Fitbit Sense 2 im Test: Viel Rückschritt mit etwas Fortschritt

Frank Hüber
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Fitbit Sense 2 im Test: Viel Rückschritt mit etwas Fortschritt

Die Fitbit Sense 2 erfasst fortlaufend den Stress des Nutzers. Da im Vergleich zum Vorgänger einige Funktionen weggefallen sind und die Pixel Watch mehr bietet, wirft der Ansatz der Sense 2 aber Fragen auf und macht die Smartwatch im Grunde überflüssig.

Mit der Sense 2 hat Fitbit den Nachfolger der Sense auf den Markt gebracht, die vor zwei Jahren als Smartwatch mit vielen, teils neuen Sensoren auf sich aufmerksam machen konnte. Mit der Sense 2 möchte das Unternehmen hieran anknüpfen und integriert als Neuerung einen cEDA-Sensor, der den Stresslevel des Nutzers statt punktuell nun den ganzen Tag lang im Hintergrund auswerten kann (cEDA – „continuous electrodermal activity“). In anderen Bereichen bietet die Sense 2 jedoch plötzlich weniger als die Sense und hat teils zwar die Hardware verbaut, nutzt sie aber nicht mehr. Eine ungewöhnliche Entwicklung, die sich deutlich auf die Sense 2 auswirkt.

Weiterhin Fitbit OS statt Wear OS

Zudem hat sich das Rad in zwei Jahren weitergedreht und Fitbit sollte nicht nur besser in Google integriert sein, sondern Google selbst hat mit der Pixel Watch (Test) eine eigene Smartwatch vorgestellt, die auf das zusammen mit Samsung entwickelte Wear OS setzt. Nachdem Gerüchte davon ausgingen, dass auch die neuen Smartwatches von Fitbit auf Wear OS setzen werden, überraschte es zur Ankündigung, dass Fitbit bei allen neuen Smartwatches auch in diesem Jahr noch auf Fitbit OS statt Wear OS setzt. Die Verzahnung mit Android fällt deshalb schlechter aus und Google-Dienste lassen sich noch gar nicht und später auch nur eingeschränkt nutzen. Dafür wird neben Android weiterhin iOS und somit das iPhone unterstützt, was weder bei Samsung noch bei Google mit den eigenen Wear-OS-Smartwatches der Fall ist.

Fitbit Sense 2

Zwei Google-Dienste kommen – irgendwann

Gänzlich auf Google-Dienste soll die Sense 2 aber nicht verzichten müssen. Mit Google Maps (Turn-by-Turn-Navigation) und Google Wallet sollen zwei Anwendungen auf die Sense 2 kommen, allerdings nicht sofort zum Start, sondern erst später durch ein Softwareupdate. Wann genau, ist völlig unbekannt. Um die Funktionen nutzen zu können, bietet die Sense 2 integriertes NFC und GPS wie auch schon die Sense.

Ist die Sense 2 angesichts dieser Ausgangslage trotzdem eine Option? Und wo liegen die Fallstricke? Darauf wird sich der Test fokussieren, denn die meisten Funktionen hat die Sense 2 1:1 von der Sense übernommen und wurden somit bereits im Test der Fitbit Sense besprochen.

Für 300 Euro erhältlich

Die Fitbit Sense 2 ist für 299,95 Euro direkt bei Fitbit erhältlich, im Handel hingegen ab rund 280 Euro. Sie ist in drei Farbvarianten verfügbar, bei denen sich Armband- und Gehäusefarbe unterscheiden: Nachtgrau/Aluminium in Graphit, Mondweiß/Aluminium in Platin und Nebelblau/Aluminium in Softgold.

Lieferumfang der Fitbit Sense 2
Lieferumfang der Fitbit Sense 2

Eine LTE-Version der Sense 2 gibt es nicht, sie ist auf die Verbindung zum Smartphone angewiesen.

