Ryzen 9 7950X & Ryzen 7 7700X im Test: Leistung, Effizienz, IPC, Takt, iGPU und mehr analysiert
AMDs Ryzen-7000-Prozessoren starten mit Zen-4-Architektur. Zum Auftakt hat ComputerBase Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X traditionell ausführlich unter die Lupe genommen: Der Test mit Benchmarks in Apps und Spielen sowie IPC-, Takt-, Effizienz-, UV- und OC-Analysen vermittelt einen umfassenden Eindruck der neuen Generation.
Hinweis vom 9.1 Januar 2023: Anfang 2023 hat AMD auf 65 Watt TDP „gedrosselte“ Ryzen-7000-CPUs auf den Markt gebracht. Der Test von Ryzen 9 7900, Ryzen 7 7700 und Ryzen 5 7600 zeigt, was sie in Anwendungen und Spielen leisten. Spoiler: Der Leistungsverlust ist gegenüber den X-Varianten in der Regel zu vernachlässigen.
AMD Ryzen 7000 im Test
24 Stunden vor dem Verkaufsstart am 27. September 2022 ist das Embargo auf Tests der neuen Prozessoren von AMD gefallen. Was die neue Generation kann, klärt dieser Test in gewohnt ausführlicher Manier inklusive IPC-, Takt-, Effizienz-, OC- und UV-Analysen, umfangreichen Benchmarks, einem Blick auf die erste iGPU in der Ryzen-X-Serie und vieles mehr.
Direkt zum Start ein kleiner Teaser
Ausführliche Benchmarks finden sich in diesem Artikel auf Seite 4, auf den Seiten 1 bis 3 wird zunächst die Architektur analysiert. Der folgende Teaser auf die Leistungsfähigkeit soll allerdings direkt zum Start klarmachen: Ryzen 7000 ist schnell. Sehr schnell.
Auftakt mit Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X
ComputerBase standen vorab sowohl der Ryzen 9 7950X als auch der Ryzen 7 7700X zum Test zur Verfügung. Das Testkit von AMD umfasste darüber hinaus das Gigabyte X670E Aorus Master (BIOS: 813b) und DDR5-6000CL30-RAM vom Typ G.Skill Trident Z5 mit AMD-Expo-Profilen für Ryzen 7000. Asus stellt zudem ein ROG Crosshair X670E Hero WiFi und Corsair DDR5-6000CL30 vom Typ Dominator Platinum RGB zur Verfügung.
So wurde Ryzen 7000 getestet
Damit war es möglich, auf zwei Systemen parallel zu testen respektive Erfahrungen zu sammeln. Sofern nicht anders angegeben, wurden alle Testergebnisse in diesem Artikel allerdings auf dem Gigabyte X670E Aorus Master ermittelt, das sich als geringfügig performanter und dabei unter Volllast als etwas weniger leistungshungrig erwiesen hat.
Getestet wurde in der Regel mit 2 × 16 GB DDR5-5200CL32 und Standardvorgaben bezüglich TDP, PPT, ECD und TDC, aber auch Tests mit DDR5-6000CL30 und höheren CPU-Limits, manuellem OC und Undervolting (weniger VCore) sind im Artikel enthalten. Von der erstmals in Ryzen-Desktop-CPUs außerhalb der G-Serie eingesetzten iGPU wurde umfassend Gebrauch gemacht, nur bei den Spiele- und für die zu älteren Tests vergleichbaren Stromverbrauchsmessungen kam eine dedizierte Grafikkarte zum Einsatz.
Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X folgen
Die über die letzten Jahre wieder und wieder erfolgreich vorgenommenen Versuche, auch die anderen beiden „Stock Keeping Units“ (SKUs) aus anderer Quelle zu besorgen, schlugen in diesem Jahr leider fehl. Nachdem Anfang 2022 an anderer Stelle auf diesem Weg organisierte CPUs ohne Verschleierung der Herkunft an AMD vorbei getestet wurden und das nicht ohne Konsequenzen blieb, war daran leider nichts zu ändern. Mit Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X als Muster von AMD ist allerdings in Kürze zu rechnen.
Modellvarianten und Preise (UVP) zum Start
Bereits zur finalen Vorstellung Ende August 2022 hat ComputerBase ausführlich über Ryzen 7000 und die neue AM5-Plattform berichtet. Wesentliche Informationen zu der neuen Architektur, dem neuen Sockel AM5, den neuen Chipsätzen X670E, X670, B650E und B650 sowie DDR5 inklusive AMD Expo als Konkurrenztechnologie zu Intel XMP finden sich daher bereits an anderer Stelle wieder:
Nachfolgend soll es im Kern um die Analyse der neuen CPU- und Plattform-Generation gehen, wenngleich es im Abschnitt Auch gut zu wissen noch einige ergänzende Informationen vom AMD Ryzen Tech Day, der im August in Austin stattfand, zum Nachschlagen gibt.
