TerraMaster F4-423 im Test: SSD-Cache, Lautstärke, Leistungsaufnahme und Fazit
3/3SSD-Cache mit NVMe-SSDs
Da das TerraMaster F4-423 zwei M.2-Steckplätze bietet, um das System mit einem SSD-Cache für eine höhere I/O-Leistung auszustatten, führt ComputerBase auch Tests mit einem solchen SSD-Cache durch.
Hierfür greift die Redaktion auf zwei NVMe-SSDs des Typs Seagate IronWolf 510 mit jeweils 480 GB zurück, die als SSD-Cache sowohl Lese- als auch Schreibzugriffe beschleunigen dürfen. Das F4-423 nutzt für den SSD-Cache immer nur eine M.2-SSD. Ein RAID für den SSD-Cache zu erstellen, wie es Synology mit einem RAID 1 erlaubt, ist nicht möglich. Die IronWolf 510 mit 480 GB bietet 2.650 MB/s beim sequenziellen Lesen und 193.000 IOPS beim wahlfreien Lesen. Dabei setzt Seagate auf verbreiteten TLC-3D-NAND mit 3 Bit pro Speicherzelle. Das Laufwerk ist auf 1 Drive Write Per Day (DWPD) spezifiziert, womit Seagate garantiert, dass es sich einmal am Tag über die vollständige Kapazität beschreiben lässt – und zwar über die gesamte Dauer der Garantie von fünf Jahren. Die SSD setzt auf den M.2-2280-Formfaktor und ist in Speicherkapazitäten von 240 GB bis 1,92 TB erhältlich.
Ein SSD-Cache kann Datenzugriffe auf einen HDD-Verbund im NAS durch kurze Zugriffszeiten und einen hohen Durchsatz wesentlich beschleunigen. Besonders bei der Verarbeitung sehr kleiner Dateien im zufälligen Zugriff bietet dies enorme Vorteile gegenüber HDDs, sofern die entsprechenden Dateien im SSD-Cache liegen. Dem NAS-Betriebssystem kommt genau diese Aufgabe zuteil, nämlich im Hintergrund eben die Daten im schnellen Cache vorzuhalten, die der Anwender gerade braucht. Dateien, auf die häufig zugegriffen wird, werden deshalb in den Cache gelegt. Dieser verändert sich somit mit der Zeit und erst bei mehrmaligem Zugriff auf dieselbe Datei macht er sich gegebenenfalls positiv bemerkbar. Bei einem ersten, einmaligen Zugriff muss die Datei also erst von den Laufwerken in den Cache geladen werden und es stellt sich kein Geschwindigkeitsvorteil ein.
Darüber hinaus werden durch einen SSD-Cache die mechanischen Laufwerke entlastet, weil der SSD-Cache, sofern er effizient genutzt wird, viele Zugriffe auf die HDDs abfängt.
Die IOPS legen bei wahlfreien Zugriffen zu
Der CrystalDiskMark 7 zeigt, dass es bei sequenziellen Transfers wie erwartet keinen signifikanten Unterschied macht, ob ein SSD-Cache genutzt wird oder nicht. Bei wahlfreien Zugriffen stellt sich dann hingegen ein Vorteil ein, vor allem bei vielen ausstehenden Befehlen (Q32). Bei nur einem ausstehenden Befehl (Q1) ist das F4-423 hingegen beim Schreiben nicht schneller als ohne SSD-Cache, sondern nur beim Lesen.
SSD-Cache bei Dateitransfer
Zusätzlich zu den IOPS hat ComputerBase einen Blick auf die Dateiübertragung mit SSD-Cache geworfen.
Das TerraMaster F4-423 kann durch den SSD-Cache überproportional profitieren, was auch an den im Vergleich etwas langsameren Dateiübertragungen ohne SSD-Cache liegt. Dennoch reicht es noch immer nicht jedes Mal, an den anderen Systemen ohne SSD-Cache vorbeizuziehen.
Bei aktivierter Verschlüsselung erhöht sich die Leistung durch einen SSD-Cache zwar etwas, bleibt aber insgesamt zu langsam.
SSD-Cache beim Einsatz von Link Aggregation
Diese Limitierung könnte durch den Einsatz von Link Aggregation wegfallen, weshalb auch diese Tests noch einmal mit aktiviertem SSD-Cache durchgeführt werden.
Das F4-423 legt beim Einsatz von Link Aggregation und einem SSD-Cache zu – vor allem beim Lesen einer einzelnen Datei deutlich.
Volume auf M.2-NVMe-SSDs
Ein Sonderfall soll nicht unbetrachtet bleiben, nämlich die Erstellung des Volumes im RAID 1 auf zwei NVMe-SSDs in den beiden M.2-Steckplätzen, auf die unter Einsatz von Link Aggregation zugegriffen wird. Diese Konfiguration stellt das theoretische Maximum dar, schneller können Daten mit dem F4-423 nicht angebunden werden, auch wenn die M.2-Steckplätze auf PCIe Gen3 x1 und somit rund 1.000 MB/s limitiert sind.
Bei der Übertragung vieler kleiner Dateien und dem Einsatz von Link Aggregation kann das NAS von einem reinen SSD-Volume profitieren. Bei der Übertragung einer einzelnen Datei jedoch nicht.
