5G NTN: Ericsson, Qualcomm und Thales testen 5G im Weltraum
Nach ersten Studien innerhalb des 3GPP Release 15 und 16 sieht Version 17 erstmals den Einsatz von Non-terrestrial Networks (NTN) für die Versorgung mit 5G-Mobilfunk über Satelliten vor. Ericsson, Qualcomm und Thales haben heute eine Kooperation angekündigt, die entsprechende 5G-Netze und Geräte auf ihre Machbarkeit prüfen soll.
Das 3rd Generation Partnership Project ist eine weltweite Kooperation von Standardisierungsgremien für die Standardisierung im Mobilfunk. Release 17 befindet sich derzeit in der Schlussphase und soll im weiteren Verlauf dieses Jahres den Protocol Coding Freeze erhalten. Unterdessen laufen die Arbeiten am Release 18 und 19, deren Neuerungen und aktueller Stand sich im Arbeitsprogramm des 3GPP einsehen lassen.
5G über Satelliten in erdnaher Umlaufbahn
Release 17 bietet erstmals die Möglichkeit, 5G-Netze auch über Satelliten im erdnaher Umlaufbahn (Low Earth Orbit (LEO)) zu realisieren. Nachdem Ericsson, Qualcomm und Thales bereits eigene Studien und Simulationen durchgeführt haben, wollen der Netzausrüster, der Mobilfunkspezialist und der französische Rüstungskonzern gemeinsame Tests für die Nutzung von 5G NTN auf Smartphones starten. Künftige Smartphones könnten damit einen weltweiten 5G-Empfang bieten, selbst an Orten, die derzeit ein Satellitentelefon voraussetzen, etwa extrem abgelegene Regionen oder auf Hoher See. Ein Weltraum-basiertes Netz könnte auch als Backup bei größeren Netzausfällen oder Katastrophen dienen. Für Regierungen soll 5G NTN einen sicheren Kommunikationskanal zur Verfügung stellen.
Im Rahmen der gemeinsamen Tests sollen verschiedene technologische Komponenten validiert werden, die für den Betrieb von 5G NTN benötigt werden, darunter die entsprechenden 5G-Smartphones, die Nutzlast der Satelliten und das 5G-Equipment am Boden. Zudem soll ermittelt werden, ob es überhaupt möglich ist, mit dem Formfaktor heutiger Smartphones 5G NTN zu unterstützen. Die entsprechenden Geräte werden damit effektiv zu Satellitentelefonen, die bislang deutlich größer ausfallen.
Erste Tests am Boden in Frankreich
Die ersten Tests sollen ausschließlich am Boden stattfinden, genauer gesagt in Frankreich, wo die Gegebenheiten des Weltraums emuliert werden sollen. Dabei werden die Ausbreitung der Frequenzen, die Latenz und die Nutzung entsprechender Endgeräte an verschiedensten Standorten der Welt emuliert. Ericsson will einen 5G-Virtual-RAN-Stack (Radio Access Network) testen, der für die Verbreitung von 5G-Frequenzen im Vakuum des Weltraums und in der Erdatmosphäre über sich schnell bewegende Satelliten modifiziert wurde. Thales will ermitteln, ob entsprechende Satelliten für 5G NTN als Nutzlast befördert werden können. Qualcomm wiederum stellt die Smartphone-Testgeräte, um zu ermitteln, ob künftige 5G-Smartphones zusätzlich mit 5G NTN umgehen können.
Erik Ekudden, SVP und CTO bei Ericsson, sagte heute zur Ankündigung, dass es noch zu früh sei, um eine Aussage dazu zu treffen, wann ein erster Satellit für 5G NTN ins All starten wird, aber dass die Tests am Boden eine Grundvoraussetzung dafür seien.