Archiv-Storage: Western Digitals geheime Speziallösung mit 50 TB
Auf seinem Investor Day hat Western Digital nicht nur über Umsätze und Marktchancen gesprochen, sondern auch einige Produktpläne verraten, die so noch nicht bekannt waren. Der Leiter der HDD-Sparte sprach etwa von speziellem Archiv-Storage mit 50 TB, der praktisch „gleich um die Ecke“ warte.
Diese Worte kommen aus dem Mund von Ashley Gorakhpurwalla, seines Zeichens Executive Vice President und General Manager der HDD-Sparte von Western Digital, der auf der Bühne vom Western Digital 2022 Investor Day sprach.
Spezielle 50-TB-Laufwerke für wenige Kunden
An dem „Archival Storage“, wie die Präsentationsfolie ihn geheimnisvoll nennt, arbeitet Western Digital schon länger und will die Marke von 50 TB deshalb in Kürze erreicht haben. 50 TB wären rund doppelt so viel, wie die herkömmlichen 3,5-Zoll-HDDs des Unternehmens maximal bieten, die jetzt bei 26 TB angekommen sind.
But we see with our roadmap and our development we are right around the corner essentially from delivering 50 TB (?) units
Ashley Gorakhpurwalla, Western Digital
Bei dem Archivspeicher handelt es sich laut Gorakhpurwalla um spezialisierte Produkte, die für nur wenige ausgewählte, aber angeblich große Kunden zugeschnitten sind. Der Manager räumte jedoch ein, dass diese Produkte „möglicherweise nicht öffentlich zugänglich“ und so wenigen Großkunden vorbehalten bleiben.
Wie die enorme Speicherkapazität technisch realisiert wird, bleibt ein Geheimnis. Mit Flash-Speicher lassen sich längst SSDs mit 100 TB realisieren, die aber sehr teuer sind. Da es sich in der Präsentation jedoch um HDD-Produkte dreht, sind spezielle Festplatten denkbar, die etwa über deutlich mehr oder größere Magnetscheiben verfügen und über gängige Formfaktoren hinausreichen. Auf Basis der Technik der neuen „UltraSMR“-HDD, die über 10 Scheiben mit je 2,6 TB verfügt, würden 20 dieser Scheiben theoretisch ein Festplattenlaufwerk mit 52 TB ermöglichen.
Erste Andeutungen zum speziellen Archivspeicher auf Basis von HDD-Technik hatte Gorakhpurwalla schon in einem Interview im Dezember gemacht. In dem Bericht von Blocks and Files wurde über eine Rückkehr der größeren Platter von früheren 5,25-Zoll-HDDs spekuliert, was aber unwahrscheinlich klingt. Dieses Format wird schließlich seit gut 20 Jahren nicht mehr produziert. Spezielle Platter in Kleinserie für ausgewählte Kunden fertigen zu lassen, dürfte sich ohnehin nicht rechnen.
Dual Actuator immer noch ein Thema
Die Grafik führt am anderen Ende, dort wo die Speicherkapazität am geringsten, aber die Leistung am höchsten ist, die „Dual Actuator“ genannte HDD-Technik auf. Dabei handelt es sich um Festplatten mit zwei Aktoren, also jenem mechanischen Arm, an dem die Schreib/Lese-Köpfe sitzen, die über den mit tausenden Umdrehungen pro Minute rotierenden Magnetscheiben schweben und für den Datenzugriff sehr präzise ausgerichtet werden müssen.
Mit zwei dieser Einheiten soll die Leistung nahezu verdoppelt werden; Western Digital nennt hier den Faktor 1,8.
Die Technik ist keine neue Idee und wurde von Seagate bereits 2017 als Multi Actuator Technology vorgestellt. Später nannte dieser Hersteller die Technik Mach.2 und hat mit der Exos 2X14 (PDF) inzwischen ein erstes Produkt.
Ob und wann Western Digital diesen Ansatz weiter verfolgt, bleibt unklar. Ashley Gorakhpurwalla sprach weiterhin von einem „Konzept“, das als spezielle Lösung wohl auch eher einen kleinen Kundenstamm bedienen würde. An die Leistung einer SSD reicht eine solche Lösung noch lange nicht heran.