ThinkPad X1 Fold G2 im Hands-on: 16-Zoll-Tablet lässt sich falten und relativ einfach reparieren
Lenovo legt das ThinkPad X1 Fold in neuer Generation auf und hat sich dabei für ein deutlich größeres, faltbares OLED-Display entschieden. Vom 16,3 Zoll großen Tablet mit Windows lässt sich das Gerät zu einem Notebook mit zweimal 12 Zoll falten. Trotz dieser Bauweise soll sich das ThinkPad X1 Fold einfach reparieren lassen.
Das neue OLED-Display ist größer und heller
Das erste ThinkPad X1 Fold war ein zur CES im Januar 2020 erstmals gezeigtes Windows-Tablet, das sich stark an dem Intel-Konzept „Horseshoe Bend“ orientierte, mit dem der Chip-Hersteller Notebook-Anbietern eine Art Blaupause für Tablets mit faltbarem Bildschirm zur Hand gab. Doch wo das erste ThinkPad X1 Fold noch auf insgesamt 13,3 Zoll im 4:3-Format kam, erreicht das neue Modell eine Diagonale von 16,3 Zoll. Die Auflösung steigt von ehemals 2.048 × 1.536 auf 2.560 × 2.024 Pixel, sodass aufgeklappt abermals das 4:3-Format zum Einsatz kommt, aber mehr Pixel und Fläche zur Verfügung stehen. Kam das alte OLED-Panel nur auf 300 cd/m², sind es jetzt 400 cd/m² für SDR und 600 cd/m² für Dolby Vision HDR. Die DCI-P3-Abdeckung steigert Lenovo von 95 auf 100 Prozent. Für das Panel vertraut Lenovo auf Sharp als Zulieferer, wie es auf Nachfrage beim Hersteller hieß.
Gehäuse fällt deutlich schmaler aus
Dass rund zweieinhalb Jahre zwischen den beiden Generationen liegen, zeigen auch die Abmessungen des Gehäuses. In der Bautiefe hat Lenovo das ThinkPad X1 Fold von 28 auf 17,4 mm reduziert. Geöffnet misst eine Hälfte des Tablets jetzt 8,6 statt 12 mm. Geschlossen gibt es keinen Spalt mehr zwischen den beiden Hälften. In der Fläche nimmt das Gerät 276,2 × 345,7 mm (H × B) ein, zuvor waren es nur 299 × 236 mm, weil der Bildschirm deutlich kleiner war. Zugenommen hat auch das Gewicht, das von ehemals 999 auf 1.280 g steigt, damit aber weiterhin im unteren Bereich bleibt. Kommen allerdings der Stand und die Tastatur hinzu, die in Deutschland im Gegensatz zu anderen Märkten zum Lieferumfang gehören, wird ein Gesamtgewicht von 1,9 kg erreicht. Packt man das ganze Zubehör zu einem „Block“ zusammen, bleibt die Grundfläche zwar kompakt, man schleppt dann aber ein dicht gepacktes und relativ hohes sowie schweres Paket mit sich herum.
Tastatur macht Tablet zum Notebook
Zum Notebook kann sich das Tablet über eine optionale Tastatur wandeln, die sich vom Design her an der des ThinkPad X1 orientiert und ebenso mit Trackpoint und zugehörigen Tasten oberhalb des Touchpads ausgestattet ist. Die Verbindung zum ThinkPad X1 Fold erfolgt via Bluetooth, sodass die Tastatur auch weiter entfernt vom Gerät genutzt werden kann. Von den Abmessungen her ist das Zubehör so ausgelegt, dass es exakt auf eine Hälfte des Bildschirms passt und die üblicherweise dargestellte On-Screen-Tastatur ersetzt. Nur auf dem Display auf Software-Tasten zu tippen, eignet sich eher für kürzere Eingaben. Wer das Gerät aber ernsthaft zum Arbeiten nutzen möchte, ist zwangsweise auf die richtige Tastatur angewiesen. Im Laptop-Modus mit aufgelegter Tastatur misst der Bildschirm noch 12 Zoll und kommt (theoretisch) auf 2.024 × 1.280 Pixel, effektiv fällt die Höhe aber noch etwas schmaler aus, weil Lenovo den Bereich der Falz mit einer schwarzen Fläche ausblendet, sodass die Windows-Taskleiste erst im geraden Bereich darüber anfängt, was ein sinnvoller Kompromiss ist. Neben Touch und Tastatur kann das Gerät auch mit Lenovo Precision Pen oder Precision Pen 2 bedient werden.
