Series One Pro: Glorious' Risiko sollen einmal mehr die Kunden tragen

Erst im Mai 2022 machte Glorious mit der Model O Pro auf sich aufmerksam. Grund waren aber weniger die vielversprechenden Spezifikationen mit herausragend geringem Gewicht, sondern das kritisierte Verkaufsmodell mit zeitlicher Limitierung. Nun stellt Glorious eine weitere neue Maus vor – und erneut gibt es sie nur per Group Buy.

High-End-Maus in kleiner und leichter

Die kabellose Series One Pro teilt viele Gemeinsamkeiten mit der im Mai 2022 vorgestellten und ab August erwarteten Model O Pro: In beiden Fällen gibt es im Inneren die von vorherigen Glorious-Funkmäusen bekannte, der Tabelle unterhalb des Artikels zu entnehmende High-End-Technik und äußerlich ein für Glorious ganz untypisches Gehäuse ohne Löcher; aber dennoch ist eine besonders niedrige Masse Kernkompetenz. Liegt allerdings die Model O Pro mit einem Gewicht von 55 Gramm noch merklich unter der 70 Gramm schweren Model O Wireless (Test), ist die Series One Pro mit 50 Gramm gerade einmal weitere 5 Gramm leichter.

Dass die Sprünge immer kleiner werden, bewies zuletzt auch Razers Viper V2 Pro (Test) mit 58 Gramm. Der Vergleich zur Viper-Serie ist naheliegend, weil Glorious' Model-O-Modellreihe seit jeher eine sehr ähnliche Formgebung vorweist. Die Series One Pro hingegen erinnert nun an die kleinere Viper Mini (Test). Bei jener handelt es sich zwar um ein kabelgebundenes Budget-Modell fernab der Topmodell-Bepreisung, aber unter anderem gerade deswegen gilt die agile Maus längst als Geheimtipp für Shooter-Spieler mit Präferenz für den Fingertip- oder Claw-Grip.

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Noch dieses Jahr möchte Razer Rufe nach einer besser ausgestatteten kabellosen Adaption beantworten, bislang ist aber kein konkretes Produkt angekündigt – und eben diese Lücke will Glorious nun mit der Series One Pro füllen.

Dass also durchaus eine Nachfrage nach einer derart konzipierten Maus besteht, sollte einleuchten. Ohnehin hätte das neue Glorious-Eingabegerät mit seiner niedrigen Masse ein Alleinstellungsmerkmal: Derzeit ist keine zweite Gaming-Maus mit vergleichbarem Formfaktor leichter; einzig und allein G Wolves' 48 Gramm leichte Hati S Ace ist zu nennen, hat aber noch keinen Erscheinungstermin. Besonders kompakte Fingertip-Grip-Werkzeuge wie die Zaunkoenig M2K (Test) sind bei dem Vergleich außen vor.

Verkauf im zeitlich begrenzten Group Buy

Trotz all dessen scheint Glorious als mittlerweile etablierter Hersteller nicht bereit, das unternehmerische Risiko des neuen Produktes tragen zu wollen: Eine weitere Gemeinsamkeit von Model O Pro und Series One Pro findet sich in der Risikoverlagerung auf die Kunden. Beide Eingabegeräte werden über Glorious Forge vertrieben.

Interessenten sollen die Maus ab sofort und zeitlich limitiert bis zum 13. Juli 2022 ohne Verfügbarkeit von Tests vorbestellen, um dann im Zeitraum von September bis Oktober 2022 ein bis dahin unerprobtes Eingabegerät zu erhalten, wie es Stimmen aus der Maus-Community etwa auf Reddit in sarkastischer Tonlage zusammenfassen. Glorious vermarktet das Verkaufsmodell einem Trend folgend hip als Group Buy.

Der Begriff bezieht sich eigentlich auf die Praxis der Mitglieder einer Nischen-Community, die sich für eine Bestellung zusammentun, die für Einzelpersonen schlichtweg nicht möglich gewesen wäre. Ein prominentes Beispiel aus der Welt der Eingabegeräte sind etwa Bestandteile oder Tastenkappen für mechanische Tastaturen, deren Finanzierung und Fertigung erst durch ein erfolgreiches Group Buy überhaupt gesichert werden kann.

• Ja, und ich habe das Produkt erhalten!
  7,2 %
• Ja, aber ich warte noch immer auf die Lieferung meiner Bestellung.
  3,0 %
• Nein, aber so etwas käme grundsätzlich für mich infrage.
  28,8 %
• Nein, und bei so etwas würde ich auch nie mitmachen.
  61,0 %

333 Teilnehmer  +  38 Enthaltungen  •  Endergebnis

Bisher handelte es sich bei den Forge-Produkten allerdings um beispielsweise eine pinke Variante einer bereits in Schwarz und Weiß vertriebenen Maus oder aber Tastatur-Tastenkappen mit gelb-pinkem Farbverlauf; mit der Model O Pro und nun der Series One Pro ändert sich das.

So oder gar nicht?

Glorious argumentiert dabei offen: Weil Interessenten vorab kaufen müssten, könne gut abgeschätzt werden, ob sich die Produktion eines Nischenproduktes lohne. Falls nämlich zu wenige Vorbestellungen eingehen und die Produktionkosten nicht würden gedeckt werden können, soll die Series One Pro schlicht und ergreifend nicht erscheinen. Auf Reddit gibt der Hersteller gegenüber skeptischen Interessenten zu verstehen, dass dieses System für Glorious die einzige Möglichkeit sei, die neue Maus überhaupt anzubieten.

The whole idea behind [Glorious] Forge is not "buy it now or bad luck / FOMO" – We see it as our way to release products we would not be able to do otherwise. Some of them might be more "niche" and developed based on community feedback. Behind every product is a risk, for us as company. This is the sad truth. We would like to do a lot more, but sometimes we cant.

This is just the start of Glorious Forge. You will see most likely even more "experimental" products in the future. But also products we will run right away under the Glorious brand. Please dont worry that we will run only this business model. We know it is not for everyone. See it as a nice addition, creating products which would usually never exist.

Glorious

Allerdings räumt der Hersteller ein: Die Maus werde im späteren Verlauf des Jahres zusätzlich über „ausgewählte andere Kanäle“ verfügbar sein; dies hänge von der Region und dem darin ansässigen Vertriebspartner ab. Im deutsch­sprachigen Raum ist das Caseking. Tatsächlich listet der Händler inzwischen die Model O Pro* zur Vorbestellung, die gemäß der ursprünglichen Kommunikation eigentlich nur bis zum 7. Juni 2022 über Glorious' Forge-Website erhältlich sein sollte. Angegeben wird eine Verfügbarkeit ab August.

Zwischen Interessenabfrage und Marketing-Aktion

Ohnehin erschien es von vornherein unwahrscheinlich, dass Glorious eine neu entwickelte, aufwändig mit neuem Tooling produzierte und obendrein äußerst konkurrenzfähige Maus nicht auch ab Lager verkaufen will – so wurden bereits im Mai Vorwürfe laut, Glorious wolle unter dem Deckmantel des Group-Buy-Begriffs lediglich mit künstlicher Verknappung und Torschlusspanik zu mehr Vorbestellungen animieren und darüber hinaus Aufmerksamkeit generieren.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.