Hyte Eclipse HG10 im Test: Schönwetter-Headset im ansprechenden Design
Das Eclipse HG10 von Hyte besticht in erster Linie durch seine ungewöhnliche Gestaltung. Mit einem günstigen Preis will es mit kabelloser Nutzung, gutem Klang und einer soliden Mikrofonqualität überzeugen. Dass das nur bedingt gelingt, ist auch der in vielen Punkten sichtbaren Knauserigkeit der Hersteller zuzuschreiben.
Hyte Eclipse HG10: Überblick und Preis
Beim ersten Entnehmen des HG10 aus seiner Verpackung dürfte so mancher Nutzer aufgrund der Gestaltung des Funk-Headsets überrascht sein, hebt es sich in seinem Äußeren doch sichtbar von der Konkurrenz ab. Für einen UVP von 110 Euro erwarten Käufer für Produkte in diesem Segment eher auf das Wesentliche reduzierte Ausführungen – was vor allem die Materialwahl betrifft.
In der Hinsicht bringt das HG10 die „Erwartungen“ zumindest teilweise etwas durcheinander. Alleine, dass es komplett in Weiß gehüllt ist, gepaart mit einer gewissen Minimalität, macht es bereits auffällig – letzteres dürfte dann jedoch dem Preis geschuldet sein.
Design und Verarbeitung
Auffällig ist vor allem die gewählte Form der Ohrmuscheln, die nicht oval wie sonst üblich sind, sondern nach rund zwei Dritteln einfach abgeschnitten erscheinen – Hyte nennt diese Gestaltung selbst „Halbmond-Design“. Gefertigt sind die Ohrmuscheln dann doch aus Kunststoff, irgendwo muss der für ein kabelloses Headset günstige Preis am Ende herkommen. Sie sind mit einer matten Oberfläche versehen, was das schnörkellose Aussehen wieder unterstreicht. Ungewöhnlich für diese Preisklasse sind dagegen die Metallaufhängungen, die dem Headset eine gewisse Stabilität verleihen.
Durch diese Umsetzung lassen sich die Ohrmuscheln um rund 100 Grad drehen, womit der Kopfhörer zusammen mit dem ebenfalls aus Metall verstärkten Kopfbügel einen bequemen und sicheren Halt besitzt, den selbst plötzliche starke Bewegungen nichts anhaben können. Ungewohnt fällt in Sachen Tragekomfort dagegen die Form der Ohrmuscheln aus, die das Hörorgan aufgrund der geringeren Innenfläche nur bedingt umschließen. Die leicht wechselbaren Polster mit einem Überzug aus Kunstleder fallen zwar nicht sonderlich dick, dafür aber fest aus, was jedoch von der Polsterung des Kopfbügels nicht behauptet werden kann. Generell kann die Verarbeitung aber als gelungen bezeichnet werden. Das Headset wirkt massiv und sogar bei stärkeren Bewegungen gibt das HG10 keinen Mucks von sich.
Hyte Eclipse HG10 | Microsoft Xbox Wireless Headset | HyperX Cloud Alpha Wireless | |
---|---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | ||
Treiber: | Neodymium, 40 mm | Neodymium, 50 mm | |
Anschlüsse: | Per USB C an Mobilgeräten nutzbar | USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar | Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar |
Drahtlose Verbindungen: | Funk | Funk, Bluetooth | Funk |
Frequenzbereich Kopfhörer: | Funk: 20 Hz – 20.000 Hz | USB: 20 Hz – 20.000 Hz Funk: 20 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 20 Hz – 20.000 Hz |
Funk: 15 Hz – 21.000 Hz |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | 30 Std | 15 Std | 300 Std |
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | 8 m | 20 m | |
Drahtloses Laden: | Nein | ||
Bedienelemente am Headset: | Ja | ||
Kabelfernbedienung: | Nein | ||
Integrierte Soundkarte: | Ja | ||
Raumklang: | Nein | Ja | |
Frequenzbereich Mikrofon: | Funk: 100 Hz – 10.000 Hz | ? ? ? |
Funk: 50 Hz – 7.200 Hz |
Mikrofon Eigenschaften: | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar | hochklappbar, stummschaltbar, justierbar | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar, Popschutz |
RGB-Beleuchtung: | Nein | ||
Kühlung: | – | ||
Vibrationsfunktion: | Nein | ||
Gewicht: | 360 g | 319 g | 335 g |
Preis: | ab 73 € | ab 96 € | ab 140 € |
Bedienelemente und Anschlüsse
Aufgrund des dem Preis geschuldeten geringen Funktionsumfanges fallen die Bedienelemente am Headset selbst sehr übersichtlich aus. So besitzt es lediglich einen Anschluss für das abnehmbare Mikrofon, einen USB-C-Port zum Laden des fest verbauten Akkus, einen Einschaltknopf und den Lautstärkeregler auf der einen sowie einen Mute-Knopf auf der anderen Seite. Einen Regler für die Eingangslautstärke des Mikrofons hat das Headset nicht zu bieten. Den jeweiligen Status des Klangaufnehmers zeigt eine kleine LED an, die jedoch besser auf dem Mikrofon angebracht gewesen wäre – so hätte der Nutzer zumindest eine kleine Chance zu erkennen, wenn der Klangaufnehmer stummgeschaltet worden ist.
