Eve Outdoor Cam im Test: Datenschutz, Videoqualität und Fazit

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Frank Hüber
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Datenschutz und Privatsphäre

Die zu beachtenden Regeln des Datenschutzes und der Privatsphäre, auf die im Test der Google Nest Doorbell genauer eingegangen wurde, sollen an dieser Stelle nur kurz erneut angerissen werden. Grundsätzlich gilt, dass es Aufgabe des Nutzers ist, sich an lokale Datenschutzbestimmungen zu halten. Dies bedeutet insbesondere, dass kein öffentlicher Raum und keine Nachbargrundstücke erfasst werden dürfen. Zudem müssen Personen, die das eigene, allein genutzte Grundstück betreten, mit einem gut sichtbaren Hinweis darauf aufmerksam gemacht werden, dass eine Videoüberwachung vorgenommen wird. In Mehrfamilienhäusern darf vom Mieter keine Kamera installiert werden, die andere Mieter, etwa im Hausflur oder auf dem Grundstück, erfasst.

Auch bei der Eve Outdoor Cam müssen diese Aspekte beachtet werden, was insbesondere bei der Wahl des Montageorts entscheidend ist, da dieser nicht nur die rechtlich korrekte Ausrichtung der Kamera ermöglichen, sondern auch eine Stromversorgung bereithalten muss. Schon der Anschein, die Kamera filme einen öffentlichen Bereich, kann ausreichen, um nicht gesetzeskonform betrieben zu werden. Das Sichtfeld der Kamera von 157 Grad ist breiter als bei manchem Konkurrenten, was bedacht werden muss. Sind nur kleine Randbereiche des Bildes betroffen, die das eigene Grundstück verlassen, bieten sich spezielle Linsenaufkleber an, um sie abzudecken.

Gute Audio- und Videoqualität der Eve Outdoor Cam

Die Audio- und Videoqualität der Eve Outdoor Cam ist gut und liegt leicht über der der zuletzt getesteten Arlo Go 2. Insbesondere bei der Wiedergabe auf einem iPhone ist die Auflösung von 1080p kein Kritikpunkt. Lädt man die Videos herunter und gibt man sie auf einem hochauflösenden Display an einem PC wieder, sieht man wie bei den anderen Kameras jedoch die eingeschränkte Bitrate der Videoaufnahmen. Generell ist es bei Streaming-Kameras eher die Bitrate als die Auflösung, die höher ausfallen dürfte, um die Bildqualität zu verbessern. Reolink gibt dem Nutzer hier mehr Freiheiten, auch die Bitrate anzupassen. Bei der Eve Outdoor Cam kann jedoch kein Einfluss auf die Qualität genommen werden.

Eine helle Hauswand in der prallen Mittagssonne ist mitunter etwas überstrahlt, so dass Details in diesem Bereich verloren gehen. Die anderen Stellen im Bild sind jedoch auch dann weiterhin gut zu erkennen.

Bei Dunkelheit rauscht das Bild wie bei allen Modellen, weshalb das Flutlicht durchaus genutzt werden sollte, wenn man die Bildqualität erhöhen möchte. Auch wenn es hell ist, leuchtet es nur den Bereich aus, auf den es gerichtet ist. Wer eine in alle Richtungen hell abstrahlende Außenleuchte ersetzen möchte, könnte dies nicht als ausreichend empfinden. Weitere Lichtquellen etwa von Straßenlaternen oder Gartenleuchten können schnell verhindern, dass die Eve Outdoor Cam überhaupt auf die Nachtsicht umschaltet, so dass auch in der Nacht weiterhin ein farbiges Bild übertragen wird, ohne dass das Flutlicht aktiv sein muss.

Bei der Sprachqualität liefert die Eve Outdoor Cam eine sehr gute Verständlichkeit. Allerdings sind Personen, wenn sie beispielsweise 3 m von der Kamera entfernt stehen, auf Aufnahmen etwas zu leise zu hören, so dass man die Lautstärke deutlich anheben muss, um sie zu verstehen. Hier fängt die Nest Cam (Test) die Sprache lauter und gefilterter ein, was sie verständlicher macht. Für kurze Gespräche mit Personen vor der Kamera eignet sich jedoch auch die Eve Outdoor Cam.

