Intel Arc A380 im Test: Die Gunnir Arc A380 im Detail und das Taktratenverhalten

 2/7
Update Wolfgang Andermahr
465 Kommentare

Die Gunnir Arc A380 Photon 6G im Detail

Die Gunnir Arc A380 Photon 6G ist für die anvisierte Preisklasse von vermutlich rund 150 Euro sowohl bezüglich Optik als auch Haptik erstaunlich hochwertig. Obwohl die Kühlerabdeckung nur aus Plastik besteht, macht das Design den Unterschied, was in Kombination mit der Backplate einen ordentlichen Eindruck hinterlässt. Konkurrierende Grafikkarten von AMD und Nvidia sehen diesbezüglich quasi durchweg „billiger“ aus.

Für eine Einsteiger-Grafikkarte ist die Arc A380 Photon 6G mit 22 cm ziemlich lang und das Gewicht mit 694 g verhältnismäßig hoch, was schlussendlich aber keine Auswirkungen hat. Der Dual-Slot-Kühler besteht aus einem simplen Alu-Kühler, der die gesamte Vorderseite der Grafikkarte bedeckt. Darüber hinaus gibt es eine Heatpipe für einen besseren Wärmetransfer.

Zwei im Durchmesser 85 mm breite Axial-Lüfter sorgen für die notwendige Frischluft, die bei niedrigen Temperaturen, zumindest theoretisch, für einen lautlosen Betrieb stillstehen.

Supermodern beim DisplayPort, rückständig bei HDMI

Erwähnenswert ist noch eine kleine LED-Beleuchtung, die in blauer Farbe das Gunnir-Logo anzeigt. Abschalten lässt sie sich nicht. Monitore können an drei DisplayPorts 2.0- und einem HDMI-2.0b-Anschluss betrieben werden. Das ist eine merkwürdige Kombination, denn beim DisplayPort-Standard ist Intel damit weiter als AMD und Nvidia (erst Ada und RDNA 3 werden DP 2.0 unterstützen), beim HDMI-Standard hängt Intel dagegen selbst gegenüber aktuellen Ampere- und RDNA-2-Beschleunigern zurück. 4K120 und 4K60 HDR sind über HDMI damit nicht ohne Farbunterabtastung darzustellen.

Gunnir übertaktet die Arc A380 Photon 6G werkseitig, die nach Intel-Spezifikationen mit 2.000 MHz oder bis zu 2.350 MHz maximal laufen soll – Gunnir legt noch 100 MHz drauf, 2.450 MHz lautet der maximale Takt. Auf 92 Watt wird die „Typical Board Power“ vom Hersteller beziffert, jedoch ist es völlig unklar, wie dieser Wert zu Stande gekommen ist – denn die Grafikkarte benötigt klar weniger als 92 Watt, wie eigene Messwerte zeigen. Einzig Overclocking könnte dies ändern. Dennoch ist der notwendige 8-Pin-Stromstecker völlig übertrieben. Der 6 GB große GDDR6-Speicher arbeitet mit den gewöhnlichen 7.750 MHz.

Merkmal Gunnir Arc A380
Photon 6G
Karte PCB-Design Gunnir
Länge, Breite 22,0 cm, 11,5 cm
Stromversorgung 1 × 8-Pin
Kühler Design 2,0 Slot
Kühlkörper 1 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
Gewicht 694 g
Lüfter 2 × 90 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja (Theoretisch, Bug)
Takt
GPU 2.450 MHz
Speicher 7.750 MHz
Speichergröße 6 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard TBP 92 Watt
Anschlüsse 3 x DisplayPort 2.0
1 x HDMI 2.0

Die Arc A380 taktet nicht immer gleich

Aktuelle GeForce- und Radeon-Grafikkarten haben einen festen von Nvidia beziehungsweise AMD vorgegebenen Takt. Dieser hat schlussendlich zwar keine Aussage über das wirkliche Taktverhalten der Produkte unter Last, aber es gibt eben einen festen Takt. Und den kann der Boardpartner, wenn gewollt, anheben. Das sind dann die von Haus aus übertakteten Modelle.

Intel scheint dies bei Alchemist oder zumindest der Arc A380 jedoch etwas anders zu handhaben. Das fängt schon bei der Tatsache an, dass AMD und Nvidia mit Base- und Boost-Takt beziehungsweise Game- und Boost-Takt zwei verschiedene Frequenzen für jedes Modell angeben, Intel aber nur einen. Und der „Graphics Clock“ beträgt bei der Arc A380 runde 2.000 MHz, wobei Intel angibt, dass die Angabe für „eine repräsentative Spiele-Last bei verschiedenen GPU- und Board-Konstellationen“ steht.

