Dimensity 9000+ im Benchmark: MediaTek greift erfolgreich Qualcomm und Apple an
MediaTek hat mit dem Dimensity 9000 ein potentes SoC im Sortiment. Analog zu Qualcomms Plus-Modellen hat MediaTek den Dimensity 9000+ nachgeschoben, der mit strikterem Binning höhere CPU- und GPU-Taktraten erzielt. Qualcomm wird damit teils geschlagen, Apple liegt noch vorne. Die GPU kommt nicht ganz an die Konkurrenz heran.
Dass es MediaTek-Chips der höchsten Leistungsklasse nach Europa schaffen, passiert selten. Die Redaktion hat jetzt allerdings ein Testgerät vorliegen, das bereits den neuen Dimensity 9000+ und damit das Beste vom Besten aus dem Hause MediaTek nutzt. Details zu dem Smartphone müssen an dieser Stelle noch unter Verschluss bleiben.
Dimensity 9000+ darf höher takten
Während Qualcomm für den Snapdragon 8+ Gen 1 (Benchmark) die Fertigung von Samsung zu TSMC verlagert hat, ist MediaTek praktisch seit jeher Stammkunde der taiwanischen Foundry. Für das neueste Plus-Modell kommt demnach lediglich ein strikteres Binning zum Einsatz, also eine besondere Selektierung leistungsfähiger Chips, die höhere Taktraten erzielen als das Standardmodell. Für den Dimensity 9000+ hat MediaTek den Maximaltakt des Arm Cortex-X2 von 3,00 auf 3,20 GHz angehoben. Die GPU wiederum, die mit der Mali-G710 MC10 ebenfalls von Arm stammt, soll 10 Prozent schneller arbeiten. Ausgangsbasis war ein Takt von 850 MHz, 10 Prozent mehr Leistung stehen aber nicht unbedingt für 85 MHz mehr Takt, und eine neue offizielle Angabe steht noch aus.
MediaTek Dimensity 9000+ | Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 | |
---|---|---|
Fertigung | TSMC N4 | |
Core-Design | 1 + 3 + 4 | |
CPU | 1 × Cortex-X2 @ 3,20 GHz 3 × Cortex-A710 @ 2,85 GHz 4 × Cortex-A510 @ 1,80 GHz |
1 × Cortex-X2 @ 3,20 GHz 3 × Cortex-A710 @ 2,75 GHz 4 × Cortex-A510 @ 2,00 GHz |
GPU | Arm Mali-G710 MC10 @ ? MHz | Adreno 730 @ 900 MHz |
Speicher | LPDDR5 @ 3.200 MHz LPDDR5X @ 3.750 MHz* |
LPDDR5 @ 3.200 MHz |
*Konfiguration im Testgerät: 16 GB LPDDR5X-7500 |
Single-Core-Leistung bleibt Apples Domäne
An die Single-Core-Leistung von Apple im Geekbench kommt nach wie vor kein anderer Hersteller heran. An der Spitze liegen weiterhin der letztjährige A15 und der A14 von 2020. Zur Vorstellung des iPhone 14 und iPhone 14 Pro hieß es von Apple, dass sich die Mitbewerber noch am A13 die Zähne ausbeißen würden. Der Dimensity 9000+ landet in diesem Vergleich allerdings vor Qualcomm sowohl auf den Snapdragon 8 Gen 1 als auch auf den neueren Snapdragon 8+ Gen 1 bezogen.
MediaTek hat die höchste Multi-Core-Leistung
Noch besser sieht es für MediaTek bei der Multi-Core-Messung aus. Angesichts des gleich taktenden Cortex-X2 und schnellerer Cortex-A710 landet der Chip wenig überraschend abermals vor Qualcomm und praktisch gleichauf zum A15. Der Snapdragon 8+ Gen 1 kommt in diesem Vergleich auf das Leistungsniveau des Apple A14.
MediaTek unterstützt bereits LPDDR5X-7500
Der nur für Android verfügbare PCMark 3.0 zeichnet ein eindeutiges Bild zugunsten von MediaTek. In der Konfiguration des Testgerätes mit 16 GB LPDDR5X-7500 platziert sich der Dimensity 9000+ 14 Prozent vor der aktuellen Qualcomm-Generation. Der Dimensity 9000+ lässt sich auch mit langsamerem LPDDR5-6400 wie bei Qualcomm kombinieren und würde in dieser Konstellation vermutlich etwas schlechter abschneiden. Qualcomm unterstützt den neuesten Standard noch nicht, wird dies wahrscheinlich aber mit dem für November erwarteten Snapdragon 8 Gen 2 nachholen. Apple ist jüngst für den A16 von LPDDR4X-4266 zu LPDDR5-6400 gewechselt.
Qualcomm und Apple haben schnellere GPUs
Auf der Habenseite von Qualcomm steht allerdings weiterhin die potente Adreno-GPU. MediaTek bietet in diesem Bereich keine Eigenentwicklung und muss sich mit der von Arm eingekauften Mali-G710 MC10 hinter Qualcomm und Apple anstellen. Im 3DMark hält der Dimensity 9000+ noch am ehesten mit und landet im anspruchsvollen „Wild Life Extreme“ sogar vor dem Snapdragon 8 Gen 1, aber hinter dem Snapdragon 8+ Gen 1, während es im normalen „Wild Life“ nur noch für Platz drei hinter Apple und Qualcomm reicht. Unter Verwendung der älteren APIs OpenGL ES 3.0 und 3.1 marschiert MediaTek mit 4 Prozent respektive 10 Prozent Vorsprung sogar an die Spitze der Rangliste.
Im GFXBench manifestiert sich der dritte Platz hinter Apple und Qualcomm. Die Arm Mali-G710 MC10 ist jedoch alles andere als langsam und erreicht oftmals nur einige FPS weniger. Mitbewerber wie Google mit einer ebenfalls bei Arm eingekauften GPU oder Samsung mit der in Kooperation mit AMD entwickelten GPU schneiden schlechter ab.
Ersteindruck zum Dimensity 9000+
Der Ersteindruck zum MediaTek Dimensity 9000+ fällt positiv aus. Bei der CPU-Leistung ist MediaTek etwas besser als Qualcomm aufgestellt, was allerdings nur an den leicht nach oben angepassten Taktraten liegt. In diesem Bereich sind letztlich beide Unternehmen von den Entwicklungen von Arm abhängig. Einen größeren Sprung nach vorne wird Qualcomm erst mit den eigenen Nuvia-Designs machen können – sofern sie denn dürfen. Was ein Custom-Design leisten kann, zeigt Apple eindrucksvoll. Der A15 landet nur aufgrund weniger Performance-Cores hinter MediaTek und Qualcomm.
Die GPU bleibt eine Stärke von Qualcomm und Apple, MediaTek ist mit Arms GPU „von der Stange“ aber alles andere als schlecht bedient und muss sich nur um wenige Prozentpunkte geschlagen geben. Im Gegenzug spart sich der Konzern mehrere Milliarden US-Dollar Entwicklungskosten und potenzielle Patentstreitigkeiten.
Die Benchmarks wurden anhand des heute vorgestellten Asus ROG Phone 6D Ultimate durchgeführt.