Elgato Wave DX im Test: XLR-Mikrofon überzeugt bei Klang und Preis
Das Wave DX bietet gemessen am Preis eine sehr gute Stimmabbildung. Gleichzeitig ist das XLR-Mikrofon exzellent verarbeitet. Es fällt schwer, an diesem Produkt einen echten Kritikpunkt zu finden. Das ist beim ebenfalls erhältlichen Audio-Interface Wave XLR anders – zumindest was den Preis betrifft.
Verarbeitung, Design und Preis
Das zu einem UVP von 120 Euro angebotene Wave DX reiht sich in Gestaltungsfragen problemlos in das aktuelle Portfolio von Elgato ein. Wer unter anderem bereits das Wave:3 (Test) kennt, wird auch das Wave DX sofort als Familienmitglied wahrnehmen.
Im Gegensatz zu seinem USB-Bruder ist das ebenfalls in einem matten schwarzen Metallmantel gehüllte Mikrofon eher als eine quadratische Röhre geformt. Die Außenhülle geht dabei übergangslos in das Schutzgitter des dynamischen Mikrofons über, was die hochwertige Verarbeitung erkennen lässt. Gleichzeitig wirkt das DX sehr robust.
Die verwendeten Werkstoffe schlagen sich auch im Gewicht nieder: Mit 440 g ist das Wave DX nicht unbedingt ein Leichtgewicht, sollte aber an gängigen Mikrofonarmen keine größeren Probleme bereiten. Wer noch keinen besitzt, kann direkt zu den von Elgato für das Wave DX angebotenen MIC Arm oder MIC Arm LP greifen, die preislich mit jeweils rund 100 Euro zwar nicht unbedingt günstig, aber dafür äußerst stabil ausfallen. Alternativ ist es möglich, eine der vielen erhältlichen und günstigeren Universalhalterungen zu erwerben, die jedoch nicht selten in Sachen Stabilität ihre Nachteile haben. Für Einsteiger mit schmalem Budget sollten sie aber zunächst ausreichend sein.
Aufgrund der Gestaltung wird es beim Arm von Elgato jedoch schwierig, einen separaten Pop-Schutz anzubringen. Das Wave DX lässt sich dagegen problemlos überall anschrauben, den nötigen Adapter von 3/8'' auf 5/8'' legt der Hersteller direkt bei. Einen eigenen Tischständer bringt das Mikrofon allerdings nicht mit sich.
Der Anschluss für solch einen Mikrofonarm ist direkt seitlich am Mikrofon angebracht, wobei sich das Wave DX bei diesem ein wenig zu leicht bewegen lässt – eine festere Arretierung wäre an dieser Stelle nicht unbedingt von Nachteil gewesen. In seiner vorhandenen Form reicht bereits eine leichte Berührung für ein Verstellen des Mikrofons. Eine Spinne, um das DX entkoppeln zu können und damit durch Vibrationen hervorgerufene Störgeräusche zu unterbinden, bietet Elgato nicht an. Bei der gewählten Bauform könnte jedoch eine der zahllosen Universallösungen funktionieren, wobei im Einzelfall getestet werden muss, ob das Mikrofon dabei den nötigen Halt findet.
Bedienelemente und Anschlüsse
Der Begriff „schlicht“ kann nicht nur auf das Äußere des Wave DX, sondern auch auf dessen Ausstattung mit Blick auf die Bedienelemente bezogen werden. Als XLR-Mikrofon fallen viele Anschlüsse wie für Kopfhörer, USB-Verbindung zum Rechner und Ähnliches weg, sodass der Testkandidat lediglich über einen XLR-Anschluss an seiner Unterseite verfügt. Ein Stummschalter wird bei dieser Art von Mikrofonen ebenfalls meist vergeblich gesucht.
Der professionelle Anspruch des Wave DX wird darüber hinaus dadurch unterstrichen, dass der Hersteller diesem kein weiteres Zubehör beilegt. So muss der Käufer unter anderem für ein eigenes Kabel sorgen.