Die Fitbit Sense 2 im Detail

Jetzt mit cEDA-Sensor

Ein erster Blick auf die technischen Daten offenbart, dass sich Sense 2 und Sense in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich oder sogar identisch sind. Wichtigster positiver Unterschied ist der neue cEDA-Sensor der Sense 2, wohingegen die Sense einen EDA-Sensor einsetzt. Der Unterschied: Der neue cEDA-Sensor kann die Körperdaten des Nutzers kontinuierlich statt (wie der EDA-Sensor) nur noch punktuell auslesen. Fitbit nutzt ihn zur Angabe und Auswertung des Stresslevels. So kann der Nutzer auch automatisch auf einen erhöhten Stresslevel hingewiesen werden, ohne dass er selbst erst eine Messung anstoßen muss, um dies zu erkennen.

Sensoren der Fitbit Sense 2

Zudem bietet die Sense 2 wieder eine EKG-Funktion und einen Hauttemperatursensor. Den Schlaf, die Sauerstoffsättigung und den Puls überwachen beide. In all diesen Bereichen gibt es keinen Unterschied.

Fitbit Sense 2 Fitbit Sense Pixel Watch Galaxy Watch 5 Galaxy Watch 5 Pro
Material Aluminium Aluminium Edelstahl Aluminium Titan
Farben Nachtgrau/Aluminium in Graphit, Mondweiß/Aluminium in Platin und Nebelblau/Aluminium in Softgold Carbon/Graphit, Lunar White/Soft Gold, Salbeigrau/Silber Matte Black/Obsidian, Polished Silver/Charcoal, Polished Silver/Chalk, Champagne Gold/Hazel Graphit, Pink Gold, Silver (40 mm)
Graphit, Saphir, Silver (44 mm)
Black Titanium, Gray Titanium
Größe 40 mm 40 mm 41 mm 40 mm, 44 mm 44 mm
Abmessungen 40,5 × 40,5 × 12,3 mm  40,48 × 40,48 × 12,35 mm 41 × 41 × 12,3 mm 40 mm: 39,3 × 40,4 × 9,8 mm
44 mm: 43,3 × 44,4 × 9,8 mm
45,4 × 45,4 × 10,5 mm
Gewicht 37,7 g 34 g 36 g 40 mm: 28,7 g
44 mm: 33,5 g
46,5 g
Display 1,58", AMOLED, 336 × 336 1,58", AMOLED, 336 × 336 1,2", OLED, 384 × 384, 320 ppi 40 mm: 1,2", OLED, 396 × 396
44 mm: 1,4", OLED, 450 × 450
1,4", OLED, 450 × 450
Prozessor Samsung Exynos W9110 Samsung Exynos W920
RAM 2 GB 1,5 GB LPDDR4
Speicher 4 GB 32 GB 16 GB
Konnektivität Wi-Fi 4 (deaktiviert), Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS Wi-Fi 4, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS Wi-Fi 4, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo Wi-Fi 4, Bluetooth 5.2, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo
Mobilfunk  LTE (optional)
Akku 162 mAh 294 mAh 40 mm: 284 mAh
44 mm: 410 mAh
590 mAh
Laden magnetische Ladekontakte  Wireless Charging WPC Wireless Charging
Betriebssystem Fitbit OS  Google Wear OS 3.5 Google Wear OS 3.5 mit Samsung One UI Watch 4.5
Sensorik optische Herzfrequenz, elektrischer Mehrzwecksensor, SpO2, Puls, EDA/cEDA, Gyroskop, Höhenmesser, 3-Achsen-Accelerometer, Umgebungslichtsensor, Hauttemperatursensor optische Herzfrequenz, elektrischer Mehrzwecksensor, SpO2, Puls, EDA, Gyroskop, Höhenmesser, 3-Achsen-Accelerometer, Umgebungslichtsensor, Hauttemperatursensor optische Herzfrequenz, elektrischer Mehrzwecksensor, Sauerstoffsättigungsmesser, Höhenmesser, Kompass, Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Lichtsensor BioActive-Sensor: optische Herzfrequenz, elektrisches Herzsignal, bioelektrische Impedanzanalyse, Temperatur, Beschleunigungssensor, Barometer, Gyrosensor, geomagnetischer Sensor, Lichtsensor
Kompatibilität ab Android 10  ab Android 7 ab Android 8.0 mit 1,5 GB RAM
Preis 299,95 Euro  249,95 Euro 379 Euro (GPS/WLAN)
429 Euro (GPS/WLAN/LTE)
40 mm: 299 Euro (BT)
40 mm: 349 Euro (LTE)
44 mm: 329 Euro (BT)
44 mm: 379 Euro (LTE)
469 Euro (BT)
519 Euro (LTE)

