Pico 4: VR-Headset aus China kommt der Meta Quest Pro zuvor
Mit dem Pico 4 will das chinesische Unternehmen der Meta Quest Pro zuvorkommen und auch außerhalb Chinas Fuß fassen. Während es sich bei der im Mai vorgestellten Pico Neo 3 Link noch um ein abgewandeltes Businessgerät handelt, richtet sich das Pico 4 direkt an Endkunden und soll eine Alternative zur Meta Quest Pro darstellen.
Mit Pancakelinsen dünner und leichter
Nachdem erste Hersteller wie HTC mit der HTC Flow schon VR-Brillen mit sogenannten Pancakelinsen gezeigt hatten, liefert Pico mit dem Pico 4 das erste vollwertige, auf Spiele ausgelegte VR-Headset mit diesem Linsentyp. Neben dem namensgebenden flachen Design, liefern diese Linsen potentiell weitere Vorteile im Bereich Bildschärfe und möglichem Field of View.
Zusätzlich zu den neuen Linsen wertet Pico auch das verwendete Display auf, das nun pro Auge 2.160 x 2.160 Pixel zeigt und damit sowohl die Oculus Quest 2 als auch die Pico Neo 3 Link übertrifft. Wie auch bei der Neo 3 Link liegt die offizielle Bildwiederholrate entweder bei 72 oder 90 Hertz, in einem experimentellen Modus sind bei dieser jedoch auch 120 Hertz möglich und können voraussichtlich so auch für das Pico 4 erwartet werden.
Mit Snapdragon XR2, 8GB RAM und bis 256 GB Speicher
Befeuert werden die Pixel über den Snapdragon XR2, der dem Snapdragon 865 nahesteht und laut Qualcomm mindestens die doppelte Rechenleistung gegenüber dem in der ersten Generation Oculus Quest verbauten Snapdragon 835 besitzt. Die Angabe zur doppelten Rechenleistung gilt laut Qualcomm für die Leistung aus GPU und CPU, während beim Pixeldurchsatz im Bereich Video eine Vervierfachung genannt wird und bei der KI-Leistung sogar ein Faktor 11 beschrieben wird. Beim Arbeitsspeicher setzt Pico auf 8 GB LPDDR4X der mit 2.133 MHz betrieben wird. Die Meta Quest 2 muss hier mit 6 GB auskommen. Als Speicher kann zwischen 128 GB und 256 GB gewählt werden.
Zusätzlich kann das Pico 4 erneut auch per Wi-Fi mit dem heimischen Rechner verbunden werden, auf dessen Rechenleistung zugreifen und als SteamVR-Headset dienen. Zu einer möglichen Kabelverbindung gibt es noch keine Informationen.
Neue Controller und eine zusätzliche Kamera
Das Inside-Out-Tracking setzt Pico Interactive mit Hilfe von vier Weitwinkelkameras um und verfolgt darüber auch die mitgelieferten 6DoF-Controller. Zusätzlich zu den Trackingkameras bietet das Headset eine frontal platzierte 16 MP RGB-Kamera, die für eine bessere See-Through-Umsetzung sorgen soll.
Auch an den Controllern will Pico sowohl das Design als auch die Funktionalität verbessert haben. So soll die neue Ausrichtung des Trackingrings weniger stören, wenn beide Hände nahe beieinander gehalten werden. Eine potentiell spürbare Verbesserung soll es beim haptischen Feedback geben, zumindest laut Pico selbst. Sollte Pico sich hier von den anderen Anbietern absetzen wäre das zu begrüßen, da die meisten Controller beim haptischen Feedback kaum über dem Stand billiges Smartphone von vor zehn Jahren herauskommen.
Die Software macht den Unterschied
Wie auch bei der Pico Neo 3 Link kann das Pico 4 auf dem Papier überzeugen und konkurrenzfähige Leistung zu Metas VR-Headsets bieten, dies sieht bei der Software und dem Ökosystem drumherum anders aus.
Facebook (Meta) bietet hier ein gigantisches Softwareangebot mit Exklusivtiteln und zukünftigen Experimenten wie dem Metaverse, während Pico Interactive von über 200 Apps, die zum Marktstart nativ auf dem Headsets funktionieren, spricht. Erfahrungsgemäß wird es sich hierbei jedoch nicht um 200 Top-Titel handeln.
Dafür konnten die Modelle von Pico in der Vergangenheit auch ganz ohne Account als SteamVR-Headset genutzt werden. Die Meta Quest 2 hingegen ist wegen Datenschutzbedenken offiziell weiterhin nicht in Deutschland verfügbar. Zusätzlich soll es laut Pico für Entwickler deutlich einfacher sein Apps in Picos App Store zu veröffentlichen, als dies bei Oculus der Fall sei.
Preise und Verfügbarkeit
Die Vorbestellung ist laut Pico für Mitglieder des europäischen Neo3-Link-Beta-Programms ab dem 23. September möglich, alle anderen Interessierten müssen sich noch bis Oktober gedulden. Für die Version mit 128 GB Speicher wird ein UVP von 429 Euro angegeben.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Pico Interactive unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.