Corsair HS65 im Test: Gleich mehrmals wider den Erwartungen
Das HS65 Surround zum Preis von rund 90 Euro ist ein Headset, bei dem der Käufer wissen muss, worauf er Wert legt. Klanglich ist es etwas limitiert, dafür überraschen das Mikrofon sowie die Materialwahl, die anders als erwartet ausfällt. Eine Enttäuschung ist die integrierte Klangoptimierung SoundID.
Design und Verarbeitung
Das HS65 Surround von Corsair wirkt auf den ersten Blick recht schmucklos. Gänzlich in Schwarz gehüllt, versprüht es nicht unbedingt den Eindruck, dass es sich um ein Headset handelt, für das der Hersteller einen UVP von 90 Euro aufruft. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, dass Corsair an vielen Stellen nicht wie zuerst vermutet auf Kunststoff, sondern auf Metall setzt. Durch die teils matte Lackierung ist die Materialwahl oftmals nicht sofort ersichtlich.
Corsair HS65 | Corsair HS35 | |
---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | |
Treiber: | Neodymium, 50 mm | |
Anschlüsse: | 3,5 mm Klinke, USB | 3,5 mm Klinke |
Drahtlose Verbindungen: | – | |
Frequenzbereich Kopfhörer: | Klinke: 20 Hz – 20.000 Hz USB: 20 Hz – 20.000 Hz |
Klinke: 20 Hz – 20.000 Hz |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | – | |
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | – | |
Drahtloses Laden: | Nein | |
Bedienelemente am Headset: | Ja | |
Kabelfernbedienung: | Nein | |
Integrierte Soundkarte: | Nein | |
Raumklang: | Ja | Nein |
Frequenzbereich Mikrofon: | Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz USB :100 Hz – 10.000 Hz |
Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz |
Mikrofon Eigenschaften: | hochklappbar, stummschaltbar | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar |
RGB-Beleuchtung: | Nein | |
Kühlung: | – | |
Vibrationsfunktion: | Nein | |
Gewicht: | 282 g | 250 g |
Preis: | 89,99 € | 44,99 € |
Der Metallbügel lässt das HS65 Surround bequem auf dem Kopf sitzen, obwohl die Spannkraft hier ruhig etwas straffer hätte sein können – bei schnellen und plötzlichen Bewegungen hat es das Headset nicht leicht, auf dem Kopf zu verbleiben. Generell scheint der neue Sprössling eher für größere Köpfe konstruiert zu sein. Nach oben wird dieser von einem matten Kunststoffteil abgedeckt, unten sorgt der ausreichend dicke und in Kunstleder gehüllte Schaumstoff für einen guten Tragekomfort.
Stabile Aufhängungen
Die Aufhängungen sind beim HS65 Surround ebenfalls aus Metall gefertigt, was sie ebenso robust sein lässt. Sie sorgen zwar dafür, dass die Ohrmuscheln sich um 90 Grad drehen lassen, vertikal ist der Anpassungsspielraum jedoch recht klein. In diese Richtung erfolgt das richtige Anliegen von den Polsterungen aus. Sie sind ebenfalls von Kunstleder umgeben, geben aber zu schnell nach. Die Außenseite der Ohrmuscheln ist auch mit einer matten Kunststoffoberfläche versehen, die recht widerstandsfähig gegenüber Kratzern ist. Als kleiner Akzent hat der Hersteller das Headset außen mit kleinen Metallgittern versehen. Die erste Vermutung, dass sich dahinter eine LED-Beleuchtung verbirgt, bestätigt sich nicht – auf solche Spielereien verzichtet Corsair beim HS65 Surround. Trotz der Materialwahl beläuft sich das Gewicht des Headsets auf lediglich 282 g.
Beim Mikrofon sind aber die ersten Einsparversuche zu erkennen. Es lässt sich zwar nach oben klappen und ist somit deaktiviert, wird aber nicht verstaut und ist daher jederzeit zu erkennen. Somit wirkt es immer ein wenig wie eine Antenne. Aufgrund der Gummikonstruktion lässt es sich auch nicht vor dem Mund platzieren, sondern verharrt rund 7 cm daneben.
Nur mit festem Kabel
Ein gewisses Kopfschütteln ruft das fest angebrachte Kabel hervor, das mit 1,8 m zudem für manche Nutzungsszenarien etwas zu kurz gewählt ist – an einem unter dem Schreibtisch stehenden PC angeschlossen, kann es unter Umstanden bereits mit der Bewegungsfreiheit etwas knapp werden. Zudem kann alleine beim von Corsair veranschlagten Preis an dieser Stelle eine Umsetzung per Klinkenstecker erwartet werden, zumal der Platz in der Ohrmuschel dafür mehr als ausreichend wäre. Technisch gesehen gibt es also keinen Grund, es nicht in der Form umzusetzen. Da darf der Hersteller sich nicht wundern, wenn bei manchen Nutzer der Verdacht aufkommt, dass das Headset bei einem Defekt im Kabel am besten schnell zum Elektroschrott werden soll und der Nutzer sich ebenso schnell ein neues Exemplar zulegt – nur ob er dann wieder zu Corsair greifen wird?
