Intel Raptor Lake-S: Mehr Kerne, Takt und TDP für (viel) mehr CPU-Leistung
Ein „signifikant verbesserter Fertigungsprozess“, der intern spaßeshalber Intel 7 Ultra genannt wird, soll Intel Raptor Lake Beine und AMD Ryzen 7000 Probleme machen. Die damit mögliche Spannung-Taktfrequenz-Kurve soll viel mehr Takt bei gleichem oder gar weniger Verbrauch ermöglichen. Mehr Kerne gibt es auch.
Raptor Lake setzt auf Alder Lake auf
Raptor Lake ist der für CPU-Verhältnisse ziemlich kurzfristig eingeschobene Refresh von Alder Lake, um die Zeit bis zu Meteor Lake im kommenden Jahr zu überbrücken. Die grundlegende Architektur bleibt erhalten, einige Stellschrauben hat Intel jedoch angezogen, zusammen mit einem weiter optimierten 10-nm-Prozess auch noch einmal mehr Takt zur Verfügung gestellt. Heraus kommen so die schnellsten Intel-Prozessoren – alles andere wäre aber auch verwunderlich.
Intel Raptor Lake wird in fast jeden Bereich des Desktops und Notebooks gebracht. Da die CPU quasi ein Alder Lake 2.0 ist, ist die Kompatibilität der Plattformen gegeben, weshalb nahezu überall ein schlichtes Upgrade möglich wird. Zu Beginn gibt es aber lediglich 3+3 Desktop-Prozessoren (3×K und 3×KF), zeitnah sollen aber weitere S-Modelle sowie ein umfangreiches Portfolio an Notebook-Lösungen erscheinen. Heute verspricht Intel bereits 22 Desktop-SKUs, Mobile-Lösungen dürften nicht so zahlreich erscheinen, aber dennoch auch auf eine große Vielfalt kommen.
Im Desktop wirbt Intel mit nichts anderem als den schnellsten Desktop-Prozessoren. Die nun noch höher taktenden Performance-Kerne werden von einer verdoppelten Anzahl an Effizienz-Kernen flankiert, hinzu kommen größere L2- und L3-Caches und Speicherunterstützung von DDR5-5600. Dies soll in jedem Bereich für deutlich mehr Leistung sorgen.
Optimierte V/F-Kurve für mehr Takt bei gleichem/geringerem Verbrauch
Laut Intel genießt Raptor Lake die dritte Ausbaustufe der „Intel 7“-Fertigung. Diese Marketing-Beschreibung kennzeichnet die letzten Optimierungen am laufenden 10-nm-Prozess, wie diese Lösung früher einmal hieß. Diese kann das Rad aber nicht neu erfinden respektive die Physik aushebeln, wie der Blick in die Taktdetails verrät. Denn den Verbrauch muss Intel im Blick haben, genehmigt den neuen Prozessoren hier deshalb auch nur minimal mehr, statt 241 Watt als PL2-Wert für Spitzenlasten sind es nun 253 Watt. Und so sinkt in vielen Bereichen der Basistakt sogar, denn diese TDP ist bei den K/KF-Modellen mit 125 Watt exakt wie beim Vorgänger aufgestellt. Aber das Mehr an (E-)Kernen und die größeren Caches fordern einen Tribut.
Den höchsten Takt gibt es nur mit allen Spezial-Features
Die bis zu 600 MHz mehr als der Vorgänger Alder Lake-S, die Intel bewirbt, kommen letztlich nur zum Vorschein, wenn alle Parameter stimmen. Denn sie gelten einmal mehr nur bei Nutzung von Turbo 3.0 und auch Thermal Velocity Boost und dem Adaptive Boost, bekannt aus der vorletzten Generation Rocket Lake-S. High-End-Mainboards, die viele dieser Grenzen ohnehin aushebeln, dürften aber stets nah an diese Werte herankommen, sofern die Kühlung ihren Anteil leisten kann.
