Im Test vor 15 Jahren: Gegen die 8800 halfen der HD 2900 XT auch keine 5D-ALUs
Nachdem Nvidia mit der GeForce 8800 Ultra unmissverständlich klar gemacht hatte, wer vor 15 Jahren der Boss im Gaming-GPU-Geschäft war, folgte AMD mit der ATi Radeon HD 2900 XT (Test). Das Modell war bedeutend schneller als sein direkter Vorgänger, kam gegen GeForce 8800 GTX und Ultra aber nicht an.
Die R600-GPU kam noch in 80 nm
Die in 80 nm gefertigte und knapp 700 Millionen Transistoren schwere R600-GPU bildete das Herz der Radeon 2900 XT. Die kleineren Ableger der R600 in Form der RV610 und RV630 wurden im neueren 65-nm-Verfahren gefertigt, das der großen R600-GPU zum Erscheinungszeitpunkt noch vorenthalten war. Gegenüber dem Vorgänger R580 stieg die Anzahl der Transistoren um 82 Prozent an.
Eine der zentralen Neuerungen der R600 war, dass sie über eine Unified-Shader-Architektur verfügte und demnach keine separaten Pixel-, Vertex- oder Geometrie-Shader mehr existierten. Stattdessen konnten die „Arithmetic Logical Units“ (ALUs) der GPU diese Aufgaben übernehmen. Die ALUs der R600 waren superskalare 5D-Einheiten und konnten somit bis zu fünf Multiply-Add-Operationen (MADD) in einem Taktzyklus ausführen. Anders als herkömmliche Vektorprozessoren konnte eine ALU aber dynamisch aufgeteilt werden und so beispielsweise auch fünf Skalaroperationen parallel durchführen.
Radeon X1950 XTX | Radeon HD 2900 XT | GeForce 7950 GX2 | GeForce 8800 GTX | GeForce 8800 GTS (320 MByte) | |
---|---|---|---|---|---|
Chip | R580+ | R600 | G71 | G80 | |
Transistoren | ca. 384 Mio. | ca. 700 Mio. | ca. 2 × 278 Mio. | ca. 681 Mio. | |
Fertigung | 90 nm | 80 nm | 90 nm | ||
Chiptakt | 650 MHz | 742 MHz | 500 MHz | 575 MHz | 500 MHz |
Shadertakt | 650 MHz | 742 MHz | 500 MHz | 1.350 MHz | 1.200 MHz |
Pixel-Pipelines | 16 | – | 2 × 24 | – | |
Shader-Einheiten (MADD) |
48 (4D) | 64 (5D) | 48 (4D) | 128 (1D) | 96 (1D) |
FLOPS (MADD/ADD) | 374 GFLOPS | 475 GFLOPS | 2 × 192 GFLOPS | 518 GFLOPS | 346 GFLOPS |
ROPs | 16 | 2 × 16 | 24 | 20 | |
Pixelfüllrate | 10.400 MPix/s | 11.872 MPix/s | 2 × 8.000 MPix/s | 13.800 MPix/s | 10.000 MPix/s |
TMUs | 16 | 2 × 24 | 64 | 48 | |
TAUs | 16 | 32 | 2 × 24 | 32 | 24 |
Texelfüllrate | 10.400 MTex/s | 11.872 MTex/s | 2 × 12.000 MTex/s | 36.800 MTex/s | 24.000 MTex/s |
Vertex-Shader | 8 | – | 2x 8 | – | |
Unified-Shader in Hardware |
– | ✓ | – | ✓ | |
Pixel-Shader | PS 3.0 | SM 4 | PS 3.0 | SM 4 | |
Vertex-Shader | VS 3.0 | SM 4 | VS 3.0 | SM 4 | |
Geometry-Shader | – | ✓ | – | ✓ | |
Speichermenge | 512 MByte GDDR4 | 512 MByte GDDR3 | 2 × 512 MByte GDDR3 | 768 MByte GDDR3 | 640 MByte GDDR3 (320 MByte GDDR3) |
Speichertakt | 1.000 MHz | 828 MHz | 600 MHz | 900 MHz | 800 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 512 Bit | 256 Bit | 384 Bit | 320 Bit |
Speicherbandbreite | 64.000 MByte/s | 105.984 MByte/s | 2 × 38.400 MByte/s | 86.400 MByte/s | 64.000 MByte/s |
Auf der Radeon HD 2900 XT wurde die R600-GPU von 512 MByte GDDR3-Speicher begleitet, der in Kombination mit dem 512 Bit breiten Speicherbus für eine Speicherbandbreite von knapp 106 GByte/s sorgte. Zum Test zur Verfügung stand ein Referenzdesign von ATi mit Radial-Lüfter und Flammen-Aufdruck.
