Galaxy Z Flip 4 im Test: Samsungs modischer Falter hält länger durch
Samsung hat mit dem Galaxy Z Flip 4 erneut ein Smartphone geschaffen, das zwei Zielgruppen hat: Nutzer auf der Suche nach einem günstigeren Falter und jene mit Lust nach einem modischen Alltagsbegleiter mit gewissem Style-Faktor. Verbessert hat der Hersteller vor allem die Akkulaufzeiten, aber auch Leistung und Kamera.
Neben dem opulenten Galaxy Z Fold 4 (Test) hat Samsung mit dem Galaxy Z Flip 4 auch ein eher modisches faltbares Smartphone im Sortiment, mit dem der Hersteller die nach wie vor neue Produktkategorie tendenziell eher der breiten Masse schmackhaft machen dürfte. Obgleich exakte Verkaufszahlen fehlen, hat der Hersteller über die letzten drei Generationen faltbarer Smartphones stets deutlich mehr Flip als Fold verkauft.
Galaxy Z Flip 4 startet bei 1.099 Euro
Das neue Flip 4 ist wie das Fold 4 seit dem 26. August in Deutschland erhältlich, nachdem es bereits seit dem 10. August zu Preisen ab 1.099 Euro für das Basismodell mit 128 GB Speicher vorbestellt werden konnte. Während das Fold 4 mit 1.799 Euro zum selben Startpreis wie vor einem Jahr das Fold 3 angeboten wird, ist das Flip 4 somit um 50 Euro im Preis gestiegen. Die Konfiguration mit 256 GB kostet mit 1.159 Euro jetzt 60 Euro mehr. Der Preis für das Modell mit 512 GB liegt bei 1.279 Euro. Darüber hinaus gibt es eine „Bespoke Edition“ mit abermals 256 GB für 1.199 Euro, bei der sich Käufer die Farben für Scharnier sowie Vorder- und Rückseite aus insgesamt 75 Kombinationen aussuchen können. Zu den vier Standardfarben zählen „Bora Purple“ (Testgerät), „Graphite“, „Pink Gold“ und „Blue“.
Technische Daten des Galaxy Z Flip 4
Samsung Galaxy Z Flip 4 | Samsung Galaxy Z Flip 3 | |||
---|---|---|---|---|
Software | Android 12 | Android 11 | ||
Display | Außen | Innen | Außen | Innen |
1,9 Zoll, 260 × 512 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.640 Pixel Dynamic AMOLED, 120 Hz |
1,9 Zoll, 260 × 512 Pixel Super AMOLED, 60 Hz |
6,7 Zoll, 1.080 × 2.640 Pixel Dynamic AMOLED, 120 Hz |
|
Bedienung | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |||
SoC | Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 1 + Cortex-X2, 3,20 GHz 3 × Cortex-A710, 2,75 GHz 4 × Cortex-A510, 2,00 GHz 4 nm, 64 Bit |
Qualcomm Snapdragon 888 1 × Kryo 680 Prime, 2,84 GHz 3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz 5 nm, 64 Bit |
||
GPU | Adreno 730, 900 MHz | Adreno 660, 840 MHz | ||
RAM | 8 GB LPDDR5 | |||
Speicher | 128 GB/256 GB/512 GB (nicht erweiterbar) |
128 GB/256 GB (nicht erweiterbar) |
||
1. Kamera | 12 MP, 24 mm, AF, OIS, f/1.8, LED-Blitz, 4K | 12 MP, 27 mm, AF, OIS, f/1.8, LED-Blitz, 4K | ||
2. Kamera | 12 MP, 13 mm, f/2.2 | |||
Innere Kamera | 10 MP, f/2.4, Display-Blitz, 4K | |||
GSM | GPRS + EDGE | |||
UMTS | HSPA+ | |||
LTE | Advanced Pro | |||
5G | NSA/SA | |||
WLAN | Wi-Fi 6 | |||
Bluetooth | 5.2 | 5.1 | ||
Ortung | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | |||
Weitere Standards | USB-C, NFC | |||
SIM-Karte | Dual-SIM (Nano-SIM + eSIM) | |||
Akku | 3.700 mAh, fest verbaut kabelloses Laden |
