Intel Core i9-12900HX im Test: 86 Watt reichen dem Desktop-Chip für Platz 1 im Notebook
Mit der HX-Serie hat Intel den größten Alder-Lake-Die ins Notebook gebracht. Bis dato gab es den Chip mit 8+8 Kernen nur im Desktop-PC. Mit offiziell bis zu 157 Watt Leistungsaufnahme sollen HX-CPUs in mobilen Workstations mächtig Gas geben. Dem Core i9-12900HX im Gigabyte Aorus 17X reichen aber auch 86 Watt für Platz 1.
Intels neue HX-Serie im Detail
Der Die der HX-CPUs bietet zwei zusätzliche Performance-Kerne und mehr PCIe-Lanes und adressiert mehr RAM. HX zielt auf Workstations und ersetzt deshalb Xeon, ist aber irgendwie auch für Gamer, sagt Intel.
Die Einführung des Desktop-Dies bedeutete eine Abkehr vom Vorgehen der letzten Jahre, in denen es im Notebook immer zwei Dies (einen für die H-Serie und einen für die U/Y-Serie) gab, die unter dem Top-Chip für Desktop-CPUs rangierten. Rückblickend auf Intels Alder-Lake-H-Vorstellung ergibt der Schritt trotzdem Sinn, denn so richtig in das H-Segment passt der aktuelle „H-Die“ eigentlich nicht.
Der CPU-Die für Alder Lake-H und Alder Lake-P bietet maximal sechs anstelle von acht Performance-Kernen (P-Cores) zuzüglich acht E-Cores und kein PCI Express 5.0, dafür aber eine aufgebohrte Xe-Grafikeinheit mit 96 EUs. Vor Alder Lake gab es die große iGPU immer nur im Die für die U-Serie, während die H-Serie die kleine iGPU aus dem Desktop übernahm. Begründung: H-CPUs werden in der Regel mit dedizierten Grafikkarten kombiniert (dGPU). Bei Alder Lake sollte das nicht mehr gelten?
Fokus auf CPU-Leistung, I/O und RAM
Mit dem Desktop-Die der HX-Serie kommt die kleine iGPU jetzt zurück, wird aber erstmals mit der vom Desktop bekannten Kern-Anzahl und dessen I/O-Funktionalitäten kombiniert. Interessanterweise belegt das BGA-Package dieselbe Fläche wie das LGA-Package für den Desktop-Sockel, ist aber nur 2,2 statt 4,0 mm hoch – auch weil der Heatspreader fehlt.
Die TDP (PL1) steigt gegenüber Alder Lake-H von 45 auf 55 Watt an, bei der maximal spezifizierten Leistungsaufnahme (PL2) geht es von bis zu 115 auf maximal 157 Watt hinauf – für alle CPUs der neuen Serie.
Neben der stärkeren CPU stellt Intel die I/O-Funktionalität des größeren Chips in den Fokus, der in der Tat eine Premiere bietet: PCI Express 5.0 im Notebook. Ohne entsprechende SSDs oder Grafikkarten ist der Standard als solcher vorerst zwar wenig von Relevanz, doch die pure Anzahl an PCIe-Lanes macht schon heute einen Unterschied: Mit 48 Lanes (16 × PCIe 5.0, 20 × PCIe 4.0 und 12 × PCIe 3.0) bietet die HX-Serie erstmals bis zu vier NVMe-SSDs mit schnellster Anbindung Platz.
Auch beim RAM gibt es einen Vorteil für HX: Mit bis zu zwei DIMM-Modulen pro Channel werden maximal 128 GB statt bisher 64 GB DDR4-3200 oder DDR5-4800 unterstützt. Doch 128 GByte im Notebook gab es schon einmal: Die Xeon W-11000 auf Basis von Tiger Lake-H45 boten das auch.
Sieben HX-CPUs, drei davon quasi Xeon
Gleich sieben HX-CPUs kündigte Intel für die Marktspitze an. Vier nutzen alle Kerne des Chips (8P+8E), drei nur einen Teil der Kerne (6P+8E, 4P+8E, 4P+4E). Drei bieten ECC und unterstützen vPro.