Schlechte Leistung mit Anti-Aliasing
In den Benchmarks zeichnete die Radeon HD 2900 XT ein gemischtes Bild. Ohne zugeschaltete Kantenglättung und anisotrope Filterung arbeitete sie im Schnitt 18 Prozent schneller als eine GeForce 8800 GTS, blieb aber 14 bis 24 Prozent hinter der GeForce 8800 Ultra zurück.
Auch gegen die GeForce 8800 GTX sah die Radeon HD 2900 XT selbst im besten Szenario kein Land. Bei aktivierter Kantenglättung und anisotroper Filterung verlor die HD 2900 XT ihren Vorsprung auf die GeForce 8800 GTS, die nun bis zu 8 Prozent flotter war. Die GeForce 8800 Ultra war in diesem Fall zwischen 60 und 66 Prozent performanter.
Eine kuriose Beobachtung im Test war, dass die Radeon HD 2900 XT ohne aktivierte Kantenglättung zwischen 40 und 50 Prozent schneller als ihr Vorgänger Radeon X1950 XTX war und bei aktivierter Kantenglättung nur noch knapp 15 Prozent. ATi verwies zum Erscheinen der Radeon 2900 XT auf Treiberprobleme, die zu der geringen Leistung bei aktivierter adaptiver Kantenglättung führten. Im Test zeigte die Radeon HD 2900 XT allerdings auch bei herkömmlichem Multi-Sampling-Anti-Aliasing eine schwache Leistung. Ein von ATi zur Verfügung gestellter Beta-Treiber schaffte damals keine Abhilfe.
Störend laut und stromhungrig
Die Radeon HD 2900 XT machte auch in den B-Noten keine besonders gute Figur. Im Leerlauf drehte der Lüfter immer wieder ohne ersichtlichen Grund auf, was für einen störenden Schalldruckpegel von 56,5 dB(A) sorgte. Zudem lag die Energieaufnahme des Gesamtsystems mit der HD 2900 XT mit Abstand auf dem letzten Platz: Gut 10 Prozent über der GeForce 8800 Ultra und 20 Prozent über der ebenfalls schnelleren GeForce 8800 GTX lag der Verbrauch.
Fazit
Mit einem Preis von 400 Euro war die Radeon HD 2900 XT nicht als direkter Konkurrent der GeForce 8800 GTX oder Ultra platziert, sondern eher an der knapp 310 Euro teuren GeForce 8800 GTS orientiert. Doch auch ihr gegenüber zog sie aufgrund der einbrechenden Leistung, der hohen Energieaufnahme und des störenden Kühlsystems klar den Kürzeren. Nvidias GeForce-8800-Garde blieb auch mit der neuen R600-GPU, die alles besser als die vorherige Generation machen sollte, vorerst an der Spitze und arbeitete damit weiter an ihrem Ruf, den die Serie heute hat.
Sollten Community-Mitglieder noch eine ATi Radeon HD 2900 XT von vor 15 Jahren ihr Eigen nennen, freut sich die Redaktion über Fotos und eigene Erfahrungsberichte in den Kommentaren.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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