Netzteile für 40 bis 55 Euro im Test: 80Plus Bronze von Cooler Master, Enermax und Xilence
Die zur Qualitätsbeurteilung von Netzteilen wichtigen technischen Merkmale werden nicht immer offen kommuniziert. Das Label 80Plus Bronze (EU) lässt aber allenfalls eine Tendenz für den Wirkungsgrad, nicht aber für die technische Güte erkennen. Der Test mit Modellen von Cooler Master, Xilence und Enermax zeigt das eindrucksvoll.
Die Mittelklasse steckt noch in der Bronzezeit
Bei Netzteilen der unteren Mittelklasse müssen nach wie vor mit Effizienzwerten um 89 % Abstriche gegenüber hochpreisigeren Modellen mit Wirkungsgrad-Zertifizierungen nach 80Plus Gold gemacht werden. Weiterentwicklungen finden aber auch in dieser Klasse statt, da mit unabhängiger DC-DC-Abwärtswandlung und teilweise auch der effizienteren LLC-Resonanzwandlung (zuletzt im Corsair CX550F) fortschrittlichere Schaltungstopologien zum Einsatz kommen.
Enermax vertraut mit dem CyberBron 500W dabei auf Standard-Schaltungstechniken, während Xilence mit dem Performance A+ III Modular 550W wie schon beim Vorgänger (Test) zumindest eine DC-DC-Abwärtswandlung implementiert hat. Das Cooler Master MWE Bronze V2 550W vereint schließlich alle Techniken, da es laut Hersteller eine heruntergebrochene Variante einer effizienteren Netzteilplattform darstellen soll.
Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel Netzteil-Tests: Methodik, Aufbau und Equipment separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.
Technische Eckdaten im Vergleich
Die Einbautiefe der drei ATX-Netzteile beträgt genau 140 mm und ist in der Einstiegsklasse typischerweise anzutreffen. Der Lüfter ist daher auf ein 120-mm-Fabrikat limitiert. Nur für das Enermax CyberBron 500W beginnt die Spezifizierung des Weitbereichseingangs mit 115 Volt, während für die nächstgrößeren Ableger 100 Volt genannt werden, was auf eine knappere Auslegung der Eingangsstufe rückschließen lässt. Für den Einsatz im 230-Volt-Niederspannungsnetz macht dies keinen Unterschied, weshalb Xilence mit dem Performance A+ III Modular 550W den Eingangsspannungsbereich sogar noch enger setzt. Mit nur 456 W stellt das CyberBron 500W auch die geringste Ausgangsleistung auf der 12-Volt-Schiene zur Verfügung, während Cooler Master und Xilence hier knapp 100 W mehr bieten können.
Hersteller | Cooler Master | Enermax | Xilence | |
---|---|---|---|---|
Modell | MWE Bronze V2 550W | CyberBron 500W | Performance A+ III Modular 550W | |
80Plus | 80Plus Bronze | 80Plus Bronze EU | ||
Lüfter | 120 mm | |||
Einbautiefe | 140 mm | |||
AC Eingang | Spannung | 100–240 V | 115–230 V | 200–240 V |
DC Ausgang | +3,3 V | 20 A | 18 A | 20 A |
+5,0 V | 20 A | 17 A | 20 A | |
+12 V | 45,8 A | 38 A | 45,8 A | |
-12,0 V | 0,3 A | 0,3 A | 0,3 A | |
+5 VSB | 3 A | 2,5 A | 3 A | |
+3,3 V & +5 V ges. | 120 W | 110 W | 100 W | |
+12 V ges. | 549,6 W | 456 W | 550 W | |
Gesamtleistung | 550 W | 500 W | 550 W |
Nur Xilence gibt die vollständige Ausstattung der Schutzschaltungen an, während das MWE Bronze V2 550W und das CyberBron 500W den Überstromschutz und das CyberBron 500W zusätzlich den Übertemperaturschutz vermissen lässt, der bei einem Ausfall des Lüfters das Netzteil vor einem möglicherweise unkontrollierbaren Zweitfehler schützen soll.
