Intel Raptor Lake im Test: Fazit
6/6Gerüchte, nicht zuletzt das um einen offiziellen 350-Watt-Modus (den es nicht gibt), haben von Intel Raptor Lake wiederholt das Bild einer neuerlichen Brechstange gezeichnet. Und auf den ersten Blick ist dem auch so, denn ab Werk geht in jeder Klasse mehr Leistung mit mehr Leistungsaufnahme einher – in Anwendungen wie in Spielen. Doch wie zuletzt bei AMD Ryzen 7000 offenbart dieser erste Blick nicht das gesamte Bild, wie der ausführliche Test der Redaktion gezeigt hat. Manuell eingreifen ist auch bei Raptor Lake angesagt, wenn der wahre Kern der Architektur gehoben werden will.
In Gaming-PCs auch gezügelt spitze
Schon Leistungsaufnahme-unabhängig ein Ergebnis entgegen der Erwartungen ist, dass in Spielen am Ende ein Dreigestirn aus Intel Core i9-13900K, Core i7-13700K und Core i5-13600K vor der versammelten Konkurrenz inklusive Core i9-12900KS, Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 5800X3D steht. Für Core i9 und Core i7 war das zu erwarten, aber der Core i5 überrascht.
Dass der Core i5 relativ zum Vorgänger noch mehr zulegt (ca. 30 Prozent) als die beiden größeren SKUs (ca. 20 Prozent), scheint dabei auf die Architektur-Anpassungen zurückzuführen zu sein (insb. den Cache), denn Taktanstieg, IPC-Gewinn des Core i7 und RAM-Vorteil durch DDR5-5600 erklären den Zuwachs im Vergleich zum Core i7 nicht.
Wie der Core i9 gedrosselt auf 125 Watt und sogar 88 Watt TDP zeigt, liefert Raptor Lake ab Werk mit höherem Verbrauch zwar die höchste Mehrleistung gegenüber Alder Lake, aber die neue Generation kann sich auch mit weniger Leistungsaufnahme noch absetzen – ein Core i9-13900K mit 88 Watt ist letztendlich im Durchschnitt immer noch schneller als ein Core i9-12900KS mit gemessenen durchschnittlich 171 Watt. Selbst die Ryzen 7000 kann Raptor Lake damit bei weniger Verbrauch in Spielen deutlich schlagen.
In einem weiteren Artikel wird die Redaktion klären, wie schnell die neuen CPUs in Spielen in Kombination mit DDR4 agieren können.
Anwendungen bleiben (noch) AMDs Metier
In Anwendungen ist das Bild nicht ganz so klar: Ab Werk geben die drei neuen SKUs dank höherer Taktraten und mehr E-Cores zwar ebenfalls mächtig Gas, doch der Verbrauch tut es auch und selbst ungezügelt (ohne PL2-Limit von 253 Watt) ist es dem Core i9-13900K mit 8+16 Kernen am Ende nicht vergönnt, den Ryzen 9 7950X zu schlagen, wenn er bei seiner neuen offiziellen TDP von 142 Watt (230 Watt PPT) agiert.
Auch in diesem Fall täuschen die Werksvorgaben nach dem Motto „Leistung geht über Verbrauch“ jedoch darüber hinweg, dass Raptor Lake deutlich effizientere Betriebsmodi erlaubt als Alder Lake. In den von ComputerBase getesteten TDP-Stufen von 45, 65, 88, 125, 142, 242/253 Watt und „Unlimitiert“ hat Alder Lake jeweils keine Chance gegen Raptor Lake. Das liegt einerseits an den zusätzlichen E-Cores, andererseits aber auch an höheren Taktraten.
Der Vergleich mit AMD Ryzen 7000 fällt anders aus: Die enorme Effizienz, die die neuen Zen-4-Prozessoren abseits der Werkskonfiguration gezeigt haben, kann auch Raptor Lake in der Regel (noch) nicht knacken und liegt bei identischer TDP zurück. Die einzige Ausnahme bildet der Core i9-13900K, der mit 16 E-Cores bei 45 Watt schneller als alle Ryzen 7000 agiert.
Kommt der Preis ins Spiel, wird es für AMD allerdings auch hinsichtlich Effizienz in Anwendungen eng, denn es bedarf eines Ryzen 9 7900X, um dem Core i7-13700K bei reduzierter TDP auf Distanz zu halten – und 699 Euro UVP stehen hier 539 Euro UVP gegenüber. Der Ryzen 7 7700X für 479 Euro liegt bei sehr niedriger TDP leicht zurück bis leicht vorne.
