Nothing Phone (1) im Hands-on: Smartphone mit Micro-LED-Rückseite startet ab 469 Euro

Nicolas La Rocco
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Nothing Phone (1) im Hands-on: Smartphone mit Micro-LED-Rückseite startet ab 469 Euro

Nothing bringt nach den Ear (1) (Test) mit dem Phone (1) das erste Smartphone des jungen Unternehmens auf den Markt. Die große Besonderheit des Mobilgeräts ist die transparente Glasrückseite, die den Blick auf die verbaute Hardware und das Glyph-Interface freilegt. Dahinter verbirgt sich eine Beleuchtung mit über 900 Micro-LEDs.

Das Nothing Phone (1) sticht mit dem Glyph-Interface eklatant aus dem Einheitsbrei hervor, zu dem sich der Smartphone-Markt über die letzten Jahre ein wenig entwickelt hat. Das von Carl Pei (ehemals OnePlus) mitbegründete Tech-Start-up aus London sammelte über Google Ventures, EQT Ventures, C Ventures und private Investoren wie Tony Fadell (Erfinder des iPod), Casey Neistat (YouTuber) und Kevin Lin (Mitbegründer von Twitch) über 140 Millionen US-Dollar ein. Nach den Ear (1), von denen über 530.000 Stück verkauft wurden, setzt das Unternehmen seine Philosophie beim Phone (1) konsequent fort, indem Design und Ästhetik bei der Entwicklung bedeutsame Positionen und abermals transparente Designmerkmale eine wichtige Rolle eingenommen haben.

Glyph-Interface versteckt über 900 Micro-LEDs

Das Glyph-Interface versteckt sich in der Rückseite des Smartphones und ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, weil die verschiedenen Elemente, die das dreidimensionale Relief unter dem Glas bilden, nicht sofort als technische Komponenten herausstechen. Abseits der zwei Kameralinsen, hinter denen sich jeweils ein 50-MP-Sensor für Weit- und Ultraweitwinkel versteckt, ist dies am ehesten noch bei der Ladespule der Fall. Dass aber eine Beleuchtung mit über 900 Micro-LEDs verbaut wurde, sieht man dem Phone (1) nicht an. Die Beleuchtung besteht aus einem „C“, das die Kamera einrahmt, einer Diagonalen, die nach oben rechts verläuft, der Umrandung der Ladespule und einem Ausrufezeichen zentral oberhalb der USB-C-Buchse. Wer ganz genau hinschaut, kann in diesem Bereich auch einen Elefanten als weiteres Designmerkmal erkennen.

Es bimmelt synchron zur Beleuchtung

Die rückseitige Beleuchtung dient zum einen als Anzeige für Benachrichtigungen und wird in eingehende Anrufe und Mitteilungen für E-Mails und Nachrichten unterteilt. Jeweils zehn längere Klingel- und zehn kurze Mitteilungstöne stellt Nothing ab Werk zur Verfügung, die Ton, Beleuchtung und Vibration synchron mit unterschiedlichsten Mustern über die verschiedenen Beleuchtungszonen abspielen. Die Helligkeit der Micro-LED-Beleuchtung kann in den Einstellungen frei gewählt werden, außerdem lässt sich das Glyph-Interface im Ruhemodus auch ohne die zugehörigen Töne nutzen. Und um nachts nicht geweckt zu werden, lässt sich ein Zeitplan ohne Beleuchtung definieren.

Benachrichtigungen sind aber nur ein Bereich des Glyph-Interfaces. Nothing nutzt das „Ausrufezeichen“ als Ladeanzeige, um zu visualisieren, wie weit der Akku bereits geladen wurde. Die Anzeige kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein USB-C-Kabel angeschlossen wurde. Derselbe Bereich wird für Google-Assistant-Feedback genutzt, wenn das Smartphone mit „Hey Google“ angesprochen wird. Darüber hinaus erkennt das Mobilgerät, wenn es auf die Vorderseite gelegt wurde, und aktiviert daraufhin auf Wunsch den Ruhemodus, in dem nur noch die Beleuchtung arbeitet, aber keine Töne mehr erklingen.

