Amazfit GTS 4 im Test: Mehr Funktionen für die leichte Smartwatch
Die Amazfit GTS 4 überzeugt bei Display, Verarbeitung, Einstellungsmöglichkeiten und Akkulaufzeit. Auch die Genauigkeit der Vitaldaten wurde teils erheblich verbessert. Doch es fehlt der Smartwatch weiterhin an einer breiten App-Unterstützung durch Dritt-Entwickler, um mit Wear OS zu konkurrieren.
Zum Start der IFA 2022 in Berlin hat Amazfit neue Smartwatches im Gepäck. Nach der Outdoor-Smartwatch T-Rex 2 (Test) stehen nun die vierten Generationen der GTR- und GTS-Reihe an. Sie bieten verbesserte Sportfunktionen, erweitertes Gesundheitstracking und wie das Outdoor-Modell GPS zur Positionsbestimmung ohne Smartphone mit Routenimport.
Bei der GTS 4 handelt es sich um die rechteckige Variante der Smartwatch, während die GTR rund ist. Ihre technischen Daten sind weitgehend identisch, durch die andere Bauform unterscheiden sie sich jedoch im Gewicht und in der Akkugröße, was sich wiederum auf die Akkulaufzeit auswirkt. Im Test kommt das leichtere, rechteckige Modell zum Zuge, das 42,7 × 36,5 × 9,9 mm groß und ohne Armband 27 g leicht ist. Die GTR 4 misst 46 × 46 × 10,6 mm bei einem Gewicht von 34 g ohne Armband. Der Akku der GTS 4 weist eine Kapazität von 300 mAh auf, bei der GTR 4 sind es 475 mAh.
Auch beim Preis gibt es Unterschiede. Die unverbindliche Preisempfehlung der Amazfit GTS 4 liegt bei 199,90 Euro. Sie kann bereits bei Amazon* erworben werden und ist in den Farben Infinite Black, Misty White, Autumn Brown und Rosebud Pink verfügbar. Die Amazfit GTR 4 kostet hingegen 229,90 Euro (UVP). Sie ist ebenfalls bei Amazon* erhältlich. Als Farben stehen Superspeed Black, Vintage Brown Leather und Racetrack Grey zur Auswahl. Mit der Amazfit GTS 4 Mini ist zudem ein kleineres Modell für 99,99 Euro verfügbar*, auf das im Test nicht näher eingegangen wird.
Die Amazfit GTS 4 im Detail
Das Gehäuse der Amazfit GTS 4 ist aus Aluminium gefertigt. Mit den genannten Abmessungen von 42,7 × 36,5 × 9,9 mm und einem Gewicht von 27 g ohne Armband ist die Amazfit GTS 4 etwas kleiner als die größere Variante der Apple Watch Series 8, die es auf 45 × 38 × 10,7 mm und ein Gewicht von 38,8 g bringt. Die Amazfit GTS 4 trägt sich im Alltag ebenfalls sehr angenehm, aber nicht ganz so unauffällig und leicht wie die kleine Samsung Galaxy Watch 5 (Test), unter deren Armband man auch etwas weniger schwitzt. Das Armband ist 20 mm breit und kann vom Träger selbst jederzeit schnell gegen ein anderes ausgewechselt werden.
Eine IP-Zertifizierung nennt Amazfit für die GTS 4 nicht, gibt jedoch eine Wasserdichtigkeit bis 5 ATM an – bei der T-Rex 2 sind es 10 ATM. Beim Baden, Duschen oder Händewaschen kann die Smartwatch demnach ebenso wie beim normalen Schwimmen getragen werden. Soll tiefer getaucht werden, muss man sie jedoch absetzen. Denn 5 ATM bedeuten nicht, dass die GTS 4 bis zu einer Tiefe von 50 m wasserdicht ist, sondern dem Druck einer Wassersäule von 50 m standhält. Je nach Bewegungen kann dieser Druck überschritten werden.
1,75 Zoll großes AMOLED-Display
Das 1,75 Zoll große AMOLED-Display der GTS 4 verfügt über eine Auflösung von 390 × 450 Pixeln, was in einer Pixeldichte von 341 ppi resultiert. Die Apple Watch kommt beim 45-mm-Modell auf eine Diagonale von 1,9 Zoll bei 396 × 484 Pixeln. Die Helligkeit gibt Amazfit mit 500 cd/m² an, was angesichts der 1.000 cd/m² für die T-Rex 2, GTR 3 Pro, GTR 3 und GTS 3 verwundert und eine falsche Angabe zu sein scheint – zumal das Display der GTS 4 zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erweckt, dunkler oder zu dunkel zu sein.
