Endgame Gear XSTRM im Test: Solides Einsteiger-Mikrofon mit viel Zubehör
Mit dem Mikrofon XSTRM schnürt Endgame Gear ein stimmiges und klanglich überzeugendes Gesamtpaket für Einsteiger – mit viel sinnvollem Zubehör. Kleine Fehler in der Konstruktion und die damit einhergehenden Limitierungen schmälern den guten Eindruck allerdings leicht. Auch die LED-Beleuchtung hinterlässt Fragen.
Design, Verarbeitung und Preis
„Das XSTRM-USB-Mikrofon ist Endgame Gears Antwort auf das Audio-Segment“ – so vollmundig preist der noch junge Berliner Peripherie-Spezialist Endgame Gear (EGG) sein neues Kondensatormikrofon an, mit dem sich der Hersteller an Streamer und Spieler gleichermaßen wendet.
Der Inhalt des recht großen Kartons kann sich für den UVP von 130 Euro auch durchaus sehen lassen. Dieser führt neben dem 22,5 cm hohen Mikrofon einen Tischständer aus Metall, eine Spinne, einen Pop-Schutz, das benötigte USB-Kabel und ein Stück Pyramidenschaumstoff samt Klebestreifen, mit dem sich der Nutzer einen kleinen Schallschutz um den Klangaufnehmer herum basteln kann.
Ungewöhnliche Formgebung
Das XSTRM, das der Hersteller wie das vorliegende Testgerät in Schwarz, aber auch in Weiß anbietet, ist als dreieckiger Stab und damit in einer etwas ungewöhnlichen Gestaltung gefertigt. Auf der Vorderseite findet sich unter dem eigentlichen Aufnahmebereich ein Drehregler für die Pegeleinstellung samt zehnstufiger LED-Anzeige. Mit einem Gewicht von 820 g spielt es darüber hinaus in einem normalen Bereich.
Die Aufhängungen für die Spinne sind fest am Gehäuse angebracht, womit das Mikrofon nur über sie entkoppelt werden kann. Darüber hinaus führt nur ebendiese Spinne ein Gewinde zum Anbringen an einen Mikrofonständer oder -arm – ein direktes Montieren des XSTRM an eine entsprechende Halterung ist somit nicht möglich. Es muss immer der Weg über die mitgelieferte Konstruktion gegangen werden.
Schwächen in der Konstruktion
Die gesamte Umsetzung ist dabei aber nicht bis zu Ende gedacht. Unter anderem lässt der mitgelieferte Tischständer lediglich eine feste Höhe zur Anbringung des Mikrofons zu. Problematischer ist dagegen, dass sich das an der Spinne angebrachte Gelenk lediglich um rund 90° verstellen lässt, was gravierende Folgen nach sich zieht: Durch diesen Umstand kann das Mikrofon zwar am Ständer schräg gestellt und somit ein wenig in der Sprechrichtung angepasst werden, lässt sich in der Form jedoch nur kopfüber an einem Arm hängend nutzen. Diese Ausrichtung wird zwar von einigen Nutzern gerne verwendet, besitzt aber den Nachteil, dass es entweder den Blick auf den eigenen Monitor oder beim Streaming die Bildaufnahme des eigenen Gesichts verdeckt.
Das Dilemma kann nur dadurch gelöst werden, indem das Mikrofon um 180° gedreht in der Spinne angebracht wird, was aufgrund der Gummis ein wenig Frickelarbeit darstellt. Dann lässt sich das XSTRM auch stehend an einem Mikrofonarm nutzen. Sollte welches dann aber wieder am beiliegenden Tischständer angebracht werden, kann das XSTRM nicht mehr in Sprechrichtung schräg gestellt werden – ein Teufelskreis. Ein Gelenk, das sich um 180° drehen lässt, hätte Abhilfe schaffen können und vieles einfacher gestaltet.
Auf dem oberen Dreieck hat der Hersteller die Stummschaltung angebracht, die sich bei leichter Berührung aktiviert. Auf der Rückseite finden sich sowohl die Aktivierung der Geräuschunterdrückung, die im weiteren Verlauf des Tests noch für einige Verwirrung sorgen wird, als auch der USB-C-Anschluss und der Klinkeneingang zur Nutzung eines Kopfhörers als Monitor.
Der beiliegende Popschutz wird durch einen Magneten am Mikrofon gehalten, womit sich die Anbringung recht einfach gestaltet, dieser sich auf der anderen Seite aber bereits durch eine einfache und unbedachte Handbewegung genauso schnell wieder lösen kann. Durch diese Umsetzung kann das Mikrofon aber ebenfalls ohne große Probleme mit einer bereits vorhandenen Lösung zur Unterdrückung von Plosivlauten genutzt werden.
EGG stattet das XSTRM zudem mit einer mittels Druck auf den Gain-Regler einschaltbaren LED-Beleuchtung aus, bei der der Hersteller sogar die Deaktivierung als einen der zwölf möglichen Modi zählt. Die Anzeige wird zudem invertiert, wenn das Mikrofon kopfüber hängend genutzt wird.
Die Bewertung der Leuchteinheit geht im Grunde fließend von „sinnvoll“ zu „völlig unsinnig“ über. Wird bei einer Aufnahme mit mehreren Teilnehmern und daher auch mit mehreren Mikrofonen gearbeitet, kann sich die farbliche Unterscheidung der Klangaufnehmer als durchaus hilfreich herausstellen. Doch welchen Vorteil ein Regenbogeneffekt hierbei bringen soll, wissen nur die Entwickler selbst – bei einem Podcast oder einer sonstigen reinen Audio-Aufnahme ist von dem Farbenspiel sowieso nichts zu sehen und bei einem Videostream kann er vom Wesentlichen und Wichtigen ablenken.
Solide Technik
Das XSTRM lässt sich lediglich über den USB-C-Anschluss betreiben, das Anschließen an einen eigenen Wandler ist somit nicht möglich. Intern arbeitet die Mikrofoneinheit mit einer festen Abtastrate von 192 kHz bei einer Bitrate von 24 Bit. Die Aufnahme erfolgt über ein 20 mm großes Elektret-Kondensatormikrofon, das einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz ermöglichen soll. Während sich die Aufnahmelautstärke einfach per Drehregler einstellen lässt, müssen die Monitor-Funktion und deren Lautstärke dagegen in den Systemeinstellungen des jeweils genutzten Betriebssystem aktiviert und eingestellt werden. Das haben andere Hersteller eleganter gelöst.
Damit erweist sich das in der Produktbeschreibung hervorgehobene Betreiben ohne Software eventuell sogar als deutlicher Nachteil, der spätestens bei der Rauschunterdrückung erkennbar wird. Bei dieser zeigt ein kleiner roter Punkt auf dem Schiebeschalter die Deaktivierung an. Doch was nützt diese Kennzeichnung, wenn der Schalter sich auf der Rückseite befindet und das Mikrofon nicht einfach umgedreht werden kann? In solchen Situationen würde sich ein Ein- beziehungsweise Ausschalten über eine Software sicherlich als deutlich nutzerfreundlicher erweisen. Zwar hätte eine Umsetzung über einen einfachen Druckschalter und eine Anzeige (ja, dafür hätte die LED-Anzeige auch genutzt werden können) ebenfalls eine gute Lösung dargestellt, bei einer entsprechenden Software hätten dazu aber ebenso alle Lautstärken eingestellt werden können – darunter eben auch die bereits genannte Monitor-Funktion. Bei dieser kann die aktivierte Geräuschunterdrückung zudem zu einer leichten Verzögerung führen.