Status-LED für Videoaufnahmen

Eine ganz klassische Status-LED bietet das Phone (1) ebenfalls, allerdings nicht als Teil der Glyph-Beleuchtung, sondern speziell um dem Gegenüber aktive Videoaufnahmen zu signalisieren. In dem kleinen Kreis oben rechts auf der Rückseite leuchtet bei entsprechender Einstellung in der Kamera-App eine rote LED auf, sobald im Videomodus gefilmt wird. Apropos Filmen: Neben dem normalen LED-Blitz kann das Glyph-Interface als Ringlicht verwendet werden und für eine gleichmäßige Ausleuchtung sorgen.

Phone (1) kommt in Weiß und Schwarz

Nothing bietet das Phone (1) in zwei Farben an: Weiß und Schwarz. Das Weiß bringt das Relief direkt auf den ersten Blick zum Vorschein, das Schwarz wirkt aber ebenfalls elegant und bietet einen stärkeren Kontrast zur Beleuchtung. ComputerBase konnte sich beide Varianten bereits vorab bei Nothing in Berlin ansehen. Die Leuchtkraft der Micro-LEDs fällt allerdings derart hoch aus, dass auch die weiße Variante genügend Kontrast erzeugt.

Nothing überzeugt mit perfekter Verarbeitung

Das Glyph-Interface wird mit Gorilla Glass 5 geschützt, die Technik selbst sitzt in einem 75,8 × 159,2 × 8,3 mm (B × H × T) großen Gehäuse aus vollständig recyceltem Aluminium, das nach IP53 zertifiziert wurde. Mehr als 50 Prozent der zum Einsatz kommenden Kunststoffe seien ebenfalls recycelt, erklärt Nothing. Das symmetrische Design birgt unweigerlich die Gefahr einer Verwechslung mit dem aktuellen iPhone, die Rückseite als Alleinstellungsmerkmal wirkt aber effektiv dagegen. Dennoch fällt der Formfaktor unterm Strich sehr ähnlich zum derzeitigen von Apple aus. In puncto Materialwahl und Verarbeitung muss sich Nothing nicht vor größeren Unternehmen verstecken, mehrere ausprobierte Phone (1) und das Testgerät der Redaktion waren respektive sind perfekt verarbeitet.

OLED-Bildschirm mit symmetrischer Einfassung

Nothing zieht das symmetrische Design konsequent bis zum 6,55 Zoll großen Bildschirm durch, der eine rundherum gleich breite Einfassung aufweist. Dieses Merkmal erreicht Nothing durch ein flexibles OLED-Panel, das im unteren Bereich einmal nach hinten gefaltet wird, um die Ansteuerung aus der entgegengesetzten Richtung vorzunehmen, statt ein „Kinn“ hinzunehmen. Wie Nothing-Mitgründer Akis Evangelidis im Gespräch erklärte, habe Nothing einen rund doppelt so teuren OLED-Bildschirm wie in dieser Preisklasse üblich für das Phone (1) gewählt. Das Panel bietet 2.400 × 1.080 Pixel, 60 bis 120 Hz, unterstützt HDR10+ und soll bis zu 1.200 cd/m² hell werden. Analog zur Rückseite kommt Gorilla Glass 5 als Schutz zum Einsatz. Oben links im Bildschirm sitzt eine Frontkamera mit 16 MP, unten zentral im Display ein optischer Fingerabdrucksensor.