WLAN integriert, aber deaktiviert

Die Fitbit Sense 2 verfügt zwar über WLAN nach Wi-Fi 4, allerdings ist die Funktion deaktiviert und es lässt sich keine WLAN-Verbindung einrichten. Ohne Smartphone in der Nähe ist die Smartwatch somit nicht mit der Außenwelt verbunden.

Vorerst keine Telefonie mehr über die Uhr

Interessanter sind aber die Punkte, die die Sense 2 im Vergleich zur Sense nicht mehr bietet und kann. Denn mit der Sense 2 ist plötzlich keine Telefonie mehr über die Smartwatch möglich, was mit der Sense noch problemlos funktioniert. Bei Fitbit selbst heißt es inzwischen, dass diese Funktion „bald erhältlich“ sein soll. Warum sie überhaupt nicht mehr verfügbar ist, ist fraglich. Ebenso, wann sie wieder eingeführt wird. Bei der Einrichtung wird auf diese Funktion sogar hingewiesen und eine zweite Bluetooth-Verbindung zur Sense 2 aufgebaut („Sense 2 Calls“), allerdings funktioniert es nicht und die Smartwatch rührt sich bei ein- und ausgehenden Anrufen nicht.

Zahlung nur mit Fitbit Pay

Solange Google Wallet auf der Sense 2 noch nicht funktioniert, kann das NFC nur für Fitbit Pay genutzt werden. Es gibt wohl nur wenige Anwender, die Fitbit Pay nutzen und das tatsächlich als Pluspunkt vermerken.

Alexa ja, Google Assistant nein

Ebenfalls kurios ist, dass die Sense 2 weiterhin Amazon Alexa als Sprachassistentin unterstützt, aber nicht den Google Assistant – und das mehrere Jahre nach der Übernahme von Fitbit durch Google. Noch kurioser wird es aber dadurch, dass der Vorgänger, die Sense, den Google Assistant bereits unterstützt. Wie es zu so einer Weiterentwicklung kommen kann, ist mehr als unverständlich.

Kein Gmail, kein Kalender, kein Smart Home

Im Vergleich zur Pixel Watch fehlt der Sense 2 – wie auch schon der Sense – eine Integration von Gmail, eines Kalenders und der Smart-Home-Steuerung etwa über Google Home. All das kann die Smartwatch auch weiterhin nicht, macht sie im Vergleich zur hausinternen Konkurrenz aber noch überflüssiger.

Keine Steuerung der Musikwiedergabe

Mit der Sense 2 ist es zudem nicht möglich, die Musikwiedergabe des verbundenen Smartphones zu steuern. Auf der Sense gab es noch eigene Apps für Deezer und Spotify, auf der Sense 2 sind auch sie einfach verschwunden und lassen sich auch über die Fitbit-App auf dem Smartphone nachträglich nicht hinzufügen – Drittanbieter-Apps sind nicht mehr vorhanden.

Taste statt Touch

Statt auf einen Touchsensor an der Seite zu setzen, führt Fitbit bei der Sense 2 wieder eine physische Taste ein – allerdings an der linken Gehäuseseite. Da Armbanduhren ihre Krone traditionell an der rechten Seite des Gehäuses tragen, wirkt diese Positionierung bei der Sense 2 immer falsch. Dennoch ist der Wechsel von einem Touchsensor zu einer Taste eine enorme Verbesserung im Vergleich zur Sense, da man einerseits einen klaren Druckpunkt hat und andererseits keine Fehlbedienungen zustandekommen.

