Overwatch 2 Reveal Event: Blizzard ersetzt Lootboxen mit einem Battle Pass

Update Fabian Vecellio del Monego
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Overwatch 2 Reveal Event: Blizzard ersetzt Lootboxen mit einem Battle Pass
Bild: Blizzard

Erst vor kurzem bekam Overwatch 2 im Rahmen des Xbox & Bethesda Games Showcase zum Summer Game Fest 2022 einen Release-Termin. Am 4. Oktober geht es los, und zwar kostenfrei – das Sequel ist als Free-to-Play-Shooter konzipiert. Nun liefert Publisher Blizzard weitere Details, klärt aber nicht alle Fragen.

Free-to-Play-Spiel mit Cross Play und Cross Save

Zu Beginn des knapp einstündigen „Reveal Events“ zu Overwatch 2 betonte Blizzard noch einmal in aller Deutlichkeit: Overwatch 2 wird als Live Service Game kostenfrei spielbar sein – ganz egal, ob Spieler zuvor im Besitz von Overwatch 1 waren oder nicht. Spieler, die Overwatch 1 vor dem 23. Juni 2022 besitzen und sich bis zum 6. Dezember 2022 in Overwatch 2 einloggen, erhalten allerdings Zugriff auf ein Gründerpaket, das zwei epische Skins, ein Profil-Icon und ein „Überraschungsgeschenk“ beinhalten soll. Overwatch 1 derweil wird am 4. Oktober 2022 aufhören zu existieren – das Sequel wird den Shooter vollständig ersetzen.

Beachtenswert ist überdies, dass Overwatch 2 Cross-play und Cross-saves respektive Cross-progression auf PlayStation 4 und 5, Xbox One, Series S und X, Nintendo Switch und PC bieten wird. Damit einher geht eine weitere Botschaft: „If you earned something in Overwatch 1, you can always use it in Overwatch 2“, lassen die Entwickler verlauten, die Wahl der Plattform spiele dabei keine Rolle.

Seasons versprechen regelmäßig neue Inhalte

Overwatch 1 erhielt früher bereits zu festen Terminen neue Inhalte, beispielsweise zu Events an Halloween, Weihnachten oder dem Jubiläum des Spiels. Zwischendurch gab es in unregelmäßigen Abständen Helden, Karten und weiteres. Als Saisons waren lediglich die kompetitiven Mehrspieler-Modi konzipiert. Mit Overwatch 2 soll sich das ändern, das gesamte Spiel folge ab Oktober einem strikten Season-Modell mit jeweils großen Paketen an neuem Inhalt zu Beginn einer Saison.

Übersicht zu Neuerungen und den ersten drei Seasons
Übersicht zu Neuerungen und den ersten drei Seasons (Bild: Blizzard)

Zum Start gibt es mit Season 1 drei neue Helden: der weibliche Damage-Charakter Sojourn, die nun neu präsentierte Junker Queen aus der Klasse Tank und ein noch nicht vorgestellter Support-Held. Außerdem gibt es sechs neue Karten, darunter auf jeden Fall die bereits in der ersten Beta spielbaren Karten in New York, Toronto und Rom sowie Schauplätze in Rio de Janeiro und Portugal – vermutlich handelt es sich um Lissabon. Zur sechsten Karte schweigt Blizzard, ursprünglich war vor einigen Jahren vom schwedischen Göteborg die Rede. Darüber hinaus soll es über 30 neue Skins und neue kosmetische Inhalte geben – dazu später mehr.

Im Takt von neun Wochen folgen weitere Saisons, die stets entweder einen neuen Helden, eine neue Karte oder einen neuen Spielmodus mitbringen. Anfang Dezember werde Season 2 einen neuen Helden und erneut über 30 neue Skins beinhalten. Blizzard betont, dass es sich bei den ersten drei neuen Charakteren nach Release um zwei Support-Helden und einen Tank handele – nach wie vor gibt es im Spiel überdurchschnittlich viele Damage-Charaktere.