Auf Lichtspiele in Form einer RGB-Beleuchtung verzichtet der Hersteller.
Anschlussmöglichkeiten: nur per Funk
Verbindung zum Quellgerät nimmt das Headset ausschließlich per Funk im 2,4-GHz-Band auf, weder Bluetooth noch eine kabelgebundene Nutzung werden unterstützt. Der rund 6 cm messende Dongle fällt recht groß aus und sorgt mit 8 m samt Trockenbauwand dazwischen für eher durchschnittliche Werte. Für eine bewegungsfreie Nutzung am Schreibtisch oder für die Entfernung vom heimischen TV-Gerät bis zum Sofa sollte der Entfernungsradius allerdings ausreichend sein.
Akkulaufzeit in der Praxis
Die Laufzeit gibt Hyte mit bis zu 30 Stunden an. Diese Angaben zu überprüfen, dürfte jedoch schwerfallen, da der Hersteller nichts über das Testprozedere verrät, mit dem er an seine Werte gelangt ist. Aus diesem Grund dürfte es kaum möglich sein, die gleichen Testbedingungen für eine Überprüfung herzustellen. Aber selbst wenn, könnten die Werte beim Nutzer einen großen Unterschied aufweisen, denn bei den möglichen Laufzeiten kann die Qualität der Verbindung, die entsprechende Lautstärke oder sogar die Art der wiedergegebenen Inhalte einen großen Einfluss auf den Stromverbrauch ausüben und somit bei jedem Nutzer für unterschiedliche Ergebnisse sorgen. Somit ist es im Grunde unmöglich, eine wirklich verbindliche und allgemeingültige Aussage zu treffen.
Doch selbst wenn die vom Hersteller angegebene Laufzeit nicht komplett erreicht werden würde, sollte sie für einen kompletten Spieleabend dennoch ausreichend sein. Solche Zeitangaben lesen sich zwar immer sehr gut, stellen inzwischen jedoch eher die Normalität dar. Mittlerweile haben die Hersteller die Laufzeit ebenso als werbewirksames Mittel erkannt und versuchen sich ständig darin zu übertrumpfen. Das Cloud Alpha Wireless (Test) von HyperX will hierbei sogar bis zu 300 Stunden ermöglichen, was einem etwas längeren Urlaub entsprechen würde.
Informationen über den jeweiligen Füllstand des Akkus erhält der Nutzer dagegen nicht, was die Nutzung des Headsets ein wenig zu einem Glücksspiel werden lässt. Die verbaute LED gibt lediglich Aufschluss darüber, ob der Stromspeicher geladen wird.
Klangqualität der Ohrhörer
In Sachen Spezifikationen gibt sich das HG10 eher rudimentär. So sollen die 40 mm großen Treiber einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz ermöglichen, was nichts Außergewöhnliches darstellt, sondern eher als Minimum anzusehen ist.
Klanglich zeigt sich das Headset zunächst recht solide. Bei entsprechenden Quellen sorgt es neben klaren Höhen auch für einen wahrnehmbaren Bass, wobei der Mitteltonbereich etwas prägnanter hätte ausfallen können. Bei Spielen kann das HG10 damit Spaß machen, sorgt es bei Titeln mit großer Klangkulisse doch für einen gewissen „Rumms“ und bei Spielen, in denen es auf eine gewisse Detailerkennung ankommt, dafür, dass Gegner schnell ausgemacht werden können. Dennoch bietet es keine breite Bühne und wirkt in der Hinsicht etwas lustlos – womit auch die Räumlichkeit ein wenig auf der Strecke bleibt.