Unverändertes, aber weiterhin überzeugendes Display

Auch beim Display hat sich mit der Sense 2 nichts geändert. Das bis zu 1.000 cd/m² helle AMOLED-Display ist 1,58 Zoll groß und löst mit 336 × 336 Pixeln auf. Geschützt wird es wie beim Vorgänger von Corning Gorilla Glass 3. Die Sense 2 bietet weiterhin eine Always-on-Funktion, so dass der Bildschirm die ganze Zeit gedimmt eingeschaltet bleibt und die Uhrzeit anzeigt. Aufwecken lässt er sich wahlweise durch das Drehen des Handgelenks und/oder das Drücken der seitlichen Taste. In den Einstellungen lässt sich festlegen, ob es nur auf das Drücken der Taste reagieren und sonst gedimmt bzw. ausgeschaltet bleiben soll, wenn keine Always-on-Funktion aktiviert ist. Das Display kann jedoch nicht durch Berührung aktiviert werden – wenn man dies von der bislang genutzten Smartwatch gewöhnt ist, ertappt man sich immer wieder, wie man auf den Screen tippt, er jedoch nicht reagiert.

Fitbit Sense 2
Fitbit Sense 2

Sehr gutes Aluminium-Gehäuse

Bei den Abmessungen hat sich mit 40,5 × 40,5 × 12,3 mm (L × B × H) nichts zum Vorgänger verändert. Das Gewicht ist mit knapp 38 g ohne Armband leicht höher, die Sense 2 ist aber weiterhin angenehm leicht. Der Rahmen um das sichtbare Display fällt nach wie vor vergleichsweise breit aus, weil Fitbit nicht nur einen schwarzen Rand, sondern auch Sensoren zur Stressmessung um den Bildschirm herum verbaut.

Die Verarbeitung des Aluminium-Gehäuses ist wie gewohnt sehr gut und gibt keinerlei Anlass zur Kritik.

Auswechselbares Armband

Wie im Test der Pixel Watch erwähnt, ähneln sich die Armbänder der Sense 2 und der Pixel Watch stark, unterscheiden sich jedoch an den Anstößen. Das Armband aus Fluorelastomer mit Soft-Touch-Beschichtung der Sense 2 verzichtet auf Edelstahl an der Schließe und den Anstößen und fällt noch etwas leichter aus. Durch die längere Akkulaufzeit der Sense 2 von mehreren Tagen sollte man daran denken, sie gelegentlich abzulegen. Im Test war die Haut nach drei Tagen fortwährendem Tragen am Handgelenk unter dem Armband sichtbar gereizt.

Sense 2 mit auswechselbarem Armband
Sense 2 mit auswechselbarem Armband

Das Armband der Sense 2 kann ausgewechselt werden, allerdings nicht gegen ein beliebiges Exemplar – wie etwa bei der Samsung Galaxy Watch 5 mit 20-mm-Armband –, sondern nur gegen ein zur Uhr passendes Modell.

Akkulaufzeit von rund fünf Tagen

Die Akkulaufzeit der Sense 2 gibt Fitbit mit sechs Tagen an, sie ist aber von der Häufigkeit und Anzahl der erfassten Gesundheitsdaten und der Aktivierung des Displays abhängig. Im Test reichte die Akkulaufzeit für knapp fünf Tage, wenn das Always-on-Display tagsüber mit normaler Helligkeitsstufe eingeschaltet, nachts ausgeschaltet und das Tracking aller Gesundheitsdaten aktiviert war. Zeichnet man viele Touren mit GPS auf, reduziert sich die Akkulaufzeit aber stark. In dieser Disziplin gewinnt die Sense 2 den Unternehmens-internen Vergleich zur Pixel Watch jedoch deutlich.

Ladekontakte und Sensoren der Sense 2
Ladekontakte und Sensoren der Sense 2
Magnetische Ladekontakte der Sense 2
Magnetische Ladekontakte der Sense 2

Fitbit OS mit vielen Daten und leichten Hängern

Das Fitbit OS ist ganz auf die Analyse, das Anzeigen und die Auswertung der Vitaldaten ausgelegt. Fitbit verfolgt mit der Sense 2 weiterhin den Ansatz, möglichst viele Daten über die Vitalfunktionen des Trägers zu erfassen – von Schritten über die Herzfrequenz und die Blutsauerstoffsättigung bis hin zum Stress. Einzelne Menüpunkte etwa zum Training und zur Herzfrequenz sind inzwischen auch auf der Pixel Watch mit Wear OS verfügbar und optisch übernommen worden.

