TP-Link Archer GX90 AX6600 im Test: Übertragungsraten, Leistungsaufnahme, Preise und Fazit
2/2Übertragungsraten im Vergleich
Die Messungen zu den Übertragungsraten folgen denen im Test des Synology RT6600ax und den vorangegangenen Tests zu den Mesh-WLAN-Systemen. Dadurch wird eine möglichst hohe Vergleichbarkeit angestrebt, die sich aufgrund äußerer, nicht kontrollierbarer Störeinflüsse bei WLAN-Systemen aber nie gänzlich erreichen lässt.
Die Übertragungsraten im Netzwerk werden erneut mit iPerf gemessen, wobei sechs parallele Datenströme gestartet werden. Im Test werden beide Richtungen der Datenübertragung geprüft – vom als iPerf-Server fungierenden Rechner zum Client und vom Client zum Server. Aufstellungsort, Einstellungen und Aufbau des Mesh-WLANs werden jeweils identisch gewählt, soweit die Systeme dies ermöglichen.
Trotz der eingangs erwähnten Problematik mit der Kanalbreite des zweiten 5-GHz-Netzwerks hat sich ComputerBase auch beim TP-Link Archer GX90 dazu entschlossen, das System mit den Standardeinstellungen zu betreiben – soweit davon abgewichen wird, wird darauf explizit hingewiesen. Schlussendlich soll es im Test nicht darum gehen, theoretische Werte zu ermitteln, die in der Praxis keine Relevanz haben, sondern praxistaugliche Datenübertragungsraten, die so auch im alltäglichen Betrieb erreicht werden. Beim Archer GX90 ergibt sich wie beim Synology RT6600ax wieder der Sonderfall, dass es keinen Mesh-Knotenpunkt gibt, sondern der Router allein und selbst immer als Verbindungsstelle für den Client dient.
Maximale Übertragungsraten bei optimalen Bedingungen
Im ersten Test wird der TP-Link Archer GX90 AX6600 per LAN mit einem Client und Server verbunden. Dabei wird der Server per 2,5-Gigabit-Ethernet an den Router angeschlossen, der Client hingegen über einen 1-GbE-Anschluss, da es keine schnellere, kabelgebundene Version gibt. Dieser Test symbolisiert die maximal mögliche Datenübertragungsrate bei verkabeltem Betrieb. Bei den anderen Mesh-WLAN-Systemen sind Client und Server hingegen immer an verschiedenen Access-Points per LAN angeschlossen, so dass die Ergebnisse nicht direkt vergleichbar sind.
Mit 950 Mbit/s in beide Richtungen agiert auch der Archer GX90 am Geschwindigkeitslimit der 1-Gigabit-Schnittstelle, die keine schnellere Übertragung zu dem per 2,5 GbE angebundenen Server ermöglicht. Wieder einmal müssen Enthusiasten wie bei den meisten aktuellen Routern noch darauf warten, dass nicht nur eine LAN-Schnittstelle eine schnellere Übertragungsgeschwindigkeit als 1 Gbit/s ermöglicht.
Da die Messung nicht direkt mit den Mesh-Systemen vergleichbar ist, wird ein weiterer Test durchgeführt. In diesem Fall wird der Client per WLAN mit dem Router verbunden und der Server per 2,5 GbE. In der Theorie ergibt sich auch beim GX90 eine zumindest minimal schnellere Verbindung, da der WLAN-Client sich mit 1.200 Mbit/s über 5 GHz verbindet. Zudem wird für diesen Test zusätzlich eine Messung mit manuell fest auf eine Kanalbreite von 160 MHz eingestelltem Netzwerk getestet – in den Diagrammen mit dem Zusatz „160 MHz“ gekennzeichnet. Dies ist der theoretische Bestwert des GX90 über WLAN, bei Standardeinstellungen werden die 2.400 Mbit/s Verbindungsgeschwindigkeit wie mehrfach erläutert aber nicht erzielt, da keine 160 MHz Kanalbreite genutzt werden und Clients keine 4x4-Antennen-Konfiguration nutzen, denn hierüber wären weiterhin auch mit 80 MHz 2.400 Mbit/s möglich.
Der Archer GX90 fällt in diesem Test ohne 160 MHz Breite deutlich hinter den Synology RT6600ax zurück, der nämlich gerade 2.400 Mbit/s nutzen kann. Mit 865 und 750 Mbit/s liegt der GX90 ohne 160 MHz Kanalbreite auf dem Niveau der rein über WLAN kommunizierenden Mesh-Systeme.
Mit fixierter Kanalbreite von 160 MHz erhöht sich die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich. 1,3 Gbit/s sind nun möglich, womit zumindest in eine Richtung zum Synology RT6600ax aufgeschlossen wird.
Geschwindigkeit durch 5 Trockenbauwände über 15 m hinweg
Beim nächsten Test wird der Client mit 15 m Entfernung zum Router platziert und per WLAN (Wi-Fi 6 mit 5 GHz und 1.200 Mbit/s) daran angebunden. Der Server bleibt weiterhin über LAN-Kabel mit dem Archer GX90 verbunden, erneut über 2,5 GbE. Einen zusätzlichen Access-Point als Mesh-Knoten kann das System auch in diesem Test nicht nutzen.
Beim Download schneidet der Archer GX90 sehr gut und fast so schnell wie das getestete TP-Link Deco XE75 ab. Beim Upload liegt der GX90 dann jedoch 100 bis 150 Mbit/s hinter dem XE75 und dem RT6600ax.