Bedienelemente bietet das HS65 Surround selbst nur wenige. Neben dem Deaktivieren des Mikrofons durch Hochklappen lässt sich lediglich die Lautstärke direkt am Headset selbst einstellen.
Das HS65 Surround ist in erster Linie ein analoges Headset. Um die versprochene Surround-Fähigkeit zu realisieren, greift Corsair zu einer etwas unkonventionellen Methode und stattet das Modell mit einer kleinen Soundkarte aus. Diese misst gerade mal 4,5 x 2 cm, hínzu kommt ein knapp 7,5 cm langes Kabel mit USB-Stecker. Auf der anderen Seite wird der 3,5 mm große Klinkenstecker des Headsets angeschlossen. Die Audio-Lösung verrichtete im Test auch an anderen analogen Vertretern ihren Dienst.
Klanglich eng umrissene Möglichkeiten
Das HS65 Surround ist mit laut Corsair zwei „speziell abgestimmten“, 50 mm großen Neodym-Treibern ausgestattet, wobei der vom Hersteller angegebene Frequenzumfang mit 20 Hz bis 20 kHz eher den Normalfall darstellt und nicht unbedingt als außergewöhnlich zu bezeichnen ist.
Im Auslieferungszustand wirken die einzelnen Hauptfrequenzbereiche nicht sonderlich gut aufeinander abgestimmt. So pressen sich die Tieftöne oftmals zu sehr in den Vordergrund und lassen die Ausgabe dumpf erscheinen. Mit dem in der iCue-Software integrierten Equalizer kann der Nutzer mit den richtigen Einstellungen etwas gegensteuern, dennoch wirkt das Headset in klanglichen Dingen nicht „luftig“ genug. Was den Bass angeht, hat das HS65 Surround trotzdem einiges zu bieten. Es braucht schon eine hohe Verstärkung, damit die Treiber zu „pumpen“ beginnen. Nur der Bass alleine macht eben noch kein gutes Klangbild aus.
Seltsame Klangverschlimmbesserung
Wem der klangliche Einfluss nicht ausreicht, der kann sich der SoundID verschreiben. Mit dieser Funktion soll sich die Ausgabe mittels diverser Tests optimal an den gewünschten Klang angleichen. Dazu muss der Nutzer nur eines aus mehreren Klangbeispielen auswählen, von dem er im Laufe der Ermittlung immer zwei klanglich unterschiedliche Varianten vorgespielt bekommt und von der er die auswählt, die ihm am ehesten zusagt. So soll sich über mehrere Stufen an den angeblich perfekten Klang herangetastet werden. Die Versprechungen dabei sind groß, die Realität dagegen nicht. So kommt während des Tests tatsächlich das Gefühl auf, dass sich der Klang positiv ändert – was jedoch eher eine Sache der Psychoakustik zu sein scheint. Wird das Ergebnis am Ende mit den vorherigen Einstellungen verglichen, dürfte manchem Nutzer schaudern, was die Software so unter einem guten Klang versteht und dann „zusammengezimmert“ hat – die Ausgaben dürften erheblich voneinander abweichen. Hinzu kommt, dass andere Klangeinstellungen wie der Equalizer bei Nutzung der Funktion deaktiviert werden und der Klang dadurch nicht weiter verfeinert werden kann. Daher ist es ratsam, dass der Nutzer hier eher in den normalen Einstellungen sein Glück versucht.
Durch entsprechende Equalizer-Einstellungen kann die Ausgabe bei Spielen zudem leicht den Gegebenheiten angepasst werden. Bei epischen Schlachten ist somit ein gutes rumorendes Fundament möglich, während bei Schleichspielen selbst sehr leise Geräusche zu hören sind. Auch bei Filmen kann das Headset eine gute Figur machen. Bei Musik sieht es dann wieder ein wenig anders aus, hier bekommt das HS65 Surround nur selten eine homogene Einheit aus den verschiedenen Frequenzbereichen hin.
Das System besitzt dem Namen entsprechend einen integrierten Raumklang, der aber, wie so oft, seinen Namen kaum verdient und die Ausgabe nur mit einem gewissen Hall versieht. Ein größeres „Mittendringefühl“ oder eine bessere Ortung sucht der Nutzer vergebens. Da sollte lieber zu anderen Lösungen wie Dolby Atmos for Headphones gegriffen werden.