Akko 3068B Plus im Test: Überzeugende Premiere vom Tastatur-Newcomer
Hot-Swap-Sockel, kompaktes Layout, Akkubetrieb und hochwertige Tastenkappen sollen Newcomer Akko die Tür zum deutschen Markt öffnen. Interessant wird die 3068B Plus durch zwei Aspekte: ihren vergleichsweise günstigen Preis und eine breite Auswahl eigener Taster, die eine Alternative zu gängigen Modellen sind.
Akko 3068B Plus: Newcomer-Tastatur im Überblick
In Relation zum Preis liefert Akko für rund 100 Euro eine Menge Tastatur. Der kompakte Formfaktor, ein Betrieb wahlweise mittels USB-C, 2,4-GHz-Funk oder Bluetooth 5.0, bei dem ein 1.800 mAh starker Akku 14 bis 20 Stunden Laufzeit verspricht, PBT-Tastenkappen und Hot-Swap-Sockel von TTC sind Dinge, die sich Hersteller sonst teurer bezahlen lassen.
Bei der 3068B Plus orientiert sich Akko am bewährten Design anderer 68-Tasten-Tastaturen. Das kleinstmögliche „Hacker“-Layout wird dabei rechtsseitig um vier Funktions- und Pfeiltasten ergänzt, was es in der Regel deutlich erleichtert, ein Kompaktlayout produktiv einzusetzen. Fehlende Tasten sind als Doppelbelegungen einprogrammiert. Auf der FN-Ebene finden sich außerdem Befehle unter anderem zum Steuern der RGB-Beleuchtung, zum Koppeln der Tastatur und zum Wechsel vom Windows- aufs Mac-Layout. Das „Was“ verrät allerdings noch wenig über das „Wie“ der Umsetzung, bei der sich Preissegment und Herkunft der Tastatur bemerkbar machen.
Was diese Tastatur spannend macht, ist die breite Palette von Tastern. Hier warten nicht (nur) die üblichen Analogien zu Cherry-Tastern, sondern untypische Abstimmungen, die eine wie ihr Name sehr trockene Tastatur spannend machen und ihr einen eigenen Charakter verschaffen.
Akko 3068B Plus | Ducky One 3 | Ducky One 2 SF | |
---|---|---|---|
Größe (L × B × H): | 31,5 × 10,5 × 3,8 (5,1) cm | 45,0 × 14,0 × 4,0 cm | 32,5 × 10,8 × 4,0 (5,3) cm |
Layout: | 68 Keys | 105 ISO (erweitert) | 73 Keys |
Gewicht: | 645 g | 1.123 g | 635 g |
Gehäuse-Material: | ? | ||
Kabel: | 1,60 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth | USB/Type-C-USB (modular) | 1,52 m, USB/Type-C-USB (modular) |
Hub-Funktion: | – | ||
Key-Rollover: | N-KRO | 6-KRO, N-KRO | |
Schalter: | Akko CS Jelly Pink Hot-Swap-fähig |
Cherry MX Red | Cherry MX Red / Black / Blue / Brown / Silent (Red) / Speed Silver |
Switch Plate: | ? | ||
Tasten: | Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
||
Zusatztasten: | – | 3 × Medien 1 × Extra |
– |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück | |
Zusatzfunktionen: | Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, Makroaufnahme | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, Farbschleife |
Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
|
Makros & Programmierung: | 1 Profile, Hardware-Wiedergabe teilweise programmierbar |
Hardware-Wiedergabe vollständig, softwarelos programmierbar |
5 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig, softwarelos programmierbar |
Preis: | 107 € | ab 163 € | ab 50 € / ab 50 € / ab 50 € / ab 50 € / ab 50 € |
Diese Taster stehen zur Wahl
Die 3068B wird mit insgesamt vier verschiedenen Tastern ausgeliefert. Im Arsenal von Akko finden sich darüber hinaus zahlreiche weitere Variationen, die sich in Federwiderstand, -länge, Hubweg und Abstimmung unterscheiden. Darunter sind auch mit Schmierstoff versehene Varianten. Sogenannte „Lubed“-Taster versprechen geringere Federgeräusche und ein glatteres Eindrücken. Für Sets aus 45 Tastern ruft Akko zwischen 12 und 20 Euro auf. Um eine Tastatur komplett zu bestücken, braucht es mindestens zwei Sets, da mindestens 65 Taster benötigt werden. Bei einem 105 Tasten starken Fullsize-Layout sind es gleich drei plus Verschnitt. Ganz kundenfreundlich erscheint das nicht.