CPU (Kerne) | 45 Watt (69 %) | 65 Watt (100 %) | 88 Watt (135 %) | 125 Watt (192 %) | 142 Watt (218 %) | 181 Watt (278 %) | 230 Watt (354 %) | 241/253 Watt (385 %) | unlimited (–) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i9-13900K (8+16) | 92 % | 117 % | 135 % | 153 % | 159 % | – | – | 184 % | 186 % |
Core i7-13700K (8+8) | 80 % | 100 % | 114 % | 128 % | 133 % | – | – | 145 % | – |
Core i5-13600K (6+8) | – | – | – | – | – | 117 % | – | – | – |
Core i9-12900K (8+8) | – | 86 % | 98 % | 113 % | – | – | – | 121 % | 125 % |
Ryzen 9 7950X (16) | 84 % | 130 % | 154 % | – | 180 % | – | 189 % | – | – |
Ryzen 9 7900X (12) | 83 % | 114 % | 131 % | – | 146 % | – | 149 % | – | – |
Ryzen 7 7700X (8) | 82 % | 98 % | 104 % | – | 108 % | – | – | – | – |
Ryzen 5 7600X (6) | 69 % | 79 % | 83 % | – | 83 % | – | – | – | – |
Raptor Lake macht damit deutlich: Ryzen 8000 wird ebenfalls wieder auf mehr Kerne setzen müssen, sonst ist es mit der Vormachtstellung von AMD in Anwendungen geschehen. Gut möglich, dass auch AMD in Zukunft auf einen Hybrid-Ansatz setzt – mit Bergamo werden für Epyc im Server schließlich im kommenden Jahr kleine Zen-Kerne eingeführt.
Der Griff zu Intel ist (potentiell viel) günstiger
Potentiell ganz klar das Zepter in der Hand hat Raptor Lake gegenüber Ryzen 7000 bei den Plattformkosten. Nicht nur, dass Raptor Lake auch noch auf der ersten Generation LGA-1700-Mainboards läuft: Mit günstigen B660-Platinen (ab 100 Euro) und darüber hinaus der Option, auf entsprechenden Z690- oder B660-Boards noch (alten) DDR4-Speicher einzusetzen, können Interessenten die Einstiegs- oder Aufrüstkosten deutlich reduzieren.
Für ein für Ryzen 7000 zwingend erforderliches Sockel-AM5-Mainboard sind mit dem kleinen B650-Chipsatz schon mindestens 200 Euro fällig und DDR5 kostet ebenfalls mehr als DDR4.
Im High-End-Segment, wo es in der Regel auch neue Mainboards mit neuem Speicherstandard sein dürfen, ist der Unterschied bei einer Neuanschaffung nicht relevant. Beim Aufrüsten und insbesondere bei einer Neuanschaffung im Bereich der kleinen Ryzen 5 7600X, Ryzen 7 7700X und Core i5-13600K hat AMD aber einen schweren Stand.
Es gibt einen Haken
Einen Haken gibt es an dieser Rechnung allerdings: LGA 1700 wird aller Voraussicht nach keine neue CPU-Generation sehen, während Sockel AM5 bei AMD am Anfang eines mehrjährigen Lebenszyklus' steht.
Der Core i5-13600K ist das Highlight
Unter den drei neuen Intel-Prozessoren erweist sich der neue Core i5-13600K als Highlight im Test. Die zusätzlichen E-Cores, mehr Cache und mehr Takt wirken beim Intel Core i5-13600K Wunder. Er platziert sich deutlich vor dem Vorgängermodell in Anwendungen und setzt in Spielen ein dickes Ausrufezeichen: Die CPU schlägt im Durchschnitt jedes Modell der 12. Generation einschließlich des überzüchteten Intel Core i9-12900KS (Test). 410 Euro verlangt Intel dafür.
Der Core i7-13700K ist auf dem Papier ein aufgewerteter Core i9-12900K – und exakt das leistet er auch. In Anwendungen liegt der Neuling auf gleichem Niveau oder sogar leicht darüber, in Spielen ist er letztlich deutlich davor angesiedelt.
Der Core i9-13900K setzt dem Portfolio dann die Krone auf. In Anwendungen macht er einen großen Sprung durch acht zusätzliche E-Cores, aber auch im Gaming steht er an der Spitze, wenngleich der Vorsprung vor dem neuen Core i7 nicht weltbewegend ausfällt.
