Ryzen 9 7950X & Ryzen 7 7700X im Test: RAM- und CPU-Overclocking
6/8DDR5-5200 vs. DDR5-6000
Die offiziellen Spezifikationen sehen für Ryzen 7000 RAM bis DDR5-5200 vor, alles darüber hinaus ist „RAM-OC“. Dabei ist DDR5-5200 selbst schon nicht mehr Teil der Spezifikation, wenn mehr als ein Speichermodul pro Speicherkanal zum Einsatz kommt. ComputerBase hat alle Benchmarks im Test mit zwei Modulen, je eins pro Kanal, vorgenommen, DDR5-5200 lag also innerhalb der Spezifikationen.
AMD weist allerdings darauf hin, dass eigentlich DDR5-6000 den Sweet Spot der Generation darstellt. Im Vorfeld machte dafür die folgende Begründung die Runde: Bis DDR5-6000 takten Infinity Fabric und Speichercontroller synchron zum Speicher, danach fällt wie bei Ryzen 5000 der Infinity-Fabric-Takt. Doch das ist falsch.
Offiziell: FCLK:UCLK:MCLK = Auto:1:1 bis DDR5-6000
Denn bei Ryzen 7000 laufen Infinity Fabric (FCLK), Speichercontroller (UCLK) und Speicher (MCLK) bis DDR5-6000 offiziell im Verhältnis Auto:1:1, wobei Auto dafür sorgt, dass der FCLK immer 2.000 MHz beträgt.
Jenseits von DDR5-6000 fällt das Verhältnis UCLK zu MCLK von 1:1 auf 1:2 zurück. Es fällt also der Speichercontroller- und nicht der Infinity-Fabric-Takt – zumindest offiziell. Denn auf dem Gigabyte X670E Aorus Master stellt das BIOS bei DDR5-6200 automatisch auf UCLK=MCKL um, obwohl es die Option UCLK=MCLK/2 gibt.
AMD Ryzen 5000 („Vermeer“) |
AMD Ryzen 7000 („Raphael“) |
|
---|---|---|
RAM-Standard | DDR4-3200 | DDR5-5200 |
RAM-Optimum | DDR4-3800 | DDR5-6000 |
FCLK-Standard | 1.600 MHz | 2.000 MHz |
FCLK-Optimum | 1.900 MHz | 2.000 MHz |
Offizieller Support | DDR4-3200 (1×1R) DDR4-3200 (1×2R) DDR4-2666 (2×1R) DDR4-2666 (2×2R) |
DDR5-5200 (1×1R) DDR5-5200 (1×2R) DDR5-3600 (2×1R) DDR5-3600 (2×2R) |
Support für AMD EXPO | × | ✓ |
DDR5-6000 erwies sich im Test sowohl auf dem Asus ROG Crosshair X670E Hero Wi-Fi als auch auf dem Gigabyte X670E Aorus Master als problemlos nutzbar. Sowohl die Module vom Typ G.Skill Trident Z5 als auch die Corsair Dominator Platinum RGB erlaubten über die Auswahl des entsprechenden EXPO-Profils im BIOS ohne Anstand den Betrieb mit DDR5-6000CL30.
Das Mainboard von Gigabyte wollte allerdings nur eins der zwei zwingend vorgeschriebenen Profile der Speichermodule von Corsair und G.Skill anzeigen – und zwar jeweils das schnellere. Hier muss Gigabyte noch einmal ran.
Leistungszuwachs in Anwendungen
Im Anwendungs-Benchmark-Parcours resultiert der Wechsel von DDR5-5200CL32 auf DDR5-6000CL30 in einer im Durchschnitt um 2 Prozent gestiegenen Leistung. Überdurchschnittlich stark profitiert Adobe Premiere Pro von der größeren Bandbreite: Sechs Prozent schneller ist der Export des Projektes mit DDR5-6000CL30 fertig (sichtbar über „Bearbeiten“ im nachfolgenden Diagramm).