Schutzglas und SoC nicht genannt
Beim Schutzglas hält sich Amazfit erneut bedeckt und verrät nicht, ob ein spezielles Glas zum Einsatz kommt. Das Unternehmen spricht lediglich von gehärtetem Glas mit einer Anti-Fingerabdruck-Beschichtung. Letzteres leistet zwar gute Dienste, das Glas dürfte aber wie bei der T-Rex 2 nicht zu den härtesten auf dem Markt zählen. Auch beim eingesetzten SoC hält sich der Hersteller erneut bedeckt und nennt kein konkretes Modell.
Bis zu 7 Tage Akkulaufzeit, in der Praxis 4
Die Amazfit GTS 4 soll offiziell bis zu sieben Tage Akkulaufzeit bieten, allerdings gilt dies für ein deaktiviertes Always-on-Display und eine reduzierte Erfassung der Gesundheitsdaten. Im Test wurde bei durchschnittlicher Nutzung mit aktiviertem Always-on-Display und vollständiger Erfassung aller Vitaldaten mit gelegentlich aktiviertem GPS und zwei Stunden Musikwiedergabe über die Smartwatch eine Akkulaufzeit von vier Tagen erreicht, ohne aktives WLAN, denn das muss bei Amazfit anders als bei den meisten anderen Herstellern erst manuell aktiviert werden und ist ab Werk ausgeschaltet, um Akku zu sparen.
Amazfit GTS 4 | Amazfit T-Rex 2 | Amazfit GTR 3 Pro | Amazfit GTR 3 | Amazfit GTS 3 | |
---|---|---|---|---|---|
Display | 1,75 Zoll, AMOLED | 1,39 Zoll, AMOLED | 1,45 Zoll, AMOLED | 1,39 Zoll, AMOLED | 1,75 Zoll, AMOLED |
Screen-to-Body-Ratio | 72,8 % | k. A. | 70,6 % | 66 % | 72,4 % |
Pixeldichte | 341 ppi | 326 ppi | 331 ppi | 326 ppi | 341 ppi |
Akku | 300 mAh | 500 mAh | 450 mAh | 450 mAh | 250 mAh |
Lautsprecher | Ja | Nein | Ja | Nein | |
WLAN | Ja | Nein | Ja | Nein | |
GPS | GPS, GLONASS, Galileo, BDS, QZSS | ||||
Int. Speicher für Musik | Ja (2,3 GB) | Nein | Ja (2,3 GB) | Nein | |
Bluetooth-Anrufe | Ja | Nein | Ja | Nein | |
Biosensoren | Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung, Stresslevel, Atemfrequenz | ||||
Gewicht (ohne Armband) | 27 g | 66,5 g (mit Armband) | 32 g | 24,4 g |
Laden über Pins
Während das Display der GTS 4 somit genauso groß ist wie bei der GTS 3 und mit derselben Pixelanzahl auflöst, ist der Akku von 250 auf 300 mAh gewachsen. Entscheidend sind aber andere Veränderungen, denn die GTS 4 bietet einige weitere Funktionen, die die GTS 3 noch nicht bot. Geladen wird über eine magnetische Halterung mit zwei Kontakten, die GTS 4 lädt somit weiterhin nicht kabellos. Ein Netzteil ist nicht Teil des Lieferumfangs, so dass ein USB-A-Netzteil benötigt wird. Der Ladeanschluss ist nicht orientierungslos und dockt magnetisch nur in einer Position an die GTS 4 an. Wird die Uhr zum Aufladen nicht flach hingelegt, was angesichts des weiterhin etwas zu schwachen Magneten nicht erste Wahl ist, steht sie deshalb immer seitlich auf der Krone. Die Orientierung hätte daher genau andersherum umgesetzt werden sollen.
Interner Speicher, Lautsprecher, Mikro und Bluetooth
Den Anfang machen Funktionen, die Amazfit bislang einem Pro-Modell vorbehalten hatte. Integriertes WLAN, einen Lautsprecher in der Smartwatch, Bluetooth-Telefonie und einen internen Speicher, der etwa für das Speichern von Musik genutzt werden kann, gibt es nun auch bei der GTS 4. Wie bei der Amazfit GTR 3 Pro kann der Nutzer auf 2,3 GB internen Speicher zurückgreifen, um so Musik unabhängig vom Smartphone direkt auf Bluetooth-Kopfhörern wiederzugeben. Über den Lautsprecher, der links unten zur Seite abschallt, können im Sportmodus Echtzeitdaten wie Herzfrequenz, Trainingsdauer und -distanz oder Trink-Erinnerungen ausgegeben werden. Dies ist statt über den Lautsprecher auch über Bluetooth an Kopfhörer möglich.