Die Pixel Watch bietet dabei zwar weniger Funktionen – einerseits weil die Messung der Blutsauerstoffsättigung noch nicht aktiviert ist, andererseits weil Sensoren zum Messen des Stresses gar nicht verbaut sind –, hat aber den Vorteil, mit Wear OS sehr viel offener aufgestellt zu sein, wenn es um Drittanbieter-Apps geht. Zudem merkt man der Sense 2 mitunter an, dass sie ihre bessere Akkulaufzeit gegenüber der Pixel Watch mit weniger Leistung erkauft. Fitbit OS läuft auf der Sense 2 langsamer als Wear OS auf der Pixel Watch. Es gibt zwar keine kompletten Hänger und Aussetzer und das System ist ausgereift. Wenn man aber schnell durch die Menüs wischt, merkt man immer wieder, dass die Anzeige nicht ganz hinterherkommt.

Bei den Apps bietet die Sense 2 wie erwähnt weniger als die Sense. Mit Timer, Relax, Wetter, EKG, Übung, EDA Scan, Alarme, Benachrichtigungen, SpO2, Find my Phone und den Einstellungen ist das Angebot erschöpft, wobei nicht mal alle davon als echte Apps zu werten sind.

Keine Unfallerkennung, kein Notfall-SOS

Auch eine Funktion zum Absetzen eines Notrufs oder eine Unfallerkennung, wie sie die Pixel Watch mit einem Update bald bieten soll, weist die Sense 2 nicht auf.

Sensorik und Vitalwerte

Zuverlässiges Schlaftracking

Für das Schlaftracking mit der Sense 2 ist wie bei der Pixel Watch kein Eingreifen durch den Träger nötig, der Schlaf wird automatisch erkannt. In den Einstellungen lässt sich der Modus Schlafen planen, um das Display nachts zu dimmen – automatisch an den tatsächlich Schlaf lässt sich dies aber nicht koppeln.

Die Aufzeichnung des Schlafs und der Schlafphasen erfolgt zuverlässig, allerdings fehlt es auf der Sense 2 dann an Details, die man sich mit der Pixel Watch ansehen kann. Ein Graph zu den Schlafphasen ist nur auf dem Smartphone in der App verfügbar, auf der Sense 2 ist lediglich die Gesamtschlafenszeit zu sehen.

Schlaftracking mit der Fitbit Sense 2
Schlaftracking mit der Fitbit Sense 2

Stress wird nun dauerhaft gut erkannt

Das Stressniveau wird durch cEDA nach Aktivierung den ganzen Tag im Hintergrund erfasst, kann aber auch weiterhin manuell über die Oberseite der Sense 2 gemessen werden – warum, ist nicht ganz schlüssig. Und tatsächlich erkennt die Sense 2, wenn der Stress zunimmt, und es wird ein Hinweis auf der Uhr ausgegeben, der den Nutzer fragt, wie er sich gerade fühlt, da eine Veränderung festgestellt wurde. In offensichtlichen Fällen, wenn etwa eine hitzige Diskussion entbrennt, braucht es dafür allerdings keine Uhr.

Fitbit Sense 2: Körperreaktionen Dank cEDA
Fitbit Sense 2: Körperreaktionen Dank cEDA
Die Fitbit Sense 2 trackt den Stress
Die Fitbit Sense 2 trackt den Stress

Blutsauerstoff: Messung ja, Anzeige umständlich

Um die Blutsauerstoffsättigung sehen zu können, muss weiterhin ein Zifferblatt installiert sein, das sie anzeigt, oder extra in die Übersicht „Fitbit Heute“ gewechselt werden, die alle Vitaldaten des Tages in einer Liste darstellt. Einfach den aktuellen Wert in einer Kachel anzeigen zu lassen und eine manuelle Messung zu starten, ist nicht möglich.