Intel will auch effizienter werden
Interessant sind aber auch Intels Angaben zu anderen Verbrauchswerten beziehungsweise die dann mögliche Leistung. Zuletzt hatte AMD mit den Ryzen 7000 gezeigt, dass an der Spitze die CPUs gnadenlos überzüchtet sind, für wenige Prozent mehr Leistung wird viel zu viel Strom verbraucht. Auch bei Intel ist das ein bekanntes Problem. Raptor Lake soll hier unter anderem dank den Anpassungen an der Spannungskurve, aber vor allem auch dank der zusätzlichen E-Cores in ausgewählten Tests deutlich effizienter ans Werk gehen als der Vorgänger.
Modellpalette im Überblick: Raptor Lake vs. Alder Lake
Im tabellarischen Überblick werden die Unterschiede zwischen der 12. und 13. Generation deutlich. Ein neuer Core i7-13700K entspricht quasi einem bisherigen Core i9-12900K oder gar fast einem Core i9-12900KS, jedoch zum Preis des bisherigen Core i7. Das ist wohl die größte Kampfansage nicht nur im eigenen Haus, sondern auch an AMD. Ein neuer Ryzen 7 7700X kostet laut UVP 399 US-Dollar und spielt damit in der exakt gleichen Liga.
Modell | Kerne / Threads | Takt / mit Turbo (P-Core) |
Turbo 3.0/TVB (P-Core) |
Takt / mit Turbo (E-Core) |
L2 + L3 | Grafik | PBP (TDP/PL1) |
MTP (PL2) |
Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i9-13900K | 24 (8P + 16E) / 32 | 3,0 / 5,4 GHz | 5,8 GHz | 2,2 / 4,3 GHz | 32 + 36 MB | UHD 770 | 150 Watt | 253 Watt | $ 589 |
Core i9-13900KF | 24 (8P + 16E) / 32 | 3,0 / 5,4 GHz | 5,8 GHz | 2,2 / 4,3 GHz | 32 + 36 MB | – | 150 Watt | 253 Watt | $ 564 |
Core i9-12900KS | 16 (8P + 8E) / 24 | 3,4 / 5,2 GHz | 5,5 GHz | 2,4 / 3,9 GHz | 14 + 30 MB | UHD 770 | 150 Watt | 241 Watt | $ 739 |
Core i9-12900K | 16 (8P + 8E) / 24 | 3,2 / 5,1 GHz | 5,2 GHz | 2,4 / 3,9 GHz | 14 + 30 MB | UHD 770 | 125 Watt | 241 Watt | $ 589 |
Core i9-12900KF | 16 (8P + 8E) / 24 | 3,2 / 5,1 GHz | 5,2 GHz | 2,4 / 3,9 GHz | 14 + 30 MB | – | 125 Watt | 241 Watt | $ 564 |
Core i7-13700K | 16 (8P + 8E) / 24 | 3,4 / 5,3 GHz | 5,4 GHz | 2,5 / 4,2 GHz | 24 + 30 MB | UHD 770 | 150 Watt | 253 Watt | $ 409 |
Core i7-13700KF | 16 (8P + 8E) / 24 | 3,4 / 5,3 GHz | 5,4 GHz | 2,5 / 4,2 GHz | 24 + 30 MB | – | 150 Watt | 253 Watt | $ 384 |
Core i7-12700K | 12 (8P + 4E) / 20 | 3,6 / 4,9 GHz | 5,0 GHz | 2,7 / 3,8 GHz | 12 + 25 MB | UHD 770 | 125 Watt | 190 Watt | $ 409 |
Core i7-12700KF | 12 (8P + 4E) / 20 | 3,6 / 4,9 GHz | 5,0 GHz | 2,7 / 3,8 GHz | 12 + 25 MB | – | 125 Watt | 190 Watt | $ 384 |
Core i5-13600K | 14 (6P + 8E) / 20 | 3,5 / 5,1 GHz | – | 2,6 / 3,9 GHz | 20 + 24 MB | UHD 770 | 125 Watt | 181 Watt | $ 319 |
Core i5-13600KF | 14 (6P + 8E) / 20 | 3,5 / 5,1 GHz | – | 2,6 / 3,9 GHz | 20 + 24 MB | – | 125 Watt | 181 Watt | $ 294 |
Core i5-12600K | 10 (6P + 4E) / 16 | 3,7 / 4,9 GHz | – | 2,8 / 3,6 GHz | 9,5 + 20 MB | UHD 770 | 125 Watt | 150 Watt | $ 289 |
Core i5-12600KF | 10 (6P + 4E) / 16 | 3,7 / 4,9 GHz | – | 2,8 / 3,6 GHz | 9,5 + 20 MB | – | 125 Watt | 150 Watt | $ 264 |
Neben der Unterstützung für DDR5-5600 und weiterhin auch DDR4-3200 bieten die CPUs von Haus aus nach wie vor die integrierte Grafikeinheit UHD 770. Bei den F-Modellen ist diese deaktiviert – zu einem Preisvorteil von 25 US-Dollar.