Modell | Kerne / Threads | Takt / mit Turbo (P-Core) |
Takt / mit Turbo (E-Core) |
L2- + L3-Cache | Grafik | PBP (TDP/PL1) |
MTP (PL2) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i9-12950HX* | 16 (8P + 8E) / 24 | 2,3 / 5,0 GHz | 1,7 / 3,6 GHz | 14 + 30 MB | 32 EU, 1,55 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i9-12900HX | 16 (8P + 8E) / 24 | 2,3 / 5,0 GHz | 1,7 / 3,6 GHz | 14 + 30 MB | 32 EU, 1,55 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i9-12900HK | 14 (6P + 8E) / 20 | 2,5 / 5,0 GHz | 1,8 / 3,8 GHz | 11,5 + 24 MB | 96 EU, 1,45 GHz | 45 Watt | 115 Watt |
Core i9-12900H | 14 (6P + 8E) / 20 | 2,5 / 5,0 GHz | 1,8 / 3,8 GHz | 11,5 + 24 MB | 96 EU, 1,45 GHz | 45 Watt | 115 Watt |
Core i7-12850HX* | 16 (8P + 8E) / 24 | 2,0 / 4,8 GHz | 1,5 / 3,4 GHz | 14 + 25 MB | 32 EU, 1,45 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i7-12800HX | 16 (8P + 8E) / 24 | 2,0 / 4,8 GHz | 1,5 / 3,4 GHz | 14 + 25 MB | 32 EU, 1,45 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i7-12800H | 14 (6P + 8E) / 20 | 2,4 / 4,8 GHz | 1,8 / 3,7 GHz | 11,5 + 24 MB | 96 EU, 1,40 GHz | 45 Watt | 115 Watt |
Core i7-12700H | 14 (6P + 8E) / 20 | 2,3 / 4,7 GHz | 1,7 / 3,5 GHz | 11,5 + 24 MB | 96 EU, 1,40 GHz | 45 Watt | 115 Watt |
Core i7-12650HX | 14 (6P + 8E) / 20 | 2,0 / 4,7 GHz | 1,5 / 3,3 GHz | 11,5 + 24 MB | 32 EU, 1,45 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i7-12650H | 10 (6P + 4E) / 16 | 2,3 / 4,7 GHz | 1,7 / 3,5 GHz | 9,5 + 24 MB | 64 EU, 1,40 GHz | 45 Watt | 115 Watt |
Core i5-12600HX* | 12 (4P + 8E) / 16 | 2,5 / 4,6 GHz | 1,8 / 3,3 GHz | 9 + 18 MB | 32 EU, 1,35 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i5-12600H | 12 (4P + 8E) / 16 | 2,0 / 4,5 GHz | 2,0 / 3,3 GHz | 9 + 18 MB | 80 EU, 1,40 GHz | 45 Watt | 95 Watt |
Core i5-12500H | 12 (4P + 8E) / 16 | 2,5 / 4,5 GHz | 1,8 / 3,3 GHz | 9 + 18 MB | 80 EU, 1,30 GHz | 45 Watt | 95 Watt |
Core i5-12450HX | 8 (4P + 4E) / 12 | 2,4 / 4,4 GHz | 1,8 / 3,1 GHz | 7 + 12 MB | 16 EU, 1,30 GHz | 55 Watt | 157 Watt |
Core i5-12450H | 8 (4P + 4E) / 12 | 2,0 / 4,4 GHz | 1,5 / 3,3 GHz | 7 + 12 MB | 48 EU, 1,20 GHz | 45 Watt | 95 Watt |
* mit vPro-Unterstützung und ECC-Support |
Der Core i9-12900HX im Gigabyte Aorus 17X
Für den Test des Intel Core i9-12900HX stand der Redaktion ein brandneues und gegenüber der letzten Generation grundlegend überarbeitetes Gigabyte Aorus 17X zur Verfügung. Unter der Marke Aorus und mit dem 360 Hz schnellen Full-HD-Display richtet es sich an Spieler, das sekundäre Einsatzgebiet der HX-Serie. Immerhin setzt Gigabyte nicht auf eines der drei Modelle mit ECC-Support, wie es Asus im Gaming-Notebook ROG Strix Scar 17 SE macht – ohne ECC-Speicher einzusetzen.
Leistungsprofile von 15 bis 86 Watt PL1
Wie jedes moderne Notebook verfügt auch das Aorus 17X über Leistungsprofile, die darüber entscheiden, wie viel elektrische Leistung CPU oder GPU wie lange unter Verwendung welcher Kühlleistung abrufen können.
Konkret bietet das Gigabyte Aorus 17X fünf verschiedene Profile, die drei verschiedene Leistungsprofile für die CPU zur Basis haben und sich darüber hinaus in der Einstellung des Kühlsystems unterscheiden. „Turbo“ nutzt beispielsweise eine viel aggressivere Lüfterkurve als „Creator“ und ist damit deutlich lauter.
