich GDDR6-Speicher auf Radeons deutlich schlechter übertakten. Der Grund dafür liegt vermutlich nicht am Speicher selbst, sondern womöglich am Speichercontroller.
Durch das Übertakten steigt die TGP der Grafikkarte von 284 Watt (Referenz) über 325 Watt (OC-BIOS der Nitro+ Pure) auf 370 Watt an, was für das Kühlsystem der Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure kühltechnisch zwar kein Problem darstellt (GPU-Hotspot bleibt bei unter 100 °C), mit 2.650 Umdrehungen pro Minute wird der Kühler aber laut. Die durchschnittliche Taktrate in Doom Eternal steigt durch das Übertakten gegenüber den Referenzvorgaben um 12 Prozent auf 2.598 MHz an, die Framerate ist um 10 Prozent höher. Gegenüber dem nicht übertakteten OC-BIOS auf der Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure beträgt das Leistungsplus 6 Prozent.