3.300 mAh, fest verbaut kabelloses Laden |
||
Größe (B × H × T) |
Zugeklappt | Aufgeklappt | Zugeklappt | Aufgeklappt |
84,9 × 71,9 × 17,1 mm | 165,2 × 71,9 × 6,9 mm | 86,4 × 72,2 × 17,1 mm | 166,0 × 72,2 × 6,9 mm | |
Gewicht | 187 g | 183 g | ||
Preis | 1.099 Euro (128 GB) 1.159 Euro (256 GB) 1.199 Euro (256 GB, Bespoke Edition) 1.279 Euro (512 GB) |
1.049 Euro (128 GB) 1.099 Euro (256 GB) |
Das Flip ist mehr Falter als das Fold
Während das Fold 4 das große faltbare Smartphone von Samsung ist, das sich über ein vertikal verlaufendes Scharnier zu einem kleinen Tablet mit einem inneren Bildschirm von 7,6 Zoll verwandeln kann, ist das Flip 4 im Direktvergleich ein zierliches Gerät, das aber dennoch zwei Dinge auf einmal sein will: Smartphone und modisches Accessoire. Doch wo das Fold 4 grundsätzlich auch von außen über den abermals größeren Bildschirm bedient werden kann, ist das Flip 4 so ausgelegt, dass auf dem kleinen äußeren Display primär Statusmeldungen eingehen und Widgets gewisse Basisfunktionen abdecken. Für die vollständige Nutzung des Smartphones muss es aber stets aufgeklappt werden. Dieser Vorgang zählt somit noch mehr zur alltäglichen Nutzung als beim Fold 4.
Vor- und Nachteile der Bauweise
Um das optische und funktionale Design des Flip 4 zu beschreiben, kommen viele Vergleiche in den Sinn. Begriffe wie Schmuckschatulle, Taschenspiegel, Muschel oder einfach nur Klapphandy treffen es am besten und beschreiben allesamt, dass es sich um ein Smartphone handelt, das über ein horizontal verlaufendes Scharnier geöffnet werden muss, um Zugriff auf alle Funktionen zu erhalten. Mit einer Grundfläche von 84,9 × 71,9 mm ist die aktuelle Generation minimal kürzer und schmaler und auf den ersten Blick beinahe quadratisch wahrzunehmen, auch wenn das nicht zutrifft. An der Bautiefe hat sich jedoch nichts verändert, sie liegt geschlossen bei weiterhin dicken 17,1 mm und zeichnet sich zudem durch den Spalt aus, der zwischen beiden Bildschirmhälften klafft, um den minimalen Biegeradius des OLED-Panels nicht zu klein und die Belastung auf das Display nicht zu groß ausfallen zu lassen.
Das Flip 4 hat mit dieser Bauweise ein ähnliches Problem wie das Fold 4, denn gefühlt muss man stets zwei Smartphones übereinandergestapelt in die Hosentasche quetschen. Das Flip 4 ist letztlich aber doch ein deutlich kleineres Smartphone in seiner geschlossenen Form und verschwindet ohne größere Mühen in der Jeans. In Hosen mit seitlichen statt von oben zugänglichen Taschen reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Gerät etwa in der Hocke zur Seite herausrutscht.
Mit Zubehör zum Mode-Accessoire
Anstatt in Taschen zu verschwinden, lässt sich das Flip 4 auch am Körper tragen und wird damit zum angesprochenen Mode-Accessoire. Samsung bietet dafür das entsprechende Zubehör an, in erster Linie das „Silicone Cover with Ring“, an dem sich ein Band oder eine Kette befestigen lässt. Das in zahlreichen Farben verfügbare Zubehör komplementiert vor allem die „Bespoke Edition“, die sich in einem eigenen Studio individuell zusammenstellen lässt.
