Activision-Übernahme: Microsoft lästert über Xbox, Sony über Battlefield

Max Doll
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Activision-Übernahme: Microsoft lästert über Xbox, Sony über Battlefield
Bild: EA

Die Activision-Übernahme durch Microsoft steht mittlerweile im Visier von Marktwächtern. Das führt zu unterhaltsamen Blüten: Während Microsoft die Xbox-Konsolen in die Bedeutungslosigkeit erklären will, lästert Konkurrent Sony über die Battlefield-Serie. Beide wollen damit die laufenden Wettbewerbsverfahren beeinflussen.

Im Kern geht es dabei um die Bedeutung von Call of Duty und die Frage, ob die Übernahme dieser Marke Microsoft massive Vorteile verschafft. Denn das Unternehmen hätte dann die Wahl, die Shooter nicht, in ein paar Jahren nicht mehr oder verzögert auf der PlayStation anzubieten – oder aber den Xbox-Versionen zusätzliche Features zu spendieren und damit die eigene Konsole attraktiver zu machen.

Call of Duty has become synonymous with the FPS category and is the benchmark against which all other FPS games are measured. Through its 20-year existence, no game has managed to rival Call ofDuty's brand loyalty and network.

Sony

Sony argumentiert, dass die dominierende Stellung von Call of Duty zu groß sei. Das Spiel sei so breit etabliert, dass Konkurrenten, „egal wie gut sie ausgerüstet sind“, nicht Schritt halten könnten. „Andere Publisher haben nicht die Ressourcen oder die Expertise, um den gleichen Erfolg zu erzielen“, argumentiert (PDF, S.6) der Konzern laut Dokumenten der britischen Wettbewerbshüter. Als Beleg werden die Bemühungen anderer Entwickler herangezogen. Seit Jahren versuche EA, Call of Duty Konkurrenz zu machen, könne aber keineswegs mithalten: 88 Millionen verkaufte Battlefield stehen 400 Millionen Kopien von Call of Duty gegenüber, schreibt Sony, obwohl EA durchaus wisse, wie man erfolgreiche Spiele im Markt etabliere.

Microsoft hält Call of Duty für schlecht

Auf der anderen Seite der Übernahme redet man sich hingegen selbst klein. Es geht vor allem um den Mobile-Markt, argumentiert Microsoft, schließlich habe Call of Duty auf Konsolen nur geringe Bedeutung. Die Serie sei der Stellungnahme zufolge in Umfragen durchgängig nicht in der Spitze von Wahlkategorien wie „Spiel des Jahres“ und auf Social-Media-Plattformen kein Gegenstand heißer Diskussionen.

Im Grunde sagt Microsoft damit, dass Call of Duty kaum jemanden interessiert und auch nicht besonders toll ist – und einzigartig am Markt oder in Features sei ein Call of Duty ohnehin nicht, behauptet der Konzern um zu belegen, dass der Kauf von Activision keine massiven Vorteile am Markt beschert. Tatsächlich sind die Bewertungen von Call of Duty selten berauschend, die Verkaufszahlen allerdings schon.

Sony hat die besseren Spiele

Um zu belegen, dass Activision die Xbox nicht zur marktbeherrschenden Marke mache, argumentiert Microsoft noch auf einem zweiten Wege, indem sich selbst anhaltender Misserfolg attestiert wird. „Sonys PlayStation ist seit über 20 Jahren die größte Konsolenplattform“, die „mehr als doppelt so viel Marktanteil wie Xbox besitzt“, schreibt Microsoft (PDF, S.1) als Antwort auf die Argumentation des Wettbewerbers. Seit dem Einstieg in den Gaming-Markt war „Xbox die Nummer 3 hinter Sony und Nintendo in jeder einzelnen Konsolengeneration“ und „weit entfernt davon, eine echte Marktstellung zu haben“.

Darüber hinaus handele es sich bei Sony um einen doppelt so großen Publisher wie Microsoft, der tolle Marken besitze, so stellt es Microsoft fest. „Sony hat mehr exklusive Spiele als Microsoft, viele davon weisen eine bessere Qualität auf“, steht auf Seite 62 zu lesen, wo diese Behauptung mit Verweis auf Verkaufszahlen, Preise und Durchschnittswertungen belegt wird. Nicht einmal der Game Pass sei ein Hoffnungsstreifen am Horizont, weil er im besten Fall 5 Prozent Marktanteil besitze und weder bei Umsatz noch Kundenanzahl mit dem Marktführer PlayStation Plus konkurrieren könne. Deshalb, so die Schlussfolgerung, stelle weder die Übernahme von Activision noch ein etwaiges Verschwinden von Call of Duty von PlayStation-Konsolen ein Problem dar, behauptet Microsoft.

So lässt sich Schwarz auf Weiß nachlesen, dass die Geschichte der Xbox im Grunde die eines permanenten Versagens ist und dass Sony einfach die besseren Produkte baut. Solche Äußerungen wirken grotesk und unterhaltsam, müssen aber vor dem Hintergrund einer möglichen Vereitlung des Activision-Kaufs durch Kartellbehörden gesehen werden. Sie sind nur strategisches Mittel zum Zweck der Verhinderung dieses Erwerbs oder dessen Durchsetzung.