Sony Alpha 7R V: 61-MP-Vollformat­kamera setzt auf Deep-Learning-Autofokus

Fabian Vecellio del Monego
68 Kommentare
Sony Alpha 7R V: 61-MP-Vollformat­kamera setzt auf Deep-Learning-Autofokus
Bild: Sony

Mit der Alpha 7R V läutet Sony die fünfte Generation der spiegellosen Systemkameras der Alpha-Serie ein. Die neue Auflösungs-Speerspitze bietet weiterhin einen 61-Megapixel-Bildsensor und fährt insbesondere beim Autofokus, bei der Rechenleistung und beim Bildstabilisator Verbesserungen auf. Dabei steigt auch der Preis.

Die Alpha 7R startet die fünfte Generation

Sonys Systemkameras der Alpha-7-Baureihe gelten als Hybridkameras, die sowohl die Fotografie als auch Videoaufnahme beherrschen. Während die Stammserie vor einem Jahr mit der Alpha 7 IV ein Upgrade erhielt und die fürs Filmen optimierte Alpha 7S III (S für Sensitivity) bereits im Sommer 2020 erschien, ist gut drei Jahre nach der Alpha 7R IV nun wieder die insbesondere an Fotografen gerichtete R-Serie (R für Resolution) an der Reihe.

Und der Name ist nach wie vor Programm, wenngleich diesmal im Rahmen einer Wiederaufführung: Es bleibt bei einem mit 61 Megapixeln auflösenden, rückwärtig belichteten CMOS-Vollformatsensor. Im Vorfeld sprachen Gerüchte von bis zu 102 Megapixeln oder einem Stacked-Sensor, wie er bei Sonys Flaggschiff Alpha 1 zum Einsatz kommt; diese erwiesen sich allerdings offenkundig als falsch.

Einen Grund für eine höhere Auflösung gab es derweil nicht; noch immer stellt Sony die am höchsten auflösende Vollformatkamera – Canon und Nikon bieten mit der EOS R5 sowie der Z7 II maximal rund 45 Megapixel. Pixel-Shift erlaubt weiterhin Aufnahmen mit bis zu 240 Megapixeln, die Bildzusammensetzung ist aber nach wie vor nicht direkt in der Kamera möglich; Nutzer sind weiterhin auf Desktop-Programme angewiesen. Zwar kümmert sich Sony bei der neuen Kamera vor allem um die Rechenleistung und Datenverarbeitung, es geht aber in erster Linie um den Autofokus. Verantwortlich zeichnet dafür ein neuer Bildprozessor: Nach der Alpha 7S III, Alpha 1 und Alpha IV hält der leistungsstärkere Bionz XR nun auch bei der R-Baureihe Einzug und löst den Bionz X ab – und zwar gleich in doppelter Ausführung.

Die größten Verbesserungen gibt es beim Autofokus

Sony spricht von einem „komplett neu entwickelten“ Autofokussystem, das auf einer separaten AI-Processing-Unit aufbaut. Es fallen die üblichen Schlagworte: Künstliche Intelligenz, Deep Learning und Machine Learning. Im Ergebnis steht eine deutlich verbesserte Objekterkennung, die eine manuelle Auswahl des Motivs weitgehend überflüssig machen soll. Neben Gesichtern und Augen werden auch andere Körperteile – beispielsweise Nasen, Arme oder Beine – erkannt. Deren Bewegung kann anschließend analysiert und vorausgesagt werden, damit die Kamera bei der AF-Verfolgung das Auge nicht aus dem Auge verliert.

Bei Tieren soll die Verfolgung des Kopfes besser funktionieren und außerdem kann die Alpha 7R V auch Autos, Flugzeuge, Insekten und Züge erkennen. Die Anzahl der Phasendetektions­messfelder wurde von 567 auf 693 erhöht, die etwa 86 Prozent des Sensors abdecken. Bei der Alpha 7R IV lag die Abdeckung bei 74 Prozent.