Ab Werk erkauft der Core i9 die Leistung in Spielen und Anwendungen über den Stromverbrauch, in beiden Szenarien sind mittels manuellem Eingriff aber auch Betriebsmodi mit weitaus weniger Verbrauch bei unterproportional weniger Leistung möglich. Wer eine CPU für Anwendungen sucht, findet bei Ryzen 7000 auf diesem Niveau dennoch die bessere Wahl.
Intels 13. Gen Core vs. AMDs Ryzen 7000
AMD hatte mit Ryzen 7000 (Test) vorgelegt und starke Leistung mit vier Prozessoren geliefert, doch Intels Reaktion fällt in diesem Jahr nicht minder stark aus.
Bei den Multi-Core-Anwendungen kann AMD das Plus am oberen Leistungsende mit den starken Zen-4-Kernen gerade noch so über die Linie retten, der Ryzen 5 7600X hat gegenüber dem Core i5-13600K aber nicht genug davon. In Sachen Effizienz präsentiert sich AMD in Anwendungen mit Ryzen 7000 sowohl ab Werk als auch nach manueller Anpassung besser aufgestellt, doch im niedrigeren Preissegment bei Ryzen 7 und Ryzen 5 ist dieses Duell ebenfalls eng. Auf extrem hohem Leistungsniveau „keine Chance“ hat Ryzen 7000 gegen Raptor Lake in Spielen. Kein Wunder, dass AMD Gerüchten zufolge die Ryzen 7000X3D schon im Frühjahr 2023 nachschieben wird.
Manuell anpassen ist Trumpf
Abschließend abermals deutlich gemacht hat dieser Test mit seinen vielen zeitraubenden Analysen, wie viel effizienter alle aktuellen CPUs zu betreiben sind, wenn Nutzer die ab Werk einzig und allein auf den Schlagabtausch Intel vs. AMD ausgelegten Spezifikationen manuell anpassen. Eingriffe in die TDP sind über das BIOS mit nur einem Neustart kein Problem. Dass jedes Watt weniger auch die Leistung senkt, liegt dabei auf der Hand. Aber je nach CPU, Anwendungsfall und Ausmaß des Einschnitts findet sich ein neuer Betriebspunkt, der dem eigenen Einsatzzweck und/oder den Anforderungen an Kühlung (Lautstärke) und Stromverbrauch gerechter wird als der Werkszustand.
Preise im Überblick
Modell | Kerne/Threads | Takt/mit Turbo /TVB (P-Core) |
Takt/mit Turbo (E-Core) |
L2 + L3 | Grafik | PBP (TDP/PL1) |
MTP (PL2) |
Preis (RCP*) |
Preis (Handel**) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
i9-13900K | 24 (8P + 16E)/32 | 3,0/5,4/5,8 GHz | 2,2/4,3 GHz | 32 + 36 MB | UHD 770 | 150 Watt | 253 Watt | $ 589 | 749,90 € |
i9-13900KF | 24 (8P + 16E)/32 | 3,0/5,4/5,8 GHz | 2,2/4,3 GHz | 32 + 36 MB | – | 150 Watt | 253 Watt | $ 564 | 714,90 € |
i9-12900KS | 16 (8P + 8E)/24 | 3,4/5,2/5,5 GHz | 2,4/3,9 GHz | 14 + 30 MB | UHD 770 | 150 Watt | 241 Watt | $ 739 | ab 460 Euro |
i9-12900K | 16 (8P + 8E)/24 | 3,2/5,1/5,2 GHz | 2,4/3,9 GHz | 14 + 30 MB | UHD 770 | 125 Watt | 241 Watt | $ 589 | ab 322 Euro |
i9-12900KF | 16 (8P + 8E)/24 | 3,2/5,1/5,2 GHz | 2,4/3,9 GHz | 14 + 30 MB | – | 125 Watt | 241 Watt | $ 564 | ab 311 Euro |