Telefonate können so ebenfalls über die Uhr geführt werden, da neben dem Lautsprecher auch ein Mikrofon verbaut ist. Bei der GTR 3, GTS 3 und T-Rex 2 ist all dies nicht möglich. Neben Bluetooth 5.0 verfügt die Uhr obendrein über eine direkte WLAN-Verbindung mit 2,4 GHz.
Kein mobiles Bezahlen
Mangels NFC kann aber mit keiner der neuen Uhren unterwegs bezahlt werden – wie schon bei den Vorgängern. Dienste von Google werden derzeit ohnehin nicht unterstützt und auch von anderen Anbietern, die ein mobiles Bezahlsystem anbieten, ist derzeit keine App für die Smartwatches von Amazfit verfügbar.
Neuer Sensor für besseres Gesundheitstracking
Ebenfalls neu im Vergleich zum Vorgänger und auch zur T-Rex 2 ist der Sensor für die Vitaldaten. Setzen Vorgänger und T-Rex 2 noch auf den BioTracker 3.0, kommt in der GTS 4 nun der optische BioTracker 4.0 PPG zum Einsatz. Dank zweiter LED zusätzlich zu den vier Fotodioden soll der Sensor 33 Prozent mehr Daten sammeln als der Vorgänger. Darüber hinaus hat Amazfit den Algorithmus zur Erfassung der Herzfrequenz verbessert, so dass Signalstörungen durch Armbewegungen während des Trainings stark reduziert werden sollen. Die Herzfrequenzmessung soll so dem tatsächlichen Wert noch näher kommen. Einen Temperatursensor besitzt die GTS 4 anders als die GTR 3 Pro nicht. Auch eine EKG-Funktion lässt sie vermissen – Gerüchten zufolge soll sie später freigeschaltet werden, offiziell ist dies aber nicht. Inwiefern sich die Erfassung der Vitaldaten verbessert hat, wird im Folgenden noch genauer geprüft.
An der Art der erfassten Daten hat sich durch den neuen Sensor jedoch nichts geändert. Wie gehabt können rund um die Uhr die Herzfrequenz, die Sauerstoffsättigung des Blutes und das Stressniveau überwacht werden. Mit der bereits bekannten One-Tap-Messfunktion lassen sich diese drei Messwerte und die Atemfrequenz auch nach Bedarf in 45 Sekunden abfragen. Genauso ist es möglich, jeden Wert einzeln ermitteln zu lassen. Neben diesen Daten erfasst die GTS 4 auch die Schritte des Nutzers – wie genau, dazu ebenfalls später mehr. Als Sensoren sind in der GTS 4 ein Beschleunigungssensor, ein Kompass, ein Gyroskop, ein Umgebungslichtsensor und ein Barometer verbaut.
Die Schlafanalyse soll mit den neuen Modellen ebenfalls genauer ausfallen und Nutzer können jetzt ihren eigenen Schlafplan entsprechend ihren Schlafgewohnheiten erstellen, anhand dessen das Gerät den Schlaf erkennt. So können auch Schicht- und Nachtarbeiter Schlaf am Tag korrekt erfassen.
Wie schon bei der T-Rex 2 lassen sich auch mit der GTS 4 viele sportliche Aktivitäten tracken. Amazfit setzt hier auf Masse, denn mehr als 150 Sportmodi stehen inzwischen zur Auswahl. Die acht Sportmodi müssen samt Training nicht vom Nutzer manuell ausgewählt und gestartet werden, sondern die GTS 4 erkennt sie über ihre Sensoren anhand der typischen Bewegungen selbst. Dabei handelt es sich um Laufband, Outdoor-Laufen, Crosstrainer, Radfahren im Freien, Indoor-Gehen, Rudergerät, Poolschwimmen und Gehen. Neu ist die Unterstützung von 15 Krafttrainingsübungen, wobei die GTS 4 automatisch die Wiederholungen, Sätze und Ruhezeiten des Nutzers erkennen kann. Trainingsdaten können über das verbundene Smartphone auch mit Strava synchronisiert werden.
