Supersonic Rage Prime USB im Test: Benchmarks, Temperaturen und Fazit
2/2Testsystem und Testmethodik
Die nachfolgenden Benchmarks wurden auf einem System mit AMD Ryzen 7 3800X (Test) durchgeführt. M.2-SSDs werden im obersten M.2-Slot des Gigabyte Aorus X570 Master zwischen AMDs Wraith-Max-Kühler und einer MSI Radeon R7 370 betrieben. Sofern die SSD selbst über keinen Kühler verfügt, wird der des Mainboards genutzt. Externe SSDs/USB-Sticks werden am I/O-Panel am Anschluss nach USB 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) betrieben.
Für Belüftung sorgen der 120-mm-Lüfter im Heck und die zwei 140-mm-Ventilatoren in der Front des Gehäuses Fractal Design Meshify 2 Compact. Das stellt eine Veränderung gegenüber vergangenen Tests dar. Die Lüfter in der Front drehen konstant mit 500 U/min, der im Heck und der des CPU-Kühlers mit 900 U/min.
Testergebnisse
Sequentielle Transferraten
Patriot hat bis zu 600 MB/s versprochen und der Supersonic Rage Prime liefert sie beim sequentiellen Lesen im CrystalDiskMark auch. Sequentiell schreibend sind immer noch über 500 MB/s drin. Damit hängt der USB-Stick klassische SATA-SSDs in dieser Disziplin ab. Bei wahlfreien Zugriffen liegen lesend wiederum in der Regel die SATA-SSDs vorne, während der USB-Stick von Patriot schreibend knapp an der Spitze bleibt.
Aber der USB-Stick kann auch noch schneller: Wird er über Microsofts Tool diskspd mit sequentiellen Daten beschrieben, werden sogar deutlich über 800 MB/s erreicht – schreibend.
Der Test zeigt allerdings noch etwas: Wird der USB-Stick im Originalzustand genutzt, sinkt die Leistung nach rund 8 Minuten leicht auf immer noch sehr hohe 750 MB/s ab. Wird er hingegen ohne sein Gehäuse betrieben, tritt dieser Leistungsabfall nicht auf. Das liegt an der Temperatur und wird im weiteren Verlauf noch einmal Thema werden.
Transferraten und SLC-Modus in der Praxis
Die bisherigen Tests haben den USB-Stick nicht aus der Reserve gelockt. Der von der Redaktion standardmäßig durchgeführte Parcours, in dem der Stick erst von 0 Prozent Füllstand, dann von 50 Prozent Füllstand und dann von 80 Prozent Füllstand sukzessiv mit 10 GB großen RAR-Dateien vollgeschrieben wird, tut es hingegen schon.
Er attestiert dem USB-Stick das von QLC-SSDs bekannte Verhalten, nach dem „SLC-Modus“ deutlich an Schreibleistung zu verlieren – in diesem Fall allerdings in besonders gravierender Form.
Zuerst einmal bricht nach anfangs über 500 MB/s nach ca. 250 GB die Schreibleistung auf unter 30 MB/s ein. Doch während die meisten SSDs nach dem Löschen von 50 respektive 20 Prozent der Daten beim erneuten Vollschreiben zumindest für einen Bruchteil des Anfangsvolumens wieder auf das hohe Anfangsniveau zurückkehren, verharrt der USB-Stick von Patriot bei unter 30 MB/s. Ursache ist der QLC-NAND und wie Patriot ihn verwaltet.
- Patriot Supersonic Rage Prime 1 TB
- Crucial X6 Portable 2 TB
- Crucial X6 Portable 4 TB
- Samsung Portable T7 Shield 2 TB
- SanDisk Extreme Portable 1 TB V2
- SanDisk Extreme Pro Portable 1 TB V1
Um die Leistung des QLC-NANDs zu erhöhen, werden alle Zellen zu Beginn nur mit 1 Bit beschrieben („SLC-Modus“), was schneller vonstattengeht als die Ablage von 4 Bit pro Zelle. Doch dieser Modus endet nach 250 GB, denn dann sind alle Zellen mit 1 Bit belegt und der Controller muss die übrigen 750 GB mit hoher Präzision (und damit hohem Zeitaufwand) in dieselben Zellen schreiben.
Werden 50 Prozent der zuletzt geschriebenen Daten gelöscht und dem Laufwerk eine Pause gegönnt, schreiben SSDs in der Regel die mit weniger als 4 Bit über den Speicher verstreuten Daten mit 4 Bit in die Zellen. Es werden also wieder Zellen frei – die daraufhin erneut mit nur 1 Bit beschrieben werden können.
Doch im Test konnte der Stick selbst mit einer Wartezeit von sechs Stunden zwischen dem Vollschreiben und anschließenden Löschen von 50 Prozent und dem erneuten Vollschreiben nicht dazu gebracht werden. Mit dem schnellen Beschreiben war es daher stets nach 250 GB belegter Kapazität aus – im Benchmark und im Windows Explorer.
Der Hersteller bestätigt das auf Nachfrage: Nur das Formatieren des Sticks schafft insofern Abhilfe, als dass dann wieder 250 GB schnell mit 1 Bit in die Zellen geschrieben werden können. Jedes GB darüber hinaus bis zum vollständigen Beschreiben mit 1 TB wird wiederum mit unter 30 MB/s erfolgen. Kein Wunder, dass Patriot im Austausch mit der Redaktion mehrfach darauf hinwies, dass der USB-Stick eben keine SSD sei – auch wenn die Hardware sehr ähnlich ist.
