Elmos: Deutsche Foundry geht voraussichtlich an China
Der in Dortmund beheimatete deutsche Halbleiterhersteller Elmos Semiconductor wird voraussichtlich vom chinesisch kontrollierten Konkurrenten Silex Technology aus Schweden übernommen. Die Bundesregierung soll der Übernahme, entgegen einer Empfehlung des Bundesverfassungsschutzes, intern bereits zugestimmt haben.
Eine erfolgreiche deutsche Foundry steht zum Verkauf
Die 1984 in Dortmund gegründete Foundry, die vor allem für die Automobilindustrie produziert, kündigte Ende 2021 an, sich von seinem Stammwerk in Dortmund und der dort beheimateten Fertigung inklusive der dafür nötigen Gütern trennen zu wollen. Die schwedische Foundry Silex Microsystems, ein Tochterunternehmen von Silex Technology, möchte die Übernahme in Höhe von 85 Millionen Euro gerne abschließen. Hinter allem steht der chinesische Großkonzern Sai Microelectronics, welcher seinerseits ebenfalls im Geschäftsfeld der Micro-Electro-Mechanical Systems (MEMS) unterwegs ist.
Nachdem sich das Unternehmen als einer der Gewinner in der Chipkrise 2021 positionieren und seine Umsätze und Gewinne deutlich steigern konnte, soll jetzt ein kompletter Neuanfang unter chinesischer Leitung gemacht werden.
Auch aktuell laufen die Geschäfte für Elmos gut. Ein starkes zweites Quartal 2022 mit einem Umsatz von 105,8 Millionen Euro liegt hinter dem Unternehmen und auch der Blick in die nahe Zukunft sieht positiv aus. Elmos erwartet für 2022 erstmals einen Gesamtjahresumsatz von mehr als 400 Millionen Euro, an dem Sensor-ICs den Löwenanteil ausmachen.
Die Regierung gibt voraussichtlich grünes Licht
Die Elmos Semiconductor SE fertig unter anderem spezialisierte Sensor ICs für die Automobilindustrie und MEMS. In diesem Sektor operieren auch Silex Microelectronics und der chinesischer Mutterkonzern Sai Microelectronics. Wie das Handelsblatt (Paywall) unter Berufung auf Regierungskreisen berichtet, werde die Bundesregierung die Übernahme „voraussichtlich zulassen“ und damit den Weg freimachen.
Demnach „soll im Fall Elmos Einigkeit zwischen Bundeskanzleramt und Bundeswirtschaftsministerium bestehen“. Hierzu heißt es weiter, „die Chip-Technologie von Elmos sei überholt“, weshalb es „keine Gefahr durch Abfluss von Knowhow“ aus Deutschland ins Ausland geben würde.
Der Bundesverfassungsschutz rät ab
Mit seiner voraussichtlichen Entscheidung zu Gunsten einer Übernahme von Elmos durch Silex und schlussendlich durch Sai Microelectronics, handelt die Bundesregierung gegen den Rat des Bundesverfassungsschutzes.
Die Verfassungsschützer sehen nicht im verlorenen Knowhow, sondern in dem Verlust der Produktionskapazität das größte Risiko, das von dem Deal ausgeht. Demnach kaufe sich China gezielt in entsprechende Industriezweige ein, um Druck auf andere Länder auszuüben. Dennoch soll die offizielle Genehmigung bereits kommende Woche erfolgen, heißt es abschließend.
Ein Hauch von Pentium II
Auch wenn die Nachfrage in der Chipkrise 2021 rapide gestiegen ist, Elmos weiß um seine veraltete Fertigung, die sich mit 350 Nanometern auf dem Niveau des ersten Intel Pentium II alias „Klamath“ aus dem Jahre 1997 bewegt.
Obwohl Elmos auf Wachstumskurs ist, geht die Kundennachfrage nach unseren 350-nm-Automotive-Produkten auf langfristige Sicht zurück, da zukünftig Produkte mit kleineren Technologien verwendet werden.
Die heutige Vereinbarung mit Silex bietet für den Standort eine vielversprechende und langfristige Perspektive mit neuen Produkten und Technologien.
Wir freuen uns sehr und sind davon überzeugt, dass wir eine sehr gute und nachhaltige Lösung für unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und den Standort Dortmund gefunden haben
Dr. Arne Schneider, Vorstandsvorsitzender der Elmos Semiconductor SE
Neben der 200-mm-Waferfertigung in Dortmund soll auch das gesamte Personal von Elmos in die Silex Technology übernommen werden. Die Lösungen, die Elmos der Automobilindustrie in Form von MEMS, Sensor-ICs und weiteren Schaltkreisen zur Verfügung stellt, demonstriert das nachfolgende Unternehmensvideo.