ASRock DeskMini B660 im Test: Ausstattung, Alltagstests und Leistungsaufnahme
2/3Der ASRock DeskMini B660 ist ein Barebone, so steht er in der Regel auch im Handel: Ohne CPU, RAM und Massenspeicher. Einige Systemintegratoren (SI) kaufen das System allerdings ein und bestücken ihn wahlweise bereits mit einem Prozessor und gern auch RAM sowie manchmal einer SSD. Dann kauft der Kunde letztlich einen Komplett-PC. Dabei sollte aber stets der Aufpreis im Auge behalten werden, denn CPU, RAM und SSD im DeskMini zu verbauen ist vergleichsweise einfach und kann so zu einiger Ersparnis führen. Und natürlich zu deutlich mehr Vielfalt.
Ausstattung: Dem Einsatzzweck entsprechend
Beim RAM stellt sich quasi keine Frage, bei SO-DIMM nach Standard DDR4-3200 gibt es eine große Auswahl. Overclocking wird dabei zum Teil unterstützt, sodass auch „Gamer“-Module problemlos funktionieren. Oft klappt das sogar etwas besser, da im BIOS einfach XMP ausgewählt werden kann und die Spezifikationen der Module perfekt anliegen.
Bei der SSD als Massenspeicher steht ebenfalls keine Hürde im Weg, hier entscheidet primär die Kapazität. Lösungen mit aktuellem M.2-Interface nach Standard PCI Express 4.0 und vier Lanes gibt es wie Sand am Meer, gleich zwei davon können im DeskMini B660 verbaut werden. Dabei darf im primären Anschluss sogar eine SSD mit PCIe 5.0 genutzt werden – die hierfür passenden Lösungen kommen aber erst noch auf den Markt.
Der Mini-PC unterstützt darüber hinaus Festplatten. Zwei davon können als SATA-Lösung im 2,5-Zoll-Format auf der unteren Seite platziert werden. Zwei M.2-SSD und zwei SATA-SSDs/HDDs machen den Mini-PC auf Wunsch summa summarum zu einem echten kleinen Massenspeichermonster.
CPU-Wahl: Alder Lake bis 65 Watt TDP, keine F-CPUs
Die Frage, welcher Intel Core der 12. Generation im System landen sollte, ist da schon komplizierter zu beantworten. Der Support reicht grundsätzlich für alle aktuellen Alder-Lake-CPUs in der Klasse von 35 bis 65 Watt, was auch einen Core i7-12700 oder gar Core i9-12900 einschließt. Celeron, Pentium, Core i3 oder Core i5 dürften in der Praxis aber häufiger vorzufinden sein. Wichtig ist dabei, stets darauf zu achten, dass keine F-Modelle der neuen Alder Lake gekauft werden, denn sie bieten keine iGPU – und ohne PCIe-Steckplatz benötigt man genau die im DeskMini B660 zwingend.
Testergebnisse und Benchmarks
ComputerBase hat den ASRock DeskMini B660 mit einem Intel Core i5-12500 (Test) ausgestattet. Der 65-Watt-Prozessor ist so etwas wie die goldene Mitte im Portfolio und überzeugte zuletzt im Test. Zur Seite stehen zwei Mal 8 GByte DDR4-3200 und eine 1 TByte große SSD nach PCIe-4.0-Standard. Die Installation verlief problemlos. Das aktuelle BIOS-Update, das bereits in mehrfacher Form vorliegt, wurde ebenfalls problemlos installiert.
Nach der Installation bekommen DeskMini-Nutzer auch hier nun ein Fenster zu sehen, das Treiber für Hardware installieren möchte und so etwaige Probleme in Windows umgehen kann. Bekannt ist dies von einigen Anbietern nun bereits seit einiger Zeit, beispielsweise Asus führt das bei einigen Desktop-Serien schon seit einigen Jahren. Da bei ASRock aber die verbaute Ware quasi von der Stange kommt und schon einige Zeit im Markt genutzt wird, kennt ein aktuelles Betriebssystem nahezu alles auch so bereits und benötigt kaum zusätzliche Unterstützung. Dennoch ist es ein lobenswertes Feature, das sich so mancher vor Jahren bei beispielsweise stets wechselnden neuen LAN-Lösungen gewünscht hätte, stand er doch nach der Windows-Installation erst einmal ohne LAN und damit oft auch ohne Internet da.
