Epic Games & Nvidia: GeForce Now bringt Fortnite Mobile zurück auf Apple iOS
Vor anderthalb Jahren wurde Fortnite aufgrund eines Rechtsstreits mit Apple aus dem App Store entfernt. Laut Apple soll Fortnite erst nach Beendigung des Rechtsstreits wieder in den Store aufgenommen werden – das kann noch Jahre dauern. Nun gibt es die „Mobile-Version“ aber per GeForce Now. ComputerBase hat das ausprobiert.
Fortnite über GeForce Now: Not macht erfinderisch
Nach langer Zeit gibt es wieder eine Möglichkeit für iOS- und iPadOS-Nutzer, den Battle-Royale-Titel auf ihren Mobilgeräten zu spielen. Allerdings nicht als native App direkt aus dem App Store, sondern mit Umwegen via Microsofts Xbox Cloud Gaming oder jetzt auch Nvidias GeForce Now. Letzteres ging schon länger über eine geschlossene Beta, an der laut Nvidia 500.000 Nutzer teilgenommen haben, aber ab sofort hat jedermann die Möglichkeit.
So kommt Fortnite über GFN auf iOS
Zunächst müssen Apple-Nutzer über den Webbrowser Safari die GeForce-Now-Website besuchen und sich die Seite als Progressiv-Web-App auf den Homebildschirm ziehen. Dann kann Fortnite von Nvidia-Servern über Safari gestreamt werden, denn eine iOS-App gibt es bisher nicht.
Voraussetzungen für das Spielen von Fortnite auf GeForce Now sind ein Nvidia-Account sowie eine GeForce-Now-Mitgliedschaft – es reicht auch eine kostenlose. In der App angekommen, wählt man Fortnite und tippt auf „Spielen“, schon lädt das Spiel. Beim Streamen des Spiels kann es, je nach Internetverbindung, Schwankungen bei der Latenz geben, dies kann wiederum Lags verursachen.
Streaming auch auf Android
Android-Nutzer konnten bislang nur die Desktop-Version über den Cloud-Gaming-Anbieter spielen, jedoch stand den Android-Nutzern auch die Fortnite-Mobile-App ohne Streaming zur Verfügung. Zwar entfernte auch Google Fortnite aus dem Play Store, über die Epic-Website kann das Spiel jedoch direkt heruntergeladen und nativ auf dem Android-Gerät installiert werden. Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Mobile-Variante für iOS soll diese fortan allerdings auch Android-Nutzern zu Verfügung stehen, wie Nvidia anmerkt.
Die klassische mobile App-Version des Battle-Royale-Shooters ist, sowohl für Android- als auch iOS-Geräte, mit einer auf Mobilgeräte angepasste Benutzeroberfläche ausgerüstet und per Touch steuerbar. Auch Hilfssteuerungen wie automatisches Schießen, Aim-Assist und Visuelle Hinweise zur Herkunftsrichtung der In-Game-Geräusche wurden bei der Mobile-Version hinzugefügt.
Fortnite Mobile via GeForce Now im Hands-On
GeForce Now konnte im Test des neuen GeForce-RTX-3080-Tarifs Ende 2021 überzeugen, der gestreamte Battle-Royale-Shooter hinterließ beim ersten Ausprobieren aber nur einen gemischten Eindruck. Die Benutzeroberfläche und die Touch-Eingabe-Felder sind aus der mobilen Version bekannt – man muss sich schon darauf einlassen und eine längere Eingewöhnungsphase in Kauf nehmen, doch das gilt generell schon immer für Fortnite Mobile. Auffällig war aber die unerwartet matschige Grafik. In Kombination mit dem kleinen Bildschirm des iPhones waren Details oder Gegner in hoher Entfernung oftmals nur schlecht sichtbar.