Kein Temperatursensor und kein Blutdruck
Zwei Funktionen, die viele neue Smartwatches in diesem Jahr bieten, fehlen der Amazfit GTS 4 jedoch. Sie verfügt weder über einen Hauttemperatursensor, noch kann mit ihr der Blutdruck gemessen werden. Beides Aspekte, die etwa die Samsung Galaxy Watch 5 aufweist, wenn auch beim Temperatursensor noch mit unbekanntem Nutzen. Apple setzt in der Watch Series 8 und der Watch Ultra Temperatursensoren ein, erfasst aber nur nachts die Hauttemperatur und erlaubt keine manuellen Messungen.
Routen-Navigation und 6 Ortungsstandards mit Updates
Auch bei den Ortungsdiensten und ihrem Einsatz gibt es mit der GTS 4 Neuerungen, die teilweise von der T-Rex 2 übernommen wurden. Neu ist, dass die GTS 4 erstmals mit zirkular polarisierter Dualband-GPS-Antennentechnologie ausgestattet ist, die selbst in komplexen Umgebungen eine hohe Signalstärke für die Positionsbestimmung bieten soll. Die Dualband-GPS-Antenne mit zirkularer Polarisation kann – zumindest in der Theorie – doppelt so viele Satellitensignale empfangen wie Uhren mit linear polarisierten GPS-Antennen. Alle Satelliten senden zirkular polarisierte Signale, so dass Smartwatches, die eine linear polarisierende GPS-Antenne verwenden, nur etwa 50 Prozent der Signale empfangen können. Zum Start der Smartwatch werden wie beim Vorgänger die fünf Ortungsstandards GPS, GLONASS, Galileo, BDS und QZSS unterstützt. Mit einem zukünftigen Firmware-Update wird die Technologie sechs Satellitensysteme beherrschen.
In Verbindung mit dem GPS bietet die Amazfit GTS 4 die mit der T-Rex 2 jüngst eingeführte Funktion zum Routen-Import, so dass sich Wanderwege oder Fahrrad- und Laufrouten vorab über die Zepp-App auf die Uhr laden lassen, um dann nur mit der Smartwatch navigieren zu können, die bei Abweichung von der Route Alarm schlägt. Wie zum Start der T-Rex 2 wird hierfür auch auf der GTS 4 aber zunächst noch ein Firmware-Update benötigt, das aktuell noch nicht zur Verfügung steht. Da die Funktion selbst identisch ist, wird an dieser Stelle deshalb auf den Test der T-Rex 2 verwiesen, in dem näher auf sie eingegangen wird.
Flüssigerem Zepp OS fehlt Unterstützung
Die Amazfit GTS 4 läuft ebenfalls mit dem hauseigenen Zepp OS. In der neuen Version, die auch schon auf der T-Rex 2 eingesetzt wird, ist das Betriebssystem deutlich flüssiger als zuvor. Obwohl Amazfit bemüht ist, die wichtigen Funktionen selbst abzudecken, fehlt es dem Betriebssystem an der Unterstützung von Dritt-Entwicklern. Deshalb bleibt Amazfit schlicht nichts anderes übrig, als alle Funktionen selbst zu bieten, was nicht gelingt, da so meist die Anbindung an die Apps auf dem Smartphone fehlt. Der App-Store liefert nur rund zwei Dutzend Apps, die nachträglich installiert werden können und von denen viele zudem kaum einen täglichen Nutzen haben. Dritt-Entwickler konzentrieren sich auf die maßgebenden Plattformen watchOS und Wear OS, da es sich für sie nicht lohnt, das Betriebssystem eines einzelnen Herstellers zu unterstützen. Die wichtigsten externen Anbindungsmöglichkeiten sind mit GoPro und Home Connect bereits genannt, was offenbart, welch riesige Lücke im Vergleich zu den anderen Smartwatch-Betriebssystemen klafft.
Wer die GTS 4 kauft, sollte deshalb davon ausgehen, dass er sie mit den Funktionen erwirbt, die derzeit verfügbar sind, und nicht darauf hoffen, dass die Anbindung für eine wichtige Smartphone-App noch nachgereicht wird.
Positiv tut sich erneut die Vielfalt der Zifferblätter hervor, gerade im Vergleich zu watchOS. Wenn auch viele, sind allerdings nicht mehr alle kostenlos, so dass man mitunter für ein neues Zifferblatt zwischen 99 Cent und 2,99 Euro ausgeben muss. Animierte Zifferblätter reduzieren die Akkulaufzeit, worauf Amazfit bei der Aktivierung hinweist.
