Düstere Prognose: Micron senkt und verschiebt DRAM- und NAND-Produktion
Im Sommer schockte Micron die Börse, in der Nacht taten sie es wieder. Denn auf den ersten Schock folgt nun direkt der nächste, denn die Aussichten für das aktuelle und letzte Quartal liegen noch einmal über 25 Prozent unter dem, was sich die Börse erhofft hatte. Es wird demnach erst einmal noch schlimmer.
Es wird immer noch schlechter bevor es besser wird
Mehrmals hatte Micron zuletzt gewarnt, im August, sechs Wochen nach der ersten schlechten Prognose sogar noch einmal nachgelegt, dass sich der Markt noch weiter abkühlen und ihr Geschäft darunter leiden wird. Und genau das tritt nun auch ein, wie nicht nur die Zahlen des letzten Quartals verdeutlichen, sondern auch die Prognose für die aktuellen drei Monate und bis in das Jahr 2023 hinaus.
Micron versuchte es jedoch noch alles als Erfolg zu verkaufen, vor allem, weil eben die vorangegangene Zeit das Gesamtjahr positiv beeinflusst hat. Denn dort steht Micron gegenüber dem Vorjahr sehr gut dar, eine Umsatzssteigerung begleitet von einem massiven Gewinnplus kann man hier vermelden. Aber die Börse und die Analysten blicken nicht zurück, sondern nach vorn. Und dort herrscht Aufregung.
Fast 8,5 Milliarden US-Dollar Umsatz machte Micron vor einem Jahr, auch noch im dritten Quartal ihres Fiskaljahres 2022. Jetzt waren es im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022, welches am 1. September endete, nur noch 6,6 Milliarden US-Dollar. Und im nun aktuellen ersten Quartal des Fiskaljahres 2023 sollen es lediglich noch 4 bis 4,5 Milliarden US-Dollar sein. Mit einher geht bei der nahezu Halbierung des Umsatzes auch der schwindende Gewinn: Statt fast 3 Milliarden im operativen Geschäft zu verdienen, halbierte sich der Wert bereits auf 1,5 Milliarden US-Dollar.
Ausgaben kürzen, Produktion senken, Neuheiten verschieben
Um dabei nicht in die roten Zahlen zu rutschen, kürzt Micron die Ausgaben drastisch. Statt ein CAPEX von 12 Milliarden US-Dollar wie im Fiskaljahr 2022, werden noch 8 Milliarden US-Dollar angestrebt. In einigen Bereichen sollen die Ausgaben direkt um mindestens 50 Prozent gesenkt werden, wie etwa bei Wafer fab equipment (WFE). Einige Sachen können aber nicht kurzfristig abgesagt werden, dazu zählen Fabrikausbauten und Käufe von EUV-Lithografiesystemen, die jedoch für die zweite Hälfte des Jahrzehnts auch dringend benötigt werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dennoch werden Fertigungsschritte wie neuer 1-Beta-DRAM und der fortschrittliche 232-Layer-NAND langsamer in den Markt gedrückt als bisher anvisiert. Effektiv werden sie nun erst in knapp einem Jahr zur Verfügung stehen, erklärte der CEO.
I think it's important to understand that we are delaying the ramp off 232-layer and 1-beta technologies versus our prior plans. And most of the CapEx -- the $8 billion CapEx that we have talked about or the WFE CapEx that we are talking about is actually going toward preparing those technologies for engineering learning and producing the products for new -- in production for customer qualifications.
In turn, these technologies will really not be contributing to the revenue shipments through our fiscal year '23 until late in fiscal year '23, they will be the primary drivers of bit growth and revenue growth and of course, cost reductions in fiscal year '24.
Micron
Kurzfristig wird Micron nun sogar bereits den Schritt gehen, an der DRAM- und NAND-Produktion zu schrauben. Diplomatisch nennt Micron dies „we are reducing utilization in select areas in both DRAM and NAND“, es soll dazu dienen, den Inventarbestand zu verringern. Dieser ist zuletzt auf 139 Tage angewachsen, er umfasst Produkte im Wert von 6,7 Milliarden US-Dollar. Und kurzfristig soll dieser sogar noch weiter ansteigen, erst im zweiten Quartal des Fiskaljahres, also ab dem Frühjahr/Sommer 2023, rückläufig sein. Deshalb soll der Wert erst einmal noch auf über 150 Tage ansteigen, ideal wären um die 100 Tage, erklärte Micron im Conference Call zu den Quartalszahlen.
Jetzt wird es konkret: Micron hat öffentlich mitgeteilt, dass die DRAM- und NAND-Produktion um rund 20 Prozent zurückgefahren wird. Das gelte zumindest für alle Prozesse mit bedeutendem Ausstoß. Eine weitere Senkung der Investitionsausgaben (Capex) ist außerdem geplant.
„Wir werden die Branchenbedingungen weiterhin beobachten und bei Bedarf weitere Anpassungen vornehmen“, erklärte CEO Sanjay Mehrotra mit Hinblick auf schlechte Marktaussichten im kommenden Jahr.