Bei der Musikwiedergabe können die Hochtöne jedoch schnell zu dominant und für den einen oder anderen Nutzer unangenehm werden – was besonders bei Zisch- und S-Lauten deutlich wird. Auf der anderen Seite könnte gerade hier der Bassbereich stärker ausfallen. Da Hyte dem Headset allerdings keine eigene Software mit einem Equalizer zur Einflussnahme auf die Ausgabe spendiert hat, muss hier auf externe Lösungen zurückgegriffen werden, die meist aber eine eher geringe Qualität aufweisen. Zur gleichen Erkenntnis dürfte der Nutzer bei der Wiedergabe von Filmen kommen.
Aufgrund der fehlenden Software muss der Nutzer bei einem Raumklang ebenso auf im System integrierte oder zusätzliche Funktionen zurückgreifen. Zahlreiche Tests auf ComputerBase haben in der Vergangenheit jedoch mehr als deutlich gezeigt, dass entsprechende Simulationen meist werbewirksam angepriesen werden, aber kaum einen Mehrwert besitzen und daher ein Fehlen als verschmerzbar anzusehen ist.
Als recht störend entpuppt sich derweil das zumindest bei Stille oder leisen Passagen deutlich zu vernehmende „Fiepen“ im Hintergrund, das sofort auftritt, sobald sich das Headset mit dem Sender verbunden hat. Auch wenn es, wie beschrieben, nur in bestimmten Situationen erkennbar ist, darf so etwas bei einem Modell in der Preisklasse dennoch nicht aufkommen und hätte bei der Entwicklung oder zumindest bei der Qualitätskontrolle auffallen müssen.
Klangqualität Mikrofon
Über den Frequenzgang des abnehmbaren Mikrofons schweigt sich Hyte aus. Das spielt im Endeffekt allerdings keine Rolle, denn bereits die verwendete Übertragungstechnik lässt erahnen, wie es um die klanglichen Qualitäten des Klangaufnehmers bestellt ist – was sich am Ende auch bestätigt. Trotzdem schafft es der Hersteller abseits der mit der Technik einhergehenden Limitierung der Bandbreite, das Signal so weit zu komprimieren, dass in den Frequenzmessungen die Stimme bis rund 10 kHz abgebildet wird. In dieser Form wäre eine gute Stimmabbildung möglich, doch Hyte lässt diese Chance ungenutzt.
Somit würde sich das Mikrofon mit den genannten Werten zwar nicht für Videovertonungen oder Podcasts eignen, eine verständliche Sprachübertragung sollte dennoch möglich sein. Doch auch sie lässt sich der Testkandidat nicht so einfach entlocken. So sorgt das Mikrofon normal vor den Mund gehalten nicht nur für unschöne Plosivlaute, sondern direkt für Verzerrungen. Letztere sind immer noch, wenn auch etwas vermindert, vorhanden, wenn das Mikrofon 5 bis 6 cm vom Mund entfernt gehalten wird. Bei dieser Entfernung nimmt aber ebenso die Raumakustik immer mehr Einfluss, womit die Abbildung der Stimme dünner wird.
Beispielaufnahmen Hyte Eclipse HG10
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
Turtle Beach Stealth 600 Gen 2 Max
Turtle Beach Stealth 600 Gen 2
Speedlink Mandas
Microsoft Xbox Wireless Headset
HyperX Cloud II Wireless
Roccat ELO 7.1 Air
HyperX Cloud Stinger Core Wireless
HyperX Cloud Flight S
HyperX Cloud Stinger Core
Turtle Beach Stealth 600 Gen 2
Störgeräusch-Anfälligkeit
Massive Probleme entwickelt das Mikrofon bei Störgeräuschen, wobei ihm vor allem die simulierten Windgeräusche zu schaffen machen. Hier reagiert das Headset besonders mit Knacksern und Verzerrungen. Die künstlich herbeigeführten Störungen mögen zwar extrem sein, aber gerade bei den aktuell herrschenden Temperaturen dürften nicht wenige Nutzer einen Ventilator in ihrer Nähe stehen haben – zu weit hergeholt ist die Szenerie somit also nicht.
