Cynora: Samsung Display kauft OLED-Technik aus Deutschland
„Wir machen OLEDs besser“ lautete das Motto der Firma Cynora mit Hauptsitz in Bruchsal in Baden-Württemberg. Von deren Arbeit an Materialien zur Verbesserung von Organischen Leuchtdioden ist Samsungs Display-Tochter offensichtlich überzeugt und hat Cynora laut Bloomberg für umgerechnet 300 Millionen US-Dollar übernommen.
Eine öffentliche Bekanntgabe der Übernahme liegt zwar noch nicht vor, doch ist sich der renommierte Bloomberg-Autor Mark Gurman augenscheinlich sicher, dass seine Quellen Recht behalten. Laut diesen soll Samsung Display rund 300 Millionen US-Dollar für die Cynora GmbH gezahlt und damit deren Technik für OLED-Displays, nicht aber deren Personal erworben haben.
TADF-Emitter für effizientere Displays
Cynora hat sich auf die Entwicklung blauer und grüner Emittermaterialien des Typs thermisch aktivierter verzögerter Fluoreszenz (TADF) spezialisiert und im März 2020 einen fluoreszierenden blauen Emitter präsentiert, der 15 Prozent effizienter als vorherige arbeiten soll. Das neue Material vermarktete das Unternehmen unter dem Namen cyBlueBooster. Im Januar 2021 folgte die Vorstellung von cyUltimateGreen. Ein rotes Pendant wurde bisher noch nicht vorgestellt, sei aber auf dieser Basis ebenso möglich.
„Die TADF-Technologie kann effizient für alle OLED-Farben Rot, Grün und Blau eingesetzt werden, was bisher von keiner anderen Technologie erreicht wurde“, erklärte Cynora auf seiner Website und fügte hinzu: „TADF kombiniert die Vorteile von Phosphoreszenz (hohe Effizienz) und Fluoreszenz (Lebensdauer)“. Die gegenüber bisherigen Lösungen höhere Effizienz soll den Stromverbrauch von OLED-Displays senken.
Ein Pixel eines solchen RGB-OLED-Displays setzt sich aus je einem blauen, grünen und roten Subpixel zusammen. LG setzt hingegen auf WOLED mit weißen OLEDs und Farbfilter. Bei Samsungs neuer QD-OLED-Technik werden wiederum ausschließlich blaue OLEDs als Backlight genutzt; Quantum Dots dienen hier als Farbfilter, um auch grünes und rotes Licht zu generieren. Bei den AMOLED-Displays für Smartphones kommen RGB-OLEDs zum Einsatz.
Nur die Technik wird übernommen
Samsung und LG hatten bereits zuvor in Cynora investiert. Wie OLED-Info berichtet, war Cynora jedoch zuletzt in Geldnot geraten und hat vor einigen Wochen im Zuge der Transaktion seine komplette Belegschaft entlassen. Samsung erwirbt demnach also ausschließlich die Technik des Unternehmens, das sich mehr als 700 Patente auf die Fahne schrieb.
Ulrike Kuhlmann hat für heise online eine Hintergrundanalyse zur Schließung des deutschen OLED-Pioniers Cynora erstellt. Das Unternehmen habe bereits seit dem vergangenen Jahr zum Verkauf gestanden, da die Geldreserven offenbar aufgebraucht waren. Die Technik von Cynora sei nicht weit genug entwickelt, um damit Umsätze zu generieren.
Aus diesem Grund gelten die genannten 300 Millionen US-Dollar für die Patente von Cynora als „entschieden zu hoch gegriffen“, so die angebliche Meinung von Experten.
Samsung ist über seine Venture Investment Corporation mit 10 Millionen beteiligt, LG Displays mit 15 Millionen; beide sind also bereits involviert. Dass eines der Unternehmen nun die zigfache Summe auf den Tisch legt, obwohl Cynora den versprochenen tiefblauen Emitter nicht ansatzweise Richtung Produktionsreife schieben konnte, scheint sehr unwahrscheinlich.
Ulrike Kuhlmann, heise online
Dass sich Samsung die Patente sichert, um sie vor Konkurrenten zu schützen, sei wiederum realistisch. Nach wie vor fehlt es aber an einer offiziellen Bestätigung für den Deal. Die Entlassung sämtlicher Mitarbeiter habe Firmengründer Michael Bächle gegenüber der regionalen Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten aber inzwischen bestätigt.