Kleines Display als Puffer zum großen
Bevor es ans Aufklappen geht, dient das äußere Display mit 1,9 Zoll und 260 × 512 Pixeln als erste „Barriere“ und kann anhand der Informationen dafür entscheidend sein, ob es sich lohnt, das Smartphone für weitere Details aufzuklappen. Damit erfüllt dieser Bildschirm eine ähnliche Funktion wie eine Smartwatch, die ebenso als Puffer zum Telefon agieren kann. Ganz so viel wie auf einer smarten Uhr lässt sich mit dem Bildschirm aber nicht anfangen, denn für viele Aufgaben muss dennoch das Gerät aufgeklappt werden.
Die Funktionen des äußeren Bildschirms
Für das Flip 4 hat Samsung den Funktionsumfang des OLED-Panels erweitert, das Messungen zufolge eine Helligkeit von 285 cd/m² erreicht, was für diesen Bildschirm völlig ausreichend ist. Das Display kann als dauerhaft aktiver Always-on-Screen konfiguriert werden, um Uhrzeit, Datum und Akkustand anzuzeigen. Ab Werk ist es aber so eingestellt, dass diese Informationen erst nach dem Antippen erscheinen. Um mit dem Bildschirm zu interagieren, muss er doppelt angetippt werden, woraufhin sich in alle vier Richtungen Wischgesten ausführen lassen.
Google Pay wird nicht unterstützt
Im Detail lässt sich von unten nach oben wischen, um Samsung Pay zu starten. Obwohl zur Ankündigung des Smartphones noch davon ausgegangen wurde, dass jetzt endlich auch Google Pay auf dem äußeren Bildschirm unterstützt wird, ist dies nach wie vor nicht der Fall. Wird das Smartphone bei eingerichtetem Google Pay geschlossen an ein POS-Terminal gehalten, kommt es zu einer Fehlermeldung und das Telefon muss aufgeklappt werden, um dann Google Pay zu nutzen. Für die Verwendung von Samsung Pay in Deutschland kommt in erster Linie eine virtuelle Visa-Karte der Solarisbank infrage, mit der Samsung für den Pay-Dienst kooperiert, denn viele durch andere Banken ausgegebene Karten werden nicht unterstützt. Im Test konnten keine Karten von DKB (Mastercard), Santander (Visa) oder Hanseatic Bank (Visa) hinzugefügt werden. Ärgerlicherweise wurde in Samsung Pay die Option der Solarisbank überhaupt nicht angeboten, stattdessen wurden kompatible Karten aus der Schweiz angezeigt, obwohl alle regionalen Einstellungen auf Deutschland gestellt waren.
Schnelleinstellungen mit cleverer Taschenlampe
Abseits von Samsung Pay lässt sich über eine Wischgeste in die entgegengesetzte Richtung von oben nach unten auf die Schnelleinstellungen zugreifen, um zum Beispiel den Flugmodus zu aktivieren, zum stummen Modus zu wechseln oder die Taschenlampe einzuschalten. Clever mitgedacht von Samsung: Die Taschenlampe muss in einem zweiten Schritt über die Lautstärkewippe aktiviert werden, nachdem das Smartphone gedreht wurde, denn die LED sitzt oberhalb der Kameras neben dem Display und würde den Anwender ansonsten blenden.
Benachrichtigungen mit Schnellantworten
Das Wischen nach rechts führt zu den Benachrichtigungen, auf die ähnlich wie bei einer Smartwatch reagiert werden kann. Ganze E-Mails lassen sich lesen, zum Antworten muss aber die App und damit das Telefon geöffnet werden. Für Messenger stehen vorgefertigte Antworten parat, außerdem kann per Emoji oder Sprachnachricht geantwortet werden. In Instagram gibt es eine Vorschau auf Inhalte, für weitere Details muss jedoch die Anwendung auf dem primären Bildschirm gestartet werden.
