30 Jahre GSM: Mannesmann und Telekom feiern Jubiläum im D-Netz
Der GSM-Standard, das D-Netz oder auch 2G feiert heute das 30-jährige Jubiläum und bildet nach wie vor das Fundament für gewisse Basisfunktionen im digitalen Mobilfunknetz. Die ersten beiden Anbieter in Deutschland waren Deutsche Telekom und Mannesmann Mobilfunk, später folgte E-Plus im E-Netz. Seitdem hat sich viel getan.
Hintergrund des Namens ist die 1982 in Europa gegründete Groupe Spécial Mobile (GSM), deren Ziel ein einheitliches digitales Mobilfunksystem war. GSM und das auf dem Standard aufbauende D-Netz waren der Türöffner für Mobilfunk für die breite Masse. Das analoge A-Netz in den 50er- bis 70-Jahren war Staatsoberhäuptern und besonders Wohlhabenden vorbehalten und im B-Netz von 1972 bis 1994 gab es eine Beschränkung auf zunächst 16.000, später dann 27.000 Teilnehmer. Verträge wurden wie Taxilizenzen weitergegeben, erinnert sich Philipp Schindera, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom, im aktuellen Podcast zum 30-jährigen Jubiläum von GSM. Das letzte analoge Mobilfunknetz war das von 1985 bis 2000 von der deutschen DeTeMobil (früher Deutsche Bundespost TELEKOM) betriebene C-Netz alias 1G.
Mit dem D-Netz kam die SMS
Mit GSM und dem D-Netz kam das Mobiltelefon, einzig und allein im deutschsprachigen Raum meistens Handy genannt, in der breiten Masse an und ermöglichte neben der reinen Telefonie später auch SMS, deren Position in den heutigen Netzen Messenger mit deutlich größerem Funktionsumfang einnehmen. Wie Vodafone heute in einem Rückblick erklärt, wurde die allererste SMS überhaupt 1992 von einem Computer aus an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis verschickt. Die Botschaft: „Merry Christmas“. Verteilt über alle deutschen Netze wurden im Rekordjahr 2012 knapp 60 Milliarden SMS verschickt.
500 Gramm Handy für 3.000 DM
Das D-Netz war zwar der Türöffner für die breite Masse, teuer waren Mobiltelefone und Verträge aber dennoch. Bei Mannesmann Mobilfunk mussten Kunden eine monatliche Grundgebühr von 78 DM und zusätzlich tagsüber einen Minutenpreis von 1,44 DM fürs Telefonieren zahlen. Und wirklich mobil waren viele der damals für nicht selten 3.000 DM angebotenen „Mobiltelefone“ auch nicht. Mehr als 500 Gramm Gewicht und Laufzeiten von gerade einmal zwei Stunden waren an der Tagesordnung. 1997 machte bei Vodafone das Prepaid-Angebot „CallYa“ den Mobilfunk einer noch breiteren Masse zugänglich.
100 Milliarden DM für 3G
Seitdem hat sich viel im Netz und bei der Anzahl der Nutzer verändert. Auf 2G folgte im Juli und August 2000 die legendäre Versteigerung der UMTS-Lizenzen, die dem damaligen Finanzminister Hans Eichel fast 100 Milliarden DM in die Kassen spülte. 3G ermöglichte erstmals mobiles Internet, wenngleich auch 2G schon Daten transportieren konnte, und brachte multimediale Features wie Musik und Fotos auf das Telefon. Der große Durchbruch für Video folgte einige Jahre später mit dem LTE-Netz (4G). Im Sommer 2021 haben Telekom und Vodafone ihre 3G-Netze abgeschaltet und die Frequenzen für neue Standards umgewidmet. Ende 2021 folgte die Abschaltung bei O2.
Die Mobilfunknetze erreichen obgleich der nicht immer berechtigten Kritik heutzutage eine dramatisch höhere Abdeckung als noch in den 90er-Jahren. Im Juni 1992 zählte Mannesmann Mobilfunk die ersten 100 Mobilfunkstationen, heute sind es 25.500, die deutlich mehr als 99 Prozent der Bevölkerung erreichen. Die Deutsche Telekom hatte Ende 1998 rund 5,5 Millionen Kunden und 1.000 Mobilfunkstandorte, heute sind es 53,2 Millionen Mobilfunkkunden und über 34.000 Standorte.
GSM ist noch aktiv
GSM ist im Zeitalter von 5G und der 6G-Forschung noch nicht tot. Telefonie und SMS funktionieren weiterhin über 2G, wenn zum Beispiel kein modernes Mobiltelefon vorliegt. Auch Notrufsysteme wie der Autonotruf eCall nutzen noch 2G.