Mit diesen 2.000 MHz kommt die Arc A380 auf eine TBP („Typical Board Power“) von 75 Watt oder weniger. Ein Stromstecker wird laut Intel in dieser Konstellation nicht benötigt, auch wenn dies die Spezifikationen des PCIe-Busses schon sehr streckt.

Auch ohne OC gibt es Modelle mit mehr Takt

Falls nun der Hersteller einen optionalen 6-Pin- oder 8-Pin-Stromanschluss bei der Grafikkarte verbaut, darf sie auch höher takten, ohne dass es sich automatisch um ein OC-Modell handelt. Denn Intel spezifiziert die Arc A380 auch mit einem Graphics-Takt von 2.250 MHz, was eine TBP von mindestens 80 Watt oder mehr zur Folge hat. Und dann gibt es noch eine dritte Konstellation, die 2.350 MHz bei einer TBP von 87 Watt oder mehr vorsieht.

Auf Basis der 2.250-MHz- oder der 2.350-MHz-Variante können Boardpartner auf Wunsch dann obendrein ein OC-Modell kreieren. Das hat zum Beispiel Gunnir bei der im Test befindlichen Arc A380 Photon 6G getan, die einen Graphics-Takt von 2.450 MHz hat. Die TBP ist in dem Fall mit 92 Watt angegeben.

Beim Speicher gibt es nur eine Geschwindigkeit

Wenig Spannendes gibt es dagegen beim GDDR6-Speicher der Arc A380 zu berichten. Intel lässt ihn bei allen Modellen mit 15,5 Gbps laufen, was einem Takt von konservativen 7.750 MHz entspricht. In Verbindung mit dem 96-Bit-Speicherinterface beträgt die Bandbreite damit 186 GB/s.

Das Taktverhalten in der Spiele-Praxis

Die Intel Arc A380 zeigt kein übliches Taktverhalten für eine moderne Grafikkarte. Im Gegenteil: Irgendwie scheint Intels Einsteiger-GPU gefühlt gar kein Taktverhalten zu haben, zumindest nicht unter Volllast. Denn dann gibt es nur den maximalen Takt von 2.450 MHz und nicht weniger. Zu keiner Zeit. Das ist ungewöhnlich, moderne Nvidia-, vor allem aber AMD-Grafikkarten ändern beim Spielen andauernd ihre Frequenz.

Ein Grund dafür ist vermutlich am gesetzten Power-Limit zu suchen, das offenbar deutlich höher ist, als die maximalen 2.450 MHz verlangen. Radeon-Beschleuniger takten zwar auch dann noch leicht auf und ab, während Nvidia-Beschleuniger mit ansteigender Temperatur kleine Schwankungen zeigen, aber immerhin würde dies das Verhalten erklären. Da es nicht möglich ist, das Power-Limit der Arc A380 zu reduzieren, kann man auch nicht simulieren, wie sich Intels Grafikkarten in dem Szenario verhalten würden. Allerdings lässt sich so schon sagen, dass das Taktverhalten anders als das von Radeon- und GeForce-GPUs ist.

Taktverlauf – Full HD, Tiny Tinas's Wonderlands
1.8001.9402.0802.2202.3602.500MHz 150100150200250300350400450500

PL1, PL2 und Tau gibt es vielleicht auch bei Intels GPUs

GPU-Z zeigt interessanterweise angeblich aus dem BIOS ausgelesene Werte für PL1 und PL2 (beide 65 Watt) sowie Tau (20,8 Sekunden) an, was so von Intels Prozessoren bekannt ist. Rein von der Board-Power ergeben die Werte wenig Sinn, möglicherweise spielen sie aber doch eine Rolle. So zeigen aktuelle Tools wie GPU-Z und HWiNFO einen Messwert für „Board Power Draw“ an, der beim Spielen bei maximal 54 Watt liegt. Es ist gut möglich, dass dies der alleinige Wert für die GPU ist und PL1 sowie PL2 sich darauf beziehen. Dies ist aber nur eine Theorie, die sich aktuell nicht bestätigen lässt.

Im Idle-Modus scheint die Grafikkarte mit 1.000 MHz zu arbeiten, zumindest wird dieser Wert angezeigt. Für Sekundenbruchteile wird gelegentlich auch ein geringerer Wert angezeigt. In Teillastszenarien steigt die Taktrate zudem schon mal bis auf die 1.700 MHz an, wobei die GPU den Takt anscheinend in 50-MHz-Schritten wechseln kann, was deutlich grobflächiger als Nvidias und vor allem AMDs Entwicklungen wäre.

Wenig Spannendes gibt es über den GDDR6-Speicher zu berichten, der angeblich durchweg mit den vollen 7.750 MHz angesteuert wird, die auch auf dem Windows-Desktop ohne jegliche Interaktion anliegen.