Neue Wege bei der Monetarisierung

Lange Zeit unbeantwortet blieben Fragen zur Monetarisierung – spätestens seit Bekanntgabe des Free-to-Play-Modells nahmen Spekulationen um einen Season Pass an Fahrt auf. Und so kommt es tatsächlich: Mit jeder neuen Saison geht ein optional kostenpflichtiger Battle Pass einher, darüber hinaus gibt es einen Ingame-Shop. Lootboxen hingegen werden ersatzlos gestrichen. Laut Blizzard soll das Spielern helfen, kontrolliertere Ausgaben zu tätigen, etwa weil der Kauf eines bestimmten Skins fortan direkt möglich sein soll und kein Zufall im Spiel ist. Das klingt zunächst einmal gut, letztlich dürfte es aber weitere Beweggründe geben: Lootboxen haben einen schlechten Ruf und geraten überdies zunehmend ins Blickfeld der Gesetzgeber.

Erfahrungen mit der Umstellung auf ein Season-Pass-Bezahlmodell konnte Activision Blizzard zuvor bereits mit der Call-of-Duty-Reihe sammeln. Ungeklärt bleibt derweil, ob sich grundsätzlich alle Inhalte kostenfrei erspielen lassen, sofern nur genügend Zeit investiert wird, oder bestimmte Skins, Emotes etc. an die kostenpflichtige Premium-Variante des Battle Pass gebunden sind.

Bisher teilten sich die aus Lootboxen erhältlichen kosmetischen Inhalte in Overwatch auf die Kategorien Skins, Emotes, Voicelines, Highlight-Intros und Victory Poses auf, mit Overwatch 2 kommen eine neue Klasse an Skins, Weapon Charms und Banner hinzu. Bei den oberhalb der legendären Anstriche angesiedelten Mystic Skins spricht Blizzard von einer anpassbaren Spielerfahrung – gemeint ist, dass der Skin mit drei wählbaren Farbrichtungen einher geht. Tatsächlich ist diese Idee nicht grundsätzlich neu: Ganz zu Beginn von Overwatch 1 im Jahr 2016 war es üblich, dass legendäre Skins in zwei Farbvarianten angeboten werden, damit hat Blizzard jedoch schnell aufgehört.

Aufgrund der einerseits gesteigerten Anzahl verschiedener Kategorien kosmetischer Inhalte als auch Blizzards Ankündigung, alle neun Wochen ein großes Content-Paket zu liefern, ist davon auszugehen, dass Sammler es schwer haben werden. Wer tatsächlich alles besitzen möchte, der sollte im Vergleich zu Overwatch 1 mit viel mehr benötigter Zeit oder respektive und höheren Kosten rechnen. Einfacher könnte es derweil für genügsame Spieler werden, die nur Inhalte für wenige ausgewählte Helden sammeln: Da ohne Lootboxen beim Kauf kein Zufall im Spiel ist, lässt sich der ungewollte Beifang drastisch reduzieren.

Blizzard rückt die PvP-Änderungen erneut in den Fokus

Da Overwatch 2 zum Start am 4. Oktober ohne den PvE-Teil mit Kampagne auskommen muss, rückte Blizzard erwartungsgemäß die Neuerungen beim PvP in den Fokus des Reveal Events. Neues gab es hier allerdings nicht. Dass fortan mit einem Tank-Helden weniger in 5-vs-5-Partien gespielt wird und die Klasse stark zugunsten eines dynamischeren Gameplays umgebaut wird ist ebenso bekannt wie die Einführung des neuen Spielmodus Push. Die Entwickler versprechen insgesamt ein schnelleres Spielerlebnis mit weniger Schilden und Crowd-Control-Fähigkeiten; einzelne Spieler sollten fühlen können, dass sie einen größeren Einfluss auf den Spielverlauf nehmen könnten. Im Rahmen dessen ist auch ein ausführliches Scoreboard neu.

Damit setzt Overwatch 2 die bereits im ersten Teil begonnene schleichende Entwicklung vom teamfokussierten MMO-Shooter hin zum taktischen Ego-Shooter à la CS:GO oder Valorant mit einem großen Schritt fort. Einher gehen damit Anpassungen beim Ranking-System: Eine exakte Skill-Rating-Zahl von 0 bis 5.000 werden Spieler nicht mehr erhalten, stattdessen schafft Blizzard neue Unterkategorien in den bestehenden Klassen Bronze, Silber, Gold, Platin, Diamant, Meister und Großmeister.

Auch bestehende Karten erhalten einige Anpassungen, um für die neuen Team-Zusammenstellungen mit einem Tank-Helden weniger besser geeignet zu sein. So fügt Blizzard mitunter neue Deckung ein, verschiebt bestehende Hindernisse und passt die Größe von Türen etc. an. Auf der Seite der grafischen Verbesserungen gibt es eine vollständig neue Beleuchtung, optimierte Schatten, angepasste Farben, insgesamt mehr Details sowie verschiedene Tageszeiten. Des Weiteren sollen in den originalen Schauplätzen aufgenommene Tonspuren für mehr Immersion sorgen.