Leistungszuwachs in Spielen
In Spielen ist der Leistungszuwachs einen Prozentpunkt größer: In 720p mit einer GeForce RTX 3090 Ti sind es 3 Prozent, die das System durch den Wechsel auf DDR5-6000CL30 bei den FPS gewinnt. Für die Percentil-FPS gilt dasselbe.
CPU-OC (PBO) vs. PPT und TJMax
Und wie gut lässt sich Ryzen 7000 selbst übertakten? Die Ausführungen zur Leistungsaufnahme (maximal definiert über PPT) und den CPU-Temperaturen (maximal definiert über TJMax) haben gezeigt: Ryzen 7000 operiert ab Werk mit starken Luftkühlern an der Temperatur-Obergrenze (TJMax), aber je nach Anwendung noch leicht unterhalb der Verbrauchs-Obergrenze (PPT zzgl. EDC und TDC).
Mehr PPT, EDC und TDC ist nicht die Lösung
Es bringt also nichts einfach nur die Limits für die Leistungsaufnahme (PPT) respektive die Stromstärke (EDC und TDC) anzuheben, so wie das bei Ryzen 5000 mit einem Betrieb deutlich unterhalb von TJMax der Fall war. Auch das Aktivieren von PBO mit einem Takt-Offset von +200 MHz resultierte nicht in dem gewünschten Erfolg.
Wie der Abschnitt Luft- vs. All-in-One-Wasserkühlung gezeigt hat, ist allerdings auch das Senken der CPU-Temperatur kein Garant für ohne weiteres Zutun steigende Taktraten:
- Beim Ryzen 7 7700X hat der Wechsel vom Luftkühler auf eine AiO quasi keinen Temperatureffekt.
- Beim Ryzen 9 7950X fällt zwar die Temperatur, aber der Takt steigt nur moderat, obwohl TJMax, PPT, ECD und TDC noch nicht ausgeschöpft sind.
Auch UV hebt den Takt nicht automatisch an
Und selbst starkes Undervolting (-100 mV), das sowohl die CPU-Temperatur als auch die CPU-Leistungsaufnahme weiter senkt, lässt Ryzen 7000 nicht automatisch noch höher takten – beim Ryzen 7 7700X bleibt der All-Core-Turbo ohne manuell gesetzten Takt bei um die 5,3 GHz, bei Ryzen 9 7950X werden 5,2 GHz nicht überschritten – AMD selbst nennt 5,2 GHz als maximalen Turbo-Takt bei Last auf allen Kernen.
5.400 MHz beim Ryzen 9 7950X im Cinebench R23
Die Lösung liegt in der manuellen Taktanpassung: Mit dem Noctua NH-D15S erlaubte der Ryzen 9 7950X unter Volllast auf allen Kernen einen auf 5.400 MHz festgesetzten Takt und dabei sogar noch eine leichte VCore-Reduzierung um 15 mV – er stand in diesem Fall einmal den Cinebench R23 durch. Ein weiterer Durchgang direkt im Anschluss (CPU-Temperatur bei 99 °C) oder eine weitere Reduzierung der VCore führte bei diesem Takt wiederum zum Absturz unter Last.
Mit besagten 5.400 MHz auf allen Kernen erreicht der Ryzen 7 7950X im Cinebench R32 ein Ergebnis von 40.693 Punkten – 5 Prozent mehr als mit Standardtaktraten (ca. 5,1 GHz). 5.450 MHz waren ohne VCore-Offset mit Luftkühlung aber nicht mehr stabil nutzbar. In anderen Anwendungen, die auch mit 5.400 MHz nur um die 200 Watt CPU-Leistungsaufnahme verursachen, war das noch möglich. Der Wechsel auf eine AiO wurde aus Zeitgründen am Ende nicht mehr vollzogen.
Sowohl das Mainboard von Gigabyte als auch die Platine von Asus bieten Kunden direkt zum Start ein breites Angebot an allen nur erdenklichen OC-Features. Asus liefert mit dem Dynamic OC-Switcher dabei sogar erstmals eine Funktion, die den maximal zulässigen Takt automatisch in Abhängigkeit der Last (Single-Core vs. Multi-Core) festsetzt.