Nach der überzeugenden Hardware mit sehr guter Verarbeitung und hervorragendem Display zeigen sich beim Betriebssystems somit die Grenzen, die einem Hersteller gesetzt sind, wenn er sich nicht Wear OS anschließt. Denn die von Amazfit selbst umgesetzten Funktionen sind zwar gut gelungen und inzwischen auch fast immer fehlerfrei ins Deutsche übersetzt, viele erwarten inzwischen aber mehr von ihrer Smartwatch und insbesondere eine uneingeschränkte Unterstützung der auf dem Smartphone genutzten Apps.
Die GTS 4 bietet erneut eine Unterstützung für Amazon Alexa und auch einen eigenen Offline-Sprachassistenten, mit dem sich Apps auf der Uhr öffnen oder Funktionen wie die Displayhelligkeit anpassen lassen. Im Test wurde dabei aber häufig die falsche Funktion gestartet. Für ein besseres Verständnis empfiehlt es sich in jedem Fall, Englisch zu nutzen.
Zepp-App zur Einrichtung und Synchronisierung
Die Einrichtung der GTS 4 gestaltet sich identisch zur T-Rex 2. Auf dem Smartphone muss die Zepp-App installiert werden, die für iOS und Android bereitsteht. Die App ist im Vergleich zu den Erkenntnissen im erst kürzlich erschienenen Test der T-Rex 2 unverändert, weshalb an dieser Stelle nur kurz darauf eingegangen wird.
Die Einstellungsmöglichkeiten und Optionen in der App sind zahlreich, aber nicht immer intuitiv zugänglich. Durch die vielen Möglichkeiten, die einzelnen Messungen und Funktionen wie die Einschaltzeit des Displays anzupassen, kann man die Akkulaufzeit der GTS 4 noch deutlich verlängern. Weiterhin umständlich und wie schon bei der T-Rex 2: Jede App, die Benachrichtigungen auf der GTS 4 anzeigen soll, muss in der Zepp-App einzeln aktiviert werden, nachdem das Smartphone entsprechende Benachrichtigungen ausgegeben hat. Pauschal alle Benachrichtigungen können nicht aktiviert werden und es erfolgt auch kein Hinweis, wenn eine App eine Benachrichtigung sendet, ob sie auch auf der Uhr erscheinen soll. Der Nutzer muss deshalb immer mal wieder selbst in der App nachsehen, welche Benachrichtigungen neu aktiviert werden können. Aufgrund der eben genannten mangelnden Unterstützung durch die App-Entwickler lässt sich mit vielen Benachrichtigungen dann auch nicht interagieren und bei Messengern werden zugeschickte Bilder nicht direkt auf der Uhr angezeigt.
Die Zepp-App selbst gibt abseits der Einstellungsmöglichkeiten eine Einsicht in die Vitaldaten wie PAI, Schlaf, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Schritte und erlaubt es, persönliche, individuelle Ziele zu definieren. Auf Wunsch erinnert die Uhr den Träger an Bewegung, wenn er längere Zeit inaktiv ist. Dies lässt sich beliebig auf einen selbst gewählten Zeitraum anpassen, so dass auch hierbei unterschiedliche Arbeitszeiten berücksichtigt werden können.
Sensorik und Vitalwerte
Herzfrequenz- und Blutsauerstoffmessung
Die Herzfrequenzmessungen werden jeweils mehrfach bei keiner, leichter und starker Belastung durchgeführt und jeweils mit einer Apple Watch Series 8 und Series 6 sowie einem Polar-Brustgurt (Referenz) verglichen. Die Unterschiede fallen in allen Szenarien gering aus, auch bei mittlerer und hoher Herzfrequenz.
Amazfit GTS 4 | Apple Watch Series 8 | Apple Watch Series 6 | Referenz |
---|---|---|---|
65 | 65 | 65 | 65 |
67 | 68 | 70 | 69 |
121 | 122 | 119 | 121 |
174 | 179 | 175 | 181 |
Die Messung der Blutsauerstoffsättigung kann auf der GTS 4 jederzeit manuell ausgelöst werden, alternativ erfolgt sie automatisch im Hintergrund. Eine manuelle Messung dauert 30 Sekunden, was doppelt so lang wie bei einer Apple Watch ist, deren Werte hier als Vergleich dienen.
