Wie viel Überwachung: Telegram fragt Nutzer nach Datenausgabe an Behörden
Ein ungewöhnlicher Schritt von Telegram: Die Betreiber wollen von den Nutzern wissen, ob – und falls ja, unter welchen Umständen – Nutzerdaten an deutsche Behörden das Bundeskriminalamt (BKA) übermittelt werden sollen. Dazu wurde eine Umfrage gestartet, die bis zum 5. September läuft.
Insgesamt bietet Telegram den Nutzern drei Optionen an:
- Option 1: Basierend auf Gerichtsbeschlüssen darf Telegram IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen weitergeben. Das soll das bisherige Vorgehen darstellen.
- Option 2: Auf Anfrage von Polizeibehörden darf Telegram auch IP-Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen schwerer Straftaten ohne Gerichtsbeschluss offenlegen. Dafür soll eine Änderung der Datenschutzerklärung nötig sein.
- Option 3: Telegram gibt überhaupt keine Daten preis. Das will Telegram mit einer Änderung der Datenstruktur erreichen.
Beschränkt ist die Umfrage laut Telegram auf Nutzer, die mit einer deutschen Telefonnummern registriert sind. Interessiert ist der Messaging-Dienst nach eigenen Angaben am Meinungsbild. Stand jetzt haben rund 1,4 Millionen Nutzer teilgenommen. Option 1 ist demnach mit 40 Prozent die favorisierte, auf Rang 2 erfolgt Option 3 mit 35 Prozent.
Die Frage ist allerdings, welchen Wert so eine Umfrage haben soll. Aufgenommen wird diese daher auch mit Erstaunen und Verwunderung. So bezeichnet etwa Christopher Lauer, ehemals prominentes Mitglied der Piratenpartei, es auf Twitter als „interessant“, dass Telegram frage, ob der Dienst deutsches Recht einhalten soll.
Bei Netzpolitik.org wirkt man ebenfalls ratlos. Eine Anfrage wollte Telegram bis dato nicht beantworten.
Telegram massiv in der Kritik
Telegram steht seit geraumer Zeit massiv in der Kritik. Der Dienst gilt als eine der zentralen Plattformen für Verschwörungsideologen und Rechtsextremisten. Lange Zeit profitierten die entsprechenden Kanäle dadurch, dass die Telegram-Betreiber kaum bis überhaupt nicht löschten. Auch illegale Inhalte blieben auf der Plattform.
Mit staatlichen Akteuren kooperierten die Betreiber kaum, betroffen waren auch deutsche Behörden. Als diese aber den Druck erhöhten, änderte Telegram die Strategie. Im Februar wurden einige verschwörungsidelogische und rechtsextremistische Kanäle gesperrt.