Corsair K70 RGB Pro Mini im Test: Erfahrungen und Fazit

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Max Doll
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Für Gamer durch und durch

Wenn bei der Inbetriebnahme bunte Blinkmuster in möglichst großer Zahl angezeigt werden, ist der Weg zur reinen Spezial-Spielertastatur fast vorgezeichnet. Das kompakte Layout hat ergonomische Vorteile. Die geringe Größe erlaubt es, die Tastatur leicht zu verschieben und einzupacken, wobei besonders der Slot für den Empfänger gefällt. Weil alle Tasten mit Buchstaben vorhanden sind, kann auch geschrieben werden. Zum Arbeiten wird ein Mini-Layout hingegen spezieller.

Wie gut es beim Schreiben dienen kann, hängt davon ab, wie häufig welche fehlenden Tasten benötigt werden und wie geneigt der Benutzer ist. Die Nutzung klappt zudem erheblich besser mit der Bereitschaft, sich auf Tastenverknüpfungen einzulassen und individuell passende Funktionsebenen einzurichten. Ansonsten zeigt etwa der regelmäßige Einsatz von Pfeil- oder Page-Tasten zum Navigieren in Texten oder Bildern rasch die Grenzen des ultrakompakten Layouts auf.

Spielen: ja, arbeiten: geht so. Die K70 ist ein Spezialwerkzeug
Spielen: ja, arbeiten: geht so. Die K70 ist ein Spezialwerkzeug

Das Layout kann, muss aber nicht zwingend angepasst werden, denn Corsair hat die FN-Ebene schon sinnvoll gefüllt. Hilfreich wäre lediglich eine Möglichkeit, wie bei einer Ducky-Tastatur die FN-Taste z. B. mit Capslock tauschen zu können. Beim Schreiben würde dies den Zugriff auf die zweite Tastenebene erleichtern. Nicht alle Ebenen erscheinen sinnvoll: Wer „Shift“ als Modifikator nutzt, schränkt die Fähigkeit zum Großschreiben ein.

Die Software stößt allerdings an Grenzen. Nicht ganz deutlich war, warum Lichteffekte gerade nicht angezeigt wurden oder warum die Software trotz Übertragung eines Profils meldete, dass Einstellungen noch gespeichert werden müssen. Auch das Neubelegen von Tasten auf Ebenen war eher umständlich: Ebenen können nicht als Ganzes konfiguriert werden, der Modifikator muss stets einzeln gewählt werden. Notwendig wäre, um im „Gaming“-Ton zu bleiben, ein Remake von iCUE, das alte Zöpfe abschneidet.

Corsair K70 RGP Pro Mini (MX Speed)

Dass „Gaming“ das dominierende Merkmal ist, wird auch durch ein „Premium-Defizit“ deutlich. Für eine offene Kulisse bleibt die K70 recht ruhig, fällt jedoch durch ein helles, gut hörbares Tippgeräusch auf. Die Anmutung liegt so zwar ein Stück oberhalb der Razer Huntsman Mini (Test), aber nicht dicht genug am Machbaren. Die Messlatte hat zuletzt die Ducky One 3 SF (Test) nach oben geschoben, die mit dumpfem, ruhigem Tippgeräusch erheblich leiser zu Werke geht. Wenn Luxus das Besondere ist, dann liegt der Luxus auch bei dieser K70 nicht in der Anmutung. Beim Spielen fällt das zwar weniger ins Gewicht, bleibt aber im direkten Vergleich auffällig.

Luxus, verstanden als das Schwelgen im Überfluss und Überflüssigen, liegt dann in der Übertragungsgeschwindigkeit. Um die CPU-Last zu senken, muss das schnellere Polling aber manuell eingestellt werden. Im kabellosen Betrieb war dies noch nicht möglich. Blöd nur, dass im Grunde kaum jemand die Geschwindigkeit und die kabellose Brachialgewalt braucht – außer als Ruhekissen für den hohen Preis. Es ist vor allem das gute Gefühl, die bestmögliche Ausrüstung zu besitzen, die auf emotionaler Ebene einen Gegenwert liefert.

Fazit

Die K70 RGB Pro Mini bietet in vielerlei Hinsicht Luxus, behält aber Spieler fest im Blick. Das macht alleine das Layout klar. Am wenigsten Hürden haben Spieler bei der raschen und produktiven Nutzung und profitieren am schnellsten von den Vorteilen. Davon gibt es bei der K70 noch weitere. Auf Wunsch kabellos, immer kompakt, sehr flexibel, zeitgemäße Ausstattung: Es gibt gute Gründe, die Tastatur zu kaufen.

Bei einem Preis von 200 Euro fehlt für andere Nutzergruppen der ultimative Gegenwert. Ein Komfortkissen in Form von hyperultraschneller Übertragung für die Gamer-Seele zu sein, erscheint dafür zu wenig handfest, wenn dafür die Qualitätsanmutung nur noch gewöhnlich ausfällt. Was „außergewöhnlich“ in diesem Punkt für einen handfesten Unterschied ausmachen kann, hat Duckys One 3 gerade erst gezeigt. Die K70 erscheint gewissermaßen ein halbes Jahr zu spät. Auch das legt die K70 auf Spieler fest, weil der Unterschied in diesem Bereich noch am wenigsten auffällt.

Als kompaktes Spieler-Ruhekissen wird die K70 interessant
Als kompaktes Spieler-Ruhekissen wird die K70 interessant

Steht ein (langer) kabelloser Betrieb in kompaktem Formfaktor oder ausschließlich „Gaming“ mit dem theoretisch kompromisslosesten Eingabegerät ganz oben auf der Wunschliste, gibt es kaum Alternativen. Generell stellt sich aber die Frage, ob kabelloser Betrieb und gesockelte Taster wirklich ein Muss sind. Ansonsten bietet Corsair die K65 RGB Mini für nur rund 105 Euro an. Enthusiasten bekommen Hot-Swap-Sockel wiederum für 200 Euro bei der Keychron Q1 und für 160 Euro mit der Ducky One 3 SF (Test). Beide bieten obendrein mehr Tippqualität, die sich leichter erspüren lässt als Wünschelruten-Millisekunden, und ein weniger extremes Layout, das den Umstieg auf einen SFF-Formfaktor erleichtert.

Corsair K70 RGB Pro Mini (MX Speed)
14.07.2022
  • Kompaktes, stimmiges Layout
  • Sinnvolle FN-Belegungen
  • Hot-Swap-fähig
  • Kabel(-loser) Betrieb
  • Weitreichende Konfiguration
  • Anmutung nur Durchschnitt
  • Aufbau der Software verwirrend
  • Lichthöfe in Lichtleiste

ComputerBase hat die K70 RGB Pro Mini als Leihgabe von Corsair unter NDA zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungstermin.

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