Technik, Frequenzgang, Popschutz
Das Wave DX bietet laut Hersteller einen Frequenzgang von 50 Hz bis 15 kHz und eignet sich dadurch hauptsächlich für Stimmenaufnahmen und weniger für Instrumente. Wie bereits erwähnt, bietet Elgato für das Mikrofon keine Spinne an, wobei das DX bereits selbst eine interne Entkopplung besitzt. Diese arbeitet aufgrund des geringen Platzes jedoch bei weitem nicht so effektiv wie eine externe Lösung: Im Test wurden bereits leichte Berührungen des Tisches über den Arm auf das Mikrofon übertragen. Besser verrichtet dagegen der interne Filter für Plosivlaute, den das Wave DX besitzt, seinen Dienst. Der Hersteller gibt hierfür einen optimalen Abstand von 8 bis 12 cm von der Schallquelle zum Mikrofon vor, im Test brachte aber auch eine kürzere Distanz das DX nicht aus dem Tritt. Wer für eine vollere Stimmabbildung näher an das DX heranmöchte, sollte dennoch vorsichtshalber einen externen Pop-Schutz verwenden.
Wave XLR: Das passende Audio-Interface
Das dynamische Mikrofon benötigt für seinen Betrieb ein Audio-Interface mit XLR-Anschluss, jedoch keine Phantomspeisung von 48 Volt. Für den Nutzer, der noch keine Schnittstelle zwischen Mikrofon und PC/Mac besitzt, bietet Elgato das Wave XLR an. Per USB-C an den jeweiligen Rechner angeschlossen, leitet es die Aufnahme in einer Sampling-Rate von wahlweise 48 kHz oder 96 kHz in einer festgelegten Auflösung von 24 Bit weiter.
Darüber hinaus bietet es im Grunde die gleiche Bedienung, wie es Nutzer von einigen USB-Mikrofonen des Herstellers (etwa dem Wave:3) gewohnt sind: Mit dem großen Drehrad lassen sich getrennt die Eingangslautstärke des Mikrofons, die Lautstärke des über die Rückseite anschließbaren Kopfhörers für ein latenzfreies Monitoring sowie das Lautstärkeverhältnis zwischen dem Mikrofon und der Summe der anderen Quellen wählen. Per kurzem Druck auf das Bedienelement wird durch die genannten Einstellungen geschaltet, ein langer Druck aktiviert zudem die bereits genannte Phantomspeisung von 48 Volt. Auf der abfallenden Oberseite hat Elgato im Übrigen die Mute-Funktion untergebracht, die mit einer einfachen Berührung über die Sensortaste aktiviert werden kann und damit geräuschlos agiert.
Die ebenso für das Wave DX erhältliche Software Wave Link dient dabei als Schnittstelle zwischen dem Mikrofon und der jeweiligen Software für die Aufzeichnung oder Sendung. So bietet sie zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten wie unter anderem einen Low-Pass-Filter in den Stufen 80 Hz und 120 Hz oder das Einbinden diverser Effekte im VST3- oder AU-Format.
Darüber hinaus kann die Software als Mixer verwendet werden, bei dem sich bis zu neun verschiedene Quellen miteinander mischen lassen, die sowohl aus internen Programmen wie auch von außerhalb über die Soundkarte eingespielt werden können. Neben den neun Eingangskanälen stellt die Software zwei Streams für die weitere Verwendung zur Verfügung: So können auf Wunsch zwei verschiedene Mischungen für zwei unterschiedliche Dienste oder einer der beiden Kanäle als reine Monitorspur genutzt werden.
Mit 170 Euro weist das Wave XLR jedoch einen stolzen UVP auf. Hier weisen andere namhafte Hersteller für bereits die Hälfte des Verlangten eine deutlich größere Funktionalität und Ausstattung auf. Nicht selten können Käufer hier schon zwei XLR-Eingänge, die gleichzeitig auch einen Klinkenanschluss für weitere Mikrofone beinhalten, MIDI-Anschlüsse oder weitere Ausgänge für ein besseres Monitoring vorfinden. All das bietet das Wave XLR nicht.