Die nachfolgenden Tests sehen den USB-Stick von Patriot ebenfalls nicht auf Augenhöhe mit externen SSDs, insbesondere beim Kopieren des 195 GB großen Steam-Ordners gerät er deutlich ins Hintertreffen. Die Ursache ist auch in diesem Fall wieder dieselbe: Nur 65 GB können noch mit 1 Bit geschrieben werden, dann sind 250 GB belegt und die letzten 130 GB werden mit unter 30 MB/s dupliziert.
Temperatur
Die vorangegangenen Tests, die teilweise sowohl im Originalzustand als auch mit nackter Platine am Stecker durchgeführt wurden, haben es bereits gezeigt: Die Temperatur ist beim Supersonic Rage Prime durchaus ein Thema, auch wenn der Stick nicht einmal nach 2 Stunden Last spürbar warm wird.
Das Öffnen des Gehäuses bringt dazu eine interessante Erkenntnis zu Tage: Die Platine des USB-Sticks hat keinen Kontakt zum geschlossenen Kunststoffgehäuse des Supersonic Rage Prime. Nur dort, wo der Stecker durch das Gehäuse geführt wird, berühren sich beide Komponenten. Die auf der Platine verbaute Hardware bestehend aus NAND-Speicher und Controller badet damit unter Last in der von ihr erwärmten Luft im Stick, eine gezielte Wärmeabfuhr findet nicht statt.
Der von der Redaktion standardmäßig durchgeführte Temperatur-Test durch eine 10 Minuten andauernde Belastung mit sequentiellen Schreib- und Lesezugriffen zeigt, dass der Patriot Supersonic Rage Prime im Originalzustand bis zu 75 °C warm wird, während er „nackt“ bei maximal 66 °C verharrt. Zu einem kontinuierlichen Leistungsverfall kommt es in diesem Testszenario allerdings noch nicht.
Im Praxis-Schreibtest haben sich wiederum höhere Schreibraten im nackten Betriebsmodus gezeigt, wenngleich sie die Charakteristik des Sticks nicht wesentlich beeinflussen.
Fazit
Muss ein USB-Stick im 5,3-cm-Format so schnell sein wie eine SSD? Nein. Und der Patriot Supersonic Rage Prime ist es auch nicht, wenn man ihn aus mehr Perspektiven als CrystalDiskMark, ATTO oder kleinen Dateitransfers betrachtet.
Auch der Hersteller wirbt online zwar mit den hohen Spitzen-Transferraten, zieht den Vergleich zu SSDs allerdings nicht. Die Berichterstattung zum Start sah hingegen vielerorts anders aus. Aber oberflächliche Benchmarks werden auch diesem Produkt nicht gerecht. Sie führen zu falschen Schlussfolgerungen, die im harten Praxisalltag bitter enttäuscht werden können.
Mit SSD-Hardware, aber keine SSD
Keine Frage, der Patriot Supersonic Rage Prime mit 1 TB ist schnell. Aber schreibend ist er es eben nur so lange, bis alle QLC-NAND-Zellen mit mindestens 1 Bit beschrieben wurden. Dann sinkt die Schreibleistung auf durchschnittlich fast unerträglich langsame 30 MB/s ab und bleibt auf diesem Niveau, bis genug Daten gelöscht und dadurch Zellen freigeworden sind oder der Stick formatiert wurde. Mal eben 500 GB vom einen auf den anderen Rechner per Supersonic Rage Prime zu transferieren, ist damit nicht drin – auch wenn CDM, Atto und Co. nicht dagegen sprechen.
Eine handfeste Überraschung ist diese Eigenschaft am Ende allerdings nicht, wenn man sich dessen bewusst ist, dass der Stick auf QLC-NAND setzt und eine Konsoliderung von Daten in Ruhephasen bei einem USB-Stick, der oft direkt nach dem Transfer vom Host entfernt wird, nur schwer möglich ist – Patriots Firmware bietet die Funktion konsequenterweise gar nicht erst an.
Anzukreiden ist Patriot da schon eher das Design des Gehäuses, das die Platine thermisch quasi isoliert. Letztendlich wird die Charakteristik des Sticks dadurch aber nicht entscheidend beeinflusst.
Nur das Format kann den Preis rechtfertigen
Bleibt der Blick auf den Preis: Der Supersonic Rage Prime mit 1 TB kostet 143 Euro*. Selbst eine nach IP55 zertifizierte, dank TLC-NAND dauerhaft schreibend wesentlich schnellere externe SSD vom Typ SanDisk Extreme Portable SSD (2. Version) mit 1 TB kostet mit 105 Euro wesentlich weniger. Eine in der Spitze langsamere, nach dem SLC-Modus aber immer noch doppelt so schnelle Crucial X6 Portable mit 1 TB kostet 85 Euro. Damit muss man es schon extrem auf das USB-Stick-Format angelegt haben, um die Wahl auf den Patriot Supersonic Rage Prime fallen zu lassen und gleichzeitig nicht vor den potentiellen Leistungseinschränkungen im Praxisalltag zurückzuschrecken.
ComputerBase wurde der Supersonic Rage Prime von Patriot leihweise zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Es gab kein NDA.
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