Videos nimmt die neue Systemkamera mit maximal 7.680 × 4.320 Pixeln bei bis zu 25 Bildern pro Sekunde (10 Bit 4:2:2) und einer Bitrate von immensen 400 Mbit/s auf, allerdings nur 30 Minuten am Stück. 8K-Aufnahmen mit 30 FPS bleiben der Alpha 1 vorbehalten, während mit der Alpha 7R IV maximal 4K-Videos mit 30 FPS möglich waren. Die Alpha 7R V beherrscht bei 3.840 × 2.160 Bildpunkten nun 60 FPS, während bei 1.920 × 1.080 Pixeln bis zu 120 FPS möglich sind. Allerdings liest die Kamera bei 8K- und 4K-Aufnahmen nicht den gesamten Sensor aus, sondern arbeitet mit einem Cropfaktor von 1,2. Bei 4K mit 30 FPS steht aber 6K-Oversampling zur Verfügung. Abseits dessen gibt es eine neue Fokus-Breathing-Kompensation und S-Cinetone.

IBIS und Buffer mit gesteigerten Kennzahlen

Verbessert wurde darüber hinaus der optische In-Body-Bildstabilisator (IBIS). Es handelt sich weiterhin um eine 5-Achsen-Stabilisierung, Sony spricht aber nunmehr von einer Kompensation um 8 Blendenstufen, wohingegen es mit der Alpha-7-IV-Generation nur 5,5 Stufen waren. Einerseits schließt der Hersteller damit zur Konkurrenz auf; andererseits darf davon ausgegangen werden, dass die Angabe – eben wie bei der Konkurrenz – nicht mehr unbedingt der Realität entspricht. In der Praxis gilt daher eine Kompensation um rund 6 bis 7 Blendenstufen als realistisch.

Keine Verbesserung gibt es bei der maximalen Serienbildgeschwindigkeit, hier sind weiterhin nur 10 Bilder pro Sekunde drin, sei es mit mechanischem oder elektronischem Verschluss. Angesicht der enormen Auflösung ist das jedoch noch immer kein schlechter Wert; lediglich die Alpha 1 tanzt mit 30 FPS bei 50 Megapixeln per elektronischem Shutter aus der Reihe. Deutlich verbessert wurde wiederum der Buffer: Besagte 10 FPS kann die Alpha 7R V für 135 unkomprimierte RAW-Aufnahmen, 583 komprimierte RAW-Aufnahmen oder mehr als 1.000 JPEG-Aufnahmen halten.

Höhere Auflösungen für Sucher und Display

Abermals nachgebessert hat Sony auch beim OLED-Sucher und dem TFT-Display. Ersterer löst fortan mit 9,44 Millionen Subpixeln (2.048 × 1.536 Pixel) auf und bringt diese auf einer Fläche von 0,64 Zoll unter. Im Vergleich zur Alpha 7R IV mit 5,67 Millionen Subpixeln steigt die Auflösung folglich um 28 Prozent. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um das gleiche Panel, das auch in der Alpha 1 und Alpha 7S III Verwendung findet. Die Sichtfeldabdeckung liegt bei 100 Prozent, die Vergrößerung bei 0,9.

Das Touch-Display misst derweil 3,2 statt 3 Zoll und beheimatet 2,1 Millionen Bildpunkte. Überarbeitet wurde auch die Beweglichkeit. Während die Alpha 7R IV ein ausschließlich nach oben und unten kippbares Display bot, übernimmt die neue Generation den seitlich ausschwenkbaren Bildschirm der jüngsten Sony-Neuvorstellungen – allerdings mit einer maßgeblichen Verbesserung: Das Display muss zum Kippen nicht erst herausgeschwenkt werden, was insbesondere für Hochformat­aufnahmen aus einem Winkel, bei dem der Blick durch den Sucher nicht infrage kommt, sehr hilfreich ist.

Unterstützung für zwei CFexpress-Typ-A-Karten

Als Schnittstellen weist die Alpha 7R V unter anderem einen USB-C-Anschluss nach USB-3.2-Protokoll, einen Micro-USB-Anschluss, einen HDMI-A-Anschluss und zwei 3,5-mm-Klinkenbuchsen für Mikrofon und Kopfhörer auf. Auf den Gigabit-Ethernet-Anschluss der Alpha 1 verzichtet Sony. Zur drahtlosen Anbindung steht WLAN 802.11a/b/g/n/ac zur Verfügung, hinsichtlich der Speicherkarten wird doppelte Unterstützung für zwei CFexpress-Typ-A- oder SDCX-Karten (UHS-I/II) für redundantes Abspeichern geboten.

