Qualcomm: Snapdragon 4 und 6 Gen 1 legen in der Mittelklasse nach
Mit Snapdragon 4 Gen 1 und 6 Gen 1 legt Qualcomm zwei neue Prozessoren in der kleinsten und mittleren Baureihe nach, die Snapdragon 480 und 695 beerben sollen. Der Snapdragon 4 Gen 1 unterstützt mehr Kamera-Features und kommt mit schnellerer CPU und GPU. Der 6 Gen 1 wird deutlich schneller und bietet eine bessere Konnektivität.
Snapdragon 4 Gen 1
Der Snapdragon 4 Gen 1 folgt auf den im Januar 2021 vorgestellten Snapdragon 480, der erstmals 5G in die kleinste Baureihe brachte und für den vor rund einem Jahr ein etwas schnellerer Snapdragon 480+ nachgeschoben wurde. Im Verlauf des dritten Quartals 2022 sollen die ersten Smartphones mit Snapdragon 4 Gen 1 auf den Markt kommen.
6-nm-Fertigung und mehr CPU/GPU-Leistung
Für den Prozessor wechselt Qualcomm von der 8-nm- auf die 6-nm-Fertigung und hebt die Leistung der CPU um 15 Prozent und die der GPU um 10 Prozent im Vergleich zum Snapdragon 480 an. Zum Snapdragon 480+ dürfte der Vorsprung jedoch etwas geringer ausfallen, weil bereits dieser Chip einen 10 Prozent höheren CPU-Takt besaß, nachdem die Performance-Kerne von 2,0 auf 2,2 GHz angehoben wurden. Für den Snapdragon 4 Gen 1 gibt Qualcomm wieder bis zu 2,0 GHz an, für die zwei Performance-Kerne kommt jetzt aber der neuere Arm Cortex-A78 statt des A76 zum Einsatz. Die sechs Efficiency-Kerne verbleiben beim Cortex-A55 mit 1,8 GHz. Das Speicherinterface bleibt mit LPDDR4X-4266 und Support für eMMC 5.1 und UFS 2.2 ebenfalls identisch zum Vorgänger.
Bildprozessor für 108-MP-Fotos
Neu ist vor allem der Bildprozessor, der unter dem Namen Spectra Triple ISP läuft, der erstmals Fotoaufnahmen mit maximal 108 MP beherrscht, nachdem bislang 64 MP das Maximum waren. Unverändert bleibt die Fähigkeit, parallel drei 13-MP-Kameras verzögerungsfrei mit 30 FPS „Zero Shutter Lag“ auslesen zu können. Bei zwei Kameras liegt die Auflösung dieses Modus bei 25 MP und 13 MP, bei einer Kamera bei 32 MP. Im Videomodus bleibt 4K außen vor, sodass bereits bei Full HD mit 60 FPS Schluss ist.
Snapdragon-X51-Modem wie im Vorgänger
Dass sich an der Konnektivität des Chips nichts verändert hat, zeigt das integrierte Snapdragon-X51-Modem, das schon der Snapdragon 480 für alle Standards von 2G bis 5G besitzt. Bei Nutzung des 5G-Standards sind theoretisch Transferraten von bis zu 2,5 Gbit/s im Downlink und bis zu 900 Mbit/s im Uplink möglich, bei LTE sind es 800 Mbit/s respektive 210 Mbit/s.
Snapdragon 6 Gen 1
Die größeren Veränderungen ziehen in diesem Bereich beim Snapdragon 6 Gen 1 als Nachfolger des Snapdragon 695 ein, wo mit dem Snapdragon X62 ein vollständig neues Modem einzieht, das bislang den Baureihen ab dem Snapdragon 7 Gen 1 vorbehalten war. Neben dem bis zu 4,4 Gbit/s schnellen Downlink (5G) ist der Support des 3GPP Release 16 die große Neuerung des Modems. Das 3rd Generation Partnership Project (3GPP) ist eine weltweite Kooperation von Gremien für die Standardisierung im Mobilfunk. Der erst im Juni 2020 komplettierte Release 16 läutet die zweite 5G-Phase ein und bringt Erweiterungen unter anderem bei URLLC (Ultra-Reliable Low Latency Communication), New Radio in unlizenziertem Spektrum, 5G-Effizienz und Diensten auf dem Vehicle-to-everything-Layer mit (V2X).
Unterstützung für FastConnect 6700 mit Wi-Fi 6E
Der Snapdragon 6 Gen bietet zudem Kompatibilität zur FastConnect-6700-Plattform, der kleineren Varianten neben der FastConnect 6900, die ebenso Wi-Fi 6E unterstützt. Während Wi-Fi 6 im Spektrum bei 2,4 GHz und 5 GHz arbeitet, erweitert Wi-Fi 6E das genutzte Spektrum um den 6-GHz-Bereich, genauer gesagt sind es 1.200 MHz zwischen 5.925 MHz und 7.125 MHz (480 MHz in Deutschland). In dem erweiterten Frequenzbereich sind mit den FastConnect-Lösungen bis zu 20 × 60 MHz als nicht überlappende Kanäle oder alternativ 29 × 40 MHz, 14 × 80 MHz oder 7 × 160 MHz möglich. Das für WLAN-Verbindungen verfügbare Spektrum verdreifacht sich durch die Erweiterung am oberen Ende im Vergleich zu nur 2,4 GHz und 5 GHz bei Nutzung aller Kanäle.
Bildprozessor für 200 MP und HDR
Den Bildprozessor bohrt Qualcomm auf 200 MP für Einzelaufnahmen auf und bietet HDR-Videoaufnahmen. Im Detail wird 4K-Video mit HDR bei 30 FPS unterstützt, parallel dazu können Fotos mit 48 MP geschossen werden. Der Spectra Triple ISP ist bei „Zero Shutter Lag“ für dreimal 13 MP, 25 + 16 MP oder 48 MP bei jeweils 30 FPS ausgelegt.
CPU und GPU legen deutlich zu
Im Vergleich zum Snapdragon 695 gibt Qualcomm die CPU mit einem Plus von 40 Prozent und die GPU mit einem Plus von 35 Prozent an. Der Zugewinn ist einfach zu erklären: Nachdem bislang zwei Cortex-A78 mit bis zu 2,2 GHz im Snapdragon 695 zum Einsatz kamen, sind es jetzt vier. Aus den bislang sechs Efficiency-Kernen auf Basis des Cortex-A55 macht Qualcomm nur noch vier, hebt dafür aber den Takt von 1,7 GHz auf 1,8 GHz an. Für die neue Adreno-GPU liegen abseits des genannten Zugewinns keine weiteren Informationen vor. Die Fertigung des Snapdragon 6 Gen 1 erfolgt in 4 nm aus unbekannter Foundry.
AI Engine wie im größeren Snapdragon
Wie im Snapdragon 7 Gen 1 kommt darüber hinaus die „7th Generation AI Engine“ zum Einsatz, die im Hexagon-DSP einen „Fused AI Accelerator“ besitzt, der Tensor- und Scalar-Beschleuniger sowie Vector Extension bietet. Ein doppelt so großer dedizierter Speicher für den Fused AI Accelerator und eine Verdoppelung der Leistung des Tensor-Beschleunigers sind diesmal die Aushängeschilder. Erreicht wird dies auch über den Support von gemischter Präzision der Datentypen INT8 und INT16. Tensor-Beschleunigung rückt im mobilen Segment speziell bei Android in den Fokus.
Endgeräte mit Snapdragon 6 Gen 1 sollen im ersten Quartal 2023 auf den Markt kommen.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.