Moral statt Monetarisierung: Mojang verbietet sämtliche NFTs mit Minecraft-Bezug
Non-Fungible Tokens sind im Kontext von Videospielen weiterhin ein Thema – zuletzt allerdings eher, weil sich immer mehr Publisher und Entwickler von dem spekulativen und mitunter betrügerischen Crypto-Gespinst distanzieren. Zuletzt tat das beispielsweise Sony, nun folgt Mojang für Minecraft mit einer strikten Absage an NFTs.
NFTs haben im Minecraft-Universum keinen Platz
Minecraft hat vor eineinhalb Monaten das „The-Wild“-Update auf Version 1.19 erfahren, hinzugefügt wurden unter anderem Schlamm und Frösche. Auf keinen Fall hinzufügen möchte Mojang hingegen NFTs. Und auch Drittanbietern will der Entwickler sämtliche Möglichkeiten, an Minecraft in irgendeiner Art und Weise mit Blockchain-Mechanismen zu verdienen, untersagen. Eine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht Mojang im Kontext ausstehender Änderungen der Minecraft User Guidelines, die nun um das NFT-Verbot ergänzt werden. Diese Richtlinien legen beispielsweise fest, wie Serverbesitzer gegenüber Spielern Gebühren erheben dürfen. Oder aber, dass auf einem Minecraft-Server alle Spieler Zugang zur gleichen Funktionalität haben müssen.
Die Gründe sind vielfältig
Unter anderem mit dieser Vorgabe gerieten NFTs in Konflikt, so Mojang. So erzeugten die Tokens ein System der Knappheit, dem eine Exklusivität und der Ausschluss eines Großteils der Spieler inhärent seien. Das wiederum stehe diametral zu den eigenen Werten: Inklusion und soziale Teilhabe seien Kernbestandteil der Minecraft-Philosophie. Zwar gibt es bereits erste Anbieter, die beispielsweise Skin-Bundles oder Minecraft-Welten als NFTs aufgelegt haben, entsprechende Praktiken will der Entwickler allerdings fortan verbieten.
NFTs [...] can create models of scarcity and exclusion that conflict with our Guidelines and the spirit of Minecraft.
To ensure that Minecraft players have a safe and inclusive experience, blockchain technologies are not permitted to be integrated inside our client and server applications, nor may Minecraft in-game content such as worlds, skins, persona items, or other mods, be utilized by blockchain technology to create a scarce digital asset.
Mojang
Ebenso hat auch Mojang erkannt, dass es sich bei NFTs keinesfalls um Wertanlagen, sondern hochspekulative Wetten handelt. Der Entwickler verweist auf den dabei möglichen – und bereits häufig zu beobachtenden – Betrug: Insbesondere bei unerfahrenen Kindern und Jugendlichen sei die Gefahr zu groß, dass NFTs lediglich dazu dienen, Diebstahl einen pseudolegalen Rahmen zu geben. So etwa geschehen beim inoffiziellen Minecraft-NFT-Spiel Blockverse, dessen Publisher sich im Januar 2022 mit rund 1,2 Millionen US-Dollar aus dem Staub machte. Vor einer Wiederholung solcher oder anderer NFT-Betrugsfälle und den spekulativen Risiken wolle Mojang die Minecraft-Spieler bewahren.
Aber auch abseits dessen stünden NFTs unweigerlich für eine negative Beeinträchtigung des Spielgefühls: Eine damit einhergehende Investment-Mentalität verschiebe den Fokus von Spiel und Spaß auf Profitgier und leiste der Etablierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft auf Minecraft-Servern Vorschub. Gerade bei der eher jüngeren Spielerschaft sei das jedoch komplett Fehl am Platz, zudem moralisch nicht haltbar.
Andere Publisher wollen mit NFTs verdienen
Mit der harschen Kritik und Vorgehensweise folgt Mojang in Sonys Fußstapfen. Andere Publisher hingegen wollen die erwähnte Profitgier schamlos ausnutzen und sehen in NFTs die nächste große Möglichkeit zur erweiterten Monetarisierung von Videospielen. Ubisoft beispielsweise arbeitet an auf NFTs basierenden Ingame-Gegenständen und der Etablierung eines entsprechenden Monetarisierungskonzeptes über den NFT-Marktplatz Quartz. Square Enix ging hingegen sogar soweit, die Rechte an zahlreichen großen Spieleserien – darunter unter anderem Tomb Raider und Deus Ex – zu verkaufen, um mit dem freigewordenen Kapital in Blockchain-Technologien zu investieren.