Speicherbranche im freien Fall: SK Hynix erwartet Einbruch wie niemals zuvor

Update Volker Rißka
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Speicherbranche im freien Fall: SK Hynix erwartet Einbruch wie niemals zuvor
Bild: SK Hynix

Die Zahlen sind noch halbwegs in Ordnung, dennoch sieht SK Hynix eine noch nie dagewesene Herausforderung im Speichermarkt. Und so wird auch der koreanische Riese verschiedene Maßnahmen ergreifen, unter anderem die Ausgaben (CAPEX) um über 50 Prozent reduzieren.

Auf den ersten Blick sieht es noch relativ gut aus. Der Umsatz ging zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal um sieben Prozent zurück, rangiert jedoch mit fast 11 Billionen Won noch immer auf sehr hohem Niveau. Der Blick in die weiteren Details offenbart aber dann die Probleme. Die durchschnittlich um über 20 Prozent gefallenen Preise im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sowohl für NAND als auch DRAM fressen die Gewinne auf. Der Nettogewinn fiel innerhalb eines Jahres auf ein Drittel, von 3,3 Billionen Won auf 1,1 Billionen Südkoreanischen Won (rund 770 Millionen US-Dollar). Am Ende ist es jedoch der Ausblick, der SK Hynix die größten Sorgen bereitet.

.. the semiconductor memory industry is facing an unprecedented deterioration in market conditions ..

[..]

.. supply will continue to exceed demand for the time being ..

SK Hynix

Die Überversorgung der Märkte bei gleichzeitig schwindender Nachfrage ist unterm Strich ein doppeltes Problem, weshalb der zu erwartende Einbruch so groß ausfallen könnte. Um dem entgegenzusteuern wird auch SK Hynix erst einmal die Ausgaben um mindestens 50 Prozent kürzen, bei Bedarf mit Spielraum für Anpassungen nach oben – spekuliert wurde zuletzt bereits eine Zahl von bis zu 80 Prozent.

Ausgaben werden deutlich gekürzt
Ausgaben werden deutlich gekürzt (Bild: SK Hynix)

Dabei wird SK Hynix ähnlich vorgehen wie Micron zuletzt erklärte. Ausgaben für Equipment werden wenn möglich aufgeschoben, vorhandenes Gerät soll besser auf die Fabriken verteilt werden um effizienter zu arbeiten und die Kosten zu senken. Dadurch kann es kurzfristig zu einer geringeren zur Verfügung stehenden Wafer-Menge kommen, hier soll dann zuerst die Produktion von Chips mit geringer Marge gekürzt werden.

Möglichst wenig soll der Bereich Forschung und Entwicklung betroffen sein, an besserem DDR5-Speicher jeder Art und HBM3 sowie weiteren Zukunftstechnologien auch für die Fertigung will SK Hynix festhalten – denn es wird eine Zeit nach dem Einbruch geben.

US-Sanktionen gegen China ein großes Problem

Auf die Werke in China blickt SK Hynix ebenfalls mit ein wenig Sorge. Aktuell habe man eine Ausnahmegenehmigung erhalten, hofft darauf, auch in Zukunft nochmals eine zu bekommen. Verschiedene Pläne sind jedoch bereits in der Mache, falls dem nicht so ist: Unter Umständen könnten Wafer in Südkorea beispielsweise mit EUV belichtet, dann verschifft und letztlich in den chinesischen Werken fertiggestellt werden.

Sollte sich dies als wenig haltbar herausstellen, könnten am Ende die kompletten Fabriken auf dem Prüfstand und damit eventuell gar dem Verkauf stehen, erklärte SK Hynix im Conference Call die mögliche letzte Stufe dieses Notfallplans. Was das für das Geschäft der Sparte Solidigm, der von Intel übernommenen SSD-Abteilung, bedeutet, ist nicht absehbar.

Update

Im Nachgang zu dem Conference Call schlug vor allem die Überlegung des Abstoßens der Fabriken in China hohe Wellen, weshalb SK Hynix ein zusätzliches Statement veröffentlicht hat. Dort relativiert der Hersteller die Andeutungen, verneint sie aber als allerletzte Möglichkeit nicht.

We would like to clarify our position with regard to the operation of our fabs in China as below:

- During the 3Q22 earnings conference call, one of our executives made general statements that we could consider a contingency plan in the future *IF* various business circumstances such as geopolitical issues arise, which make it difficult for us to operate our Chinese fabs.

- Particularly, comments on the possible transfer of the Chinese facilities are based on extreme cases with low possibilities. We want to make it clear that we haven't reviewed such options in detail and seriously.

- We are currently operating our China fabs without issue as we were given by the Department of Commerce a one-year authorization on the US export controls on chip-manufacturing equipment and we expect to continue the normal operations of our fab in China.