Activision Blizzard: Aktionäre bestätigen CEO und fordern Belästigungsbericht
Der skandalgeplagte CEO Bobby Kotick soll ein weiteres Jahr an der Spitze von Activision Blizzard stehen, nachdem zuvor aufgrund schwerwiegender Vorwürfe im Kontext der Belästigungs- und Sexismus-Skandale ein Rücktritt im Raum stand. Ein Bericht über den Umgang mit jenen Kontroversen gewinnt an Zustimmung.
Eine Geschichte von Kontroversen und Skandalen
Einst galten begeisternde Videospiele als reichweitenstärkstes Erzeugnis Blizzards, doch in den letzten Jahren reiht sich ein Skandal an den nächsten. Der Publisher scheint kein Fettnäpfchen auszulassen: Noch vor der COVID-19-Pandemie geriet Activision Blizzard im Rahmen der Hongkong-Proteste ins Kreuzfeuer, dann folgten gleich mehrere Sexismus-Skandale, eine Rücktrittswelle und Ende 2021 eine Debatte um Gewerkschaften. Dass zwischen alldem jede Menge enttäuschende Neuvorstellungen und Verschiebungen lagen, war fast schon vergessen, als im Mai und Juni 2022 ein skurriles Diversity-Ranking und eine agressive Ingame-Monetarisierung in Diablo Immortal für negative Schlagzeilen sorgten.
In viele dieser Kontroversen ist Bobby Kotick direkt involviert. Insbesondere die Aufklärung der zahlreichen Sexismus- sowie Belästigungsvorwürfe habe der CEO verschleiert, wie bereits Ende 2021 aus einem Bericht des Wall Street Journal hervorging. Zwar gab Kotick nach den schwerwiegenden Vorwürfen zu Protokoll, über einen Rücktritt nachzudenken – allerdings lediglich, falls Activision Blizzard die Probleme nicht zügig werde aus der Welt schaffen können.
Offenbar ist das Kotick zufolge inzwischen geschehen, denn auf der jährlichen Jahreshauptversammlung stand er erneut für das Board of Directors zur Wahl und wurde mit 533.703.580 Stimmen für ein weiteres Jahr als CEO bestätigt. Die Eigentümer von 62.597.199 Aktien stimmten gegen seine Wiederwahl. Die Wahl stand im Schatten vereinzelter Bemühungen einiger Mitarbeiter und Aktionäre des Unternehmens, den unliebsamen CEO zu ersetzen – offensichtlich sind diese Pläne vorerst gescheitert; es sei denn mit der geplanten Übernahme durch Microsoft gehen Änderungen in der Führungsriege einher.
Aktionäre fordern Bericht, Activision Blizzard sieht keine Schuld
Ein weiterer Tagesordnungspunkt auf der Versammlung war derweil die Abstimmung über einen Bericht zu den Missbrauchs- und Belästigungsfällen. Der von einem New Yorker Pensionsfonds eingereichte Antrag sieht vor, dass Activision Blizzard Informationen wie beispielsweise Daten zur Mitarbeitervergütung, die Anzahl an außergerichtlichen Einigungen bei Fällen von sexueller Belästigung, die Fortschritte des Unternehmen bei der Beilegung von Belästigungs- und Missbrauchsbeschwerden und die Gesamtzahl der anhängigen Beschwerden veröffentlicht, wie zunächst die Washington Post berichtete. Activision Blizzards Vorstand hatte Aktionären zuvor davon abgeraten sich für den Bericht einzusetzen; dennoch sprachen sie sich mit 379.308.934 zu 183.876.515 Stimmen für die Umsetzung aus.
Der Vorschlag und das Votum sind für den Vorstand allerdings nicht bindend – es ist folglich gut möglich, dass Activision Blizzard die Forderung weiterhin ignorieren wird. Gegenüber Kotaku gab das Unternehmen zu verstehen, dass der Antrag sorgfältig geprüft werde.
Stockholders voted in favor of the non-binding stockholder proposal regarding the preparation of a report about the Company’s efforts in the workplace. Consistent with our ongoing commitments, we will carefully consider the proposal to enhance our future disclosures. Activision Blizzard remains deeply committed to a respectful, welcoming workplace for all colleagues.
Activision Blizzard
Erst vergangene Woche kam eine interne Untersuchung der Führungsriege zum Schluss, dass Activision Blizzard nichts falsch gemacht habe. Demnach hätte es im Unternehmen nie ein systemisches Problem mit Belästigung, Diskriminierung oder Vergeltungsmaßnahmen gegeben – das steht im direkten Widerspruch zu den zahlreichen Berichten, Gerichtsverfahren und Anschuldigungen der letzten Monate. Folglich war die Kritik massiv, Mitarbeiter und Betroffene bezeichneten die Untersuchung als scheinheilige Inszenierung und inhaltlich wertlos.