Fünf Modi für ein Gerät
16-Zoll-Tablet oder 12-Zoll-Notebook sind aber nur zwei der Szenarien, die Lenovo für das ThinkPad X1 Fold vorsieht. Angelegt an die Nutzung als Tablet ist der Modus als 16-Zoll-Notebook, der genau genommen einfach nur daraus entsteht, dass der Bildschirm auf einen (je nach Region) optional angebotenen Ständer gestellt wird und über eine davor positionierte ThinkPad-Tastatur oder die eines anderen Herstellers bedient wird. Auf diesem Ständer kann das ThinkPad X1 Fold auch hochkant positioniert werden, als würde man einen Monitor über die Pivot-Funktion drehen. Diese Auslegung eignet sich insbesondere für lange Dokumente etwa in Word, Programmierer, die viel Code auf einmal sehen wollen, oder die Nutzung von Social Media, wenn etwa ein Twitter-Feed mit mehr Inhalten dargestellt werden soll. Als Buchmodus beschreibt Lenovo die leicht angewinkelte Nutzung des Tablets, als würde man ein echtes Buch aufklappen. Über Wischgesten am Bildschirmrand lässt sich in diesem Modus auch das Blättern nachstellen.
Intel Alder Lake läuft passiv mit 9 Watt
Unter der Haube versteckt das ThinkPad X1 Fold aktuelle Hardware unter anderem von Intel, die an der Entwicklung vor allem im Bereich der Wärmeableitung beteiligt waren. Lenovo vertraut auf Core-Prozessoren der 12. Generation (Alder Lake) in der U9-Konfiguration mit 9 Watt, die vollständig passiv gekühlt werden. Lenovo betreibt die zur Auswahl stehenden Core i5 und Core i7 mit einer maximalen Turbo-Leistungsaufnahme von 13 Watt. CPU und bis zu 32 GB LPDDR5 sind in einer Hälfte des Chassis auf einer kleinen Platine verlötet, geben ihre Wärme aber über faltbare, durch das Scharnier verlaufende Graphitplatten auch an die andere Hälfte ab, sodass das gesamte Gerät zur Ableitung genutzt wird.
Foldable erlaubt Zugriff auf Komponenten
Während das Chassis selbst aus Aluminium besteht, decken zwei Rückabdeckungen aus einem Gewebe, das aus recycelten Plastikflaschen produziert wird, die Hardware ab. Denn obwohl es sich um ein aufwendig konstruiertes Foldable handelt, verwehrt Lenovo nicht den Zugriff auf die Komponenten. Wie der Hersteller auf Nachfrage erklärte, sei diese Eigenschaft für ein Foldable zwar unüblich, aber für Unternehmenskunden im ThinkPad-Segment ein wichtiges Merkmal, weshalb es auch bei diesem Produkt umgesetzt wurde. Dementsprechend lassen sich die beiden Rückabdeckungen abziehen, um (eingeschränkt) Zugriff auf die Komponenten zu erhalten. Einfach entnehmen lassen sich die Akkus (48 + 16 Wh), die SSD (bis 1 TB) und das WWAN-Modul (LTE/5G) samt Antennen. Weitere Komponenten sind ebenso zugänglich, sind jedoch diffiziler zu erreichen, benötigen aber kein Spezialwerkzeug. CPU und RAM sind verlötet, theoretisch lässt sich aber auch diese Platine im Ganzen austauschen.
Weitere Ausstattungsmerkmale des ThinkPad X1 Fold sind zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse, einmal USB-C 3.2 Gen 2 und bei Auswahl des WWAN-Moduls ein Nano-SIM-Slot. Für drahtlose Verbindungen stehen Wi-Fi 6E über ein WLAN-Modul von Intel, Bluetooth 5.2 und das angesprochene optionale WWAN über ein Modul von Fibocom mit MediaTek-Dimensity-700-Modem zur Auswahl. Das Gerät kommt mit einer 5-MP-Kamera samt IR-Sensor und Intel Visual Sense Controller für Windows Hello, vier Mikrofonen und drei Lautsprechern mit Dolby Voice und Dolby Atmos sowie bis zu Windows 11 Pro als Betriebssystem. Die von Lenovo zur IFA ausgestellten Geräten liefen bereits mit dem anstehenden Windows 11 Pro 22H2.
Marktstart samt Zubehör für 3.000 Euro
Lenovo möchte das ThinkPad X1 Fold voraussichtlich ab Dezember dieses Jahres zu Preisen ab 2.999 Euro inklusive Tastatur, Stylus und Ständer in Deutschland auf den Markt bringen. Auf anderen Märkten wird auch eine Version ab 2.499 Euro ohne das Zubehör angeboten.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Lenovo unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.