Amazfit GTS 4 | Apple Watch Series 8 | Apple Watch Series 6 |
---|---|---|
97 | 98 | 98 |
99 | 98 | 98 |
96 | 97 | 97 |
Die SpO2-Messung liefert im Test glaubwürdige Messwerte, die zudem im Einklang mit den gemessenen Werten der Apple Watch Series 6 sind. Einen Grund, sie in Frage zu stellen, gibt es demnach nicht.
Insgesamt lässt sich somit festhalten, dass beide Messwerte gute Indikatoren darstellen und Amazfit hier tatsächlich nachgelegt hat.
Bei den Schritten liegt die GTS 4 oft daneben
Bei den Schritten zeigt die Amazfit GTS 4 dann aber ein sehr ambivalentes Verhalten. Insgesamt wurde drei Mal eine Strecke von exakt 1.000 Schritten abgelaufen, wobei die GTS 4 911, 1.178 und 1.011 Schritte zählte. Die Messung lag also ein Mal fast 10 Prozent zu niedrig, war mal genau und lag dann wieder fast 20 Prozent über dem tatsächlichen Wert. Erklären ließ sich das Verhalten nicht. Es wurde jeweils versucht, gleiche Laufbewegungen zu messen.
Tatsächliche Schritte | Amazfit GTS 4 | Apple Watch Series 8 | Apple Watch Series 6 |
---|---|---|---|
1.000 | 911 | 996 | 998 |
1.000 | 1.178 | 999 | 993 |
1.000 | 1.011 | 1.003 | 1.006 |
Fazit
Hardware hui, Software pfui? Ganz so einfach ist es bei der Amazfit GTS 4 erneut nicht. Dass die Hardware überzeugt, stimmt zwar und auch bei der Software hat Amazfit durchaus noch Potenzial. Vor allem ist es aber die fehlende Unterstützung durch Dritt-Anbieter, die der Smartwatch im Vergleich zu Wear OS und watchOS einen schweren Stand verschafft. Aus Sicht der Dritt-Entwickler ist es hingegen nur nachvollziehbar, sich nicht auf einen einzelnen Hersteller einzustellen und spezielle Anpassungen vorzunehmen, wenn man auch so fast den gesamten Smartwatch-Markt abdecken kann. Insofern ist die Amazfit GTS 4 für all jene interessant, die von ihrer Smartwatch das erwarten, was sie ab Werk kann, und Einschränkungen in Kauf nehmen, da die Smartwatch in erster Linie für die Uhrzeit, das Tracking von Vitaldaten und die Verlängerung von Benachrichtigungen vom Smartphone genutzt wird. Bei sehr vielen Nutzern ist dies auch tatsächlich das hauptsächliche Anwendungsszenario einer Smartwatch.
Die Verarbeitung, das AMOLED-Display, die Geschwindigkeit, die Optionen und vor allem die Akkulaufzeit im Vergleich zu einer Apple Watch, aber auch einer Samsung Galaxy Watch 5 (Test) und Pixel Watch (Test) überzeugen. Dass das Armband einfach gegen ein beliebiges 20-mm-Band getauscht werden kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Mit der Samsung Galaxy Watch 5, die jüngst im Test überzeugte, hat die Amazfit GTS 4 allerdings auch einen Konkurrenten, der kaum teurer ist, sich noch angenehmer trägt und mit Wear OS eine breite Unterstützung durch Dritt-Entwickler erfährt. Kostet die GTS 4 bei Amazfit und bei Amazon rund 200 Euro*, so ist die kleine Galaxy Watch 5 im Handel ebenfalls schon für 230 Euro zu haben, bietet mit dem Temperatursensor, der Körperzusammensetzung und der Blutdruckmessung sowie dem Saphirglas aber auch mehr – alle Funktionen jedoch nur mit einem Galaxy-Smartphone. Mit der breiten Software-Unterstützung ist die Samsung Galaxy Watch 5, wenn es denn eine runde Smartwatch sein soll, deshalb die aktuell bessere Wahl.
- Gute Akkulaufzeit
- Hervorragendes Display
- Hoher Tragekomfort
- Sehr gute Verarbeitungsqualität
- Genaue Vitaldaten (außer Schritte)
- SpO2-Messung
- Armband auswechselbar
- Telefonie und Musik über die Smartwatch
- Schrittzählung weicht mitunter stark ab
- Kaum App-Unterstützung
- Smartphone-App teils unübersichtlich
- Keine EKG-Funktion
ComputerBase wurde die GTS 4 leihweise von Amazfit zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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