Klang: Sehr überzeugende Fähigkeiten
Das Wave DX bildet mit dem passenden Audio-Interface die Stimme hochwertig ab und bietet dadurch einen sehr guten Klang. Im Vergleich zu seinem USB-Bruder Wave:3 erscheint die Stimme voller und direkter, womit es knapp auf dem Niveau eines M 70 Pro X von beyerdynamic (Test) agiert, dabei aber nur rund die Hälfte kostet. Gegenüber dem M 90 Pro X des Herstellers muss sich das Wave DX jedoch geschlagen geben. Es baut noch einmal mehr Druck und auch Wärme auf – was bei einem UVP von rund 300 Euro auch zu erwarten ist. Eine typische „Radiostimme“ ist mit dem Mikrofon von Elgato ohne Nachbearbeitung somit nicht möglich. Dennoch stellt es eine gute Wahl für Podcasts, Nachvertonungen oder einfach nur Streams dar.
Zudem kann das Wave DX kaum etwas aus der Bahn werfen. Mit Plosivlauten kommt es von sich aus bereits gut zurecht und auch die im Test künstlich hervorgerufenen Störungen konnten ihm nur wenig anhaben. Sie sind zwar nach wie vor zu vernehmen, treten aber in den Hintergrund, wodurch die Stimme weiterhin gut zu verstehen ist.
Beispielaufnahmen: Elgato Wave DX
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
Elgato Wave:3
beyerdynamic M 90 Pro X
beyerdynamic M 70 Pro X
Neat King Bee II
Neat Worker Bee II
Neat Bumblebee II
Beispielaufnahmen: Blue Yeti
Dockin MP1000
Dockin MP2000
SPC Gear SM950
SPC Gear SM950T
Roccat Torch
Epos B20
HyperX Solocast
Fazit
Konnte das Wave:3 (Test) die Redaktion im Sommer 2020 überzeugen, hat es das Wave DX im Herbst 2022 noch einfacher: Für einen Preis laut Hersteller von 120 Euro bietet das XLR-Mikrofon einen sehr guten Klang, der sich auch vor höherpreisigen Vertretern seiner Zunft nicht verstecken braucht – wie die Vergleiche der Testaufnahmen belegen. Somit bietet es vielseitige Einsatzmöglichkeiten und macht bei Podcasts, Nachvertonungen oder Video-Streams eine gute Figur. Dabei ist es ebenso gut verarbeitet und auch die Materialwahl mit vorwiegend Metall als Werkstoff trägt ihren Teil zum positiven Erscheinungsbild bei.
Gleichzeitig bietet Elgato mit dem Wave XLR ein entsprechendes XLR-Interface an, das zwar die von anderen USB-Mikrofonen des Herstellers bekannte Bedienung aufweist, mit 170 Euro gemessen an seinen Möglichkeiten preislich jedoch etwas zu hoch liegt – andere Unternehmen bieten hier für einen deutlich geringeren Griff in die Geldbörse mehr. Ein guter Teil der Funktionalität des Wave XLR ist auch in der dafür erhältlichen Software Wave Link zu finden, die zusätzliche Möglichkeiten wie das Einbinden mehrere Quellen oder zusätzlicher Effekte bietet.
Zum Marktstart wird Elgato das Wave DX zusätzlich in einem Einsteiger-Bundle bestehend aus dem genannten Mikrofon, dem Wave XLR, wahlweise dem Mikrofonarm MIC Arm oder MIC Arm LP und einem 3 m langen Kabel für rund 330 Euro anbieten – was wiederum fairer erscheint.
Mit seinem Preis und den dafür nicht unbedingt alltäglichen Fähigkeiten stellt das Wave DX somit ein hochwertiges und über einen guten Klang verfügendes Mikrofon dar, das vor allem Einsteiger eines Blickes würdigen sollten – sofern im Budget noch Platz für ein entsprechendes XLR-Interface vorhanden ist.
ComputerBase wurden das Wave DX, das Wave XLR und der MIC Arm leihweise von Elgato für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.
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