Fazit

Die Eve Outdoor Cam integriert sich als reine Sicherheitskamera für HomeKit Secure Video sehr gut in das Apple-Ökosystem. Die Zusammenarbeit mit iPhone/iPad, Apple Watch und Apple TV funktioniert sehr gut, die Steuerung klappt zuverlässig und auch Benachrichtigungen werden schnell übermittelt und der Videostream sowie Aufnahmen sind schnell und jederzeit verfügbar. Wer die notwendigen Geräte bereits besitzt und auch einen Speicherplan für iCloud+ bereits sein Eigen nennt, wird diese Integration erneut zu schätzen wissen, muss sich aber bewusst sein, dass er sich weiter an das Ökosystem bindet. Ohne das kann die Eve Outdoor Cam nicht genutzt werden. Der kleinste Speicherplan bei iCloud+, der Aufnahmen einer einzelnen Kamera in der Cloud ermöglicht, kostet 0,99 Euro pro Monat. Ohne iCloud+ kann nur auf das Live-Bild der Kamera zugegriffen werden und der Nutzer erhält lediglich allgemeine Benachrichtigungen über Bewegungen. Aufnahmen und objektbasierte Benachrichtigungen sind nicht möglich. Eve selbst erfasst dabei keinerlei personenbezogene Daten des Nutzers und speichert auch keine Aufnahmen in einer eigenen Hersteller-Cloud. Für die Einrichtung ist nicht mal eine Registrierung erforderlich. Ohne Datenspeicherung geht die Nutzung der Eve Outdoor Cam aber nicht einher – nur ist es in diesem Fall Apple, der Daten kennt und bei dem die Aufnahmen Ende-zu-Ende-verschlüsselt in der iCloud landen.

Eve Outdoor Cam
Eve Outdoor Cam

Technisch liefert Eve mit der Eve Outdoor Cam erneut ein sehr überzeugendes Produkt. Material, Verarbeitung und Umsetzung sind hervorragend. Nur die Installation kann bei beengten Platzverhältnissen auf einer Leiter stehend etwas fummelig werden. Die kabelgebundene Umsetzung ist Vor- und Nachteil zugleich. Einerseits muss am Montageort ein Stromkabel liegen, andererseits muss kein Akku aufgeladen werden, dessen Kapazität im Laufe der Zeit abnimmt. Einschränkungen beim LED-Flutlicht, die man aus Rücksicht auf den Akku eingehen würde, sind ebenfalls überflüssig. Das Flutlicht ist hell und bietet mit dem Boost-Modus in sehr dunklen Umgebungen einen guten Zusatz, wobei sich theoretisch auch weitere smarte Leuchten über Automationen bei erkannter Bewegung durch die Eve Outdoor Cam automatisch ein- und wieder ausschalten lassen, möchte man einen größeren Bereich ausleuchten.

Die Funktionen in der Software werden durch die Kopplung an HomeKit Secure Video weitgehend von Apples Dienst vorgegeben. Die Einstellungen sind für eine möglichst einfache Handhabung begrenzt, Optionen zur Bildqualität finden sich wie geschildert nicht. Dies ist einer der, wenn nicht der zentrale Kritikpunkt an der Eve Outdoor Cam, denn je nach Umgebung und Beleuchtung kann es gewünscht sein, das Bild auch abseits der guten Automatik etwas anzupassen – etwa um dunkle Bereiche etwas aufzuhellen oder helle Bereiche abzudunkeln. Sehr umfassend sind hingegen wieder einmal die Logs der Sensoren, die in der Eve-App aufgezeichnet werden. Wenn das Smart Home bereits über HomeKit gesteuert wird, ist die Integration entsprechend einfach und allumfassend. Eine Sirene, die manuell oder automatisch ausgelöst werden könnte, integriert Eve im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Sicherheitskameras nicht – der ein oder andere wird dies vermissen.

Bei Ereignissen, bei denen beispielsweise eine Person erkannt wurde, fällt positiv auf, dass die Aufnahme immer schon einsetzt, kurz bevor die Person ins Bild läuft. Hierfür schreibt die Kamera fortwährend das Bild in einen 5-Sekunden-Puffer, der bei einer relevanten Bewegung für die Aufzeichnung abgerufen und ihr hinzugefügt wird. Auf diese Weise ist eine nur kurz durchs Bild laufende Person nicht nur noch eingeschränkt zu sehen, wenn sie bereits wieder halb aus dem Bild herausgelaufen ist, sondern von Anfang an. Eine Funktion, die viele Kameras nicht aufweisen.

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 249,95 Euro* siedelt sich die Eve Outdoor Cam in der Preisregion anderer etablierter Hersteller an, gehört aber nicht zu den günstigsten Vertretern. Dafür erhält der Käufer aber nicht nur ein hochwertiges Metallgehäue mit sehr guter Verarbeitung, auf das die meisten Konkurrenten verzichten, sondern auch eine ausgereifte Software-Umsetzung, die keinerlei Probleme bereitet. Wer ohnehin im Apple-Ökosystem unterwegs ist und eine kabelgebundene Sicherheitskamera sucht, sollte die Eve Outdoor Cam deshalb in die engere Wahl nehmen.

ComputerBase wurde die Eve Outdoor Cam leihweise von Eve Systems zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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