Das bei TTC und Gateron gefertigte Angebot richtet sich dabei klar an Enthusiasten, die im Kaninchenbau mechanischer Custom-Keyobards ein ganz bestimmtes Produkt suchen und die Vielzahl an Angaben in einem Koordinatensystem an Erfahrungswerten einsortieren können. Generell gilt, dass Akkos Taster im leichtgängigen Bereich angesiedelt sind. Äußerlich halten sie sich dabei an den Formfaktor von MX-Tastern, sind also mit der gesamten MX-Familie und deren Derivaten austauschbar. Da die Tastatur Hot-Swap-Sockel besitzt, ist das eine wichtige Eigenschaft.
Akko CS Jelly Pink |
Akko CS Jelly Purple |
Akko CS Jelly Black |
|
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Charakteristik: | linear | taktil | linear |
Hubweg: | 4,0 mm | ||
Position des Signalpunktes: | 2,0 mm | 1,9 mm | |
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | 36 g | 50 g |
Widerstand am Druckpunkt: | – | 50 g | – |
Lebensdauer (Anschläge): | 60 Mio. |
Jelly-Pink-Taster hat Akko linear abgestimmt. Im Grunde handelt es sich um MX Red mit längerer Feder, die für stärkeren Rückprall sorgen soll, und anderem Kraftverlauf, der bei Akko schwächer ansteigt. Das Ergebnis überrascht, denn der Jelly Pink fühlt sich leichter und vor allem weicher als MX Red an, er lässt sich sauber und fein eindrücken – die längere Feder mit mehr Windungen hat hier merkliche Auswirkungen. Der veränderte Stempel im Stil von Kailh-Boxed-Tastern macht sich ebenfalls bemerkbar und reduziert Spiel. Die Tastenkappen wackeln weniger stark. Schreiben und spielen lässt sich damit so flink wie federleicht, ohne sich wie bei „Speed“-Tastern eine gewisse Anfälligkeit für Fehlauslösungen einzuhandeln.
Neben pinke treten schwarze Taster. Jelly Black positionieren sich mit ebenfalls längerer Feder zwischen MX Red und MX Black. Sind rote Taster zu leichtgängig, Cherry-schwarze Modelle aber schon zu schwergängig oder ermüdend, hat Akko einen passenden Mittelweg im Programm. Interessant sind aus dem Zubehörprogramm zudem die Wine-Red-Modelle. Hierbei handelt es sich praktisch um MX Red, allerdings mit zusätzlicher Schmierung. Das ist mehr als Schlangenöl. Während sich ein MX Red leicht kratzig auf den Anschlag zubewegt, eliminiert die geschmierte, weinrote Kopie sowohl das akustische als auch das zu fühlende Schaben komplett und lässt sich butterweich eindrücken.
Jelly Purple wiederum haben wenig Ähnlichkeit mit MX-Tastern. Der letzte Taster im Test lässt sich leichter drücken als ein MX Brown und besitzt zugleich einen erheblich stärker spürbaren Druckpunkt. Darin erinnert er eher an Rubberdome- und Scissor-Taster oder Cherrys MX Ultra Low Profile. Beim Arbeiten macht diese Abstimmung Spaß: Leichtgängigkeit und Präzision, die der Druckpunkt suggeriert, vermitteln ein Gefühl von Kontrolle. Zum Spielen gerade in Shootern bewegen sich Jelly Purple an der Grenze zu hakeligen Eingaben. Sie teilen sich das Problem mit Cherrys ultraflachen Tastern und sind beim Gaming eine deutliche Frage von Präferenz und Genre.