Die Multi-Core-Leistung steigt deutlich
Der Effekt auf die Leistung in perfekt parallelisierten Anwendungen durch das E-Core-Upgrade in jeder Klasse verspricht groß zu werden. Darauf hatten zahlreiche Leaks bereits über die vergangenen Wochen hingedeutet und ein authentisches Testergebnis eines Core i7-13700K in Cinebench R23, das ComputerBase vorliegt, bestätigt das.
Der neue Core i7-13700K profitiert dabei von mehreren Faktoren gegenüber dem Vorgänger: Mehr E-Cores, mehr Takt und eine erhöhte TDP. Hinzu gesellt sich auch noch eine gesteigerte IPC, sodass im Mehrkern-Test ein deutlich höheres Ergebnis zutage kommt. Der neue Core i7 ist nun mindestens das, was mit Alder Lake ein Core i9 war.
Das Modell zeigt dadurch, dass mit Intel vor allem mit den Core i7 und auch den Core i5 zu rechnen ist, denn auch beim Core i5 werden Kerne und Takt angehoben. Der Stand von Alder Lake gegenüber Ryzen 5000 war in dem Bereich bereits ein sehr guter, Raptor Lake könnte diese Karte gegenüber Ryzen 7000 erneut ausspielen.
Interessant wird zu sehen sein, wie Raptor Lake in welcher Ausbaustufe über ein breites TDP-Band skaliert.
Intels eigene Tests sehen breites Spektrum an Zugewinnen
Intels eigene Benchmarks sehen noch ein wenig besser aus, traditionell wählt der Hersteller ein positives Gesamtbild für das eigene Produkt. Dennoch bleibt klar festzuhalten, dass Raptor Lake-S durch die Bank weg schneller als Alder Lake-S wird. Am Ende stellt sich nur die Frage, um wie viel denn genau, was wie üblich stark vom Spiel oder der jeweiligen Anwendung abhängt.
Start am 20. Oktober
Unabhängige Tests werden im Laufe des Oktobers erwartet, die Gerüchte vom 20. Oktober als Marktstart bestätigt Intel heute als finalen Termin. Um AMD jedoch ein wenig die Butter vom Brot zu nehmen, dürften bereits bis dahin nahezu täglich Benchmark-Werte unter der Duldung von Intel auftauchen. Denn ab heute sollen auch alle Mainboards mit Z790-Chipsatz zumindest vorgestellt werden dürfen, das Gespann bildet letztlich die neue Plattform.
Beim Event erklärte CEO Gelsinger, dass es über 50 Prozessoren in der neuen Serie geben wird. Auch gab er einen Teaser auf die 6-GHz-Lösung ab: Anfang 2023 soll sie als limitierte Variante erscheinen. Bis dahin dürfte Intel einige der besten Core i9-13900K zurücklegen, eben genau für dieses schnellste Modell.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Intel unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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