Abseits dessen erwähnenswert ist derweil ein auf den ersten Blick nebensächliches Detail. Während der ersten PvP-Beta zu Overwatch 2 gab die Overwatch-Community dem im neuen Push-Spielmodus im Mittelpunkt stehenden, noch namenlosen Roboter den Kosenamen „Jeff“. Eine Anspielung auf Jeff Kaplan, den einstigen Game Director und geistigen Vater von Overwatch, der Blizzard allerdings im April 2021 verlassen hatte.

Beim Publisher jedoch sorgt das für wenig Begeisterung, nachdem Verweise auf echte Personen in den eigenen Videospielen keinen Platz mehr finden sollten. Und so erhält der namenlose Roboter nun kurzerhand doch einen offiziellen Namen: er hört auf die schwungvolle Bezeichnung „TS-1“.

Die Kampagne beginnt Anfang nächsten Jahres

Zum kooperativen PvE-Teil gab es lediglich einen kleinen Ausblick: Er soll Anfang 2023 beginnend sukzessive im Rahmen der Seasons ausgerollt werden. Ziel sei es, der bisher in erster Linie in Kurzfilmen, Comics und zeitlich beschränkten Event-Spielmodi erzählten Overwatch-Geschichte endlich einen zentralen Platz im Spiel zu geben. In der Story gehe es um eine neue Omnic-Invasion, das Wiederzusammenkommen des Overwatch-Teams sowie die Hintergründe neuer Helden.

Kurzfilm und Vorstellung zur Junker Queen

Bezüglich letzterem müssen Interessierte allerdings vorerst mit einem neuen Kurzfilm Vorlieb nehmen – dem ersten seit fast drei Jahren. In rund sieben Minuten wird der Aufstieg der Junker Queen thematisiert.

Abseits dessen erläutert Blizzard in einem Vorstellungsvideo die Fähigkeiten der neuen Tank-Heldin im Detail.

Neue Beta Ende Juni erfordert neue Registrierung

Nicht allzu lange auf sich warten lässt derweil die zweite Beta-Testphase des PvP-Teils von Overwatch 2: Am 28. Juni 2022 geht es mit einer neuen Karte und der Junker Queen wieder los. Registrieren müssen sich Interessierte auch dann, wenn sie sich bereits für die erste Closed Beta angemeldet oder gar an dieser teilgenommen haben. Neu ist, dass bei der Registrierung aus den Plattformen PC, PlayStation und Xbox gewählt werden kann und Blizzard einen garantierten Zugang verspricht – allerdings erst zum 14. Juli: Sukzessive soll die Zahl zugelassener Spieler steigen.

Garantierten Zugang zum 28. Juni wiederum können sich besonders ungeduldige Fans für rund 40 Euro mit dem Overwatch 2: Watchpoint Pack erkaufen. Das Bundle beinhaltet darüber hinaus die Legendary Edition von Overwatch 1 und wird zum Start von Overwatch 2 um einen Premium Battle Pass, zwei Skins, Spielwährung und ein Profilbild erweitert. Wenig verwunderlich sorgt der vergleichsweise hohe Preis für ein Spiel, das die meisten Interessenten bereits besitzen dürften und das zuletzt regelmäßig für die Hälfte zu erstehen war, in der Overwatch-Community bereits für Kritik.

Update

Overwatch-Entwickler stellen sich AMA auf Reddit

Im Subreddit r/Games haben sich einige Overwatch-Entwickler in einer Ask-me-Anything-Session den Fragen der Spieler gestellt. Dabei verriet das Team einige bislang unbekannte Details zu Overwatch 2, so beispielsweise, dass an einem Gilden-System gearbeitet werde und Spieler Währungen wie Credits und Overwatch League Tokens aus dem ersten Teil übertragen können. Noch vorhandene Lootboxen hingegen werden beim Übergang am 4. Oktober automatisch geöffnet und der Inhalt dem Inventar hinzugefügt. Einige weitere populäre Fragen wiederum blieben unbeantwortet – so beispielsweise die Sorge einiger Spieler, das Free-to-Play-Spielkonzept öffne Smurf-Accounts und Cheatern Tür und Tor.