Browser: Microsoft beerdigt den Internet Explorer fast ganz
Nach beinahe 27 Jahren trägt Microsoft heute den Internet Explorer fast gänzlich für Endkunden zu Grabe, indem der Support unter Windows 10 (IoT) 20H2 oder neuer endet. Windows 11 bietet den Internet Explorer von Anfang an nicht mehr, Windows 7 ist selbst schon ohne Support. Nur unter Windows 8.1 bleibt noch eine Gnadenfrist.
Das Aus für den IE unter Windows 10
Eingestellt wird heute der Support des Internet Explorer auf den folgenden für private Endanwender relevanten Plattformen, die derzeit selbst noch Support von Microsoft erhalten:
- Windows 10 Home/Pro Version 20H2 und neuer
- Windows 10 IoT Version 20H2 und neuer
Windows 8.1 und weitere Ausnahmen
Damit bleibt das einzige von privaten Endkunden zurzeit noch mit aktivem Support nutzbare Betriebssystem, auf dem auch der Internet Explorer noch Support erhält, Windows 8.1. Doch am 10. Januar 2023 ist auch damit Schluss.
Für Geschäftskunden sieht das anders aus: Für Kunden im Long-Term Servicing Channel (LTSC) mit erweitertem Support für Windows 7 oder Windows 10 gewährt Microsoft auch in Zukunft Support auf die Desktop-App des Internet Explorer 11, ferner wird der Internet-Explorer-Modus im Nachfolger Edge noch „bis mindestens 2029“ unterstützt. Auch unter Windows Server lebt der Internet Explorer noch fort. So richtig totzukriegen ist der erste Browser von Microsoft also weiterhin nicht.
Der Internet Explorer ist Jahrgang 1995
Der Internet Explorer erblickte 1995 mit dem Internet Explorer 1.0 im kostenpflichtigen Windows-Erweiterungspaket Microsoft Plus! exklusiv für Windows 95 das Licht der Welt. Der Netscape Navigator war bereits im Herbst 1994 erschienen.
Hochphase, Kritik und Klagen
Schon in den Jahren 2003 bis 2005, seiner Hochphase, hatte der Internet Explorer mehr als 90 Prozent Marktanteil bei den weltweiten Anwendern. Noch Anfang 2009 vereinte der Internet Explorer rund 65 Prozent aller Nutzer auf sich. Die umstrittene, aber auch geschickte Kopplung an das damals wie heute weltweit führende Desktop-Betriebssystem für Anwender, Windows, hatte darauf einen großen Einfluss. Diese Koppelung war nicht frei von Kritik.
Als Reaktion auf Forderungen in den USA, diese Koppelung aufzuheben, hatte Microsoft im Jahr 2002 sogar mit einem Verkaufsstopp von Windows 2000 und Windows XP gedroht.
Erst im Jahr 2009 wurde Microsoft in der EU dazu verpflichtet, Kunden die Wahl zwischen dem eigenen Browser und Alternativen wie Firefox zu geben. Als diese Möglichkeit in Windows 7 über Monate nicht angeboten wurde, verurteilte die EU Microsoft im Jahr 2013 zur Zahlung von 561 Millionen Euro.
Mit Webstandards auf dem Kriegsfuß
Dabei gab es für Jahre gute Gründe dafür, dass Nutzer einen anderen Browser als den Internet Explorer nutzen wollten oder gar sollten. Alternativen boten nicht nur mehr Features, sondern unterstützten auch die gängigen Webstandards vollumfänglicher, während der Internet Explorer hinterherhinkte. Erst mit dem Internet Explorer 9 von 2011 schloss Microsoft in diesem Punkt wieder auf die Konkurrenz auf.
Seit 2019 setzt Microsoft auf Edge
Der Nachfolger Microsoft Edge auf Chromium-Basis hat sich seit seiner Veröffentlichung im Herbst 2019 inzwischen Platz 2 weltweit gesichert, hinter dem überlegen führenden Google Chrome.