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TheA500 Mini im Test: Technik des TheA500

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Michael Schäfer
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Kein Motorola-SoC wie im Original

Statt des seinerzeit berühmten Motorola 68000 liegt dem TheA500 Mini eine CPU vom Typ Allwinner H6 zugrunde, die im 28-nm-Verfahren gefertigt wird und deren vier Kerne mit bis zu 1,8 GHz takten können. Das SoC komplettiert eine Grafikeinheit von Typ Mali-T720 MP2. Als RAM fungieren 512 MB, Spiele und System sind auf einem Flash-Speicher mit 256 MB untergebracht. Zusammen mit Amiberry als Emulator und damit als Software-Grundlage soll das System das Spielgefühl des originalen Amiga zurückbringen.

Mit HDMI für moderne Displays

Über den HDMI-Anschluss kann der Mini-Emulator ganz normal an ein aktuelles TV-Gerät oder einen Monitor angeschlossen werden, bei dem eine Ausgabe in 720p erfolgt. Ein Commodore-1084S-Monitor oder ein A520-TV-Modulator wird somit nicht mehr benötigt – wobei Röhrengeräte heute sowieso schwieriger zu beschaffen sind. Die Anschlussmöglichkeit besitzt aber einen Nachteil, der schon beim TheC64 aufgefallen ist: Da der Mini keinen separaten Audio-Anschluss hat, ist der Nutzer zumindest auf einen Monitor mit einem Ausgang entweder in Form von eigenen Lautsprechern oder eines analogen Steckers angewiesen. Ist beides nicht der Fall, kann ein HDMI-Splitter helfen.

Der TheA500 Mini besitzt 256 mal mehr RAM als die 2-MB-Speichererweiterung von 1988
Der TheA500 Mini besitzt 256 mal mehr RAM als die 2-MB-Speichererweiterung von 1988

Amiga 500, 600 und 1200 werden emuliert

Die technische Basis ist, wie bereits angedeutet, darüber hinaus in der Lage, nicht nur den Amiga 500, sondern auch den Amiga 600 und den Amiga 1200 zu emulieren. Der Amiga 500 Plus wird in der Liste der unterstützten Modelle nicht aufgeführt, ist aber in weiten Teilen in der 600er-Variante aufgegangen.

Die genannten unterstützten Modelle bedeuten, dass der TheA500, was die emulierte Hardware angeht, sehr flexibel agieren kann. So wird zum einen das Original Chip Set (OCS) des Amiga 500 verwendet, das den Adressgenerator Agnus, die Grafikeinheit Denise (beim Prototyp noch Daphne genannt) und den Chip für Peripherie und Audio Paula umfasste. Die Aufteilung ist den begrenzten Fertigungsmöglichkeiten der 1980er-Jahre zuzuschreiben, weswegen alleine drei als eine Einheit zu betrachten sind. Dieses Prinzip hatte Jay Miner aus seiner Entwicklung des Atari 400 und 800 (Antic, Gtia und Pokey) übernommen. Mit diesen konnte der Amiga 500 im HiRes-Modus eine Auflösung von 640 × 256 beziehungsweise 640 × 512 Bildpunkten im Zeilensprungverfahren darstellen, was aber ein deutlich zu vernehmendes Flimmern hervorrief und meist nur für Bilder verwendet wurde. Dabei konnten 16 Farben aus einer Palette mit 4.096 Farben gewählt werden. Etwas flexibler zeigte sich der LoRes-Modus, dem zwar nur die Darstellung von 320 × 256 Bildpunkten im normalen und 320× 512 Bildpunkten im Zeilensprungmodus möglich war, der dabei aber auf 32 frei wählbare Farben zurückgreifen konnte.

Neben den für damalige Verhältnisse enormen Grafikleistungen war es auch die Audio-Ausgabe, welche die Fachwelt im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen ließ. Während andere Computer der Zeit wie der C64 oder der Atari 520 ST Klänge noch synthetisch erzeugten, griff Paula auf Samples mit einer Auflösung von 8 Bit bei einer Sampling-Frequenz von bis zu 28 kHz zurück. Davon konnte der Chip vier auf einmal abspielen, zwei für eine Stereowiedergabe, was den typischen Amiga-Klangcharakter mit bis zu vier Stimmen, die immer nur links oder rechts zu hören waren, hervorbrachte.

Größenvergleich: TheA500 Mini und das Original
Größenvergleich: TheA500 Mini und das Original

Beim Amiga 600 (neben dem 500 Plus und dem 3000er-Modell) kam dagegen mit dem Enhanced Chip Set (ECS) eine Weiterentwicklung zur Verwendung, womit diese Modelle nun einen Super-HiRes-Modus mit einer Auflösung von 1280 × 256 beziehungsweise. 1280 × 512 Bildpunkten im Zeilensprungverfahren erhielten. Die darzustellenden Farben verringerten sich dabei jedoch auf vier. Gleichzeitig konnten die Zeilenfrequenzen frei gewählt werden.

Beim Amiga 1200 wie auch beim Amiga 4000 setzte Commodore dann auf die Advanced Graphics Architecture (AGA, in Deutschland aufgrund der bereits vorhandenen PC-Grafikkarten eher unvorteilhaft nur AA genannt). Bei dieser wurde die Farbtiefe von 8 Bit und 4.096 Farben auf 24 Bit und 16,8 Millionen mögliche Farben angehoben, wobei die Farbpalette mit 256 Farben ebenfalls anstieg.

Auch wenn die meisten Spiele für den Amiga 500 erschienen sein dürften, werden die Möglichkeiten des TheA500 Mini durch die Unterstützung aller drei Chipsätze noch einmal deutlich angehoben.