Darüber hinaus ließ sich der Titel nach den typischen Fortnite-Shader-Cache-Rucklern zum Start zwar einigermaßen flüssig spielen, dennoch gab es in unregelmäßigen Abständen teils massive Ruckler, die kurzzeitig den Spielspaß unterbrachen – an der Leistung (VDSL 100) oder dem WLAN-Signal sollte das nicht gelegen haben. Das nachfolgende Video, das eine unkommentierte Session von rund 15 Minuten länge zeigt, liefert einen Eindruck (z.B. bei Minute 5:30).
Touch-Eingaben haben bedingt durch die Cloud-Gaming-Latenz darüber hinaus eine sehr kurze, aber dennoch spürbare Verzögerung. Crossplay mit PC-Spielern ist möglich. Wie bei Cloud-Gaming üblich gilt im Zweifel: ausprobieren.
Streaming in 640p oder 720p
Das matschige Erscheinungsbild war dann allerdings schnell erklärt. Standardmäßig läuft Fortnite über GeForce Now auf Smartphones mit einer Auflösung von 1.376 × 640 Pixeln im 19,5:9-Format. Auf dem Testgerät, einem iPhone 12, ist das bildschirmfüllend, reizt den zur Verfügung stehenden Bildschirm mit einer Auflösung von 2.532 × 1.170 Pixeln aber keineswegs aus.
In GeForce Now lassen sich auf dem iPhone als alternative Auflösung 1.280 × 7.20 Pixel im 16:9-Format mit schwarzen Rändern auf der linken und rechten Bildschirmseite wählen. Die Bildwiederholrate lässt sich von standardmäßig 60 auf 30 FPS beschränken, darüber hinaus ist eine manuelle Anpassung der Bitrate möglich. Sonst stehen im Spiel selber keine Grafikoptionen zur Verfügung. Auf einem iPad lassen sich wiederum auch höhere Aufösungen über die Einstellungen von GeForce Now konfiguieren.
Auflösung und Grafik verwundern
Besonders angesichts des GeForce-Now-Tarifs verwundert das: Die Redaktion testete mit einem RTX-3080-Abonnement, das Nvidia explizit mit der Leistung einer RTX 3080 (Test) bewirbt und sowohl eine Auflösung von bis zu 3.840 × 2.160 Pixeln als auch Bildwiederholraten von bis zu 120 FPS in Aussicht stellt. In einem wenig leistungshungrigen Titel wie Fortnite sollte letzteres eigentlich problemlos möglich sein und ist es das beim Streaming der PC-Version auf Notebooks oder PCs auch. Fortnite für iOS und Android auf Smartphones bietet diese Erfahrung aber derzeit nicht.
Dabei handelt es sich bei der jetzt für iOS und Android mit Touch-Interface bereitgestellten Variante offiziell genau um diese PC-Version. Deren Einstellungen im Grafikmenü gibt es aber ebenfalls nicht. Die von der Redaktion geäußerte Vermutung, dass Epic im Hintergrund die mobile ARM-App auf x86 portiert hat oder GeForce Now sie emuliert, hat Nvidia allerdings dementiert.
Fazit
GeForce Now ist nicht neu, Fortnite über GeForce Now ist nicht neu und Fortnite Mobile ist nicht neu – Fortnite mit Touch-Interface und damit quasi Fortnite Mobile über GeForce Now hingegen schon. Das hat technisch seinen Reiz, politisch aber eigentlich noch viel mehr: Ein Spiel, das Apple in Folge der Rechtsstreitigkeiten mit Epic über das Provisionssystem aus dem App Store verbannt hat, kehrt jetzt über Nvidias Cloud-Streaming-Dienst in Kooperation mit Epic zurück. Nutzer, die mit dem Gedanken spielen, Fortnite Mobile auf iOS zu nutzen, erhalten auf diesem Weg überhaupt erst wieder die Option.
Ob das Spiel auf diesem Endgerät den eigenen Geschmack trifft, ist eine persönliche Entscheidung. Zweifelsohne von Vorteil wäre es, wenn Nvidia auch beim Streaming auf Smartphones höhere Auflösungen zulässt – die Leistung ist im RTX-3080-Tarif definitiv vorhanden.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Nvidia unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war das frühestmögliche Veröffentlichungsdatum, der allerdings. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.