Blutsauerstoffsättigung, in %
Fitbit Sense 2 Apple Watch Series 8
98 98
97 98
97 99

Die SpO2-Messung der Sense 2 zeigt tendenziell minimal niedrigere Werte als eine Apple Watch 8 an, sie fallen aber nicht aus dem Rahmen. Objektiv bewertet werden können sie nicht, da sie aber im realistischen Bereich und in Übereinstimmung mit der Apple Watch 8 liegen, gibt es keinen Grund, von einer starken Abweichung auszugehen. Ohnehin sind alle Vitaldaten, die von einer Smartwatch erfasst werden, nicht als medizinisch verlässliche Messwerte zu betrachten.

Fitbit Sense 2: Schlaftracking und Sauerstoffsättigung
Fitbit Sense 2: Schlaftracking und Sauerstoffsättigung

Der Herzfrequenzsensor liegt bei hohen Werten daneben

Der Herzfrequenzsensor misst beim Training jede Sekunde und ansonsten den ganzen Tag lang alle fünf Sekunden. Auch ohne Verbindung zum Smartphone werden Tageswerte 30 Tage lang gespeichert.

Die Messung der Herzfrequenz muss sich ebenfalls dem Vergleich mit der Apple Watch Series 8 (Test) und einem Polar-Brustgurt (Referenz) stellen, wobei die Herzfrequenzmessungen jeweils mehrfach bei keiner, leichter und starker Belastung durchgeführt werden.

Kontinuierliche Herzfrequenzmessung der Sense 2
Kontinuierliche Herzfrequenzmessung der Sense 2

Konnte die Pixel Watch in diesem Bereich überzeugen, zeigt die Fitbit Sense 2 nur bei leichter und mittlerer Belastung zuverlässig korrekte Werte an. Wird die Herzfrequenz nach oben getrieben, liegt sie mit 160 s/min bei tatsächlich 181 s/min doch deutlich daneben und unterschätzt die Herzfrequenz, was potenziell schlimmer ist als ein Überschätzen, wenn sich der Träger dann noch mehr zumutet, obwohl er schon im kritischen Bereich ist.

Herzfrequenzmessungen, in s/min
Fitbit Sense 2 Apple Watch Series 8 Referenz
66 66 66
82 82 82
125 126 125
160 180 181

Kein EKG, obwohl beworben

In der Fitbit-App wird für die Sense 2 zwar eine EKG-App angezeigt, sie ist aber weder bereits vorinstalliert, noch kann sie installiert werden. Es taucht lediglich der Hinweis auf, dass sie mit dem Gerät nicht kompatibel sei. Laut Homepage ist die EKG-App in Deutschland und auf der Sense 2 verfügbar, in der Praxis ist sie es zumindest derzeit nicht.

Keine EKG-App für die Sense 2

Genaue Schrittzählung

Bei der Schrittzählung liefert die Sense 2 ebenfalls zuverlässige Werte. Für den Test wurde drei Mal eine Strecke von exakt 1.000 Schritten abgelaufen, wobei versucht wurde, jeweils möglichst gleich zu laufen. Alle Smartwatches wurden am linken Arm getragen.

Schrittzählung
Tatsächliche Schritte Fitbit Sense 2 Google Pixel Watch Apple Watch Series 8 Apple Watch Series 6 Amazfit GTS 4
1.000 1.002 1.001 996 998 911
1.000 1.001 997 999 993 1.178
1.000 997  1.002 1.003 1.006 1.011
Fitbit Sense 2: Schritte werden zuverlässig gezählt
Fitbit Sense 2: Schritte werden zuverlässig gezählt
Fitbit Sense 2
Fitbit Sense 2

Gut fürs Training

Die Sense 2 eignet sich von den Funktionen her gut fürs Training und unterstützt rund 40 Sportarten, während derer sich die Vitalwerte aufzeichnen lassen. Das jeweilige Training kann auf der Uhr gestartet, pausiert und beendet werden, wobei eine erste Zusammenfassung direkt auf der Smartwatch sichtbar ist. Die wichtigsten Trainingsarten werden auch automatisch erkannt und aufgezeichnet. Details lassen sich dann in der Fitbit-App einsehen, wobei etwa beim Radfahren die Route, die Herzzonen und die Geschwindigkeit angezeigt werden. Die beiden letztgenannten Werte werden auch auf der Route eingetragen, so dass sich nachverfolgen lässt, an welchem Abschnitt beides am höchsten oder niedrigsten war. Das Tracking der Route mit GPS funktioniert zuverlässig und genau. Bei den Herzzonen unterschätzt die Sense 2 aber eben die Herzfrequenz, wenn man im hohen Bereich liegt, so dass die Daten nicht ganz akkurat sind.

