Asus Zenfone 9 im Test: Dual-Kamera mit Gimbal-Stabilisierung

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Nicolas La Rocco
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Die Rückseite des Zenfone 9 nehmen zwei große Kameras ein, darunter die neu entwickelte primäre Kamera – von oben gezählt die erste der insgesamt zwei Linsen. Asus ist bei diesem Exemplar vom Sony IMX686 auf den IMX766 gewechselt, der mit einer Sensorfläche von 1/1,56" statt 1/1,73" 22 Prozent größer ausfällt und mit 1,0 statt 0,8 μm 56 Prozent größere Pixel bietet. Im Gegenzug fällt die Auflösung mit 50 statt 64 MP niedriger aus. Fotos werden nach dem Pixel-Binning mit 12,5 MP ausgegeben. Die große Neuerung der Kamera ist allerdings nicht der von anderen Geräten bekannte Sensor, sondern die Stabilisierung per Gimbal auf sechs Achsen, also über eine kardanische Aufhängung, die durch den Anwender oder externe Erschütterungen verursachte Bewegungen des gesamten Kameramoduls ausgleichen soll, um für eine Bildstabilisierung bei Fotos und insbesondere Videos zu sorgen. Ermittelt werden diese Erschütterungen über den Gyrosensor des Smartphones.

Dual-Kamera mit Gimbal-Stabilisierung für primäre Linse
Dual-Kamera mit Gimbal-Stabilisierung für primäre Linse

Unterhalb der primären Kamera sitzt für Ultraweitwinkelfotos mit dem Sony IMX363 der gleiche 12-MP-Sensor wie im Vorjahr. Die Kamera deckt bei Blende f/2.2 ein Field of View von 113 Grad ab und kann dank Autofokus auch für Makrofotos genutzt werden.

Das Zenfone 9 schießt schöne Fotos

Die Aufnahmen des Zenfone 9 können sich sehen lassen, erreicht der Hersteller doch sowohl bei Tageslicht als auch bei Dämmerungs- und Nachtaufnahmen durch die Bank gute Ergebnisse. Die nachfolgende Galerie zeigt einen gesamten Tagesablauf, angefangen in den frühen Morgenstunden, in denen das Gerät mit schönen Aufnahmen kurz vor Sonnenaufgang punktet. Die primäre Kamera liefert bei schwierigen Lichtbedingungen solide Ergebnisse, überstrahlt künstliche Lichtquellen nicht, punktet bei Schärfe, Farben und Rauschen und kommt auch mit stark unterschiedlichen Helligkeitsniveaus wie außerhalb und innerhalb der McDonald's-Filiale zurecht.

Bei Tageslicht trumpft Asus mit einer guten HDR-Automatik auf, darunter die Szene im Taxi zeigt, die noch im Sucher mit einer völlig überstrahlten Windschutzscheibe dargestellt wurde. Nach der Verarbeitung sehen die Ergebnisse in der Galerie meistens etwas anders als im Sucher aus. Die HDR-Automatik funktioniert auch bei der Ultraweitwinkelkamera gut, wie die unterschiedlichen Lichtverhältnisse am Flugzeugfenster verdeutlichen.

Asus Zenfone 9 im Test – Kamera

Im Allgemeinen muss sich die Ultraweitwinkelkamera allerdings der primären Kamera geschlagen geben, denn vor allem in puncto Schärfe fällt die zweite Kamera doch etwas ab. Schaut man sich die Aufnahmen genauer an, tendiert das Ultraweitwinkel stellenweise zu Pixelmatsch, sobald das Umgebungslicht abnimmt. Außerdem fällt der Kontrast im Direktvergleich etwas zu hart aus, sodass Details in dunklen Bildbereichen verloren gehen. Dieses Problem hat die Weitwinkelkamera nicht, wenngleich Konkurrenten wie Google mit dem Pixel 6 (Test) insgesamt betrachtet besser in diesem Punkt abschneiden.

Videomodus mit guter Stabilisierung

Im Videomodus kann das Zenfone 9 gänzlich ohne Stabilisierung, mit der standardmäßig eingestellten Gimbal-Stabilisierung oder mit einer „HyperSteady“-Stabilisierung genutzt werden, die zusätzlich einen EIS aktiviert, der allerdings für einen starken Zuschnitt auf dem Sensor sorgt, der Videoaufnahmen auf 1080p beschränkt. In allen anderen Modi ist das Zenfone 9 für bis zu 8K24 oder 4K60 ausgelegt.

Das nachfolgende Video zeigt eine Aufnahme in 4K mit 30 FPS (H.265) unter Verwendung der mittleren Stabilisierungsstufe, also mit Gimbal, jedoch ohne den auf 1080p restriktierenden EIS. Den durchaus etwas holprigen Start am Frankfurter Flughafen, der rein „handheld“ aufgenommen wurde, hat das Zenfone 9 gut im Griff und sorgt wie versprochen für eine stabile Aufnahme.

HDR-Modi sorgen für Verwirrung

Videoaufnahmen erlaubt das Zenfone 9 in bis zu 8K24 oder 4K60, alternativ in 4K30 oder 1080p60 und 1080p30 sowie 720p60 und 720p30. Sobald von SDR auf HDR gewechselt wird, reduziert sich das Maximum auf 4K30. Darüber hinaus können Anwender zwischen H.264 und H.265 wählen, wobei SDR eine Bitrate von rund 60 Mbit/s für H.264 und 50 Mbit/s für H.265 nutzt. Weil H.265 deutlich effizienter arbeitet, liefert die geringere Bitrate dennoch bessere Ergebnisse, potenziell sind diese Dateien aber nicht auf jedem Endgerät abspielbar.

HDR-Videoaufnahmen sind in „HDR“ und HDR10+ möglich, echtes HDR liefert aber nur HDR10+, denn das vermeintliche HDR findet den Metadaten zufolge mit BT.709 im selben Farbraum wie SDR statt. Erst bei der Verwendung von HDR10+, das einzig und allein in Kombination mit H.265 genutzt werden kann, zeigen die Metadaten den korrekten Farbraum BT.2020 an. Was auch immer der normale HDR-Modus liefern soll, in der Praxis erhalten Nutzer damit kein echtes HDR-Video.