Das sind die UVPs für Deutschland
Kurz vor dem Marktstart erstmals genannt hat AMD die UVPs der vier Modelle Ryzen 9 7950X, Ryzen 9 7900X, Ryzen 7 7700X und Ryzen 5 7600X für Deutschland. In Anbetracht der USD-EUR-Parität und der Tatsache, dass UVPs in den USA ohne lokal unterschiedliche Mehrwertsteuer angegeben werden, überrascht der „Euro-Aufpreis“ nicht. Für eine Beurteilung der Preisentwicklung gegenüber Ryzen 5000 ist der Blick auf die US-Preise zielführender.
Auffällig ist in erster Linie das günstigere Flaggschiff, aber auch acht Kerne sind zum Start von Zen 4 günstiger als zum Start von Zen 3 – wenn man Ryzen 7 5800X mit Ryzen 7 7700X vergleicht. Im Vergleich 5700X gegen 7700X ist der Preis hingegen deutlich gestiegen. Keine Veränderung in den USA haben Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X erfahren. Die UVPs für Deutschland sind allesamt gestiegen.
Architektur | Kerne/Threads | Takt Basis/Turbo |
L3 | TDP | iGPU | Preis | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
UVP (Start) | Preis (aktuell) | |||||||
AMD Ryzen 9 7950X | Zen 4 | 16/32 | 4,5/5,7 GHz | 64 MB | 170 W | ✓ | 849 Euro (699 USD) | – |
AMD Ryzen 9 5950X | Zen 3 | 16/32 | 3,4/4,9 GHz | 64 MB | 105 W | – | 799 Euro (799 USD) | ab 289 Euro |
AMD Ryzen 9 7900X | Zen 4 | 12/24 | 4,7/5,6 GHz | 64 MB | 170 W | ✓ | 669 Euro (549 USD) | – |
AMD Ryzen 9 5900X | Zen 3 | 12/24 | 3,7/4,8 GHz | 64 MB | 105 W | – | 549 Euro (549 USD) | ab 220 Euro |
AMD Ryzen 7 5800X3D | Zen 3 | 8/16 | 3,4/4,5 GHz | 32+64 MB | 105 W | – | 489 Euro (449 USD) | Preisvergleich |
AMD Ryzen 7 5800X | Zen 3 | 8/16 | 3,8/4,7 GHz | 32 MB | 105 W | – | 449 Euro (449 USD) | ab 147 Euro |
AMD Ryzen 7 7700X | Zen 4 | 8/16 | 4,5/5,4 GHz | 32 MB | 105 W | ✓ | 479 Euro (399 USD) | – |
AMD Ryzen 7 5700X | Zen 3 | 8/16 | 3,4/4,6 GHz | 32 MB | 65 W | – | 299 USD | ab 150 Euro |
AMD Ryzen 5 7600X | Zen 4 | 6/12 | 4,7/5,3 GHz | 32 MB | 105 W | ✓ | 359 Euro (299 USD) | – |
AMD Ryzen 5 5600X | Zen 3 | 6/12 | 3,7/4,6 GHz | 32 MB | 65 W | – | 299 Euro (299 USD) | ab 119 Euro |
AMD Ryzen 5 5600 | Zen 3 | 6/12 | 3,5/4,4 GHz | 32 MB | 65 W | – | 199 USD | ab 112 Euro |
AMD Ryzen 5 5500 | Zen 3 | 6/12 | 3,6/4,2 GHz | 16 MB | 65 W | – | 159 USD | ab 83 Euro |
* Stand 26. September 2022 |
Zen 4 vs. Zen 3: IPC, Takt & Latenzen im Vergleich
Eine neue CPU-Generation kann gegenüber dem Vorgänger über drei Ansatzpunkte an Leistung zulegen: mehr Takt, mehr Leistung pro Takt und mehr Kerne. AMD hat bei Ryzen 7000 mit dem Wechsel von Zen 3 auf Zen 4 an zwei der drei Stellschrauben gedreht: Sowohl der Takt als auch die Leistung pro Takt (IPC) sind gestiegen, die Anzahl der Kerne je CPU-Klasse ist wiederum gleichgeblieben.