Widgets für Musik, Wetter und mehr
Wischgesten nach links machen die verschiedenen Widgets sichtbar, deren Reihenfolge sich durch langes Halten einstellen lässt. Anwender finden in diesem Menü unter anderem ein Wetter-Widget, einen Timer, den Sprachrekorder und den Android-Media-Player, der sich mit praktisch allen Apps verknüpfen kann, sodass kein expliziter Support eines Anbieters vorliegen muss. Stattdessen kommt das Widget zum Einsatz, das sich bei Android auch in den Benachrichtigungen oder auf dem Sperrbildschirm findet. Im Test konnte in YouTube Music zwischen verschiedenen Titeln sowie Play und Pause gewechselt werden. Darüber hinaus funktionieren die Bedienelemente bei der Videowiedergabe, wenn bei geschlossenem Gerät nur dem Ton zugehört wird.
Videos und GIF-Animationen als Hintergrund
Für den eigentlichen Startbildschirm nach doppeltem Antippen stehen neue Optionen zur Individualisierung bereit. Neue Designs für Uhren und Hintergründe sind verfügbar, außerdem lassen sich kurze Videoclips und GIF-Animationen hinterlegen. Diese werden aber erst nach Aktivierung des Displays abgespielt. Der normale Always-on-Bildschirm nutzt eine statische Darstellung mit reduzierter Helligkeit, um den Akku zu schonen.
6,7-Zoll-Display mit gleichen Eigenschaften
Der große Hauptbildschirm hat mit 6,7 Zoll, 1.080 × 2.460 Pixeln und bis zu 120 Hz dieselben Eigenschaften wie das Flip 3. Die Messungen zur Helligkeit zeigen ebenfalls einen Gleichstand zum Vorjahr, denn mit 873 zu 894 cd/m² lässt sich annähernd die gleiche Maximalhelligkeit im Automatikmodus abrufen, wenn das Display mit 100 Prozent Weißanteil betrieben wird. Die Peak-Helligkeit liegt dieses Jahr bei 1.132 cd/m² (10 Prozent APL). Das sind jeweils etwas niedrigere Werte als beim Fold 4 und im Vergleich zur Galaxy-S22-Serie, die jedoch mehr als ausreichend für die alltägliche Nutzung selbst bei hellem Umgebungslicht sind. Ein Galaxy S22+ oder S22 Ultra hat bei besonders ungünstigen Konditionen allerdings mehr Reserven in der Ablesbarkeit.
Der Falz ist omnipräsent
Bei faltbaren Smartphones wird oftmals der sicht- und fühlbare Falz in der Mitte des Bildschirms bemängelt. Omnipräsent ist dieser auch bei Fold 4 und Flip 4, in dem großen Modell von Samsung wischt man aber nur relativ selten darüber, da sich Wischgesten unter Android meistens auf die Vertikale in einer Bildschirmhälfte beschränken. Beim Flip 4 ist der Falz hingegen praktisch bei jeder Bedienung zu spüren, da er sich einmal quer durch die Mitte des OLED-Displays zieht. Die leichte Delle nach unten im Panel geht mit einer leichten Verfälschung der Darstellung einher, die je nach Inhalt mehr oder weniger deutlich ausfällt. Bei besonders hellen Inhalten entsteht bei ungünstigem Blickwinkel ein kleiner Schatten im Bildschirm. Direkt von vorne betrachtet und im Dark Mode von Android rückt diese Eigenschaft allerdings in den Hintergrund.
IPX8 wie das Fold 4
In puncto Stabilität verspricht Samsung, das genutzte „Ultra Thin Glass“ (UTG) von Schott sei dieses Jahr noch widerstandsfähiger. Ein Test wie dieser kann zur Langlebigkeit aber keine Aussagen treffen. Kratzer oder andere Schäden konnten im Testzeitraum nicht auf dem UTG festgestellt werden, stattdessen ist das Panel eher ein Staubmagnet, da sich vor allem kleinere Flusen gerne zwischen den beiden Bildschirmhälften sammeln. Im Vergleich zu traditionellen Bildschirmen mit Glasabdeckung kommt es zudem zu stärkeren Reflexionen und das haptische Gefühl entspricht bei UTG mehr Kunststoff als echtem Glas. Wie das Fold 4 bietet das Flip 4 eine IPX8-Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser.
Unter der Haube hat sich beim Flip 4 mit Prozessor und Akku mehr gegenüber dem Vorjahr verändert.