Snapdragon 778 Plus und bis zu 256 GB Speicher

Unter der Haube kommt der Qualcomm Snapdragon 778 Plus zum Einsatz, der für Nothing um den Support für kabelloses Laden des 4.500 mAh großen Akkus erweitert wurde, das mit bis zu 15 Watt respektive 5 Watt in die entgegengesetzte Richtung erfolgt. Ein Snapdragon aus der 8er-Serie hätte den Preis des Smartphones in etwa verdoppelt, erklärte Evangelidis. Kabelgebundenes Laden wird mit maximal 33 Watt über USB-PD 3.0 unterstützt, ein Netzteil gehört im Gegensatz zu einem USB-C-Kabel allerdings nicht zum Lieferumfang des Phone (1). Dem Snapdragon-Chip stehen wahlweise 6 oder 8 GB RAM und 128 oder 256 GB nicht erweiterbarer UFS 3.1 zur Seite.

Nothing OS kommt ohne Bloatware

In puncto Software setzt Nothing auf das eigene Nothing OS, das allerdings Stock-Android mit minimalen Anpassungen etwa für das Glyph-Interface und für eine Handvoll eigene Funktionen entspricht. Dazu gehört zum Beispiel die native Integration von Tesla, um die Türen zu entsperren, die Klimatisierung zu starten oder die Reichweite zu prüfen. Für die AirPods von Apple lässt sich ohne weitere App der Akkustand einsehen. NFT-Sammler erhalten eine eigene Galerie und können die Tokens auf dem Startbildschirm ablegen und dort auch die Kurse verfolgen. Apps von Drittanbietern hat sich Nothing vollständig gespart, sodass ab Werk weder Spiele noch Facebook oder andere Apps installiert sind, die nicht von Nothing oder Google stammen. Nothing OS soll für drei Jahre Android-Updates und für vier Jahre Sicherheitspatches im Rhythmus von zwei Monaten erhalten.

Marktstart am 21. Juli ab 469 Euro

Im deutschsprachigen Raum ist der Marktstart am 21. Juli in Deutschland und der Schweiz vorgesehen. Hierzulande ist die Deutsche Telekom der exklusive Partner für den Vertrieb über einen Netzbetreiber. Die Deutsche Telekom erhält das Smartphone bereits am 20. Juli in limitierter Stückzahl von 100 Stück für den Flagship-Store in Köln, bevor am Tag darauf der reguläre Verkauf auch bei Congstar, Mobilcom Debitel, Amazon, Deinhandy, Sparhandy und Otto startet. In der Schweiz sind Sunrise, Digitec, Mobilezone und Media Markt die Vertriebspartner.

Das Phone (1) startet zum Preis von 469 Euro mit 8 GB/128 GB. Die Konfiguration mit 8 GB/256 GB liegt bei 499 Euro, mit 12 GB/256 GB sind es 549 Euro. Die kleinste Variante gibt es nur in Schwarz, die beiden größeren in Weiß oder Schwarz.

Nothing Phone (1)
Software:
(bei Erscheinen)
Android 12.0
Display: 6,55 Zoll, 1.080 × 2.400
402 ppi, 120 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass 5
Bedienung: Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED
SoC: Qualcomm Snapdragon 778G Plus
1 × Kryo 670 Prime, 2,50 GHz
3 × Kryo 670 Gold, 2,20 GHz
4 × Kryo 670 Silver, 1,90 GHz
6 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 642L
608 MHz
RAM:
8.192 MB
LPDDR5
Variante
12.288 MB
LPDDR5
Speicher: 128 / 256 GB
1. Kamera: 50,0 MP, 2160p
LED, f/1,90, AF, OIS
2. Kamera: 50,0 MP, f/2,20
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 16,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,50
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced Pro
5G: NSA/SA
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
Wi-Fi Direct
Bluetooth: 5.2
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS
Weitere Standards: USB-C, NFC
SIM-Karte: Nano-SIM, Dual-SIM
Akku: 4.500 mAh, 33,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
Größe (B×H×T): 75,8 × 159,2 × 8,30 mm
Schutzart: IP53
Gewicht: 194 g
Preis: 469 € / ab 315 € / 549 €

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Nothing unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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