Als Akku kommt der bekannte NP-FZ100 zum Einsatz. Die Laufzeit gibt Sony mit 440 Aufnahmen (EVF) respektive 530 Aufnahmen (Display) an. Erwähnenswert ist überdies, dass das Gewicht der Kamera durchaus merklich auf 723 Gramm inklusive Akku und Speicherkarte gesteigert wurde. Weitere Spezifikationen sind der nachfolgenden Tabelle oder aber Sonys Website zu entnehmen. Der Hersteller stellt auch eine Galerie an Beispielaufnahmen bereit.

Der UVP steigt auf 4.500 Euro

Eine letzte Spezifikation aber sei an dieser Stelle noch erwähnt: Die unverbindliche Preisempfehlung der laut Sony ab Mitte November 2022 verfügbaren Alpha 7R V steigt in Relation zur Alpha 7R IV um 500 Euro auf rund 4.500 Euro. Die Alpha 7 IV kostet gemäß UVP 2.800 Euro, die Alpha 1 schlägt mit 7.300 Euro zu Buche.

Modell Sony Alpha 7R V Sony Alpha 7R IV Sony Alpha 7 IV Sony Alpha 7 III
Sensor Sensor CMOS, Vollformat
Größe 35,6 × 23,8 mm
Auflösung 61 Megapixel 33 Megapixel 24,2 Megapixel
Tiefpassfilter nein ja
Empfindlichkeit (ISO) 100–32.000
(50–102.400)
100–51.200
(50–204.800)
Bildprozessor BIONZ XR BIONZ X BIONZ XR BIONZ X
Farbtiefe 14 Bit
16 Bit mit externem Recorder
14 Bit
Bildstabilisierung ja, 5 Achsen
8 EV
ja, 5 Achsen
5,5 EV
ja, 5 Achsen
5 EV
Autofokus Typ hybrid, Phasen- u. Kontrastdetektion
AF-Felder 693 (Phasendetektion)
25 (Kontrastmessung)
567 (Phasendetektion)
425 (Kontrastmessung)
759 (Phasendetektion)
425 (Kontrastmessung)
693 (Phasendetektion)
425 (Kontrastmessung)
Serienbilder Bilder / Sek. max. 10
Puffer RAW 135 68 828 89
Puffer JPEG > 1.000 68 > 1.000 163
Verschlusszeit 1/8.000 bis 30 Sekunden, BULB
Display Größe 3,2 Zoll TFT 3 Zoll TFT
Auflösung 2.095.104 Pixel 1.440.000 Pixel 1.036.800 Pixel 921.600 Pixel
Schwenkbar ja nein ja nein
Neigbar ja
Touch ja
Sucher Größe 0,64 Zoll 0,5 Zoll
Auflösung 9.437.184 Pixel 5.760.000 Pixel 3.686.400 Pixel 2.359.296 Pixel
Bildfeld 100 Prozent
Vergrößerung ca. 0,9-fach ca. 0,78-fach
Video XAVC HS bis zu 4.320p bei 25p, 400 Mbit/s
XAVC HS bis zu 2.160p bei 60p, 150 Mbit/s
XAVC S bis zu 2.160p bei 30p, 100 Mbit/s XAVC S bis zu 2.160p bei 60p, 100 Mbit/s XAVC S bis zu 2.160p bei 30p, 100 Mbit/s
Speicher 2 × CFexpress Typ A oder SDXC (UHS-I/II) 2 × SDXC (UHS-I/II) 1 × CFexpress Typ A oder SDXC (UHS-I/II)
1 × SDXC (UHS-I/II)
1 × SDXC / Memory Stick Duo (UHS-I/II)
1 × SDXC (UHS-I)
Gehäuse Abmessung ca. 131,3 × 96,9 × 82,4 mm ca. 128,9 × 96,4 × 77,5 mm ca. 131,3 × 96,4 × 79,8 mm ca. 126,9 × 95,6 × 73,7 mm
Material Magnesium
Gewicht* ca. 723 Gramm ca. 665 Gramm ca. 658 Gramm ca. 650 Gramm
Vorstellung Oktober 2022 Juli 2019 Oktober 2021 Februar 2018
UVP zur Einführung 4.500 Euro 4.000 Euro 2.800 Euro 2.300 Euro
* Gewicht bei eingelegtem Akku und Speicherkarte