Tastenkappen werden hochwertig ausgeführt. Zu haltbarem Material kommt eine dauerhafte Beschriftung, nur durchscheinend wird sie nicht ausgeführt. Die LEDs leuchten daher lediglich um die Tasten herum und sorgen für Ambiente. Eine durchleuchtende Ausstattungsvariante fehlt, bei Bedarf muss zusätzlich gekauft werden. Das lässt sich im Grunde fast noch zurechtfertigen, denn bei kabellosem Einsatz belohnt ein Dunkelbetrieb mit deutlich längerer Laufzeit.
Alltagserfahrungen
Qualitativ macht die Tastatur einen soliden Eindruck. An das vibrationsfreie Schreibgefühl und die Ruhe einer Ducky One 3 kommt Akko zwar auch bei identischer Tasterbestückung nicht heran, erreicht aber ungefähr das Niveau einer One 2. Damit trifft sie den aktuellen Mainstream und vor allem ihre Preisklasse.
Dass auch Abstriche hinzunehmen sind, macht erst ein genauer Blick deutlich. Der Teufel steckt nicht immer nur im Detail. Leben muss man etwa mit einer mäßig (Google-)übersetzten Website, einem Treiberdownload aus einem Google-Drive-Ordner und einer alternativen Enter-Taste, die nicht zum ISO-Layout passt. Auch am Produkt sind nicht alle Details richtig rund, wie die Präsentation aber an Stellen, mit denen sich gut leben lässt.
Am ehesten stört noch, dass Akko Doppelbelegungen nicht auf den Tastenkappen vermerkt. Das spart, weil auf Stangenware zurückgegriffen werden kann, Geld beim Einkauf und erleichtert dem Anwender den Austausch und das Mischen der Kappen, hilft aber im Gegenzug wenig beim Erlernen der Konfiguration. Dies wird in einigen Bereichen zu einem fordernden Akt, denn die Kombinationen liegen zwar günstig, lassen sich jedoch teils schlecht herleiten. Dass beispielsweise Q und O auf der FN-Ebene zwischen Windows- und Mac-Betrieb umschalten, wirkt reichlich willkürlich.
Darüber hinaus ist die Tastatur unflexibler als teurere Mitbewerber. Die FN-Taste muss an fester Position bleiben, Steuerungsmöglichkeiten für den Medienplayer fehlen, zumindest mit Windows. Beim Layout für das Redmonder Betriebssystem werden in der FN-Ebene aus den Zahlentasten F-Tasten, beim Mac hingegen Medientasten und Sonderbefehle. Das ginge auch anders, kann aber immerhin via Software abgestellt werden.
Gerade bei Kompakttastaturen sind individuelle Wege zur Kompensation fehlender Funktionen im eigenen Nutzungsablauf hilfreich, etwa indem man „^“ mit „Entf“ tauscht – die oberste Taste am rechten Rand lässt sich leichter blind finden als die darunter. Das geht in diesem, aber nicht in jedem Fall: Wer „^“ durch „Drucken“ ersetzen möchte, schaut in die Röhre. Tasten lassen sich nicht mit den Funktionen des kompletten ISO-Layouts programmieren, sondern nur mit denen, die man ohne Tastenkombination direkt drücken kann. Auch die FN-Ebene kann nur in Teilen geändert werden. So lässt sich das Layout nur bedingt nach eigenen Wünschen optimieren.
Die Software im Praxiseinsatz
Die Software ist deshalb das größte Manko bei Akko. Die Übersetzung gerät noch verständlich genug, um sich mit etwas Fantasie zu orientieren, übliche Funktionen sind auf den ersten Blick vorhanden. Funktional gibt es weitere Defizite. Schnell auf der „3“ „F3“ durch eine andere Funktion ersetzt? Dann hilft nicht einmal der Button „Zurücksetzen“, denn das entfernt die Doppelbelegung komplett. Der Ausgangszustand lässt sich nur durch Zurücksetzen der gesamten Tastatur wiederherstellen.
