VATM-Marktanalyse: Glasfaserausbau kommt trotz Streit um Förderung voran
Sowohl der Ausbau als auch die Nutzerzahlen von Glasfaseranschlüssen schreitet voran, ist die erwartete Erkenntnis der TK-Marktanalyse des alternativen Provider-Verbands VATM. Was derzeit aber die Gemüter berührt, sind die Förderbedingungen für den Glasfaserausbau. Der VATM spricht sich für weniger staatliche Gelder aus.
Die TK-Marktanalyse 2022 hat die Beratungsfirma Dialog Consult im Auftrag des VATM erstellt. Bei den Zahlen für 2022 handelt es sich um Schätzungen für die Werte, die zum Jahresende erreicht werden.
Glasfaser kommt voran
Bei Glasfaser nimmt das Wachstum zu. Der Schätzung nach steigt die Anzahl der gebuchten Glasfaseranschlüsse auf 3,4 Millionen, was einem Marktanteil von 9 Prozent entspricht. Das wären 800.000 mehr als im Vorjahr. 9,2 Millionen der Anschlüsse – und somit 24,4 Prozent – laufen über das Kabelnetz, führend sind aber weiterhin die DSL-Anschlüsse mit 25,1 Millionen. Das entspricht rund zwei Drittel der deutschen Haushalte, der Trend ist aber rückläufig. So sinkt der Anteil der DSL-Anschlüsse von 68,7 Prozent im Jahr 2021 auf prognostizierte 66,6 Prozent in diesem Jahr.
Insgesamt verfügbar sind mittlerweile 12,3 Millionen Glasfaseranschlüsse – solche Anschlüsse sind technisch betriebsbereit. Das heißt: Die Glasfaserleitungen liegen entweder bis zum Haus oder so nahe am Grundstück, dass diese binnen kurzer Zeit betriebsbereit sind. Wenn 3,4 Millionen gebucht sind, entspricht das einer sogenannten Take-up-Rate von 27,6 Prozent. „Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass Kunden nicht ohne weiteres aus ihren Verträgen herauskommen“, sagt Andreas Walter von Dialog Consult. Zudem dauere es generell, bis Kunden auf neue Technologien umstellen. Beobachten lässt sich laut der VATM-Studie weiterhin, dass die Wettbewerber eine höhere Take-up-Rate als die Telekom haben.
Wirft man einen Blick auf die verwendeten Bandbreiten, zeigt sich ebenfalls, dass die Geschwindigkeiten steigen. So sollen Ende 2022 insgesamt 2,2 Millionen Haushalte einen Gigabit-Anschluss nutzen, 2021 waren es noch 1,5 Millionen Haushalte. Ebenfalls mehr Anschlüsse finden sich mittlerweile im Bereich von 250 bis 1.000 Mbit/s, hier steigt die Anzahl auf 4,5 Millionen.
Kurzfristiger Förderstopp ist kein Problem
Investitionen erreichen einen Höchststand mit prognostizierten 11,6 Milliarden Euro für das Jahr 2022. Auf die alternativen Netzbetreiber entfallen der Studie nach 7 Milliarden Euro, von der Telekom stammen 4,6 Milliarden Euro.
Die Netzbetreiber stecken also Geld in den Ausbau, hinzu kommen zudem die staatlichen Fördergelder. Die führten aber in den letzten Tagen zu einem kleinen Aufschrei. Denn die Fördertöpfe sind mittlerweile leer, die für das Jahr 2022 veranschlagten 3 Milliarden Euro reichen aufgrund der hohen Nachfrage nicht bis zum Jahresende. Daher erfolgte ein Förderstopp, derzeit können Städte und Gemeinde keinen Bundeszuschuss für den Glasfaserausbau beantragen. Laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur soll es erst im Jahr 2023 weitergehen.
Dagegen protestieren 15 Bundesländer und kommunale Spitzenverbände. Der Förderstopp müsse aufgehoben und „die neue Förderung am 1.1.2023 unmittelbar an die bestehende Förderung anschließen“, heißt es in einem Brief, aus dem die Tagesschau zitiert. Das Bundesministerium bestätigte mittlerweile, dass es im kommenden Jahr weitergeht – allerdings mit neuen Regeln. So soll das Fördervolumen für 2023 3,1 Milliarden Euro betragen, also ungefähr so viel wie in diesem Jahr.
Für den VATM und weitere Netzbetreiber ist der Förderstopp derweil kein Problem. Angesichts der Aktivitäten sollte dieser den Ausbaualltag ohnehin nicht beeinträchtigen. Denn der Treiber für den Glasfaserausbau wäre der privatwirtschaftliche Ausbau. Das solle auch so beibehalten werden.
„Privatwirtschaftliche Investitionen sind schneller und billiger“, sagt VATM-Präsident David Zimmer. Förderprogramme sollen sich demnach vor allem auf solche – insbesondere ländliche – Regionen beschränken, in denen der Ausbau nicht wirtschaftlich ist und bis heute vielfach noch keine Anschlüsse mit 100 Mbit/s verfügbar sind. „Aber auch dort wo diese Aufgreifschwelle dann fällt, muss gelten: Privat vor Staat. Denn mehr als 50 Milliarden Euro internationales Kapital stehen für den Glasfaserausbau in Deutschland zur Verfügung, das allermeiste davon für den ländlichen Raum. Das dürfen wir nicht durch eine Art Förder-Tsunami gefährden“, so Zimmer.