Daher sollte ein Headset vor allem bei dem geforderten Preis zumindest grundlegend damit umgehen können. Erfahrungsgemäß hätte hier ein Popschutz, der lediglich ein paar Cent kostet, die genannten Probleme wenigstens stark vermindern, wenn nicht sogar beseitigen können. So wird es am Ende bestraft, wenn dem Anschein nach nur auf geringe Kosten geachtet wird – besonders wenn das Mikrofon damit weitestgehend unbrauchbar gemacht wird.
Fazit
Ein extravagantes Aussehen gibt noch lange keinen Aufschluss über die eigentliche Qualität eines Headsets. So oder so ähnlich könnte die Erkenntnis bezüglich des Eclipse HG10 lauten, obwohl sich das Headset in Sachen Verarbeitung und Gestaltung durchaus von anderen Vertretern seiner Zunft abzusetzen weiß: Mit seinen halbrunden Ohrmuscheln und dem weiß-silbrigen Erscheinungsbild zieht es sofort die Blicke auf sich und ebenso kann die grundlegende Verarbeitung überzeugen – auch wenn an manchen Stellen dennoch Kunststoff zum Einsatz kommt, der in der Umsetzung jedoch nicht unbedingt unpassend wirkt.
Klanglich sieht es dann bereits etwas anders aus, auch wenn das HG10 in der Hinsicht zunächst ebenso einen soliden Eindruck hinterlässt. Bei Spielen kann das Headset noch sowohl für eine druckvolle Basis sorgen wie auch leise Geräusche noch hörbar darstellen, was besonders bei Titeln, bei denen es auf das Erkennen leisester Dinge ankommt, hilfreich sein kann. Bei Musik könnte dagegen die dominante Hochtonwiedergabe von einigen Nutzern schnell als unangenehm empfunden werden. Der Bassbereich dürfte hier zudem etwas stärker ausfallen. Die genannten Aspekte gelten ebenso für die Filmwiedergabe. Unschön sind darüber hinaus die leisen Störgeräusche, die aufkommen, sobald sich das Headset mit dem USB-Dongle verbindet.
Beim Mikrofon stellt sich außerdem schnell die Frage, was sich der Hersteller dabei gedacht hat. In einem normalen Abstand vor den Mund gehalten, reagiert es sehr empfindlich auf Plosivlaute, die selbst ein größerer Abstand nicht gänzlich verhindern kann. In solchen Situationen sorgt jedoch die Raumakustik dafür, dass die abgebildete Stimme hörbar dünner und damit weniger verständlich klingt. Der mögliche Frequenzumfang wird obendrein wie befürchtet durch die geringe Bandbreite der Funkverbindung limitiert, was sich ebenso auf die Klangqualität auswirkt – wenn auch nicht so stark wie bei anderen Funk-Headsets.
Komplett die Segel streichen muss das HG10 bei Störgeräuschen. Im Test sorgten die künstlich herbeigeführten Störungen sogar für Verzerrungen, Aussetzer und Knackser, sodass in diesen Fällen kaum noch eine verständliche Kommunikation möglich war.
Die beschriebenen Probleme können auch die guten Laufzeiten nicht mehr herausreißen, zumal die Verbindungsqualität in Sachen Reichweite ebenfalls verbesserungswürdig ist.
Übrig bleibt am Ende somit ein schön anzusehendes Headset, das klanglich je nach Verwendungszweck Akzente setzen kann, bei der Mikrofonqualität jedoch stark Federn lassen muss. Dieser Umstand hat etwas von Schuhen, in denen man ausschließlich sitzen kann.
- schönes Äußeres
- gute Verarbeitung
- Für ein Funk-Headset günstiger Preis
- für viele Bereiche solider Klang
- hohe Laufzeit
- Mikrofon mit deutlichen Problemen bei Störgeräuschen und begrenzten Frequenzumfang
- Höhenausgabe teils zu überbetont
- Störgeräusche, die bei leisen Passagen oder Stille deutlich zu hören sind
ComputerBase wurde das Eclipse HG10 leihweise von Hyte für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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