Ähnliche Stolpersteine hat die Konfiguration des „Lichts“, soll es einfarbig und statisch sein. Im Effekt „Ein“ gilt es dazu, den Farbverlauf („gleißend“) abzuwählen und dann das Fenster zur Farbwahl zu treffen. Da die Standardfarbe Weiß ist, wird ein rahmenloses weißes Feld auf weißem Hintergrund gesucht – links neben „Aktuelle“ stolpert der Zeiger auf die richtige Stelle. Auf der Wunschliste stünde außerdem eine schnelle Option, Farben zu mischen. Im benutzerdefinierten Farbprofil muss jede LED einzeln (!) gefärbt werden, da sich mehrere Tasten nicht per Auswahlmaske bündeln lassen. Derartige Nickeligkeiten kosten Zeit und Nerven. Ob sie behoben werden? Das lässt sich bei Newcomern schwer abschätzen. Nötig wäre es, damit die Tastatur richtig rund wird.
Fazit
Auf den ersten Blick schlägt sich die Akko 3068B so wie ihr dröger Name. Gute Verarbeitung, relativ ruhige Geräuschkulisse, hochwertige Tastenkappen, viel Ausstattung bis hin zum kabellosen Betrieb: Das ist dem Preissegment in der Summe mehr als angemessen, aber auch nicht völlig untypisch. Bis hierhin: ein dröges Fazit. Sich richtig herauszuputzen, das gelingt dem Modell an anderer Stelle: Es sind die Taster, die hier einen Unterschied machen.
Die ungewöhnliche, aber treffsichere, nicht bloß zwingend „andere“ Abstimmung und die Vielfalt der teils im Zubehör angebotenen Optionen sind einerseits eine Spielwiese für Taster-Enthusiasten, andererseits aber eine Möglichkeit, ein Produkt ziemlich genau nach eigenen Vorstellungen anzupassen. Hier hat Akko ein echtes Auge für Feinheiten bewiesen.
Solche Flexibilität, die im Besonderen die Zielgruppe extrem kompakter Layouts goutiert, endet frühzeitig. Änderungen am Layout und an den Tastenzuweisungen sind nur eingeschränkt möglich. Dass darüber hinaus Übersetzungen und Details Fantasie erfordern – ein fast schon unbedeutendes Detail. Der Verzicht auf die Beschriftung von Zusatzfunktionen erfordert zudem Merkfähigkeiten. Die Beleuchtung bleibt Ambiente, hilft aber der Ablesbarkeit wenig.
Wenn individuelle Taster oder eine günstige kabellose Tastatur mit Funktionstasten gesucht wird, die ohne große Änderungen out of the box eingesetzt wird, liefert Akko eine Punktlandung. Bessert der Hersteller an diesem Punkt nach, wird die 3068B in ihrem Preissegment zu einer echten Empfehlung. Bis dahin gilt: Fallen diese Kriterien aus, dann gibt es für rund 40 Euro weniger die kabelgebundene Sharkoon Skiller SGK50 S4 im Minimallayout oder zum ähnlichen Kurs ohne Hot-Swap-Fähigkeit Duckys One 2 SF (Test), die ebenfalls einen Blick wert sein sollten.
- Kompaktes, stimmiges Layout
- Hot-Swap-fähig
- Relativ leise
- Kabelloser Betrieb möglich
- Interessante Tasteroptionen
- Tastenkappen nicht lichtdurchlässig
- Software fehlen viele Funktionen
- Konfiguration etwas unflexibel
- Erste Tastenreihe nicht im Normlayout
ComputerBase hat die 3068B Plus und drei Sätze Taster als Leihgabe von Akko zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, ein Testbericht wurde im Vorfeld zugesagt.
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