Übertragungsrate im Einfamilienhaus über je drei Etagen und zwei Decken hinweg
Der zweite Testaufbau findet erneut in einem Einfamilienhaus über mehrere Etagen statt. Auch hier muss den Besonderheiten des Systems Rechnung getragen werden, da ComputerBase keine passenden Mesh-Knotenpunkte für den Archer GX90 vorliegen. Der Router wird deshalb im Erdgeschoss platziert und per 2,5 GbE mit dem Server verbunden, der Client per WLAN im zweiten Stock.
In diesem Fall gilt ebenso: Die Ergebnisse sind nicht direkt vergleichbar, da bei den anderen Systemen die PCs per LAN mit den Mesh-Knoten in der jeweiligen Etage verbunden sind und diese wiederum per WLAN miteinander kommunizieren.
Mit dem Mesh-System aus eigenem Hause kann der Archer GX90 zwar nicht mithalten, seine acht Antennen verschaffen ihm aber auch ohne Knotenpunkt auf halber Strecke eine im Vergleich zu den anderen Systemen gute Übertragungsleistung.
Kopieren über USB
Das Kopieren von 25 GB von einer an USB 3.0 angeschlossenen SSD an einen über 2,5 GbE verbundenen Computer hat beim GX90 8:01 Minuten gedauert, was rund 53 MB/s entspricht. Synologys RT6600ax liegt mit rund 75 MB/s in diesem Test vorne, sofern das automatische Herabsetzen der Anschlussgeschwindigkeit auf USB 2.0 verhindert wird. Besonders flott ist das USB des GX90-Routers also nicht, für das Streaming übers Netzwerk aber völlig ausreichend.
Leistungsaufnahme im Vergleich
Die maximale Leistungsaufnahme des TP-Link Archer GX90 AX6600 liegt im Test bei 8,6 Watt im Standby ohne Datentransfer und 12,6 Watt beim Datentransfer, wobei Last über zwei LAN-Anschlüsse erzeugt wird. Der Strombedarf ist bei Last somit noch etwas über dem Synology RT6600ax platziert. Erneut zu beachten ist aber, dass es sich beim GX90 um einen vollwertigen Router handelt und nicht um einen einzelnen Access-Point.
Mesh-WLAN-Preise im Vergleich
Mit rund 275 Euro ist der TP-Link Archer GX90 AX6600 etwas günstiger als der 320 Euro teure und leistungsfähigere Synology RT6600ax. Er liegt damit ca. auf dem Niveau der AVM Fritz!Box 7590 AX, die zusätzlich ein DSL-Modem und eine DECT-Telefonanlage bietet.
Fazit
Zwei große Kritikpunkte weist der Archer GX90 AX6600 auf. Zum einen kann die integrierte Mesh-Technologie nicht einmal mit allen Geräten von TP-Link uneingeschränkt genutzt werden, sondern nur solche, die ebenfalls OneMesh unterstützen, sind kompatibel. Explizite Mesh-WLAN-Systeme von TP-Link wie die Deco-Reihe lassen sich hingegen nicht mit dem GX90 zu einem einzigen Mesh-WLAN koppeln. Ein für Nutzer sehr unbefriedigender Ansatz, der das Erweitern der Sets weiter verkompliziert. Zum anderen ist die Übertragungsgeschwindigkeit des Routers in der Praxis dadurch enorm eingeschränkt, dass ohne explizites Erzwingen nie eine Kanalbreite von 160 MHz genutzt wird, weshalb sich die theoretische Übertragungsrate des zweiten 5-GHz-Bandes von 4.800 Mbit/s bei 4x4-Konfiguration und 2.400 Mbit/s bei 2x2-Konfiguration auf 2.400 Mbit/s und 1.200 Mbit/s mit 80 MHz Kanalbreite reduziert. Clients verbinden sich so nie mit der maximal möglichen Geschwindigkeit von 2.400 Mbit/s, sondern nutzen immer 1.200 Mbit/s.
Wird eine Kanalbreite von 160 MHz in den Einstellungen des GX90 erzwungen, erhöht sich die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich, bei Radar-Erkennung wird jedoch das gesamte Band deaktiviert und das WLAN ist nicht mehr verfügbar. Eine zufriedenstellende Lösung für den Kunden sieht anders aus, zumal das System mit Datenraten beworben wird, mit denen es sich bei Standardeinstellungen nie verbindet.
Enthusiasten werden auch beim GX90 zudem wieder einen weiteren 2,5-GbE-Port am Router vermissen, um mehrere Rechner oder ein NAS mit höherer Geschwindigkeit ins Netzwerk integrieren zu können. Auch für Wi-Fi 6E und somit das exklusive Frequenzband im 6-GHz-Bereich ist der GX90 noch nicht gerüstet.
Die Einrichtung und der Betrieb des TP-Link Archer GX90 AX6600 sind einfach und problemlos. Im Test lief der Router mehrere Wochen im Dauerbetrieb ohne jegliche Probleme, Verbindungsabbrüche oder ungewollte Neustarts. Die gebotenen Optionen im Webinterface sind leicht zugänglich und mitunter mit erläuternden Texten versehen, jedoch nicht so umfangreich wie beispielsweise beim jüngst getesteten Synology RT6600ax. Funktionen wie der FTP- und Samba-Server sollten jedoch ab Werk deaktiviert sein, andere wie TWT und OFDMA hingegen ab Werk aktiviert.
Für viele Nutzer könnte vor allem aufgrund der genannten Einschränkungen der Übertragungsrate zum Beispiel das Deco XE75 im 2er-Set von TP-Link selbst eine Alternative sein, wenn man ein schnelles WLAN-Netzwerk aufbauen möchte und nicht zwingend nur einen Router sucht.
ComputerBase hat den Archer GX90 AX6600 leihweise von TP-Link zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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