Logitech MX Mechanical Mini im Test: Mechanische Office-Tastatur zwischen Genie und Wahnsinn

Max Doll
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Logitech MX Mechanical Mini im Test: Mechanische Office-Tastatur zwischen Genie und Wahnsinn

Preise für Gaming-Tastaturen haben ein absurd hohes Niveau erreicht. Logitech zieht nun im Office-Segment mit einer schlicht gestalteten und ausgestatteten Tastatur nach. Ist die MX Mechanical Mini noch Genie oder schon blanker Wahnsinn? Die Antwort hängt von der Perspektive und dem Marktpreis ab.

Logitechs mechanische MX-Tastatur(en) im Test

Logitech präsentiert die Mechanical Mini als Teil der MX-Reihe, die auf den Büroeinsatz ausgerichtet wurde – es gibt mit der MX Mechanical auch eine Full-Size-Version. Die neue Serie soll Nutzern, die mechanische Tastaturen „beim Gaming lieben gelernt haben“, mit der dasselbe Tippgefühl im schlichten Design für das Büro bieten, erklärt der Hersteller.

Kabelloser Betrieb via Bluetooth mit maximal drei Endgeräten beziehungsweise Bolt-Empfängern (verschlüsselt), eine einfarbige Hintergrundbeleuchtung und der schlichte Auftritt sind Resultate dieser Strategie. FN-Tasten führen zum Screenshot-Werkzeug, zur Suche und zur Diktierfunktion. Unter den üblichen Medien-Shortcuts fehlen aufgrund des knappen Layouts lediglich „Vor“ und „Zurück“. Was auch fehlt, ist Zubehör. Geliefert werden Tastatur und ein Funkempfänger, dazu kommt ein Ladekabel.

Die MX Mechanical Mini im Detail

Das Layout balanciert wie bei jeder Ultrakompakttastatur zwischen dem Einsparen von Platz und dem Bewahren essentieller Funktionen. Deshalb rückt die F-Reihe dicht an das Tastenfeld, während die wesentlichen Funktionstasten in einer Reihe rechts neben dem Tastenfeld gebündelt werden. Damit folgt die Mechanical Mini der Lifestyle-fokussierten Pop Keys (Test). Da der Fokus hier aber klar auf dem Arbeiten liegt, hat Logitech die sinnferne Emoji-Taste wortwörtlich auf eine F-Taste verbannt.

Laut Datenblatt sorgt ein – proprietärer – 1.500 mAH starker Akku für eine Laufzeit von „bis zu 15 Tagen“, obwohl ein Sensor die Helligkeit der Beleuchtung an die Umgebung anpasst und nur dann anschaltet, wenn sich Hände in der Nähe der Tasten befinden. Ohne die stets weiße Hintergrundbeleuchtung steigt die Laufzeit erheblich auf höchstens 10 Monate. Aufgeladen wird mit USB-C-Stecker, Daten werden jedoch ausschließlich per Funkübertragung gesendet. Wie bei der Pop Keys werden unter Linux, Android und Chrome OS aber lediglich grundlegende Funktionen unterstützt. Das gesamte Featureset steht nur unter iOS, macOS oder Windows zur Verfügung.

Logitech MX Mechanical Logitech MX Mechanical Mini
Größe (L × B × H): 43,4 × 13,2 × 2,6 cm 31,4 × 13,2 × 2,6 cm
Layout: 105 ISO (erweitert) 73 Keys
Gewicht: 828 g 612 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: Bluetooth ?
Hub-Funktion:
Key-Rollover: 6-KRO
Schalter: Kailh Choc Red V2 / Blue V2 / Brown V2
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
flache Tasten
Zusatztasten: 4 × Extra
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück Lautstärke, Abspielen/Pause
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen, System-Funktionen Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen, System-Funktionen
Beleuchtung: Farbe: Weiß
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus
Makros & Programmierung: teilweise programmierbar
Preis: ab 127 € / ab 157 € / ab 115 € ab 113 € / ab 135 € / ab 115 €

Taster-Auswahl und Kappen

Für eine mechanische Tastatur ist die Mechanical Mini zudem sehr flach. Die „Tieferlegung“ erzielt Logitech durch Low-Profile-Taster. Über den Hersteller schweigt sich das Datenblatt zwar aus, auf dem Taster-Gehäuse ist allerdings Kailh vermerkt. Verbaut werden die Choc-Taster des Unternehmens in einer neuen Ausführung mit drei Abstimmungen: linear (rot), taktil (braun, geräuschgemindert) und „clicky“ (blau). Generation 2 orientiert sich nicht mehr wie bei der Sharkoon PureWriter an Cherrys ML-Serie, sondern den jüngeren MX Low Profile (Test). Unterschiede zwischen Cherry und Kailh lassen sich rein äußerlich nicht ausmachen, sie entstehen durch die Abstimmung. Taktile Taster gibt es von Cherry bislang nicht in flacher Bauweise. Für den Test stand der Redaktion das Modell mit braunen Tastern zur Verfügung, das Logitech als „silent“ bezeichnet.

Logitech MX Mechanical Mini (Kailh Choc V2 Brown)

Trotz der deutlichen Höheneinsparung bleibt den Tastern viel Hub. 3,2 mm lassen sie sich eindrücken, der Signalpunkt wird wie sonst nur bei „Gaming-Tastern“ früh erreicht. Von sehr empfindlichen Reaktionen fehlt dennoch jede Spur, denn trotz flacher Bauweise lässt sich der Druckpunkt gut ertasten und besitzt einen ausreichend starken Widerstand. Durch den kurzen Hub wird der Druckpunkt laut Fingerspitzen schon direkt nach dem Eindrücken erreicht. Die Farbkodierung erzählt deshalb nur etwas über den Druckpunkt, normale MX oder Kailh Brown fühlen sich anders an.

„Anders“ darf keinesfalls mit „schlecht“ gleichgesetzt werden. Arbeiten lässt sich mit den Tastern prima, vom Prinzip her sind präzise und schnelle Eingaben möglich. Dabei bleibt die Mechanical Mini ruhig. Die flachen Taster und Kappen lassen weit weniger Raum für Schall, Klappern und Nachhall bleiben der Tastatur fern. Taster und Lautstärke schaffen damit ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zur Pop Keys (Test), aber auch zur Sharkoon PureWriter (Test). Die Mechanical Mini wirkt in der Summe deutlich hochwertiger.

Zum rundum überzeugenden Auftritt fehlen der Mechanical Mini nur noch die richtigen Tastenkappen. Die Preisempfehlung verlangt nach PBT-Kunststoff, verwendet wird jedoch lediglich die ABS-Variante. Da die erste Tastenreihe nicht dem Normlayout entspricht und Kappen für Low-Profile-Taster schlecht zu bekommen sind, lässt sich daran auch nachträglich nichts ändern. Im deutlich dreistelligen Preisbereich passt das nicht mehr.

Kailh Choc V2 Red (CPG135301D01)
Kailh Choc V2 Brown (CPG135301D02)
Kailh Choc V2 Blue (CPG135301D03)
Charakteristik: linear taktil taktil („clicky“)
Hubweg: 3,2 mm
Position des Signalpunktes: 1,3 mm
Widerstand am Signalpunkt: 43 g 45 g 43 g
Widerstand am Druckpunkt: 55 g 53 g
Lebensdauer (Anschläge): 50 Mio.