Das schwache Netzteil bremst die CPUs ein
Im BIOS, das klassischen ASRock-Mainboards für den Desktop kaum in etwas nachsteht, werden die Powerlimits für die CPUs hinterlegt. ASRock geht bei dem kleinen PC eigene Wege und weicht von Intels Vorgaben ab, doch das ist nicht neu. Dabei geht es in der Regel nicht um den regulären Verbrauch rund um die TDP/PL1, sondern um die Lastspitzen, die mit PL2 definiert sind.
Beim zum Test verbauten Core i5-12500 wird das bereits deutlich. Dieser setzt auf eine TDP von 65 Watt, der PL2-Wert für den Turbo-Einsatz ist mit 117 Watt durch Intel spezifiziert. ASRock deckelt diesen aber bereits bei 75 Watt. Beim Core i5-12500 mit einem zuvor ermittelten Durchschnittsverbrauch von gern auch über 80 Watt ist dies letztlich nur eine minimale Einschränkung. Die Leistungsverluste sind jedoch messbar.
Auf die Frage, warum das denn so gehandhabt wird und woran es überhaupt festgemacht ist, erklärte ASRock gegenüber ComputerBase, das Netzteil sei hierbei die maßgebende Größe. Das reguläre 120-Watt-Netzteil aus dem Lieferumfang setzt die Limits für den Prozessor mit Iccmax = 120 Ampere und PL2 = 75 Watt. Mit einem größeren 150-Watt-Exemplar werden die beiden Kenngrößen auf Iccmax = 140 Ampere und PL2 = 90 Watt angehoben.
Der Blick auf das Strommessgerät zeigt hier letztlich auch, was an der Aussage dran ist. 119 Watt zieht der Mini-PC unter voller Last aus der Wand – das 120-Watt-Netzteil ist (Verluste außen vor gelassen) hiermit also fast am Limit angelangt. Hier muss sich der Hersteller nun doch die Frage gefallen lassen, ob es nicht von Haus aus eine Lösung sein sollte, die ein wenig mehr Reserven hat. Denn ein Core i5 ist nur die Mitte des Portfolios, darüber gibt es noch ganz andere Kaliber. Kleinere CPU-Lösungen haben im Umkehrschluss natürlich keine derartigen Probleme zu befürchten.
Leistung in Anwendungen
Die Unterschiede zur Intel-Spezifikation sind am Ende messbar. Der Blender-Test dauert statt knapp 20 Minuten nun 1,5 Minuten länger, bei leichten Lasten sind die Unterschiede nicht so ausgeprägt. Wird der DeskMini also pauschal keine Render-Maschine, dann halten sich die Leistungsunterschiede in Grenzen. Zwischen 1 und 10 Prozent Unterschied zu einem regulären B660-Board im Desktop können es aber mit einem Core i5 durchaus sein. Daran hat auch ein etwas langsamerer SO-DIMM-Speicher seinen kleinen Anteil.
Noch etwas gravierender können die Einschnitte beim Intel Core i9-12900 mit 65 Watt TDP=PL1 (Test) aussehen, denn hier liegt der PL2-Wert bei 202 Watt. Doch auch hier gilt es, die zwei grundlegenden Situationen zu beachten: In klassischen Desktops kann das PL2-„No“-Limit die ganze Zeit anliegen, alternativ aber auch nur für einige Sekunden, wenn die exakten Herstellerangaben verwendet werden. Im Test zuletzt stellte sich heraus, dass der PL2-Wert dann nicht einmal 15 Sekunden genutzt wird, bevor die CPU auf 65 Watt sinken muss. Eine Einschränkung durch ASRock hat also auch hier Folgen, aber nicht so stark, wie es auf den ersten Blick scheint.
Mit dem Intel Core i5-12500 gibt es leistungstechnisch letztlich trotzdem nichts etwas zu beanstanden. Die Endergebnisse reichen durch die genannten Einschränkungen zwar nicht ganz an die eines ausgewachsenen Desktops heran, sind aber stets schneller als ein bisheriges Modell.
Leistung in Spielen
Die nur 32 EU starke iGPU in den Alder-Lake-Prozessoren ist wiederum für mehr als Office-Aufgaben nicht geeignet. Schon ein simples Spiel lässt sie überfordert zurück, wie die nachfolgenden Benchmarks zeigen, in denen stellvertretend eine 32 EU starke Xe-iGPU aus dem Core i7-11800H vertreten ist – sie ist genau so schnell wie die Variante im Core i5-12500. Die Ergebnisse stammen aus dem Artikel „AMD Radeon 680M im Test: Die Ryzen-6000-iGPU mit RDNA 2 auf dem Prüfstand“.