i7-13700K | 16 (8P + 8E)/24 | 3,4/5,3/5,4 GHz | 2,5/4,2 GHz | 24 + 30 MB | UHD 770 | 150 Watt | 253 Watt | $ 409 | 539,00 € |
i7-13700KF | 16 (8P + 8E)/24 | 3,4/5,3/5,4 GHz | 2,5/4,2 GHz | 24 + 30 MB | – | 150 Watt | 253 Watt | $ 384 | 499,90 € |
i7-12700K | 12 (8P + 4E)/20 | 3,6/4,9/5,0 GHz | 2,7/3,8 GHz | 12 + 25 MB | UHD 770 | 125 Watt | 190 Watt | $ 409 | ab 254 Euro |
i7-12700KF | 12 (8P + 4E)/20 | 3,6/4,9/5,0 GHz | 2,7/3,8 GHz | 12 + 25 MB | – | 125 Watt | 190 Watt | $ 384 | ab 245 Euro |
i5-13600K | 14 (6P + 8E)/20 | 3,5/5,1/ – GHz | 2,6/3,9 GHz | 20 + 24 MB | UHD 770 | 125 Watt | 181 Watt | $ 319 | 409,90 € |
i5-13600KF | 14 (6P + 8E)/20 | 3,5/5,1/ – GHz | 2,6/3,9 GHz | 20 + 24 MB | – | 125 Watt | 181 Watt | $ 294 | 374,90 € |
i5-12600K | 10 (6P + 4E)/16 | 3,7/4,9/ – GHz | 2,8/3,6 GHz | 9,5 + 20 MB | UHD 770 | 125 Watt | 150 Watt | $ 289 | ab 178 Euro |
i5-12600KF | 10 (6P + 4E)/16 | 3,7/4,9/ – GHz | 2,8/3,6 GHz | 9,5 + 20 MB | – | 125 Watt | 150 Watt | $ 264 | ab 170 Euro |
* Stand 20. Oktober 2022 |
Architektur | Kerne/Threads | Takt Basis/Turbo |
L3 | TDP | iGPU | Preis | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
UVP (Start) | Preis (aktuell) | |||||||
AMD Ryzen 9 7950X | Zen 4 | 16/32 | 4,5/5,7 GHz | 64 MB | 170 W | ✓ | 849 Euro (699 USD) | – |
AMD Ryzen 9 5950X | Zen 3 | 16/32 | 3,4/4,9 GHz | 64 MB | 105 W | – | 799 Euro (799 USD) | ab 294 Euro |
AMD Ryzen 9 7900X | Zen 4 | 12/24 | 4,7/5,6 GHz | 64 MB | 170 W | ✓ | 669 Euro (549 USD) | – |
AMD Ryzen 9 5900X | Zen 3 | 12/24 | 3,7/4,8 GHz | 64 MB | 105 W | – | 549 Euro (549 USD) | ab 218 Euro |
AMD Ryzen 7 5800X3D | Zen 3 | 8/16 | 3,4/4,5 GHz | 32+64 MB | 105 W | – | 489 Euro (449 USD) | Preisvergleich |
AMD Ryzen 7 5800X | Zen 3 | 8/16 | 3,8/4,7 GHz | 32 MB | 105 W | – | 449 Euro (449 USD) | ab 152 Euro |
AMD Ryzen 7 7700X | Zen 4 | 8/16 | 4,5/5,4 GHz | 32 MB | 105 W | ✓ | 479 Euro (399 USD) | – |
AMD Ryzen 7 5700X | Zen 3 | 8/16 | 3,4/4,6 GHz | 32 MB | 65 W | – | 299 USD | ab 143 Euro |
AMD Ryzen 5 7600X | Zen 4 | 6/12 | 4,7/5,3 GHz | 32 MB | 105 W | ✓ | 359 Euro (299 USD) | – |
AMD Ryzen 5 5600X | Zen 3 | 6/12 | 3,7/4,6 GHz | 32 MB | 65 W | – | 299 Euro (299 USD) | ab 98 Euro |
AMD Ryzen 5 5600 | Zen 3 | 6/12 | 3,5/4,4 GHz | 32 MB | 65 W | – | 199 USD | ab 86 Euro |
AMD Ryzen 5 5500 | Zen 3 | 6/12 | 3,6/4,2 GHz | 16 MB | 65 W | – | 159 USD | ab 84 Euro |
* Stand 20. Oktober 2022 |
ComputerBase hat den Core i9-13900K und den Core i5-13600K von Intel, das ROG Z790 Maximus Hero Wi-Fi von Asus sowie 32 GB Trident Z5 RGB von G.Skill zum Testen erhalten. Die Hardware wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Den Core i7-13700K (QS) hat die Redaktion aus anderer Quelle beschafft.
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