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Intel Innovation 2022: Von verspäteten GPUs und noch späteren Server-CPUs

Update Volker Rißka
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Intel Innovation 2022: Von verspäteten GPUs und noch späteren Server-CPUs
Bild: Intel

Die große Bühne liebt Intel-CEO Pat Gelsinger. Aber dort muss er auch deutlich verspätete Produkte verkaufen und davon gibt es so einige. Ganz vorne auf der Liste der Verspätungen stehen die Xe-GPUs für Arc und Ponte Vecchio sowie die Server-CPU Sapphire Rapids. Gelsinger verkaufte daher Trippelschritte als Erfolg.

Ponte Vecchio zieht in Aurora ein – ein Jahr zu spät

Und so vermeldet Gelsinger zum Auftakt der Veranstaltung auf der großen Bühne, dass die HPC-Beschleunigerlösung Ponte Vecchio nun immerhin schon für den Vorzeige-Supercomputer Aurora ausgeliefert werde. Dass dieses Exascale-Projekt nun aber schon viele Quartale hinter dem Zeitplan hinterher hängt, ist natürlich keine erneute Erwähnung wert.

Sapphire Rapids mit HBM und Ponte Vecchio
Sapphire Rapids mit HBM und Ponte Vecchio (Bild: Intel)

Spät, später, Sapphire Rapids

Das liegt zum großen Teil aber auch an den Xeon-Prozessoren, Codename Sapphire Rapids, um die es ziemlich still war. Zwar vermeldete Intel, dass in der eigenen Dev Cloud Entwickler nun Zugriff auf diese Lösungen haben, aber ein echter Produktstart ist nach wie vor nicht in Sicht.

Apropos Sapphire Rapids. Mit dem neuen Intel On Demand activation model sollen Kunden der CPU Features auch nach einem Kauf freischalten können, für mehr Flexibilität erklärt Intel. Ganz neu ist diese Erfindung nicht, Software Defined Silicon gibt es bereits seit einiger Zeit, die finale Umsetzung wird nun jedoch angestrebt. Was genau sich am Ende wie und zu welchem Preis zusätzlich freischalten lässt, dürfte ganz auf das Modell und die Klasse ankommen. Zum Start dürfte dies genauer erklärt werden.

Intel Arc startet und soll erhalten bleiben

Immerhin konnte Intel zum Event die Verfügbarkeit respektive den Start von der diskreten High-End-Lösung in dieser Generation vermelden. Die Arc A770 wird ab 12. Oktober verfügbar sein.

In einer Presse-Frage-und-Antwortstunde erklärte CEO Gelsinger, dass Grafiklösungen auch in Zukunft ein Thema bei Intel sind und widerlegte so Gerüchte, dass die diskreten GPUs schon auf dem Abstellgleis landen würden. Nun sei das Portfolio erstmals überhaupt komplett, es gehe an die Weiterentwicklung. Raja Koduri als Chef der Sparte ergänzte, die Entwicklung der neuen, zukünftigen Hardware ist in verschiedenen Stufen bereits fortgeschritten, die Software sei ein wichtiger Eckpfeiler. Dabei spricht Koduri aber oft primär von oneAPI und dem Fokus auf das Profi-Segment, dass jedoch die diskreten Lösungen im Desktop und Notebook bisher an ganz banalen Dingen scheitern, dürfte jedoch ebenfalls adressiert werden.

Den Blick lenkte Intel deshalb auch auf die Data Center GPU, die neue Flex Series. Diese wurde bereits im August angeteasert und wird nun verfügbar, alle großen OEMs sollen mit im Boot sein, vermeldet Intel.

Die Karten setzen dabei auf die Basics der Arc-Chips und werben vor allem mit den De- und Encoding-Features, allen voran natürlich auch AV1. Die Ausstattung entspricht ebenfalls bestimmten Arc-Modellen, allerdings werden die Karten nicht ganz so hoch getaktet und sind in der TDP eingeschränkt. Preise nennt Intel nicht, die Lösungen gehen primär erst einmal an die großen OEMs und ODMs.

Der Profi-Bereich wird noch einige Zeit zu knabbern haben bei Intel. Zwar betonen die Verantwortlichen gebetsmühlenartig, dass es besser wird, aber die Probleme der Vergangenheit sind noch nicht komplett gelöst oder aus der Welt geschaffen. Sandra Rivera als Chefin der Sparte betonte das vor dem Event in einem lesenswerten Interview mit Bloomberg. Und Ronak Singhal, langjähriger Chef-Architekt für CPUs in diesem Bereich bei Intel in den USA, erklärte im Pressebriefing vorab, dass man nun auf die Qualitätssicherung setze, auch wenn es heißt, ein Produkt noch weiter zu verschieben.

Unterm Strich heißt es damit wohl, was viele bereits vermuten: Sapphire Rapids wird letztlich ein Produkt des Jahres 2023, Vorab-Lieferungen für Vorzeigeprojekte ausgenommen.

Update

Die im Supercomputer- und HPC-Segment angesehene Journalistin Nicole Hemsoth, unter anderem Chefin der Seiten The Register und The Next Platform, hat nach der Show von Intel ebenfalls kein gutes Haar am Konzern gelassen. In einem mehrteiligen Rant via Twitter beschreibt sie nicht nur ihre Gedanken, sondern trägt auch die Ängste der gesamten Branche vor.

Dabei bekommt sie letztlich Zuspruch von vielen Mitarbeitern in dem Supercomputer-Bereich, auch vom Chef des Riken-Supercomputers in Japan.

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