Lautstärke & Leistungsaufnahme
Bei der Lautstärke im Leerlauf überzeugt das TerraMaster F4-423 durch einen leisen Betrieb, der in erster Linie von den eingesetzten Festplatten abhängt, da ihr Laufgeräusch lauter als die beiden Lüfter ist. Die Konkurrenz von QNAP und Synology ist aber noch etwas leiser. Erst wenn das NAS etwas länger belastet wird, die Temperaturen steigen und auch die Lüfter eine Stufe hochschalten, ist ihr Geräusch zu hören. Die Festplatten werden bei Zugriffen durch die Gummipuffer etwas gedämpft, das Metallgehäuse verstärkt Zugriffsgeräusche jedoch.
Bei der Leistungsaufnahme liegt das F4-423 im Leerlauf und unter Last etwa auf dem Niveau einer Synology DS920+. Im Ruhezustand ist der Verbrauch aber deutlich höher.
Preise im Vergleich
Mit rund 500 Euro liegt das TerraMaster F4-423 wie vom Hersteller gewohnt unter vergleichbar ausgestatteten NAS-Systemen mit x86-Architektur und vier Laufwerken und bietet dabei etwa bei den Netzwerkanschlüssen mit 2,5 GbE sogar mitunter mehr als die Konkurrenz. Das günstigste NAS für bis zu vier Laufwerke ist es jedoch nicht.
Fazit
Das TerraMaster F4-423 überzeugt im Test erneut mit einem stabilen Betrieb und ausgereifter Hardware, kann sich aber nicht in allen Disziplinen mit vergleichbaren NAS-Systemen der Konkurrenz messen – einerseits bei der Geschwindigkeit der Datenübertragung, andererseits bei der Geschwindigkeit und dem Komfort der Web-Oberfläche. Die Systeme von Synology und QNAP sind reaktionsfreudiger und an einigen Stellen einfacher zugänglich. Mit TOS 5, das unmittelbar vor Fertigstellung des Testberichts veröffentlicht wurde, hat TerraMaster insbesondere bei den Reaktionszeiten aber einen deutlichen Schritt gemacht und das System verbessert.
Preislich ist das System etwa gegenüber einer Synology DS920+ gut positioniert. Eine Synology DS420+, die über einen älteren Celeron-Prozessor und weniger RAM, aber ebenfalls M.2-Steckplätze für einen SSD-Cache und zwei langsamere Netzwerkanschlüsse verfügt, ist allerdings etwas günstiger zu haben. Insofern muss man aus den 2,5 GbE-Ports des F4-423 auch Nutzen ziehen können, damit sich die Anschaffung im Vergleich zur DS420+ im Alltag lohnt. Zudem zeigen sich beim F4-423 ein paar kleinere technische Einschränkungen. So setzt TerraMaster mit DDR4-SO-DIMM mit 2.133 MHz auf vergleichsweise langsamen Speicher und die M.2-Slots sind mit maximal 1.000 MB/s angebunden, was die Leistung aktueller M.2-SSDs deutlich reduziert. Es ist zwar immer noch von Vorteil, sie zu haben, der Nutzen könnte aber größer sein. Auch der HDMI-Anschluss ist im Alltag kaum zu gebrauchen, da TerraMaster keine Software für ihn bereitstellt, um Videos oder Fotos auf einem angeschlossenen Display auszugeben oder einen Browser oder YouTube über das System aufzurufen. Für Bastler bietet das NAS so hingegen viele Möglichkeiten, da sich unproblematisch freie NAS-Systeme oder Linux-Distributionen und Windows installieren und nutzen lassen.
Die Verschlüsselung der Daten auf dem NAS sorgt auch beim F4-423 für einen starken Leistungseinbruch, der sich mit mangelnder Leistungsfähigkeit der Hardware nicht erklären lässt. Hier ist die Software von TerraMaster nicht konkurrenzfähig. Lautstärke und Leistungsaufnahme des Systems sind hingegen, bis auf die deutlich höhere Leistungsaufnahme im Ruhezustand der Laufwerke, nur minimal über der Konkurrenz angesiedelt.
Über zusätzliche Apps ist auch bei TerraMaster ein hoher Funktionsumfang geboten. Denn das F4-423 bietet nicht nur eine inzwischen obligatorische Apple-Time-Machine-Unterstützung, sondern obendrein zahlreiche Optionen für Cloud-Backups, rsync zwischen NAS, einen Plex Media Server dank x86-Architektur sowie als Software einen Mail-, Web-, DLNA-Medien-, WordPress- und Download-Server, Docker, VirtualBox und Git. An der Aktualität einiger Erweiterungen muss aber noch gearbeitet werden, auch um keine Sicherheitslücken offen zu lassen.
- 2 × 2,5 Gigabit-Ethernet
- M.2-Slots für SSD-Cache
- Link Aggregation
- Verschlüsselung (AES 256)
- USB 3.0
- AppStore
- Metallgehäuse
- Viele Möglichkeiten für Bastler
- HDMI ohne Software-Unterstützung
- Verschlüsselung zu langsam
- Veraltete Software-Pakete
- Leistungsaufnahme im Leerlauf
ComputerBase hat das F4-423 leihweise von TerraMaster zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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