Prozessor-Marktanteile: Desktop-Markt bricht völlig weg, aber AMD gewinnt noch
In den Quartalsberichten von AMD und Intel war es bereits sichtbar, nun gibt es das Schwarz auf Weiß: Desktop-CPUs verkaufen sich schlecht. Das geht sogar so weit, dass die Analysten glauben, dass es der größte prozentuale Rückgang seit Jahrzehnten respektive der Aufzeichnungen seit dem Jahr 1993 war.
Bei über 30 Prozent lag der Rückgang der Verkäufe von Desktop-Prozessoren im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum vorangegangenen Dreimonatszeitraum. AMD und Intel verloren ähnlich viel, AMD jedoch etwas weniger. Im globalen Rahmen hat sich das bei den Marktanteilen im Desktop-Bereich kaum widergespiegelt. Intel steht gegenüber dem Vorjahr noch mit einem leichten Plus von 1,1 Prozentpunkten, AMD hingegen gab diesen Anteil ab. Gegenüber dem vorangegangen vierten Quartal 2021 ist das Bild aber ein anderes, hier hat AMD gewonnen und Intel verloren.
Abstürzender Einstiegsmarkt
Die Schwächen sieht Mercury Research vor allem im Einstiegsmarkt. In diesem ist AMD nicht so präsent, die Auswirkungen deshalb bei Intel deutlich größer. Intel hatte im Quartalsbericht bereits erklärt, dass das Desktop-Geschäft nachgegeben hat, aber auch das mit Notebooks. Hier wiederum konnte der deutliche Rückgang bei den Verkaufszahlen durch viel höhere Durchschnittspreise bei neuen Alder-Lake-Prozessoren aufgefangen werden. Auch bei AMD sollen die ersten Verkäufe von Rembrandt alias Ryzen 6000 zu einer positiven Entwicklung beigetragen haben, im Notebook konnte AMD deshalb laut Mercury Research erneut Marktanteile von Intel abknabbern.
Mühsames Ringen im Server
Im Server-Segment ist es letztlich das gleiche Spiel wie seit drei Jahren: AMD gewinnt, Intel verliert. Die eklatante Schwäche von Intel, in dem Bereich Produkte gemäß einer geplanten Roadmap zu liefern, kann AMD stetig etwas mehr ausnutzen. Auch die Verspätung von Sapphire Rapids wird AMD mit Genugtuung aufgenommen haben. So dürfte AMD auch die kommenden Monate weiter in diesem Segment wachsen. Wie üblich gilt im Server-Bereich aber: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, es dauert extrem lange bis hier Veränderungen bei den Marktanteilen sichtbar werden.
Gesamter CPU-Marktanteil: AMD gewinnt
Das Gesamtergebnis ist vor allem für AMD beeindruckend. Der Zugewinn bei den Marktanteilen binnen eines Jahres liegt in diesem außergewöhnlichen ersten Quartal bei 7 Prozentpunkten auf nun 27,7 Prozent.
Segment | Marktanteile Q1/2022 |
Veränderung zu Q4/2021 |
Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
Desktop | 18,3 % | + 2,1 PP | – 1,0 PP |
Notebook | 22,5 % | + 0,9 PP | + 4,4 PP |
Server | 11,6 % | + 0,9 PP | + 2,7 PP |
Gesamt (inkl SoC & IoT) | 27,7 % | + 2,1 PP | + 7,0 PP |
Daten von Mercury Research, PP = Prozentpunkte |
Bei Intel geht die Entwicklung entsprechend in die umgekehrte Richtung. Im Desktop kann man dank starken Produkten zuletzt gegenüber AMD wieder gewinnen. Die Dominanz von Intel ist trotz Verlusten in fast jedem Bereich noch immer gravierend.
Segment | Marktanteile Q1/2022 |
Veränderung zu Q4/2021 |
Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
Desktop | 81,7 % | – 2,1 PP | + 1,1 PP |
Notebook | 77,5 % | – 0,9 PP | – 4,4 PP |
Server | 88,4 % | – 0,9 PP | – 2,7 PP |
Gesamt (inkl SoC & IoT) | 72,3 % | - 2,1 PP | - 7,0 PP |
Daten von Mercury Research, PP = Prozentpunkte |
Dass der gesamte Marktanteil bei AMD letztlich höher ausfällt als die Summe der drei großen Teile, liegt an den Sparten IoT und SoC, die darin nicht inbegriffen sind. Im SoC-Segment laufen alle Konsolenchips, die AMDs Marktanteil bei allen ausgelieferten x86-Chips letztlich deutlich ausbauen und ziehen diese von den Marktanteilen von Intel im Gesamtmarkt entsprechend ab.