MWE Bronze V2 550W | CyberBron 500W | Performance A+ III Modular 550W | |
---|---|---|---|
Unterspannungsschutz (UVP) | ja | ||
Überspannungsschutz (OVP) | ja | ||
Kurzschlusssicherung (SCP) | ja | ||
Überlastschutz (OPP) | ja | ||
Überstromschutz (OCP) | nein | ja | |
Überhitzungsschutz (OTP) | ja | nein | ja |
Herstellergarantie mit und ohne Hürden
Neben der Gewährleistungspflicht des Händlers über die ersten 24 Monate nach dem Kauf bieten nur Cooler Master und Enermax eine freiwillige Garantieleistung ohne zusätzliche Hürden. Xilence verlangt demgegenüber eine Registrierung des Netzteils innerhalb der ersten 60 Tage nach dem Kauf, damit nach der Gewährleistungsperiode zusätzlich eine Herstellergarantie von 12 Monaten in Anspruch genommen werden kann. Mit Niederlassungen der Servicezentren in Deutschland gestaltet sich der Abwicklungsprozess bei Enermax und Xilence grundsätzlich einfacher. Cooler Master verlangt eine Rücksendung innerhalb der ersten 24 Monate über den Händler und einen Support-Account zur RMA-Abwicklung für den restlichen Garantiezeitraum. Auch ist der Umtauschprozess tendenziell langwieriger aufgrund des umständlicheren Versandwegs über die Niederlande.
Drei bis fünf Jahre Garantiezeitraum
Mit fünf Jahren spendiert Cooler Master eine für ein „Einstiegsnetzteil“ besonders lange Garantie, während Enermax und Xilence mit drei Jahren einen konservativeren Anspruch setzen.
Lieferumfang und Äußeres im Vergleich
Im Lieferumfang sind wie in der Preisklasse zu erwarten nur die wichtigsten Beigaben mit einem Netzkabel, Schrauben und einer kurzen Bedienungsanleitung enthalten. Grundsätzlich empfiehlt es sich auch, die Schrauben des Netzteils zu verwenden, weil entsprechende Schrauben vom Gehäuse länger sein können und im schlimmsten Fall das Netzteil beschädigen können. Insbesondere das MWE Bronze V2 550W lässt nur wenig Freiraum zwischen Frontgitter und Netzteilkomponenten.
Die Gehäuse der Netzteile sind herkömmlich gestaltet, wobei Enermax mit einer gröberen Pulverlackbeschichtung eine etwas ausgefallenere Darbietung wählt. Darüber hinaus ist dessen Bezeichnung seitlich auflackiert, was gegenüber den Stickern von Cooler Master und Xilence eine elegantere Individualisierung ist.
Kabelausstattung im Vergleich
Auch in der Steckerausstattung macht sich der Preisdruck unter den Probanden bemerkbar. Die beiden PCIe-Anschlüsse werden lediglich über eine Y-Verzweigung realisiert und Peripherie-Geräte werden über nur drei Kabelstränge getrennt nach SATA und 4-Pin-Molex versorgt. Bei den Kabellängen zeigt sich Cooler Master am großzügigsten und ermöglicht mit 65 cm für die 8-Pin-EPS-Leitung bei der Kabelverlegung die größten Freiheiten. Demgegenüber sind die 55 cm des Performance A+ III Modular 550W kurz – auch die übrigen Kabelstränge sind durchweg etwas kürzer geraten.
Kabelausstattung (Länge in cm) | MWE Bronze V2 550W | CyberBron 500W | Performance A+ III Modular 550W |
---|---|---|---|
nicht abnehmbar | |||
24-Pin ATX | 1 (60) | 1 (55) | |
4+4-Pin EPS | 1 (65) | 1 (60) | 1 (55) |
6+2-Pin PCIe | 2 (57 + 12) | 2 (50 + 14) | – |
SATA | 6 (51 ‑ 76) | 6 (46 ‑ 77) | – |
Molex | 4 (51 ‑ 88) | 4 (46 ‑ 91) | – |
Floppy | – | 1 (105) | – |
abnehmbar | |||
6+2-Pin PCIe | – | 2 (45 + 15) | |
SATA | – | 6 (45 ‑ 76) | |
Molex | – | 3 (45 ‑ 75) |
Alle drei Hersteller favorisieren Flachbandkabel für alle Kabelstränge. Die einzige Ausnahme stellt der 24-Pin-ATX-Strang des Performance A+ III Modular 550W dar, der mit Sleeve kompakter gebündelt wurde. Zudem bewirkt Xilence ein kompakteres Packmaß der 4+4-Pin-EPS-Leitung, indem mehrere Flachbandkabel mit Kabelbindern zusammengefügt wurden. In dem Aderquerschnitt gibt es untereinander keine Unterschiede – durchweg wurde zu einer Litze mit 18-AWG-Durchmesser gegriffen.