Zen 4 vs. Zen 3: IPC im Vergleich
Laut AMD soll Zen 4 gegenüber Zen 3 am Ende nicht wie anfangs in Aussicht gestellt 8 oder bis zu 10 Prozent, sondern rund 13 Prozent schneller arbeiten beim selben Takt – im Desktopumfeld. AMD selbst sprach von Optimierungen auf den letzten Metern, wollte im Kern aber sicherlich eher den Konkurrenten so lange wie möglich im Unklaren lassen. Doch auch die final präsentierte Bewertungsgrundlage war eine andere – zusätzliche und wohlwollende Anwendungen wurden berücksichtigt.
Denn das im Frühsommer gezeigte Cinebench-Ergebnis ist mit einem präsentierten Zuwachs von 9 Prozent von Zen 3 auf Zen 4 bei gleichem Takt immer noch dasselbe. Doch andere von AMD präsentierte Apps – darunter vor allem auch Spiele – skalieren zum Teil noch deutlich besser, sodass der Hersteller im Schnitt am Ende 13 Prozent nennen konnte.
Als Einstieg in den Test hat ComputerBase ermittelt, wie deutlich die Leistung der neuen CPUs im Vergleich zu Zen 1, Zen 2 und Zen 3 sowie Intel Alder Lake mit je 3,6 GHz (mehr macht Zen 1 nicht mit) gestiegen ist. Eine Unschärfe gibt es dabei: Alle CPUs wurden mit DDR4-3200CL14 betrieben, nur die Ryzen 7000 liefen mit DDR5-5200CL32 – die Plattform unterstützt DDR4 nicht mehr.
IPC-Gewinn im Multi-Core-Testparcours
Im Durchschnitt 12 Prozent schneller agieren Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X unter Multi-Core-Last gegenüber ihren „direkten“ Vorgängern Ryzen 9 5950X und Ryzen 7 5800X, wenn alle mit 3,6 GHz betrieben werden.
Interessant: Der Ryzen 7 7700X mit 8 Zen-4-Kernen liegt bei 3,6 GHz gleichauf mit dem Core i9-12900K mit 8 P-Cores (E-Cores waren für den Vergleich deaktiviert).
IPC-Gewinn im Single-Core-Testparcours
Weniger deutlich ist der Zuwachs in den von der Redaktion auch bei Ryzen 5000 für den IPC-Vergleich genutzten Single-Core-Lasten. 6 Prozent (Ryzen 7) respektive 7 Prozent (Ryzen 9) legt Zen 4 gegenüber Zen 3 zu – die großen Performance-Kerne in Intel Alder Lake bleiben um 4 Prozent in Führung. Ihr Zusammenspiel hat AMD also besser im Griff, sonst läge die „Multi-Core-IPC“ nicht gleich hoch.
Bei Ryzen 5000 war es zuletzt genau andersherum: Die CPUs legten in Ein-Kern-Lasten deutlicher zu als in Mehr-Kern-Szenarien.
IPC-Gewinn im Spiele-Testparcours
In Spielen hat die Redaktion einen IPC-Gewinn von 11 Prozent (FPS) respektive 13 Prozent (Percentil-FPS) ermittelt. Intel Alder Lake bleibt mit 5 respektive 6 Prozent in Führung, der Ryzen 7 5800X3D mit aufgesetztem L3-Cache sogar mit 19 und 21 Prozent. Getestet wurde in 720p auf einer GeForce RTX 3090 Ti, um die GPU so weit es geht aus der Gleichung zu lassen.
Weitere Gaming-Benchmarks mit und ohne RAM-OC im Vergleich zu Intel Alder Lake und Ryzen 5000(X3D) liefert der folgende Artikel:
Zen 4 vs. Zen 3: Takt im Vergleich
Bei Zen 4 ist mehr IPC pro Takt aber nur eine Seite der Medaille, die andere ist der Takt an sich. Schon der Blick auf die oben aufgeführten technischen Eckdaten macht deutlich, dass der Takt signifikant gestiegen ist. Aber das muss nicht alles sein.
Auch Ryzen 7000 kann höher takten
Nach dem Takt-Desaster bei Ryzen 3000, als viele SKUs die versprochenen maximalen Turbotaktraten nicht erreichten, schlägt Ryzen 7000 wie Ryzen 5000 einen anderen Weg ein: In der Praxis können die CPUs, wenn es Temperatur, Last und andere den Turbo beeinflussende Faktoren erlauben, auch noch höher takten.
Konkret erreichte der Ryzen 9 7950X im Test der Redaktion bis zu 5.730 MHz, der Ryzen 7 7700X sogar bis zu 5.556 MHz – 156 MHz mehr als beworben. Im Durchschnitt über einen Lauf Cinebench R23 Single-Core erzielte der 7950X wiederum den beworbenen Takt genau, während der Ryzen 7 7700X den gesamten Benchmark über mit 156 MHz mehr Takt auf dem schnellsten Kern lief.