Lautstärke und Kühlleistung
Im Alltag zeigt der neue Boxed-Kühler von Intel nahezu die gleichen Schwächen wie bekanntlich auch die Vorgänger. Er wird schnell ziemlich laut, was aber auch an der Lüftersteuerung des ASRock DeskMini liegt. Diese hat, wie so oft, zu allererst niedrige Temperaturen auf dem Schirm und agiert so ziemlich aggressiv. Erst an zweiter Stelle wird dann an die Lautstärke gedacht. Und so lässt sie den Lüfter mit über 3.000 U/min drehen, obwohl die CPU nur knapp über 70 °C aufweist. Besonders nervig ist hierbei, dass 70 °C so ziemlich exakt der Wert sind, wo der Lüfter hochdreht. Je nach Last schwankt er dann um diese Marke, der Lüfter dreht mal auf, dann wieder herunter – nervig.
Immerhin kann hier händisch im BIOS einiges an Optimierung vorgenommen werden, die Alternative wäre ein Third-Party-Modell eines Prozessorkühlers. Hier gilt es dann, die maximale Bauhöhe von 52 mm zu beachten. Ein quasi zehn Jahre alter Noctua NH-L9i (Test) in der Anpassung für den Sockel LGA 1700 ist hier eine solche Lösung, die sogar nur 37 mm hoch ist.
Leistungsaufnahme
Bei der Betrachtung der Powerlimits für die CPU kam das Netzteil bereits zur Sprache. Die Leistungsaufnahme des gesamten Mini-PCs zeigt, warum das 120-Watt-Exemplar ein Problem bekommen kann. Es ist gar nicht neu, vielmehr ein alter Bekannter, auch das DeskMini X300 nutzt dieses Netzteil. Bereits damals hat der Test zur Sprache gebracht, dass es mit den Renoir-APUs grenzwertig ausgelegt ist. Der B660-Chipsatz bietet jedoch viel mehr Ausstattung als ein X300, zusammen mit den fordernden CPUs ist die Mischung nun nicht mehr die Beste. So war der DeskMini X300 mit 13 Watt Minimum unterwegs, der DeskMini B660 ist es heute aber mit 26 Watt im Leerlauf unter Windows 11 – bei gleichem SO-DIMM und gleicher M.2-SSD. Am Ende entspricht die Leistungsaufnahme im Leerlauf fast der eines ausgewachsenen Desktops, wenn die CPU dort ebenfalls nur mit iGPU betrieben wird.
Unter Last kommt die 120-Watt-Marke für das komplette System entsprechend schnell näher. Ohne die Limitierung der CPU auf maximal 75 Watt würde das Netzteil nicht mehr ausreichen – ASRock hat den Wert also nicht einfach so gewählt. Auch die Aussage, dass mit einem 150-Watt-Netzteil der CPU bis zu 90 Watt zugestanden werden, ergibt nun schnell Sinn. Da die TDP aber bei allen Intel-CPUs ab den kleinsten Core i5 gern über 65 Watt rangiert (mit Turbo), wäre ASRock angeraten, in Zukunft doch ein stärkeres Netzteil als Serienausstattung anzubieten. Denn dass hier sogar ein Core i9 verbaut werden kann, verkommt sonst zur reinen Marketing-Aktion: Der 65-Watt-Prozessor Core i9-12900 wollte im ComputerBase-Test in der Spitze schließlich 193 Watt nur für sich aufnehmen. Hier treffen definitiv Welten aufeinander.
Weniger Watt im Idle per händischem BIOS-Eingriff
Das Problem ist aber auch ein bei ASRock altbekanntes. Viele Stromsparfeatures der modernen Plattform stehen im BIOS auf „Auto“, werden so jedoch nicht genutzt. Das explizite Umstellen von „Auto“ auf „Enabled“ lässt das gleiche System am Ende nun im Leerlauf unter Windows 11 auf ein Minimum von 16 Watt absinken – eine durchaus signifikante Änderung vom Ausgangswert mit 26 Watt. Auf die Leistung hat das keine Auswirkung, unter voller Last nimmt das System immer noch 119 Watt aus der Wand.
Die weiteren Ausstattungsmerkmale halten keine größeren Überraschungen mehr bereit. Die Video-Ausgabe funktioniert auch mit Sound problemlos, USB und LAN verrichten ihren Dienst wie erwünscht.