Modus | PL1 | PL2 | max. gemessen (Blender Multi-Core) |
---|---|---|---|
Turbo | 86 Watt | 157 Watt | 135 Watt |
Creator | |||
Gaming | 65 Watt | 157 Watt | 116 Watt |
Power Saving/Silence | 15 Watt | 30 Watt | – |
Meeting | |||
fett = im Test verwendet |
Die Redaktion hat für den nachfolgenden Test die Profile „Turbo“ (zum Ausloten der maximal möglichen Leistung) und „Gaming“ genutzt. Die Profile „Meeting“ und „Power Saving/Silence“ mit auf dem Papier interessanten 15 Watt PL1 und 30 Watt PL2 sind in der Praxis zu niedrig angesetzt für die CPU: Mit einem Cinebench-R15-Ergebnis von 350 Punkten Multi- und 126 Punkten Single-Core liegt die Leistung um 87 respektive 50 Prozent niedriger als mit 86 Watt. Das ist auch absolut betrachtet wenig: Auf 15 Watt ausgelegte CPUs sind jeweils doppelt so schnell. Dabei hakt es auch im Browser und der Lüfter springt trotzdem immer wieder an. Diese Profile sind gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Die Probe aufs Exempel im Multi-Core-Render-Benchmark von Blender zeigt: Im Profil „Turbo“ ruft die CPU nach Lastspitzen von bis zu 135 Watt für wenige Sekunden konstant 100 Watt ab, bis sie auf 86 Watt gedrosselt wird. Im Profil „Gaming“ sind es Lastspitzen von bis zu 116 Watt, bevor auch dann kurz 100 Watt anliegen, woraufhin es auf 65 Watt hinuntergeht. Je kürzer die Last, desto größer wird der Einfluss der 100-Watt-Phase, deren Ende nicht durch die Temperatur, sondern durch einen anderen Mechanismus definiert zu sein scheint. Warum die CPU nicht die von Gigabyte auch hinterlegten PL2 = 157 Watt zumindest kurzfristig ausnutzt, konnte der Hersteller auf Nachfrage nicht beantworten.
Interessant ist der Blick auf den Takt der P-Cores: Der Core i9-12900HX betreibt die P-Cores in der 86-Watt-TDP-Phase mit ca. 3,2 GHz. Das sind 800 MHz weniger, als der Core i7-12700H bei wassergekühlten 120 Watt TDP genutzt hat. 2 oder 33 Prozent mehr P-Cores des HX stehen demzufolge 20 Prozent weniger Takt gegenüber – bei 30 Prozent weniger Verbrauch. Die E-Cores beider CPUs trennt mit 2,5 zu 2,8 GHz rund 10 Prozent. Der Core i9-12900HX dürfte mit 86 Watt damit am Ende schneller sein als der Core i7-12700H bei 120 Watt.
Auch der Vergleich mit dem Core i9-12900HK bei ca. 80 Watt im Benchmark verspricht einen deutlichen Effizienzvorteil: Der Core i9-12900HX verfügt in diesem Fall ebenso über 33 Prozent mehr P-Cores, taktet aber nur 10 bis 15 Prozent niedriger – bei vergleichbarem Verbrauch.
Mit Blick auf Leistung und Verbrauch in Single-Core-Lasten macht die Wahl zwischen dem Turbo- und dem Gaming-Profil keinen Unterschied: Die Leistungsaufnahme liegt jeweils deutlich unter PL 1 von 86 respektive 65 Watt. Sie ist mit rund 45 Watt nichtsdestoweniger sehr hoch. Der von der Redaktion bisher getestete Core i9-12900HK im MSI Raider GE76 begnügte sich mit etwas über 30, der Core i7-12700H im XMG Neo 15 (E22) sogar mit etwas über 20 Watt. Neben dem anderen Chip mit deutlich mehr I/O-Funktionen dürfte hier auch die Ansteuerung der CPU durch Gigabyte eine Rolle spielen.
Beim Blick auf den Taktverlauf zeigt sich wiederum, dass die CPU die versprochenen 5,0 GHz auch abliefert – ganz im Gegenteil zum Core i9-12900HK im ersten Testmuster von Intel aus Januar 2022. Dabei bleibt der Prozessor trotz höherem Verbrauch wesentlich kühler – das MSI Raider GE76 hatte in der Vorserienkonfiguration schlichtweg ein Problem.