Fitbit Sense 2: Training wird gut dokumentiert
Fitbit Sense 2: Training wird gut dokumentiert

Fazit

Die Fitbit Sense 2 überrascht – meist jedoch nicht positiv. Denn auch wenn der neue cEDA-Sensor dafür sorgt, dass Stress tatsächlich automatisch erkannt und erfasst wird – und das überrascht im Alltag anfänglich durchaus positiv, wie genau sie hier Änderungen erkennt –, fehlen der Sense 2 plötzlich einige Funktionen, die der Vorgänger noch geboten hat.

Neben der fehlenden Telefonie und Musiksteuerung, dem Wegfall des Google Assistant und der Deaktivierung des vorhandenen WLANs funktioniert auch die EKG-App auf der Sense 2 nicht, obwohl beworben und seit jeher auf dem Vorgänger aktiv. Drittanbieter-Apps wie Deezer und Spotify sind einfach verschwunden und lassen sich nicht mehr installieren. Google-Dienste wie Wallet und Maps sollen erst noch folgen, können derzeit aber nicht genutzt werden. Wann sie kommen, ist noch unklar. Andere Dienste wie Gmail, Home und Kalender kommen gar nicht erst, obwohl Fitbit nun mehrere Jahre zu Google gehört. In all diesen Bereichen und bei Funktionen wie dem Notfall-SOS und der bevorstehenden Unfallerkennung bietet die neue Pixel Watch von Google direkt inzwischen mehr und vor allem auch eine höhere Flexibilität, da sie auf Wear OS setzt.

Darüber hinaus sind viele Details nur auf dem Smartphone in der Fitbit-App einsehbar, nicht jedoch direkt auf der Uhr – der Trend geht eigentlich in die andere Richtung. Die Fitbit-App selbst ist weiterhin stark überladen. Fitbit Premium, das jeder Käufer sechs Monate lang kostenlos nutzen kann, ist teuer und nicht notwendig, weshalb hierauf gar nicht genauer eingegangen wird.

Eine LTE-Version der Sense 2 gibt es ebenfalls nicht, auch in diesem Punkt hat man mit der Pixel Watch mehr Spielraum. Dafür funktioniert die Sense 2 auch mit einem iPhone und, wer möchte, kann auf die Sprachassistentin Alexa zurückgreifen.

Selbst ohne die genannten Einschränkungen, die im Vergleich zum Vorgänger hinzugekommen sind, wäre die Weiterentwicklung der Sense 2 im Vergleich zur Sense mit einem cEDA- statt EDA-Sensor für viele Nutzer kaum relevant.

Fitbit Sense 2

Schlussendlich muss man die Daseinsberechtigung der Fitbit Sense 2 nach der Veröffentlichung der Pixel Watch in Frage stellen. Sie ist mit einem UVP von 300 Euro (ab 290 Euro im Handel) zwar günstiger als die Pixel Watch, die mindestens 380 Euro (UVP) kostet, die bessere Wahl ist aber keinesfalls. Selbst die Sense ist aktuell für 185 Euro der empfehlenswertere Kauf als die Sense 2. Google sollte die Bemühungen im Smartwatch-Bereich bündeln und das Konzept der Pixel Watch weiterverfolgen. Die Fitbit Sense 2 richtet sich stärker an Nutzer, die möglichst viele Daten erfassen wollen, die Zielgruppe ist jedoch deutlich kleiner und schlussendlich zeigen sowohl Pixel Watch als auch Sense 2, dass dieser zweigleisige Ansatz zu Verzögerungen und Problemen führt.

ComputerBase wurde die Sense 2 leihweise von Fitbit zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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