CPU | max. Takt laut AMD | Ø CB R20 Single-Core | Abweichung |
---|---|---|---|
Ryzen 9 7950X | 5,7 GHz | 5.702 MHz | ~0 MHz |
Ryzen 9 5950X | 4,9 GHz | 5.005 MHz | ~100 MHz |
Ryzen 9 7900X | Test steht noch aus | ||
Ryzen 9 5900X | 4,8 GHz | 4.939 MHz | ~140 MHz |
Ryzen 7 7700X | 5,4 GHz | 5.556 MHz | ~150 MHz |
Ryzen 7 5800X | 4,7 GHz | 4.845 MHz | ~150 MHz |
Ryzen 5 7600X | Test steht noch aus | ||
Ryzen 5 5600X | 4,6 GHz | 4.650 MHz | ~50 MHz |
Nachfolgend sind die Taktraten der beiden ersten Ryzen 7000 in der Redaktion in einer Single-, einer Multi-Core- und drei Spiele-Lasten gegenübergestellt. Im Cinebench R20 Single-Core und in den Spielen handelt es sich um den durchschnittlichen maximalen Takt auf dem jeweils schnellsten Kern im Benchmark, im Blender Benchmark (Multi-Core) um den durchschnittlichen Takt über alle Kerne im Benchmark. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Der Ryzen 7 7700X taktet im Test extrem hoch
Beachtlich sind abermals die Taktraten des Ryzen 7 7700X: Mit durchschnittlich 5.296 MHz im Blender Benchmark ist die CPU in Multi-Core-Volllasten nur 104 MHz vom offiziellen maximalen Turbo entfernt und in allen getesteten Spielen liegen (wie im Cinebench Single-Core) durchweg 5.550 MHz an – 150 MHz mehr als offiziell genannt.
Modell | Szenario | ||||
---|---|---|---|---|---|
CB R20 (SC) | Blender (MC) | Anno 1800 (720p) | CP 2077 (720p) | F1 22 (720p) | |
Ryzen 9 7950X | 5.702 | 5.111 | 5.586 | 5.459 | 5.517 |
Ryzen 9 5950X | 5.005 | 4.017 | 4.813 | 4.667 | 4.730 |
Ryzen 9 3950X | 4.612 | 3.890 | – | - | – |
7950X vs. 5950X | +697 (+14 %) | +1094 (+25 %) | +773 (+16 %) | +792 (+17 %) | +787 (+17 %) |
Ryzen 7 7700X | 5.556 | 5.296 | 5.550 | 5.550 | 5.550 |
Ryzen 7 5800X | 4.845 | 4.532 | 4.784 | 4.680 | 4.700 |
Ryzen 7 3800XT | 4.655 | 4.261 | – | – | – |
7700X vs. 5800X | +711 (+15 %) | +764 (+17 %) | +766 (+16 %) | +870 (+19 %) | +850 (+18 %) |
Alle Angaben in MHz, Spiele-Benchmarks mit GeForce RTX 3090 Ti |
Taktraten in weiteren Spielen sowie viele weitere Gaming-Benchmarks mit und ohne RAM-OC im Vergleich zu Intel Alder Lake und Ryzen 5000(X3D) liefert der folgende Artikel:
Zen 4 vs. Zen 3: Cache- und RAM-Latenzen im Vergleich
Cache- und RAM-Latenzen waren bei Ryzen 1000 und Ryzen 2000 mit Zen respektive Zen+ ein großes Thema, das mit den Verbesserungen bei Zen 2 und Zen 3 (trotz I/O-Die) in den Hintergrund getreten ist. Typisch waren bei Ryzen 5000 Latenzen von 0,8 ns, 2,5 ns und 10,x ns für L1-, L2- respektive L3-Cache.
Bei Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X sind sowohl die L1- als auch die L3-Cache-Latenz weiter gefallen, beim L3-Cache ist der Fortschritt deutlich. Dabei hat sich die Antwortzeit des L3-Caches gemessen in Taktzyklen von Zen 3 zu Zen 4 sogar erhöht, doch das wird vom höheren L3-Cache-Takt überkompensiert.
Leicht gestiegen ist die Speicherlatenz, wird DDR4-3200CL14 bei Ryzen 5000 mit DDR5-5200CL32 bei Ryzen 7000 verglichen. Mit DDR5-6000CL30, dem von AMD definierten Sweetspot, liegt Ryzen 7000 auch in diesem Punkt vorne.